Archiv der Kategorie: Frauen-Fußball

Oliwia Woś: „Wir waren einfach… zu positiv!“

Von den 22 Spielerinnen, die bei den beiden Playoff-Spielen zur Frauen-EM zwischen Polen und Österreich in den Startformationen gestanden sind, spielte keine einzige ihren Liga-Fußball in Polen und nur eine in Österreich. Dafür zwei in Italien, je drei in Spanien, Frankreich und England – und acht in Deutschland.

Und zwei sind sogar in Deutschland aufgewachsen: Polens Sechser Tanja Pawollek, die aus dem Frankfurter Umland kommt – und die polnische Innenverteidigerin Oliwia Woś. Sie ist in Olesno in Oberschlesien geboren, aber in Witten aufgewachsen, dort wo auch Alexandra Popp herkommt, zwischen Essen und Dortmund. Ein Ruhrpott-Kind.

Dank ihr ist Witten auch nach dem Ende der Nationalteam-Karriere von Popp bei der kommenden EM vertreten. Ballverliebt hat sich nach der überraschend geschafften Qualifikation gegen Österreich mit der 1,82 Meter großen und 25 Jahre alten Woś – die nach ihrem Studium der Liberal Arts & Sciences an der University of Indiana 2022 zum FC Zürich gegangen ist, nun beim FC Basel unter Trainerin Kim Kulig spielt – unterhalten.

 
 
 
 
 
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Playoff-Pleite gegen Polen: Mia san verdammte Scheiße net dabei

Glasige Augen, wohin Oliwia Woś am Eingang des Spielertunnels auch blickte. Die über 1,80m große polnische Innenverteidigerin verteile Umarmungen – an Marie Höbinger und Viktoria Pinther, mit denen sie beim FC Zürich gemeinsam Schweizermeister geworden war. Und an Tanja Pawollek, ihre eigene Teamkollegin, die Rotz und Wasser heulte – völlig überwältigt davon, dass sich Polen erstmals für eine Frauen-EM qualifiziert hatte.

Und Österreich? Vor fast auf den Tag genau einem Jahr gab Manuela Zinsberger feixend den Satz „Mir san verdammte Scheiße zweiter Platz“ zu Protokoll, nachdem Österreich eben diesen mit einem 2:1 gegen Norwegen in der Nations-League-Gruppe fixiert hatte. The future was looking bright, doch mit Blick auf die EM gilt nach den beiden 0:1-Niederlagen im entscheidenden Playoff-Duell gegen Polen: Mia san verdammte Scheiße net dabei.

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3:0 und 2:1 über Slowenien, aber zufrieden ist niemand

„Schee hostas eineg’schoben!“ Was auffällig war, als Manuela Zinsberger mit einem gewohnt lautstarken Zwischenruf die nebenan zu ihren beiden Elfmeter-Toren interviewte Sarah Puntigam sichtlich aus dem Redefluss riss? Es fiel auf, dass es überhaupt auffiel. Österreichs Frauen haben nach dem 3:0 in Koper ein 2:1 in Ried nachgelegt, Slowenien in der ersten der beiden EM-Playoff-Runden pflichtgemäß eliminiert. Mehr aber auch nicht. Es gab keinerlei feixende Jubelstimmung.

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Abenteuer Kolumbien: Österreich bei der U-20-WM

Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremsen? Naja, irgendwann ist man nach einigen Party-Polonaisen durch die Katakomben mit dem Mallorca-Hit aus der Boombox doch auf eine Truppe geprallt, die besser war. Nicht nur ein bisschen, die U-20-Mädels waren in ihrem WM-Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Nordkorea schon einigermaßen mittellos, vor allem in Unterzahl und Rückstand. Nur: Wir reden hier von einem WM-Achtelfinale. Noch nie hatte ein österreichisches Frauen-Team überhaupt bei einer WM spielen können.

Als U-17 haben sie ihre komplette EM samt Qualifikation an Corona verloren. Als U-19 dann: Siege gegen England, Deutschland, Italien, den späteren WM-Halbfinalisten Niederlande. Und als U-20 gab es das 6:0 im Playoff gegen Island sowie Erfolge gegen Ghana und Neuseeland bei der WM selbst.

They’ve come a long way. Wie viele von ihnen den nächsten Schritt schaffen werden?

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Stabilisiert, durchgebrunzt, ausgelaugt: Das seltsame Pariser Olympia-Turnier

Rekordsieger USA holt das Gold, der kommende WM-Ausrichter Brasilien das Silber und Vize-Europameister Deutschland Bronze. Das Ergebnis dieses Olympischen Frauenfußball-Turniers ist klar, sonst aber nicht besonders viel – selbst bei den Top-3. Konnten wir vor drei Jahren bei Tokio von einem großartigen und wilden Turnier sprechen, das viele Narrative für das neue Jahrzehnt aufsetzt, muss nach Paris 2024 konstatiert werden:

Diese Olympischen Spiele haben mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.

