Archiv der Kategorie: Nachbetrachtung

Euro-Classics 2008 – „Komm, Ümit, nimm deine Leiter mit auf’s Feld!“

Was bleibt für Österreich von der Heim-EM? Ein paar gute Sprüche von Josef Hickersberger („Haben nur unsere Stärken trainiert, darum war die Einheit nach 15 Minuten vorbei“). Zu spätes Aufwachen gegen Kroatien. Eine Lastwagenladung vergebener Großchancen gegen Polen. Und ein Endspiel gegen Deutschland, in dem Michael Ballacks Gewaltschuss das Ende besiegelte. Aber auch Formationen, in denen seither kein ÖFB-Team mehr gespielt hat – vor allem das 3-4-2-1 gegen Kroatien und das für dieses Spiel perfekt passende 3-4-3 gegen die Deutschen. In in dieser Gruppe auch so ihre Mühe hatten.

Österreich - Kroatien 0:1 (0:1)

Österreich-Kroatien 0:1 (0:1)

Ein Rempler von Aufhauser, ein Pfiff von Referee Vink – das Spiel war 2 Minuten und 42 Sekunden alt, als es die richtige Entscheidung auf Elfmeter gab. Luka Modrić verwandelte sicher.

Die Österreicher? In einer Schockstarre, und die ultra-defensive Aufstellung half dabei nicht weiter. Nominell schickte Hickersberger ein 3-4-2-1 auf’s Feld, mit nur drei offensiv denkenden Spielern, und die waren zunächst weitgehend vom Spiel abgeschnitten. Das lag auch an den Wings-Backs – was Standfest und vor allem Gercaiu an Pässen ins Nirwana schlugen oder gleich direkt zum Gegner, war ein Wahnsinn.

Hinzu kam, dass die Kroaten mit der Art und Weise, wie sie ihr 4-4-2 interpretierten, die Schwächen der Österreicher gut nützten. Continue reading

Groundhopping-Bericht: Wenn die Finnen bei den Schweden

Die große nordeuropäische Rivalität – Schweden gegen Finnland! Im Finale der Eishockey-WM hatte Suomi zuletzt das Tre-Kronor-Team 6:1 gedemütigt, von aufgeheizter Stimmung war bei der Quali-Partie zur Fußball-EM im altehrwürdigen Råsunda von Stockholm aber nichts zu sehen. Im Gegenteil: Es ging so entspannt zu, wie es den Leuten dort halt eben entspricht.

So geht's auch: Finnische Fans und die schwedische Polizei vor dem Match

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EM-Qualifikation für 2012
Ernst-Happel-Stadion, Wien, 25. März 2011
Österreich - Belgien
0-2
Tore: 6' und 49' Witsel

Doppel-Axel erlegt Österreich

Schön war’s nicht. Erfolgreich auch nicht. Aber war beim 0:2 gegen Belgien wirklich alles schlecht beim ÖFB-Team? Sicher, kaum ein Österreicher erreichte Normalform – es war eine seltsam gehemmte Leistung einer Mannschaft, die sich nicht genug zutraute. Was zeigt: Mit hohen Erwartungen kann das Team nicht umgehen.

Österreich – Belgien 0:2

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Champions League 1994/95 | Finale
Ernst-Happel-Stadion, Wien, 24. Mai 1995
Ajax Amsterdam - AC Milan
1-0
Tore: 85' Kluivert

Ballverliebt Classics – Das letzte große Ajax

Mit Johan Cryuff dominierte Ajax die frühen 70er-Jahre. Mit drei Meistercup-Titeln in Folge. Das letzte Ajax-Team von echtem Weltformat war das Mitte der 90er: Louis van Gaal holte mit seiner Rasselbande von Jungspunden 1995 die Champions League. Mit einem 1:0 im Finale von Wien.

Heute scheint es wie aus einem anderen Leben. Aber kaum eine Mannschaft rüttelte Mitte der Neunziger so am Establishment aus Italien wie die von Ajax Amsterdam. Das Team von Louis van Gaal war das letzte Team aus einer nicht ganz so finanzstarken Liga, das vor dem Bosman-Urteil und dem schrittweisen Fallen aller Ausländerbeschränkungen geschafft hat, über einen längeren Zeitraum eine dominante Rolle in Europa zu spielen. Heute ist jeder Spieler der größeres Talent zeigt, sofort auf der Insel oder in Spanien. Doch die Rasselband von damals – Durchschnittsalter 24,7 Jahre – liest sich auch viele Jahre danach noch wie ein Who is Who.

