Drei Jahre danach: Die ÖFB-Spieler der U-19-EM 2022

„So konsequent selbst das Leben schwer gemacht hat sich wohl noch selten ein österreichisches U-Nationalteam!“ So konstatierten wir am 28. Juni 2022 – nach dem letzten Spiel der U-19-Burschen des ÖFB bei der EM in der Slowakei, dem Entscheidungsspiel um die WM-Teilnahme. Nach zwei Minuten verletzte sich Ervin Omic, nach 20 Minuten Justin Omoregie, der eingewechselte Florian Wustinger sah noch vor der Halbzeit Gelb-Rot. Auch mit zehn Mann war Österreich klar besser, belohnte sich nicht, verlor 0:1.

„Erinnere mich nicht dran“, stöhnt Trainer Martin Scherb, „das war eines der bittersten Spiele meines Lebens. Auch mit drei Jahren Abstand schmerzt das noch!“

Diesen Sommer jährt sich die bisher letzte österreichische Teilnahme an einer U-19-EM zum dritten Mal, die Spieler sind also mittlerweile 22 Jahre alt – da kann man schon einigermaßen seriös beurteilen, wohin die Reise geht.

Basis für die Qualifikation war ein Remis gegen Spanien in der Elite-Runde – bei den Iberern spielten mit Pablo Torre (Barcelona), Juanlu Sánchez (Sevilla), Ilias Akhomach (Villarreal) sowie Cristhian Mosquera und Jesús Vázquez (Valencia) keine Shooting-Stars des Weltfußballs, aber doch einige Leute, die längst gestantende LaLiga-Spieler sind. Dazu kam der entscheidende Sieg gegen Dänemark (mit Rasmus Højlund zu jener Zeit, in der er in Graz zum Höllenhund wurde).

Die U-19-EM 2022 in der Slowakei

Österreich startete mit einer vernünftigen Leistung gegen England, verlor aber mit 0:2 – keine Schande, England sollte (mit Jamie Gittens, Carney Chukwuemeka und Jerrell Quansah) das Turnier gewinnen. Es folgte der erste echte Rückschlag in Form des 2:4 gegen Israel (mit Oscar Gloukh) – eine unnötige Niederlage, weil man zu spät den Ernst der Lage erkannt hatte. Danach hat man auch den Wert dieses israelischen Teams erkannt, dieses erreichte bei der EM das Finale und bei der WM in der Folge sensationell Rang drei.

Das Semifinale war damit verpasst, aber die Chance auf das WM-Playoff gegen den anderen Gruppendritten lebte noch. Dafür brauchte es einen Sieg gegen Serbien. Yusuf Demir wirbelte, legte drei Tore auf, Österreich gewann 3:2 und war nur noch einen Schritt von der U-20-WM entfernt. Doch das angesprochene Match gegen die Slowakei ging auf geradezu unwirkliche Art und Weise verloren.

Yusuf Demir (damals Rapid, heute Galatasaray)

Überhaupt, Yusuf Demir. Die EM sollte das bisher letzte Ausrufezeichen seiner vielversprechenden Karriere bleiben. Ist er das große verlorene Talent des österreichischen Fußballs? Bundesliga-Debüt für Rapid mit 16 Jahren, ein Jahr später Stammkraft, trotz des als schwierig geltenden Verhältnisses des Zockers Demir mit dem eher knorrigen Trainer Kühbauer. Zum 18. Geburtstag gab’s 2021 den Transfer zum FC Barcelona, dort kam er zu insgesamt neun Einätzen – bei einem zehnten wäre die Fix-Ablöse und 10 Millionen Euro fällig gewesen. Das konnte/wollte sich Barcelona nicht leisten.

Es folgte ein Frühjahr bei Rapid, bei dem er alles zerreißen wollte und daran scheiterte, dann die U-19-EM in der Slowakei und der Transfer zu Galatasaray. Dort gab es 2022/23 viele kleinere und mittlere Verletzungen, aber sehr wenig Einsätze. Dieses Muster wiederholte sich 2023/24, als er zum FC Basel verliehen war, und auch in der aktuellen Spielzeit, zurück bei Galatasaray, spielt er nicht mal eine Neben-, sondern maximal eine Statistenrolle.

