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Kurzanalyse der WM-Gruppen: A & B

Es ist soweit, seit heute wissen wir, wer sich in der Gruppenphase der heurigen WM mit wem messen kann. Und herausgekommen sind ganz interessante Konstellationen. In unregelmässigen Abständen gibt es nun einen Kommentar zu den WM-Gruppen und den bisherigen Weg der Teilnehmer nebst einer am Status Quo basierenden Prognose.

Gruppe A: Südafrika, Mexiko, Uruguay, Frankreich

Der erste Weltmeister der WM-Geschichte, ein Finalist des letzten Turniers und zwei Mannschaften mit Potential treffen aufeinander. Trotz Schwächen in der Quali und maradonesker Nachhilfe von Thierry Henry im Play-Off gegen unglückliche Iren ist Frankreich zumindest am Papier immer noch Favorit auf den Gruppensieg. von Uruguay ist, gemessen an der Quali, auch keine Top Performance zu erwarten. In der Südamerika (CONMEBOL) Gruppe reichte es mit nur einem Punkt Abstand auf zwei Verfolger, aber vier Punkte hinter den viertplatzierten Argentiniern nur für die Relegation, in der man Costa Rica mit 1:0 und 1:1 knapp bezwingen konnte. Knapp war es auch für die Mexikaner, die am Ende punktgleich mit den Jamaikanern waren, jedoch das direkte Duell für sich entschieden – dafür aber immerhin die finale Gruppe gewinnen konnten. Auch für Südafrika sind die Vorzeichen nicht besonders gut. Von Siegen gegen Polen und Norwegen (wobei letztere die Revanche für sich entschieden) gelang kein einziger Sieg gegen stärkere Gegner in den Vorbereitungsspielen. Zultzt setzte es im Oktober sogar eine Niederlage gegen Island.

Fazit: Eine Gruppe der Qualifikations-Problemkinder mit einem Gastgeber, der bisher nicht in Fahrt gekommen ist. Prognose nach aktuellem Stand der Dinge: Frankreich sollte sich durchsetzen, Uruguay und Mexiko duellieren sich um Platz 2. Südafrika nur mit Aussenseiterchancen.

Gruppe B: Argentinien, Nigeria, Südkorea, Griechenland

Blasse Gauchos, stets für Überraschungen geeignete Teams aus Afrika und Asien, garniert mit den defensiven Mannen von Otto „Rehakles“ Rehhagel. Nach der Abwesenheit 2006 ist Nigeria wieder mit von der Partie. Die Qualifikation lief dazu souverän, zweimal gewann man die Gruppe, profitierte aber von einem Last-Minute-Blackout der Tuneser. Auch die Südkoreaner marschierten ziemlich unbedrängt durch ihre Qualifikationsphase. Anders hingegen die stetigen Titelfavoriten aus Argentinen: Lange war die Qualifikation in Frage, erst mit zwei Siegen zum Schluß stellte man die Direktteilnahme sicher – im Moment bewegen sich die Argentinier aber klar unter den Erwartungen. In einer nominell eher schwachen Gruppe konnten die Griechen schlußendlich doch noch überraschend aufspielende Letten abhängen und sich hinter der Schweiz auf Rang Zwei platzieren. Im Play-Off zitterte sich Rehhagels Team – bekannt für effizienten, aber nicht besonders schönen Fußball – gegen die Ukraine ins Endturnier.

Fazit: Spannende Gruppe, wenn auch nicht auf höchstem Niveau. Prognose nach aktuellem Stand: Den Gauchos ist ein „Aufwachen“ zuzutrauen, aber auch Nigeria und Südkorea sollte man nicht abschreiben. Die Griechen sitzen nach drei Spielen vermutlich wieder im Flieger.

Nächstes mal: Gruppen C & D

Beobachten, Analysieren, Lernen.

Die Qualifikation ist zu Ende. Lernen könnte man daraus viel – wenn man daraus lernen wollte.

Kleines Gedankenexperiment: Daniel Beichler als Solospitze, wie er das bei Sturm seit der Haas-Verletzung spielt. Im offensiven Mittelfeld Veli Kavlak, Jakob Jantscher und Christopher Drazan (wahlweise auch Marko Arnautovic und/oder David Alaba), dahiner als Absicherung Julian Baumgartlinger und Yasin Pehlivan. Was das ist? Das sind Mittelfeld und Angriff der aktuellen U21 des ÖFB, wenn sie in altersgemäßer Bestbesetzung spielen würde. Und ja: Das sieht eigentlich eher nach dem aktuellen Nationalteam aus.

