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Über Tom Schaffer

Journalist und als langjähriger Mittelfeldmotor stolzer zweifacher steirischer Jugendvizemeister. Fan des Offensivkicks und des englischen Fußballs.

Steven Gerrard vs Wayne Rooney

Premier Leaks #14: Liverpool vs ManUnited: Um alles, was heilig ist

Scousers und Mancunians mögen einander nicht besonders. Sonntag geht es in Englands größter Fußballrivalität ums Prestige – aber nicht nur

„3:0“ stand es in großen Ziffern Mitte Dezember im Old Trafford auf der Anzeigetafel geschrieben nach dem letzten Treffen von Manchester United und dem FC Liverpool. Zehn Punkte lagen zwischen den Mannschaften. Die Red Devils waren in ihrer bis heute anhaltenden Selbstfindungsphase unter dem gewöhnungsbedürftigen Louis van Gaal Dritter, die Reds wenige Monate nach ihrem sensationellen Vizemeister-„Titel“ unter Brendan Rodgers nur Elfter und in einer Sinnkrise.

Der Fußball ist ein extrem schnelllebiges Geschäft. Rodgers (ein Van Gaal-Bewunderer) änderte praktisch sofort danach sein System. Seither wurde kein Ligaspiel mehr verloren, immer wieder auch mitreißender Fußball gezeigt. Hätte die Premier League am Tag nach der Enttäuschung gegen United begonnen, würde Liverpool sie heute anführen. Nur zwei Punkte fehlen nun auf den großen Erzrivalen ManUnited, bevor dieser (4.) am Sonntag (14:30, sky live) zur 192. Auflage des Duells gastiert.

Begeisternden Fußball zeigt man dort zwar auch heute noch nicht, aber just am Vorwochenende des nordwestenglischen „Derbys“ überzeugte man gegen Tottenham (3:0) endlich einmal so richtig. Van Gaal hat auf die offensichtlicheren Probleme der vergangenen Monate reagiert. Der formschwache Robin van Persie ist verletzt, Transfer-Flop Radamel Falcao spielt weniger.

Es steht viel auf dem Spiel

Der positive Trend beider Teams ist ein vielversprechendes Vorzeichen für ein Match, dessen Bedeutung im Weltfußball nur wenige Parallelen kennt. Es ist wie das „Clasico“ zwischen Real und Barcelona (das übrigens auch am Sonntag stattfindet) eines dieser Spiele, für die sich Freunde rund um den Globus zum Fernsehen treffen, sofern sie nicht viel Geld in Flüge und Tickets investieren, um wenigstens einmal im Leben vor Ort dabei zu sein.

Diese Bedeutung überträgt sich auch auf die Superstars am Feld. Nur im Merseyside-Derby wurden in der Premier League-Ära mehr Rote Karten ausgeteilt, als in den Duellen zwischen LFC und MUFC. Zwar kämpfen die Teams derzeit nicht wie in den vergangenen Jahrzehnten um den Meistertitel, aber der zweite Platz in der Tabelle wäre nicht mehr außer Reichweite. Angesichts der Schwierigkeiten beider Klubs in jüngeren Jahren würde dieser schon einen größeren Erfolg darstellen.

Was finanziell noch wichtiger wäre, ist Platz vier. Diesen wird der Sieger der Begegnung mindestens einnehmen. Wer gewinnt, hat damit vorerst einen Startplatz für die Champions League, der Verlierer nicht – dafür dann acht Runden vor Schluss langsam Grund zur Nervosität. Mit der CL-Qualifikation geht es auch um Geld und mit allem, was in diesem Duell sonst noch mitspielt, geht es auch ohne Trophäe um so ziemlich alles, was im Fußball heilig ist.

Wer ist größer?

Beide Klubs stellen den traditionell Anspruch, der größte Fisch im englischen – ach was – weltweiten Fußball-Teich zu sein. Jeder hat dafür auch seine Argumente: Liverpool hat ein paar internationale Titel mehr, ManUnited etwas mehr nationale.

Die vergangenen zwei Jahrzehnte sind für dieses Quasi-Patt natürlich entscheidend. 1994 begrüßte die Kop, Liverpools Tribüne für die Hardcore-Fans, den Gegner aus dem nahen Nordosten noch mit einem Transparent. Auf dem Stand: „Come back when you’ve won 18!“ Diese Anzahl von Titeln machte den LFC damals zum klaren Rekordmeister, Manchester United hatte nur acht am Konto. Alex Ferguson hat sich das zu Herzen genommen und trat 19 Jahre später mit 20 Ligatiteln ab. Die Reds waren ein paar mal knapp dran, aber haben seit 1990 keinen dazugewonnen.

