Alle Beiträge von Philipp Eitzinger

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.

20 Jahre Red Bull Salzburg – Teil 4: Wie der Bullen-Kick Österreich prägte

Wo wäre Österreich ohne Red Bull? Zwei Jahrzehnte nach der Übernahme des Mozartstädter Bundesligisten durch den Energydrink-Konzern lässt sich der massive Einfluss von Red Bull auf den kompletten heimischen Kick nicht wegdiskutieren. Mehr noch: Der rot-weiß-rote Fußball hat die beinahe komplette Redbullisierung durchgemacht – was die Spielidee betrifft. Was das Transfer-Geschäftsmodell betrifft. Und längst auch, was das Nationalteam betrifft.

Im vierten und letzten Teil unserer Serie: Welchen Einfluss hatte Red Bull nun auf den österreichischen Fußball?

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20 Jahre Red Bull Salzburg – Teil 3: Erling und seine Erben

Es war der 17. September 2019, als um 21:01 Uhr ein junger Norweger die internationale Bühne betrat. Nein, besser: Als er begann, über sie hereinzubrechen. 1:41 Minuten waren gegen Genk gespielt, als Erling Braut Håland im ersten Salzburger Champions-League-Spiel seit der Red-Bull-Übernahme das erste mal netzte. Um 21:32 Uhr das zweite Mal. Um 21:43 Uhr das dritte Mal. Schon zur Halbzeit führte Salzburg 5:1 (fünf zu eins!).

14 Jahre hatte man warten müssen, nichts passierte. Aber einmal da, wurde es eine Lawine.

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20 Jahre Red Bull Salzburg – Teil 2: Von Düdelingen zur Champions League

Es war der 21. Juli 2012, als um 16 Uhr eine neue Zeitrechnung im österreichischen Fußball begann. Das erste Spiel der neuen Bundesliga-Saison wurde angepfiffen, Sturm Graz unter dem neuen Coach Peter Hyballa gegen Meister Salzburg, ebenfalls mit neuer sportlicher Leitung. Nach der vermutlich schlechtesten Bundesliga-Saison aller Zeiten waren auf einmal zwei Teams da, die auf Pressing setzten – ein Konzept, das in Österreich bis dahin keinerlei Anwendung gefunden hatte.

Vier Wochen zuvor war Ralf Rangnick als neuer Sportdirektor aus dem Red-Bull-Hut gezaubert worden, er brachte Roger Schmidt als Trainer aus Deutschland mit. Rangnick kannten alle von seiner Zeit auf Schalke, vor allem aber als sportlicher Architekt des Emporkömmlings Hoffenheim. Schmidt kannte niemand, der sich nicht tiefer mit dem deutschen Fußball beschäftigt hatte: Der 45-Jährige war zuvor beinahe mit Paderborn in die Bundesliga aufgestiegen, viel mehr hatte er noch nicht in seiner Vita stehen. Einige Wochen später stieß Jochen Sauer von Wolfsburg kommend als General Manager hinzu.

Es herrschte Skepsis.

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20 Jahre Red Bull Salzburg – Teil 1: Die Prä-Rangnick-Jahre

Es war der 6. April 2005, kurz nach 20 Uhr. Da flatterte eine Presse-Aussendung in die Postfächer der Sportredaktionen des Landes: „Beginn einer neuen Fußball-Ära in Salzburg: Die Red Bull GmbH aus Fuschl übernimmt ab sofort die Salzburg Sport AG und damit den Fußballbetrieb des Salzburger Bundesligisten.“

Salzburg war damals Vorletzter der Bundesliga, schwerstens finanzmarod und der für die sieben Millionen Schulden bürgende Langzeit-Präsident Rudi Quehenberger froh, weil damit das Salzburger Überleben gesichert war. Das ist nun genau 20 Jahre her und die Art und Weise, wie Red Bull den heimischen Kick geprägt und verändert hat, ist tiefgreifend und umfassend. Das steht außer Frage.

Das mit dem „Salzburger Überleben“ hingegen ist seither ein eher kontroverses Thema.