Und das ist auch gut so.

Denn wenn man im vollen Fokus der Öffentlichkeit steht, lernt man mit dem Druck umzugehen. Und nur, wenn man dabei auch gegen einige der besten Teams antritt (Serbien, Frankreich, auch Kamerun, im November Spanien) lernt man dabei auch so richtig was. Diese Spieler in einer in Wahrheit schon am Ende des Jahres 2008 verlorenen WM-Qualifikation zu berufen und sie dort auch spielen zu lassen, ist Dietmar Constantini zu verdanken. Er hat diese Spieler gesehen, hat sie für gut genug befunden, und hat ihnen auch das Vertrauen gehalten.

Dafür ein Danke.

Es ist darüber hinaus gut und wichtig, das diese Spieler, die nun zudem über den sportlich mäßig wertvollen nationalen Tellerrand blicken können und sich im Europacup dem internationalen Vergleich auch auf Vereinsebene stellen. Auf diesem Wege spielen sie sich auch vermehrt in die Notizbücher von Vereinen aus größeren Ligen – es ist kaum anzunehmen, dass ein Pehlivan, ein Drazan, ein Jantscher oder Beichler, aber auch mit Aleks Dragovic das größte Talent im Defensiv-Verbund noch besonders lange in der österreichischen Bundesliga zu bewundern sein werden. Sie alle haben das Zeug, zumindest bei Mittelständlern der großen Ligen unterzukommen.

Aber genau das ist bei Constantini ein Risiko.

Gyuri Garics, Stammspieler bei Atalanta Bergamo? Ihm wurde ein umgelernter Innenverteidiger  vorgesetzt. Andi Ivanschitz? Topwerte in Mainz, aber im Nationalteam unerwünscht. Andi Ibertsberger? Unverzichtbar in Hoffenheim, außen vor bei Constantini. Ekrem Dag? Stütze beim türkischen Double-Gewinner Besiktas, kann zudem praktisch jede Position spielen, vom Teamchef geflissentlich übergangen. Ex-Teamchef Karel Brückner ließ sich kaum einmal in österreichischen Stadien blicken, weil er der (bis dahin eigentlich nicht ganz zu widerlegenden) Ansicht war, dass ohnehin unbrauchbar wäre, was nicht im Ausland spiele. Dank der Großmannssucht einiger Teams war das auch lange so.

Das änderte sich aber. Gott sei Dank.

Gerade in der vergangenen Saison spielte sich eine ganze Horde von jungen Spielern in den Vordergrund, die für die EURO noch zu jung waren, aber von der im Zuge der Europameisterschaft deutlich aufgewerteten Nachwuchsarbeit profitierten. Brückner, eher ein auf Erfahrung setzender Typ, hätte kaum einen von ihnen in sein Nationalteam berufen. An dieser (womöglich ob seines Alters und dem somit an ihm nagenden Zahn der Zeit bedingten) Betriebsblindheit sein Scheitern festzumachen, wäre aber nicht fair. Vielmehr wäre das Berufen der ganz jungen für den Tschechen ein unkalkulierbares Risiko gewesen. Ohne Ivanschitz und Stranzl, aber mit Pehlivan und Beichler zu riskieren, im extrem wichtigen Spiel gegen Rumänien in eine Niederlage zu laufen, wäre ihm – verständlicherweise – zu viel gewesen.

Quasi nach dem Motto: „Der soll uns weiterbringen, keinen Kindergarten aufziehen!“

Constantini konnte sich das leisten, weil er erstens Österreicher ist, und zweitens beim Scheitern in der WM-Qualifikation, bzw. nach einem endgültigen Todesstoß von den Rumänen im März sagen hätte können, „die Chance hat eh der Brückner schon im Herbst vertan“. Constantini hatte nichts zu verlieren, und konnte sich auf die schon vorhandene Qualität und die jugendliche Unbekümmertheit seiner neuen Mannschaft verlassen. Ihr wurde mit Blick aufs Alter auch verziehen, dass das einzige wirklich gute Match (das in Belgrad) verloren ging und die Erfolge (die vier Punkte gegen Rumänien vor allem, aber auch das glückliche 2:1 gegen Litauen) trotz spielerisch kaum vorhandener Weiterentwicklung für den dritten Platz reichten.