Dass die Klubs internationale Schwergewichte sind, zeigt sich natürlich auch an ihren Wirtschaftsdaten. Obwohl 2013/14 beide keine großen Erfolge und internationalen Preisgelder einheimsen konnten, gehören sie zu den zehn finanzkräftigen Klubs in Europa (aktuell ManUnited: 2., Liverpool: 9.). Ihre Stadien sind immer voll und Kultstätten. Anfield ist mittlerweile zu klein geraten und steht in den kommenden Jahren vor einer lange hinausgezögerten Vergrößerung, während Old Trafford ohnehin bereits riesig ist.

Beide Teams gehören mittlerweile amerikanischen Investoren. In Liverpool genießen die Hausherren aber ein wesentlich besseres Ansehen. Sie haben den Klub aus den ökonomischen Schwierigkeiten ihrer Vorgänger geführt. In Manchester macht man die Chefs für die eigenen Probleme verantwortlich.

Ernsthafte Abneigung

Wem eine sportliche Rivalität nicht genügt, um emotional etwas in die Begegnung zu investieren, der kann sich immer noch auf eine historische zwischen den Städten berufen. Liverpool und Manchester kämpfen schon lange um die ökonomische Vormachtstellung in der Region und des Einen Aufstieg war dabei gelegentlich des Anderen Schaden. Ausgerechnet das im United-Logo verewigte Schiff ist ein Symbol dafür. Der Ende des 19. Jahrhunderts nach Manchester gebaute Kanal hat in der vom Handelshafen gespeisten Stadt Liverpool so manchen Arbeitsplatz gekostet.

Diese Gedanken waren in den verblassenden Industriezeiten natürlich vordergründiger als in der heutigen, globalisierten Dienstleistungsgesellschaft, aber so schnell bekommt man so etwas doch nicht aus den Köpfen. Manchester United-Fans verunglimpfen die Rivalen-Vereinshymne immer noch mit dem alternativ getexteten „You’ll Never Get a Job“.

Scousers und Mancunians mögen einander einfach nicht besonders. Das zeigt sich auch daran, dass von beiden mit praktisch jedem anderen Klub reger Handel von Spielermaterial betrieben wird, aber seit über 50 Jahren kein Spieler mehr direkt zwischen LFC und MUFC wechselte. Gabriel Heinze wollte 2007 zu den interessierten Reds. United verbot es, die Fans verübelten es ihm, der Argentinier ging dann eben zu Real. Ex-LFC-Koryphäe Michael Owen hat (mit Zwischenstopps) im Endstadium seiner Karriere auch noch für die Red Devils gespielt. Das bekommt er noch heute in Form von rustikaler Rhetorik zu hören.

Steven Gerrard vs Wayne Rooney

Steven Gerrard führte einmal ein TV-Team durch seinen Trophäenraum und wies extra darauf hin, dass nie ein mit Spielern getauschtes Trikot von Manchester United dort hängen würde. Wayne Rooney „hasst“ Liverpool bekennenderweise als bei Everton aufgewachsener Langzeit-Mancunian.

Beiden Teams ist gemein, dass sie noch eine Spur „englischer“ als die sonstige Spitzen-Konkurrenz der Premier League sind. Vielleicht wird der Spirit der Rivalität auch deshalb besser konserviert. Mit Jordan Henderson, Raheem Sterling, Daniel Sturridge, Steven Gerrard, Glenn Johnson, Jordon Ibe, Jon Flanagan, Ricky Lambert und Adam Lallana hat die allgemein sehr junge Truppe von Liverpool neun Engländer unter sich.

Auch bei United (8) muss man die eben nicht mit der Lupe suchen. Superstar Rooney ist natürlich das Aushängeschild. Michael Carrick, Phil Jones, Chris Smalling, Ashley Young und Tyler Blackett spielen unter Van Gaal auch eine größere Rolle. Talente wie James Wilson und Nick Powell sollen den Sprung dorthin schaffen.

ManCity-Coach Manuel Pellegrini hat das jüngst als Grund ausgemacht, warum den schließlich erfolglosen Reds im Meisterschaftsfinale des Vorjahres die Herzen eher zuflogen als seinem Team. Den dritten Keeper mitgezählt hat er derzeit nur vier Engländer im Kader, Chelsea hat fünf, Arsenal sechs, Tottenham sieben.

Fast alle Spieler mit von der Partie

Am Sonntag werden beide Teams ziemlich alle derzeitigen Kräfte aufzubieten haben. Liverpool freut sich über die Rückkehr von verletzten Spielern. Lucas Leiva dürfte zwar noch geschont werden, kann nach langer Pause aber endlich wieder mittrainieren. Gerrard dominierte hingegen nach seiner Comeback-Einwechslung in Swansea (1:0) das Spiel. Er dürfte noch ein letztes Mal gegen das geringgeschätzte Manchester United spielen.

Bei Manchester United lasten die Hoffnungen auf Rooneys Liverpool-verachtenden Schultern, der mittlerweile in 250 Ligatore für den Klub involviert war – darunter ist allerdings erst ein Tor an der Anfield Road vor mittlerweile zehn Jahren (seither hat er dort nur zwei Mal auf ein Tor geschossen). Van Persie ist der einzige namhafte Eintrag der Verletztenliste. Regisseur Carrick ist hingegen wieder dabei, mit ihm macht man im Schnitt 0,6 Punkte mehr als ohne ihn.