Echtes Team oder Vehikel für Einzelne?

„Die Bilanz ist okay“, sagt Scherb auf die Frage, wie er den Karriereverlauf der Kaderspieler von vor drei Jahren sieht. Und es gibt ja noch die philosophische Dimension, ob man so ein U-Team als echtes Team betrachtet, wo das Ganze im Idealfall mehr ist als die Summer der Einzelteile – oder ob es ein Vehikel für die Handvoll Spieler sein sollte, die wirklich das Potenzial für den Durchbruch haben. Der ÖFB, so hat es den Anschein, präferiert eher die erstere Variante.

„Einspruch“, sagt Martin Scherb.

„Wenn es um Qualifikationen und um Endrunden geht, ist natürlich der sportliche Erfolg als Mannschaft im Fokus. Aber wir haben in der U-15 und der U-16 extra Lehrgänge für Spieler, die das Potenzial haben, die aber körperlich noch Aufholbedarf haben. Außerdem hat Ralf Rangnick die Perspektivspieler-Lehrgänge eingeführt.“ So kann man sich ein Bild von möglichst vielen Talenten machen und die Talente selbst sehen, dass sie gesehen werden. Die Basis ist mittlerweile so breit, dass selbst bei den 48 Regionalligisten gefühlt 80 Prozent der Spieler einen Akademie-Background haben.

Für den Fußball und/oder für das Leben

Das heißt aber halt auch, dass es wirklich sehr viele Spieler aus den Akademien – und auch die meisten Spieler aus den U-Nationalteams – nicht zu einer sportlichen Karriere von überregionaler Bedeutung schaffen. „Darum gibt es einerseits die verpflichtenden Schulmodelle, die jede ÖFB-zertifizierte Ausbildungsstätte haben muss“, erklärt Scherb, der nicht nur Junioren-Teamchef ist, sondern auch Gesamtleiter der Abteilung Talenteförderung im ÖFB.

„Und zweitens legen wir in allen U-Teams großen Wert auf unsere Werte, wie wir uns verhalten und wahrgenommen werden wollen. Es geht nicht nur darum, was man als Trainer sagt, sondern auch wie man es vorlebt. Und wir U-Trainer sind ja auch alle schon ein wenig älter und haben alle einiges an Höhen und Tiefen erlebt. So können wir den Burschen glaubhaft vermitteln, ja, es ist eh schön wenn du mit 17 Jahren zu den Jahrgangsbesten gehörst. Aber das ist alles keine Garantie und die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst so richtig an.“

Wie eben bei Leo Querfeld, den man drei Jahre nach der EM als Klassenbesten einstufen muss.

Legionäre in der deutschen Bundesliga

Leopold Querfeld (damals Rapid, heute Union Berlin)

„Es freut mich sehr, dass ein Spieler wie der Leo Querfeld den Sprung geschafft hat“, sagt Scherb, weil: „Er ist vom reinen Talent nicht absolute Spitze, sehr wohl aber in puncto Einstellung, Professionalität und Intelligenz. Das zeigt dass jene, die Widerstände überwinden und die Extra-Meile gehen, dafür belohnt werden.“

Der blonde Wuschelkopf war als Stammkraft im Abwehrzentrum von Rapids LigaZwa-Team in die EM gegangen. Danach wurde er in die Kampfmannschaft befördert, war auch dort rasch erste Wahl, sprang sogar auf den EM-Zug auf und kam beim schon jetzt legendären 3:2-Sieg gegen Holland zum Einsatz. Wechselte danach zu Union Berlin, brauchte ein paar Monate, spielte sich aber auch in Berlin im Frühjahr als zentraler Spieler der Fünferkette fest.