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Olympia Preview: Gold für Spanien am Silbertablett?

Europameister bei den Männern? Spanien. Amtierender Nations-League-Sieger? Spanien, bei den Männern und den Frauen. Amtierender Frauen-Weltmeister? Genau, Spanien. Sieger der Women’s Champions League? Der FC Barcelona, zum dritten Mal in den letzten vier Jahren.

Zum ersten Mal haben sich Spaniens Frauen nun auch für ein Olympisches Turnier qualifiziert und selbstverständlich sind Aitana Bonmatí und Co. der klare Favorit auf Gold. Wer soll sie schlagen – das US-Team, auf der Suche nach einer neuen Identität? Die Französinnen, die im Nations-League-Finale im Februar völlig chancenlos waren? Titelverteidiger Kanada, die wankelmütigen Deutschen, die aufstrebenden Australierinnen, die cleveren Japanerinnen oder gar der kommende WM-Gastgeber Brasilien?

Oder spielen sie alle in Wahrheit nur um Silber oder Bronze?

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Sissi: „Die WM 1999 hat mein Leben, meine Generation verändert!“

Vor 25 Jahren hat die Frauen-WM 1999 den Sport von Grund auf verändert. Brasiliens Spielmacherin Sissi war einer der Stars des Turniers, wurde Torschützenkönigin. Sie hat sich fast eineinhalbstunden Zeit genommen, um mit uns zu sprechen – über das Turnier damals, die Anfänge in Brasilien und die Lage des Frauenfußballs dort vor der Heim-WM 2027 – und warum die Niederlage im Halbfinale von 1999 wahrscheinlich wegweisend für ihr restliches Leben sein sollte.

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0:4 beendet ernüchterndes Frühjahr für ÖFB-Frauen – woran lag’s?

Das Ende war doch eher ein Anti-Klimax. Mit einem soliden Heimsieg gegen Polen im 100. Länderspiel von Manuela Zinsberger und einer deutlichen Klatsche in Deutschland trudelte die Gruppenphase der EM-Qualifikation für die ÖFB-Frauen aus – eine realistische Chance auf das Direkt-Ticket gab es ohnehin nicht mehr und die (geringe) Gefahr eines Abstiegs wurde mit dem 3:1 über Polen endgültig gebannt.

Nachdem der vergangene Herbst mit Nations-League-Platz zwei vor Norwegen großen Optimismus versprüht hat, war dieses Frühjahr doch eher eine Ernüchterung. Vor allem die dünnen Vorstellungen in den entscheidenden Duellen gegen Island drücken auf die Stimmung, das 0:4 in Hannover aber ebenso wie auch der Umstand, dass die Auslosung für die erste Playoff-Runde Slowenien gebracht hat – also genau den einen der acht möglichen Gegner, den Teamchefin Irene Fuhrmann ausdrücklich nicht haben wollte.

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Starke Saison endet mit Reinfall in Reykjavík

„Fakt ist: Wir haben heute das einfach echt verkackt! Wir haben’s zuhause auch verkackt. Es ist einfach… net gut.“ Wenige Minuten nach dem Abpfiff in Reykjavík nahm sich Barbara Dunst wie gewohnt kein Blatt vor den Mund, als sie ÖFB-Pressesprecher Jonas Dormann dieses Statement ins Aufnahmegerät diktierte. Vorangegangen war ein Spiel im nordatlantischen Sturmwind, das aus österreichischer Sicht noch wesentlich ernüchternder verlaufen war, als das Resultat von 1:2 aussagt.

Der missratene Doppel-Spieltag mit nur einem statt der erhofften mindestens vier Punkte gegen den direkten Gegner um ein Fix-Ticket für die EM war das Ende einer für die meisten Spielerinnen an sich recht guten Saison.

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Österreich 1, Island 1: Des Gegners Spiel aufgedrückt bekommen

Nein, die Entscheidung auf Hand-Elfmeter für Island war nicht leicht zu verdauen. Aber nein, ein Sieg für die ÖFB-Frauen gegen Island wäre auch nicht verdient gewesen. Österreich lag im EM-Qualispiel in Ried lange vorne, doch waren die Gäste aus dem Nordatlantik dem Sieg näher. Dass das kein Glanztag war, stritt im rot-weiß-roten Lager niemand ab.

Dafür regierte ein beinahe schon mantra-artiges Sich-Selbst-Gut-Zureden. Tenor: Wir gewinnen jetzt halt in Reykjavík und unter Druck sind wir sowieso stark. Ist es wirklich so einfach?

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