Der Höhepunkt dieser Ära? Natürlich der Titel der Champions League. Am Mittwoch, dem 24. Mai 1995 traf Ajax im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf den AC Milan: Die Routiniers (im Schnitt vier Jahre älter als der Gegner) aus Italien mussten zwar in der Gruppenphase zwei Niederlagen gegen Ajax einstecken, galten aber als Titelverteidiger mit viel Erfahrung nicht als Außenseiter.

Ajax Amsterdam - AC Milan 1:0

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Επόμενη στάση: Ελλάδα (Nächster Halt: Griechenland)

„Epomeni stasi“ – also „Nächster Halt“, das bekommt man in Griechenland oft zu hören, wenn man sich mit Bus oder U-Bahn durch das Land bewegt. Genau das habe ich neun Tage lang gemacht. Ein Lokalaugenschein in dem Land, das hierzulande durchaus unterschätzt wird. Denn selbst Abstiegskandidat Panionios würde nach den Eindrücken des Gesehenen in der österreichischen Liga locker um die Europacup-Plätze mitspielen können.

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Was bleibt, was war gut, was weniger? Das war Katar 2011

„Ich habe mich entschieden, weit weg von Italien zu trainieren, um mich von der dortigen Schizophrenie zu entgiften. Ich bin zurückgekehrt zu der Arbeit, die mir am meisten gefällt – den Fußball zu lehren!“ – Das sagt Alberto Zaccheroni. Jener Mann, der das tolle japanische Team zum Sieg im Asien-Cup geführt hat.

Schon nach dem ersten Gruppendurchgang musste jeder, der mehr gesehen hat als nur die Ergebnisse, wissen: Der Titelgewinn führt nur über diese bärenstarken Japaner – obwohl es im ersten Spiel gegen Jordanien „nur“ ein 1:1 gegeben hat. Im Nachhinein betrachtet, im Lichte dessen, was die Jordanier erreicht haben, verwundert dieses Resultat nicht mehr. Nach 32 Spielen, die Ballverliebt analysiert hat, darf natürlich ein Debriefing nicht fehlen. Eine Zusammenfassung dessen, was das Turnier Katar 2011 so alles gebracht hat.

Das Problem mit dem All-Star-Team

Ballverliebt-Allstars des Asiencups 2011

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Die ’10-Besten (oder: Ein halber Jahresrückblick)

Seit der WM in Südafrika im Sommer analysiert Ballverliebt Spiele regelmäßig – und zum Jahreswechsel gibt’s noch mal die zehn besten, interessantesten, richtungsweisendsten Spiele. Die Reihenfolge ist willkürlich und nicht allzu eng zu sehen!

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Ballverliebt Classics – A Tragédia do Sarriá

In Memoriam Enzo Bearzot (1927-2010): Das zentrale Spiel beim italienischen Weltmeistertitel 1982 war das 3:2 im letzten Zwischenrundenspiel gegen die Übermannschaft aus Brasilien im Sarriá-Stadion von Barcelona. Für die Seleção bis heute die zweitgrößte sportliche Katastrophe. Für Bearzot der entscheidende Sieg.

Zwölf Jahre vor diesem Spiel hatten sich Brasilien und Italien im WM-Finale getroffen. Damals, 1970 in Mexiko, behielt die individuelle Genialität der Seleção die Oberhand. Vor diesem Spiel am Montag, dem 5. Juli 1982 waren die grundsätzlichen Vorzeichen ähnlich: Brasilien, mit den überragenden Einzelspielern, der WM-Favorit; gegen Italien, mit den tendenziell eher langweiligen Ergebnis-Fußballern. Noch dazu hatte Brasilien eine komfortable Ausgangsposition: Ein Remis in diesem letzten Zwischenrundenspiel hätte für das Semifinale gegen Polen – gemeinhin als Freilos erachet – gereicht. Aber die Seleção hat es übertrieben. Und Enzo Bearzots Team das ausgenützt.

Italien – Brasilien 3:2 (2:1

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Gute Wechsel retten Juve den Punkt

Salzburg holt den ersten Punkt in der laufenden EL-Gruppenphase. Gegen eine recht biedere Mannschaft von Juventus Turin zeigten die Bullen eine ordentliche Leistung, sodass das Resultat von 1:1 absolut in Ordnung geht. Gelungene Wechsel von Juve-Coach Del Neri retteten den Rossoneri in der zweiten Hälfte den Punkt.

RB Salzburg - Juventus Turin 1:1

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