Nikolas Veratschnig (damals WAC, heute Mainz)

Eigentlich ist Veratschnig beim WAC immer eher auf der rechten Seite daheim gewesen, bei der EM musste er wegen der Verletzungen von Huskovic und Havel ganz vorne ran. Nach zwei Jahren als Stammkraft im Lavanttal wechselte Veratschnig letzten Sommer zu Mainz 05, wo er zur starken Saison lange nicht besonders viel beitragen konnte. Erst in den letzten Wochen häufen sich die Einwechslungen. Das Eingewöhnungsjahr ist bald vorbei – nächste Saison zählt’s.

Aktiv in Österreichs Bundesliga

Adis Jasic (Wolfsberger AC)

Der Kärntner war als 13-Jähriger zum WAC gewechselt, dort ist er noch heute. Beim ÖFB war er zumeist eher im zentral-defensiven Mittelfeld daheim, unter Didi Kühbauer beim WAC ist Jasic erste Wahl als rechter Wing-Back. Holte mit den Lavanttalern zuletzt den ÖFB-Cup und ist sensationell auch immer noch im Rennen um den Meistertitel. Und zwar an der Seite von…

Ervin Omic (Wolfsberger AC)

… seinem damaligen Kollegen im Zentrum, Ervin Omic. Eigentlich hätte der große Bruder des Rieders die große Karriere machen sollen, aber das Knie von Denis Omic machte in dessen Zeit bei der AS Roma einfach nicht mehr mit. Auch Ervin war in Italien (bei Juventus), kam nach der EM zum WAC und war dort sowohl unter Robin Dutt als auch unter Manfred Schmid und nun unter Didi Kühbauer Stammkraft.

Justin Omoregie (damals Red Bull, heute Hartberg)

Der Defensiv-Allrounder aus dem Bullenstall war bei der EM in drei der vier Spiele von Beginn an als Linkverteidiger aufgeboten. Im letzten, dem verlorenen Playoff gegen die Slowakei, musste er verletzt raus – es begann eine lange Leidenszeit. Fast zwei Jahre lang musste Omoregie aussetzen, ehe er letzten Sommer nach Hartberg verliehen wurde. Dort ist er gesetzt, sofern der Körper mitspielt, was leider immer noch relativ oft nicht der Fall ist. Dennoch ist Scherb überzeugt: „Justin wird seinen Weg gehen!“

Muharem Huskovic (damals Austria, heute Hartberg)

Die Endrunde selbst verpasste der Austria-Stürmer wegen hartnäckiger muskulärer Probleme (Weixelbraun rückte dafür in den Kader nach), die ihn schon in der vorangegangenen Meisterrunde zum Zuschauen gezwungen hatten. Im Herbst nach der EM stand er nach einem schweren Autounfall lange die Gesundheit mehr im Fokus als die Fußball-Karriere, die er in der Saison 2023/24 mit einem durchwachsenen Jahr bei der Austria fortsetzte. Im Winter 24/25 wechselte er auf Leihbasis nach Hartberg, wo er im Cup-Finale – wie auch sonst meistens – eingewechselt wurde.

Unterklassig im Ausland

Lukas Wallner (damals Red Bull, heute Hannover II)

Neben Querfeld war dessen Partner in der Innenverteidigung der einzige Feldspieler, der alls 360 EM-Minuten absolviert hat. Er war vor der EM Kapitän jener Salzburger Mannschaft, die 2022 das Youth-League-Finale erreicht hat. Eine schwere Knöchelverletzung kostete ihm den Herbst 2023 und letztlich auch den Sprung ins Bundesliga-Team. Er ging vor einem Jahr zu Hannover 96, wo er zwar Stammkraft bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga ist, mit der er aber ziemlich krachend absteigt.

Pascal Fallmann (damals Rapid, heute Aue)

Bei Martin Scherb war Fallmann die Allzweckwaffe, die auf beiden AV-Positionen spielen konnte. Nach der WM spielte er noch eine Jahr in LigaZwa für Rapid II, wechselte dann zum SC Freiburg, wo er in der zweiten Mannschaft Stamm-Rechtsverteidiger in der 3. Liga wurde. Nach dem Abstieg der Breisgau-Reserve wechselte er innerhalb der Liga zu Erzgebirge Aue, wo er die der gerade zu Ende gehenden Saison ebenso erste Wahl als Rechtsverteiger ist.