Das ist schön und gut. Aber es soll nur die Basis sein, nicht der Zenit.

Um aber aus dieser fraglos guten Basis auch etwas mehr zu machen, bräuchte es einige Dinge, die Constantini nicht vermitteln kann oder nicht vermitteln will. Natürlich darf man einen Gegner wie Litauen nicht unterschätzen, aber der Anspruch eines österreichischen Nationalteams muss in einem Heimspiel gegen Litauen nun mal sein, dieses zu gewinnen. So war es schon etwas befremdlich, als dem Teamchef das Wort „Favorit“ nicht über die Lippen kommen wollte. Quasi nach dem Motto, „wer nichts erwartet, kann nicht enttäuscht werden“ baute er so schon mal fleißig vor dem Spiel am Alibi, falls es nicht geworden wäre mit dem Sieg. Gleiches gilt natürlich auch für seine Ankündigung, eine Qualifikation für die Euro2012 wäre wohl eine Utopie, bevor er überhaupt die Gegner kennt.

Wer sich nichts zutraut, kann aber auch nichts gewinnen.

Das wurde beim mühsamen und am Ende glücklichen 2:1-Sieg gegen Litauen auch überdeutlich: Ähnlich unambitioniert wie Constantini vor dem Spiel ging dann auch das Team im Spiel zu Werke, und hatte keine adäquate Antwort auf die sich nach der Pause verändernde Spielanlage der Litauer. Wer seine junge Mannschaft dermaßen vernachlässigt in ein Spiel schickt, hätte es eigentlich nicht verdient, dieses dann auch zu gewinnen. Dass es doch noch geklappt hat, ist zwar schön, überdeckte in der breiten Öffentlichkeit aber einmal mehr die eklatanten strategischen Schwächen.

Wobei, eigentlich wäre es ja wurscht gewesen.

Denn diejenigen, die sich mit den Spielen auch tatsächlich beschäftigen, sehen schon seit längerer Zeit, dass da von Seiten des Trainergespanns einiges im Argen liegt. Und diejenigen, die das nicht tun oder nicht zu tun im Stande sind (was leider Gottes die überwiegende Mehrheit ist), hätten schon irgendeine Ausrede gefunden, so wie das mit dem bösen bösen Schiri vier Tage später in Frankreich wunderbar funktionieren sollte. So wie es Oliver Kahn einst nach einem etwas dämlichen Gegentor formulierte: „Ball war nass, Boden war nass, Aufsetzer, Pech!“ Das ist an profunder Analyse natürlich etwas wenig, würde dem durchschnittlichen Österreicher aber allemal genügen.

Darum ist es an der Zeit, Missstände auch klar aufzuzeigen.

Das heißt auch, eklatante Fehler des Trainergespanns im Allgemeinen oder des Teamchefs im Speziellen auch einmal in Massenmedien anzusprechen, anstatt sich ich Schneckerl’schem Worthülsen-Gebrabbel zu verlieren oder lieber den Konsumenten mitteilen, dass der Stadionsprecher in Innsbruck eine Swarowski-Haube aufgehabt hat. Ja, viele Fußball-Fans in Österreich haben nun mal nicht den Blick für die wesentlichen Aspekte des Spiels, weil dieser Blick auch von niemandem wirklich geschärft hätte werden können. Doch durch die immer weitere Verbreitung von Spielen aus den europäischen Topligen von England bis Deutschland, in Zeiten von Pay-TV, in dem jedes einzelne Champions-League-Spiel live zu sehen ist, ist es auch dem Endkonsumenten immer besser möglich zu sehen, wie exakt und wie genau diese echten Topmannschaften auf jede Einzelheit eingestellt und vorbereitet sind.

Natürlich wird das österreichische Nationalteam nie dauerhaft auf allerhöchstem Niveau mithalten können.