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Zahlen bitte: Rangnicks Bilanz, nüchtern betrachtet

„Nüchtern betrachtet“, ließ sich Johann Gartner im profil zitieren, „sind wir mit Rangnick nicht weiter als unter Foda.“ Nun gibt es sehr wohl einiges, was man an den Spielen des ÖFB-Teams – und den Resultaten – im letzten halben Jahr kritisch anführen kann. Verpasster Gruppensieg in der B-Abteilung der Nations League, das verstolperte Playoff gegen Serbien, und nicht alles war nur Pech.

Aber: Hält die Behauptung des NÖFV-Präsidenten, selbst wenn man nur die Zahlen betrachtet? (Spoiler: Nein.)

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Österreich unterliegt Serbien: Der Underdog-Fußball beißt zurück

„Wenn man ehrlich ist, sind wir wahrscheinlich in der B-Gruppe besser aufgehoben…“ Das sagte nach dem Match in Belgrad kein Österreicher, der sich die Playoff-Niederlage gegen Serbien schönreden wollte. Sondern Dragan Stojković, Teamchef der Serben: „Aber es ist gut, dass wir in der A-Gruppe verbleiben können!“

Dass Österreich nun nach dem 1:1 in Wien und dem 0:2 in Belgrad – dem sechsten sieglosen Auftritt in der serbischen Hauptstadt in Folge – in der B-Gruppe der Nations League verleibt, ist ärgerlich, aber verschmerzbar: Natürlich wäre es gut für’s Ego, ganz oben antreten zu dürfen. Viel mehr aber sagt das verdaddelte Playoff nach dem verdaddelten Direktaufstieg aber etwas über den Gesamt-Zustand das ÖFB-Teams aus, ehe es im Juni in die WM-Qualifikation geht.

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Nach drei Jahren Sperre: Wie es Russlands Fußball geht

Wenn das Länderspiel-Jahr 2025 in Europa startet – mit den Viertelfinal- und den Relegationsspielen in der Nations League und den ersten Partien der WM-Qualifikation für 2026 – ist Russland weiterhin nicht dabei. Drei Jahre nach der am 28. Februar 2022 ausgesprochenen Suspendierung nach dem Einfall in der Ukraine ist nicht abzusehen, wann russische Teams wieder international mitmachen dürfen.

National wird aber weiterhin gespielt und auch das Nationalteam ist so gut aktiv, wie es halt geht – sprich, wie man Gegner findet, die gegen die Russen spielen wollen. Katar gehörte zu diesem wenig illustren Kreis dazu, Weißrussland sowieso, auch Syrien vor dem Assad-Sturz – und Serbien, der österreichische Gegner in den kommenden Tagen.

Die Stärke des Nationalteams hat unter der Isolation fraglos gelitten – aber auch die Rolle der Liga ist interessant. Denn der Anteil an Russen ist in den letzten Jahren nicht etwa gestiegen – sondern, zumindest bei den Top-Teams, geradezu eingebrochen.

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Vibes, Taktik, Personal: Der erste Einblick in die Ära Schriebl

„Wenn alle anderen an uns denken, sollen sie denken: ‚Maah, die Österreicherinnen… die jagen uns, die geben uns Stoff, die bringen uns aus der Komfortzone, gegen die müssen wir etwas leisten, dass wir da was holen.‘ Das soll in Zukunft passieren. Und Stars haben sie überall. Aber wenn die alleine sind und auf euch prallen, auf euch alle: Keine Chance! Da werdet ihr so viel Spaß haben. So viel!“

Mit diesen Worten hatte sich der neue ÖFB-Frauen-Teamchef Alexander Schriebl am Beginn des ersten Lehrgangs an die versammelte Mannschaft gewandt. Zwei Spiele später – ein 1:0-Sieg gegen Schottland und eine 1:4-Niederlage in Deutschland – ist schon einiges zu erkennen, was sich Handschrift des neuen Trainers interpretieren lässt.

Von den Vibes her, betreffend die Taktik und auch im Hinblick auf das Personal.

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