Benjamin Kanuric (damals Rapid, heute Ingolstadt)

Apropos 3. Liga in Deutschland. Kanuric war in der Jugend beim LASK, bei Red Bull und dann bei Rapid. Wechselte von der zweiten österreichischen in die zweite deutsche Spielklasse zu Arminia Bielefeld, spielte dort sehr wenig und erlebte den Abstieg zumeist auf der Bank oder der Tribüne. Ging danach zu Ingolstadt, dort passte es wesentlich besser. Ist bei den Schanzern seit zwei Jahren auf der linken Angriffsseite gesetzt.

Nur Nebenrollen in Österreich

Jakob Knollmüller (damals Hoffenheim, heute Lafnitz)

Der Stürmer wagte in der Corona-Zeit den Sprung von der St. Pöltner Akademie nach Hoffenheim, wo er in der B-Jugend spielte. Nach der EM wechselte Knollmüller zu Hartberg, wo er sich nicht durchsetzte. Wurde nach einem halben Jahr zunächst an Lafnitz in die 2. Liga verliehen, ehe der Wechsel fix gemacht wurde. Stürmt auch heute noch für Lafnitz, steigt heuer mit den Oststeirern ziemlich sang- und klanglos ab.

Justin Forst (damals WSG Tirol, heute Voitsberg)

Er war zwischen Frühjahr 2022 und Frühjahr 2024 der übliche Entlastungs-Stürmer unter Thomas Silberberger: Forst kam zumeist in der Schlussphase rein. Im Laufe des Jahres 2024 versandeten aber die Einsatzzeiten, unter Philipp Semlic kam Forst überhaupt nicht mehr zum Zug, weshalb er im Winter nach Voitsberg ging. Beim Zweitliga-Aufsteiger bekommt der Innsbrucker zwar beständig seine Minuten, eine echte Stammkraft ist er aber nicht.

Dominik Weixelbraun (damals LASK, heute Amstetten)

In der Saison vor der U-19-EM ist der wegen der Huskovic-Verletzung in den Kader nachgerückte Offensiv-Spieler mit den FC Juniors OÖ, der faktischen zweiten Mannschaft des LASK, aus der 2. Liga abgestiegen. Es folgte eine Leihe nach Amstetten, die danach in einen Fix-Transfer mündete. In den letzten drei Jahren spielte Weixelbraun für den Mostviertler Zweitligisten, üblicherweise als Flügelstürmer.

Leonardo Ivkic (damals Austria, heute Sportclub)

Der Rechtsverteidiger beim 3:2-Sieg gegen Serbien hatte schon im Herbst 2021 einige Bundesliga-Spiele bei der Austria unter Manfred Schmid bekommen, nach der EM war eher aber vorwiegend bei den Young Violets aktiv und langwierige Rückenprobleme brachten seine Karriere endgültig ins Stocken. Die Saison 2024/25, die er in der Ostliga beim Wiener Sport-Club verbrachte, war die erste, die er verletzungsfrei als Stammkraft absolvieren konnte.

Samuel Mischitz (SCR Altach)

Der Rechtsverteidiger aus Vorarlberg war im Frühjahr 2022 unter Ludovic Magnin Bundesliga-Stammspieler bei Altach geworden, als sich der Klub dramatisch gegenüber der Admira in der Liga gehalten hatte. Mangin ging, Klose kam, Mischitz spielte keine Rolle mehr – nach einem Jahr praktisch ohne Einsatz wurde er zum FC Dornbirn in LigaZwa verliehen, mehr als Wechselspieler war er dort aber auch nicht. Ist in der laufenden Saison zurück in Altach zwar wieder Stammkraft, aber „nur“ im Regionalliga-Team.