Aber es lohnt, sich gute Vorbilder genauer anzusehen und zu schauen, was man von denen lernen kann. So wie bei den Schweizern zum Beispiel: Für die Eidgenossen ist die WM in Südafrika das vierte Turnier hintereinander, und bei der Auslosung für die nächste Qualifikations-Kampagne (für die Euro2012) sind die Schweizer im ersten Topf, mitten unter den Topnationen von Spanien über Deutschland bis Italien. Die Schweizer haben auch nicht mehr Geld zur Verfügung wie wir, die Schweizer haben um ein Hauseck weniger Einwohner – aber sie haben nun mal gegenüber Österreich Vorsprung durch Hirnschmalz. Bei unserem westlichen Nachbarn gibt es seit vielen, vielen Jahren eine klare Strategie, ein klares Bekenntnis zur Ausbildungsliga und einen Toptrainer bei der Nationalmannschaft mit einem Stamm von neun bis zehn Legionären.

Und zwar nicht irgendwelchen.

Benaglio, Magnin, Barnetta und Derdiyok spielen in Deutschland; Inler, Padalino und Lichtsteiner in Italien; Senderos und Behrami in England; N’Kufo und Grichting in Holland bzw. Frankreich. Und auch sie spielen, wie unsere Legionäre, nicht alle die erste Geige bei ihren Vereinen – aber sie sind dennoch nicht wegzudenkende Stützen im Nationalteam. Garniert mit einigen jungen Talenten (derzeit eher weniger) oder erfahrenen Haudegen (derzeit mit Frei und Yakin eher mehr) aus der eigenen Liga bilden die Fremdarbeiter das Grundgerüst der Nationalmannschaft.

Und das wird auch bei uns die entscheidende Frage Richtung 2012 werden.

Inwieweit wird ein Teamchef Constantini auch auf die junge Generation setzen, wenn diese Spieler in absehbarer Zeit nicht mehr große Fische im österreichischen Teich sind, sondern kleinere in deutlich stärkeren Ligen? Spieler wie Fuchs und Scharner, aber auch die rekonvaleszenten Pogatetz und womöglich Prödl haben derzeit bessere Karten; Stammspieler und Leistungsträger wie Ivanschitz, Ibertsberger und Garics eher schlechtere. Die Einberufungspolitik von Constantini orientiert sich derzeit offensichtlich eher am Geburtsdatum als an den erbrachten Leistungen in nachweislich über die österreichische Liga zu stellenden Meisterschaften. Das ging bislang gut, weil zumeist das Spielglück und die Effizienz der Burschen die maßgeblichen Resultate im eigenen Sinne beeinflusst haben.

Auf Dauer wird das aber nicht genug sein.

Da ist es die Aufgabe eines Teamchefs und auch seines Umfelds, das Unternehmen Nationalmannschaft auf etwas breitere Füße zu stellen als Spielglück und jugendlichem Elan. Und Constantini hat in den sieben Spielen seiner ersten echten Amtszeit hinlänglich gezeigt, dass er für das strategische und individuelle Ein- und Aufstellen einer Mannschaft im 21. Jahrhundert nicht das nötige Rüstzeug hat. Hier müsste man Constantini, wenn er schon Teamchef bleibt, einen echten Strategen zur Seite stellen, wie es Jürgen Klinsmann mit Joachim Löw hatte. Der eine war für die Außenwirkung zuständig, für das Motivieren der Mannschaft, für die grobe Marschrichtung. Der andere hatte die Aufgabe, jeden Spieler ganz genau auf Spiel und Gegner, auf Strategie und Taktik vorzubereiten.

Wenn man zwei in einem nicht bekommt, muss man eben zwei Leute nehmen.

Am Geld sollte es im ÖFB nicht scheitern, eher schon am Willen – Manfred Zsak und Heinz Peischl sind nun mal gute Spezln aus gemeinsamen Spielertagen, gute Trainer sind sie aber nicht. Aber ein Coach, der während des Spiels „Kämpf, Lauf, Zuawe!“ als Korrektiv hineinruft, aber keine echten Anweisungen, hat im heutigen Fußball einfach nichts mehr verloren. So einer fehlt im ÖFB derzeit völlig – der einzige (neben Bundesliga-Trainern, die für diese Rolle kaum zur Verfügung stünden) der das könnte, sitzt in Lindabrunn als Trainerausbilder und hat keinerlei Lobby, trotz seiner unbestritten großartigen Fähigkeiten da in irgendeiner Weise eingebunden zu werden.

Die Rede ist natürlich von Thomas Janeschitz.