Das restliche PL-Wochenende verblasst im Angesicht des großen Duells. Manchester City empfängt West Brom, Arsenal gastiert bei Newcastle, Stoke (Arnautovic) spielt gegen Crystal Palace und Aston Villa (Weimann) gegen Swansea (alles Samstag). Chelsea am Sonntag hat bei Hull eine Pflichtaufgabe vor sich.

Ursprünglich bei derStandard.at erschienen.

Euro 2016: So würde heute die Auslosung aussehen

Die Winterpause der EM-Qualifikation für Frankreich 2016 ist erreicht. Österreich hat nach Siegen gegen Russland, Montenegro, Moldawien und einem Remis gegen Schweden eine herausragende Ausgangsposition, um sich erstmals sportlich für eine EM zu qualifizieren.

UPDATE: So sieht es sieben Monate später aus! Continue reading

Premier Leaks #13: Louis van Gaal ist ein komplizierter Mann

Drüben bei meiner regulären Arbeitsstätte derStandard.at habe ich meine hier gestartete Premier Leaks-Reihe um einen Teil 13 ergänzt. Es ist ein Portrait über den neuen Trainer von Manchester United Louis van Gaal. Bei Interesse hier klicken.

„Böses Blut hinterlässt Van Gaal aber oft allein schon durch seine Bedingungslosigkeit. Kommt er zu einem Klub, lüftet er zuallererst seinen Kader. Wer in sein System nicht passt, wird gegangen. Auch bei Manchester United wirbelte er schon kräftig. Diesen Sommer ließ er Spieler wie Danny Welbeck, Shinji Kagawa, Chicharito, Patrice Evra und Tom Cleverly gehen, ManUnited kaufte dafür um 190 Millionen Euro ein, und Radamel Falcao ist dabei erstmal nur geliehen.“

Taktik-Interview mit Marcel Koller

Sorry, den Hinweis hatte ich hier fast vergessen. Ich hatte jüngst die Gelegenheit vor dem Beginn der EM-Qualifikation für Frankreich 2016 mit ÖFB-Teamchef Marcel Koller über taktische Belange des Nationalteams zu plaudern. Das Ergebnis gibts bei derStandard.at:

Standard: Zuletzt konnte man eine Wiederbelebung der Dreierabwehr beobachten. Beschäftigt Sie das oder steht dem ÖFB-Personal derlei nicht?

Koller: Ich habe das im Trainerteam besprochen. Es ist sicher eine Variante. Dies zu trainieren braucht aber Zeit, die wir jetzt nicht haben. Die Dreierkette ist für die Innenverteidiger ein anderes, engeres Spiel. Auch für die Außenspieler, die dann hin und her sprinten müssen. Wir haben jetzt zwei Jahre in einem System gespielt, das gibt den Spielern auch Sicherheit.

Drei Gründe, warum Ron Vlaars Elfmeter gegen Argentinien kein Tor war

„Ein Youtube-Video sorgt für Aufregung“, schreiben manche Medien derzeit. Eine verwackelte Aufnahme vom Penaltyschießen zwischen Argentinien und den Niederlanden soll eine Kontroverse auslösen, ob Ron Vlaars Elfmeter (der allererste der Serie) nicht vielleicht doch die Linie überquert hat, nachdem Sergio Romero in abgewehrt hat. Continue reading

Der ballverliebte Podcast zur WM 2014

Eine WM ist etwas Besonderes. Unsere User sind etwas Besonderes. Also haben wir auch etwas Besonderes für euch! Beim großen Ballverliebt-Podcast zur WM 2014 mit all den wichtigsten Infos zum bevorstehenden Turnier. Warum wird Deutschland nicht Weltmeister? Ist Kolumbien ohne Falcao stärker? Weshalb kann man auf England tippen? Und ist Belgien die Hipster-Mannschaft der WM? Wir klären all das und noch mehr!

Im kompakten Talkformat begrüßen Philipp und Tom die hochgeschätzten Kollegen Rene Maric (Spielverlagerung) und Francois Duchateau (Der Westen). Zum Anhören beim Einschlafen, beim Laufen, am Weg zur Arbeit, während der Arbeit oder wo auch immer sonst es passt! Continue reading

Das Champions League-Finalfeuerwerk auf Twitter

Über weite Strecken war das CL-Finale zwischen Atletico und Real eine zähe Angelegenheit, die sich dann aber zu einem spannungsgeladenen Drama zuspitzte. Am Ende gewann Real Madrid durch geschicktere taktische Wechsel viel zu hoch aber verdient mit 4:1. Wie sich die 120 Minuten auf Twitter abgespielt haben, zeigt diese hervorragend gelungene Visualisierung. Continue reading