Sandro Schendl (damals Sturm Graz, heute Hartberg)

Der Außenbahnspieler aus dem Burgenland war Stammkraft in jener 2. Mannschaft von Sturm Graz, die 2022 vor der EM in LigaZwa aufgestiegen ist und die in der Saison nach der EM die Klasse halten konnte. Der folgende Wechsel nach Ried war aber kein Goldgriff – Schendl konnte sich nicht durchsetzen und kehrte nach einem Jahr in die Steiermark zurück. Dort spielt er bei Hartbergs Reserve im gehobenen Mittelfeld der steirischen Landesliga.

Nico Wiesinger (damals Ried, heute Oedt)

Der baumlange Innenverteidiger wurde bei der EM einmal eingewechselt. Als Stammkraft im Regionalliga-Team der SV Ried zur EM gekommen, sammelte er danach bei einer Leihe zu Vorwärts Steyr Einsätze in der 2. Liga. Die Realität hieß in der Folge aber auch weiterhin Junge Wikinger statt Rieder Kampfmannschaft – im vergangenen Winter wechselte Wiesinger innerhalb der Regionalliga zum Franz-Grad-Klub Oedt.

Elias Scherf (damals Lafnitz, heute Hartberg)

Der aus Hartberg stammende Goalie wurde in der Admira-Jugend ausgebildet, war im Frühjahr vor der EM 2022 zu Lafnitz verliehen und nach der EM zwei Jahre lang Stammgoalie bei Zweitligist Amstetten. Scherf wurde vor einem Jahr zu Hartberg zurückgeholt, mit dem Ziel, Stamm-Keeper Sallinger zu fordern. Tatsächlich absolvierte Scherf, auch verletzungsbedingt, in der laufenden Saison nur ein einziges Match – in der Landesliga-Reserve des TSV.

Patrick Moser (damals Ried, heute Wallern)

Sehr viel besser erging es auch Back-up-Torhüter Patrick Moser nicht. Er hütete vor und auch nach der EM das Regionalliga-Tor des Drittliga-Teams der SV Ried, ohne jegliche Aussicht auf Auftritte bei den Großen. Die gab es in der Saison 2023/24 beim FAC in der 2. Liga auch verletzungsbedingt nur sporadisch. Offiziell ist er seit einem Jahr bei Blau-Weiß Linz unter Vertrag, er ist aber zu Wallern, guter Mittelständler in der Regionalliga, verliehen. Dort ist er Stammkeeper.

Untergetaucht

Onurhan Babuscu (damals Admira, heute unterklassig in der Türkei)

Wie Mischitz hat auch Onurhan Babuscu im Frühjahr 2022 schon eine Handvoll Bundesliga-Spiele gemacht. Nach dem Abstieg mit der Admira wechselte der Offensivspieler zu Gaziantep in die türkische Liga, wo er recht schnell zur Kaderleiche wurde. Eine einjährige Leihe nach Hartberg brachte keinen einzigen Bundesliga-Einsatz, zuletzt war er in die vierte türkische Liga verliehen.

Die Krux mit dem Verletzungsteufel

Florian Wustinger (Austria Wien)

Die Karriere des Sechsers ist nach der EM ziemlich entgleist, auch wenn der Austrianer selbst nichts dafür kann. Schon im Vorfeld der EM war eine Teilnahme infolge einer Knöchelblessur fraglich. Er wurde fit, aber im August 2022 folgte ein Kreuzbandriss im linken Knie, im Juli 2023 ein weiterer. Ein Jahr später war er genesen, dafür machte monatelang die Schulter Probleme, und als die wieder heil war, riss im Jänner 2025 einmal mehr ein Kreuzband, diesmal das rechte.

Nur in der Qualifikation dabei

Elias Havel (damals Red Bull, heute Hartberg)

Der Stürmer hatte bereits die Eliterunde der Qualifikation wegen einer Verletzung verpasst und konnte auch an der EM nicht teilnehmen, ebenso wenig wie in der entscheidenden Phase des Final-Runs der Salzburger in der Youth League. Empfahl sich mit einer starken Saison 22/23 in Liefering für höhere Aufgaben und ging zum LASK, wo er über den Status des Jokers aber nie hinaus gekommen ist. Wurde zu Hartberg verliehen, riss sich das Syndesmoseband und war danach im Frühjahr auch bei den Oststeirern nicht mehr als Ergänzungsspieler.