Er hatte schon als Spieler einen weiten Horizont, studierte schon während seiner aktiven Laufbahn, und brachte in seiner Zeit als Trainer beim Austria-Nachwuchs Spieler wie Okotie, Ulmer, Dragovic und auch Suttner hervor, dazu mit Ramsebner und Bichelhuber einige weitere aussichtsreiche Talente, die anderswo untergekommen sind. Er wäre einer, der wie Jogi Löw bei den Deutschen das Team strategisch einstellen könnte, während Constantini weiterhin den populären Skilehrer in der Öffentlichkeit gibt.

Es gibt also viel aus der abgelaufenen Qualifikation zu lernen.

Man müsste nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

(phe)

Ein Rückblick: Das war die WM-Quali

Zehn Spiele, 4 Siege, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen – das ist die nackte sportliche Bilanz in der Qualifikationsgruppe 7 für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika. Damit belegt Österreich weit hinter Serbien und Frankreich den dritten Platz, schloss aber immerhin vor Litauen und Rumänien ab. Lassen wir die zehn Spiele doch noch einmal kurz Revue passieren…

Da war das Auftaktspiel gegen Frankreich – ein schöner, weil so nicht zu erwartender 3:1-Sieg. Basis zum Erfolg: Klare Linie, eine gute Strategie, und das eiskalte Ausnützen der Torchancen. Und, ach ja: Neun Legionäre in der Startformation. [Manninger – Garics, Stranzl, Prödl, Pogatetz – Harnik (90. Standfest), Aufhauser, Ivanschitz (82. Leitgeb), Scharner, Fuchs – Janko (89. Maierhofer)].

Dann ging’s nach Litauen. Ein ÖFB-Team, das mit dem Spiel-Machen-Müssen nicht klarkam, seltsam lethargisch wirkte und die klassische 0:0-Partie dank eines abgefälschten 30m-Freistoßes und eines Fersentores dann doch mit 0:2 verlor. Und, ach ja: Stefan Maierhofer durfte statt des grippekranken Janko zeigen, warum der Salzburger Torschützenkönig werden sollte und nicht er selbst. [Manninger – Garics, Stranzl, Prödl, Pogatetz – Harnik, Aufhauser (55. Säumel), Ivanschitz, Scharner (66. Hoffer), Fuchs – Maierhofer]

War die Stimmung nach dem Unkick in Marijampole gedämpft, wurde sie auf den Färöern endgültig vom Winde davongetragen und im Nordatlantik versenkt. Dass es genug Chancen gab, das Spiel locker zu gewinnen, ging ob des 1:1 unter – das einzige Spiel, in dem das ÖFB-Team tatsächlich nur am Verwerten der Möglichkeiten scheiterte. Und, ach ja: Thomas König ist kein Radioreporter. Dass er auch im TV diskutabel ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. [Manninger – Garics (67. Kienast), Stranzl, Prödl, Pogatetz – Harnik (25. Hölzl), Ivanschitz, Scharner, Fuchs – Janko (81. Arnautovic), Hoffer]

Die leidige Diskussion, wer wie wichtig ist und ob es daher legitim wäre, dass die Funktionäre unbedingt heim dürfen, während sich die Spieler am Flughafen die Nacht um die Ohren schlagen, hat vor dem Serbien-Spiel sicher nicht geholfen. Diese nützten beim 1:3 die Schlafmützigkeit des ÖFB-Teams und entschieden das Spiel schon früh – das letzte Quali-Spiel in Wien war auch das letzte Quali-Spiel von Brückner. Und, ach ja: Hoffer im rechten Mittelfeld aufzubieten, war wohl doch keine so gute Idee. [Manninger – Garics, Stranzl (17. Gercaliu), Prödl, Pogatetz – Hoffer (46. Arnautovic), Scharner, Ivanschitz, Aufhauser (60. Säumel), Fuchs – Janko]

Neues Jahr, neuer Teamchef, neue Mannschaft: Kurz, alles war neu gegen Rumänien. Auch das Resultat – nur das Spiel war genauso unterirdisch wie die davor. Die mit 2:1 siegreichen Österreicher schlecht, die Rumänen kaum besser. Jimmy Hoffer nützte die einzigen beiden Fehler zum entscheidenden Doppelpack. Und, ach ja: So gut waren Schiemer und Ortlechner als Außenverteidiger auch wieder nicht, dass man sklavisch am Innenverteidiger-Umschulen festhalten hätte müssen. [Gspurning – Schiemer, Prödl, Pogatetz, Ortlechner – Arnautovic (69. Korkmaz), Pehilvan, Scharner, Beichler (78. Hölzl) – Hoffer (54. Okotie), Maierhofer]