Philipp Wydra (damals 1. FC Köln, heute Klagenfurt)

Als kleiner Bruder von Dominik Wydra wurde auch Philipp bei Rapid groß, er übersiedelte aber als 16-Jähriger zum 1. FC Köln. Bis zur Effzeh-Reserve in der Regionalliga ging es hoch, ehe ein Meniskusriss im letzten Training vor der Abreise zur die Teilnahme an der U-19-EM verhinderte. Wieder genesen, ging’s zu den Rapid-Amateuren und vor einem Jahr zu Austria Klagenfurt. Dort wird er in der laufenden Saison regelmäßig eingewechselt.

Sebastian Kapsamer (damals LASK, heute Oedt)

Der Außenverteidiger durchlief alle Jugend-Teams des LASK, bis hinauf zu den Juniors in LigaZwa. Nach der EM, für die er nicht berücksichtigt wurde, folgte ein Jahr in Amstetten, in dem klar wurde, dass es für ganz oben nicht reichen würde. Spielt mittlerweile bei Oedt in der Regionalliga.

Emilian Metu (damals Bayern, heute Horn)

Der Horner Linksverteidiger entstammt der St. Pöltner Akademie, Robert Ibertsberger warf ihn sogar schon als 17-Jährigen dreimal in der Bundesliga auf das Feld. Ging dann zu den Bayern, wo er in der Saison vor der EM bei den Viertliga-Amateuren aktiv war. Zurück in Österreich war er für Peter Pacult kein Thema für das Klagenfurter Bundesliga-Team – woraufhin Metu nach Horn ging.

Lorenzo Coco (damals Austria, heute Horn)

Schon vor der EM-Quali hatte der Salzburger eine illustre Zahl an Vereinen angesammelt: Erst vom Salzburger in den Leipziger Bullenstall, dann via Ried zur Wiener Austria. Die Handvoll Einsätze bei den Young Violets im Frühjahr 2022 reichten nicht zum EM-Kaderplatz, es ging zurück zum Rieder Regionalliga-Team. Seit zwei Jahren stürmt Coco bei Horn in LigaZwa.

Almer Softic (damals Rapid, heute FAC)

Der Mittelfeld-Spieler hätte auch für Bosnien spielen können, entschied sich dann aber doch für den ÖFB. War, sofern fit, Stamm bei den Rapid-Amateuren in LigaZwa, aber leider war Softic immer wieder verletzt. Ist seit anderthalb Jahren beim FAC, aber auch aktuell schon wieder lange außer Gefecht.

(Zu) früh oben – ein Problem?

Spieler wie Mischitz, Babuscu, Ivkic, Forst und letztlich auch Demir, die schon vor der EM mehr oder weniger regelmäßig in der Bundesliga zum Einsatz gekommen sind, wurden von den anderen ziemlich überholt, sahen ihre Karrieren stagnieren. Zufall, Martin Scherb? „Bis zu einem gewissen Grad ja, das muss man alles auch individuell betrachten. Beim einen ist es gut, mit 16 oder 17 im Profi-Bereich zu sein. Andere brauchen noch ein Jahr länger Akademie.“

Zwei Jahre länger hat es im Übrigen für diesen Jahrgang 2003 gedauert, ehe sie eine EM spielen durfte. Als Top-Gesetzter wäre man im Frühjahr 2020 in die Eliterunde der U-17-Qualifiaktion gegangen, ehe Corona kam. Ob sich seine Burschen in der harten Gruppe mit Deutschland, den Niederlanden und Portugal durchgesetzt hätte? Darauf will sich Scherb nicht festlegen.

„Wir hätten uns aber sehr auf die Herausforderung gefreut, auch weil wir die Eliterunde in Österreich gespielt hätten. Ich erinnere mich, dass ich den Burschen in unseren Team-Gruppenchat ein Video geschickt habe, als die Absage klar war. Mein letzter Satz damals war: Wir holen das mit der EM in der U-19 nach!“

Und das taten sie.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.