Mit dem guten Ergebnis im Rücken ging’s nach Belgrad, wo Constantini mit einer frisierten U21 daherkam. Genützt hat’s zwar nix und eine schreckliche Unpässlichkeit in der Abwehr führte zum frühen 0:1-Endstand, aber rein von der Leistung her wohl das zweitbeste Spiel der ganzen Qualifikation. Und, ach ja: Wenn man 39 Tore schießt und auf der Bank sitzt, regt man sich wohl zu Recht auf. [Gspurning – Schiemer, Dragovic, Stranzl, Ortlechner – Hölzl (65. Lexa), Pehlivan, Scharner, Jantscher – Maierhofer (57. Janko), Hoffer (57. Okotie)]

Die letzte Quali-Chance war damit beim Teufel, aber ein dritter Gruppenplatz wär schon was Schönes. Und Revanche gegen die Schafsinsel-Kicker! Maierhofers Blitz-Tor brachte das Spiel schnell in die richtige Richtung, der 3:1-Sieg stand nie zur Debatte. Und, ach ja: Der Färöer-Torschütze hatte den mit Abstand coolsten Bart der gesamten Quali-Gruppe. [Payer – Schiemer, Dragovic, Patocka (46. Ortlechner), Fuchs – Hölzl, Pehlivan, Beichler (79. Wallner), Jantscher – Maierhofer (61. Hoffer), Janko]

Die Vorentscheidung um den dritten Platz auf der Maulwurfshügelwiese von Bukarest war ein, man muss es so sagen, unfassbar schreckliches Fußballspiel, in dem die Österreicher zu spät merkten, dass man mit etwas weniger feig etwas mehr erreichen hätte können. Aber da zumindest die Chancenauswertung passte, gab’s ein schmeichelhaftes 1:1. Und, ach ja: Die fast leere Tribüne, die die TV-Kameras erfassten, war die einzige, auf der überhaupt jemand saß. [Payer – Schiemer, Dragovic, Scharner, Fuchs – Hölzl, Baumgartlinger, Beichler (73. Wallner), Pehlivan, Jantscher (62. Trimmel), Hoffer (46. Maierhofer)]

Um den dritten Platz abzusichern, bedurfte es eines Heimsieges gegen Litauen, Constantini konnte sich aber nicht dazu durchringen, sein Team auch als Favorit zu bezeichnen. Genauso ehrfürchtig vor dem biederen Gegner präsentierte sich dann auch die Mannschaft, die durch ein Elfergeschenk doch noch den 2:1-Sieg einfahren konnte. Und, ach ja: Roman Wallner kann Elfer schießen. Nein, er kann gut Elfmeter schießen. [Payer – Schiemer, Dragovic, Scharner, Ulmer – Kavlak, Pehlivan, Prager (57. Baumgartlinger), Beichler (57. Drazan) – Janko (73. Maierhofer), Wallner]

Womit das letzte Spiel in Paris zu einem besseren Freundschaftsspiel wurde, und in aller Freundschaft wurde auch das Elfergeschenk vom Litauen-Spiel zurückgegeben. So oder so: Eine abstrus auf- und nicht eingestellte Mannschaft machte gegen ein abgezocktes französischen B-Team keinen Stich und verlor mit 1:3 verdient. Und, ach ja: Mit dem Alaba werden wir noch Freude haben, da bin ich sicher. [Payer (46. Gratzei) – Scharner, Dragovic, Patocka, Fuchs (80. Alaba) – Kavlak, Pehlivan, Baumgartlinger, Jantscher – Maierhofer (46. Hoffer), Janko]

Das macht unterm Strich einen dritten Platz, der als Summe dann doch irgendwie besser aussieht, als die Einzelteile, aus denen er besteht. Die Litauer spielten an ihrem Plafond und die Rumänien wohl so unfassbar schlecht wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr, und überließen den Österreichern diesen dritten Platz somit, aber immerhin wurden so zwei im Auslungs-Ranking besser klassierte Mannschaften distanziert.

Immerhin etwas.

(phe)

PS: Das war die faktische Abhandlung. Die hintergründigere folgt.