Vor mittlerweile 17 Jahren war Peter Pacult der letzte Meistertrainer von Rapid. Danach wechselten sich bei ihm moderate Erfolge mit Kurzzeit-Engagements ab, der bärbeißige Pacult schien keinen Platz mehr in der Welt der modernen Trainer und Trainingsmethoden zu haben. Dann ging er im Winter 2020/21 zu Austria Klagenfurt.
Auch, wenn es nun ein Ende hat: Pacult erlebte in Kärnten so etwas wie seinen Indian Summer. Unerwartet und deshalb umso erstaunlicher. Dafür gebührt ihm Respekt.
Verpflichtung im Dezember 2020
Selbst die älteren unter den Ballverliebt-Lesern werden sich wohl nicht mehr aktiv an Walter Ludescher als Klagenfurter Trainer erinnern können. Als 37-Jähriger war Ludescher, der in den 1960ern auch eine Handvoll Länderspiele absolviert hat, im Sommer 1980 Coach des damaligen Zweitligisten geworden. Er führte das Team 1982 in die höchste Spielklasse, wo er den Klub etablierte.
Sechs Jahre war Ludescher Trainer und weder die alte Klagenfurter Austria – auch nicht, als sie von Jörg Haider in FC Kärnten umbenannt wurde – noch die vor 15 Jahren neu gegründete konnte sich so lange so stabil in der Bundesliga halten wie Ludeschers Truppe damals. Bis Peter Pacult kam. Und zugegeben, unsereins war auch nicht überzeugt an diesem 17. Dezember 2020.
Also, ja natürlich, die Saison ist bis jetzt v.a. auswärts gar nicht nach Wunsch verlaufen.
Aber man könnte doch zumindest versuchen, den Anschein zu erwecken, als wolle man im Frühjahr noch was aufholen – und nicht stattdessen #Pacult verpflichten.
— Philipp Eitzinger (@PEitzinger) December 17, 2020
Nein, dieser Take ist gar nicht gut gealtert. Ich weiß.
Austria Klagenfurt war nach 13 der 30 Spieltage auf Platz vier, zehn Punkte hinter der Spitze, auswärts war man unter Robert Micheu komplett sieglos. „In einigen Partien hat nur der letzte Tick gefehlt. Peter Pacult setzt auf Disziplin, hohen Einsatzwillen und Laufbereitschaft. Mit seiner Art, das Team zu führen, wird er neue Kräfte freisetzen“, ließ sich der damalige Sport-Geschäftsführer Matthias Imhof in der Pressemeldung zitieren.
Und in der Tat, im Frühjahr holte man unter Pacult 38 Punkte in 17 Spielen, in diesem Zeitraum war nur der (mangels Stadion nicht aufstiegsberechtigte) Meister Blau-Weiß Linz noch erfolgreicher. Weil man eben nicht Meister war, musste Klagenfurt in die Relegation gegen den Bundesliga-Letzten SKN St. Pölten und vernichtete diesen (4:0 daheim, 1:0 auswärts).

Tomislav Karajica, Geschäftsmann aus Hamburg, hatte im Februar 2019 den finanziell (zwölf Millionen Euro Schulden) wie sportlich (nur ein Punkt vor den Abstiegsrängen) schlingernden Zweitligisten übernommen, das Ziel war die Bundesliga gewesen, dort war man im Sommer 2021 angekommen.
Pacult, der Alpen-Mourinho?
Die erste Saison im Oberhaus war ein Enigma. Klagenfurt hatte den geringsten Ballbesitzwert der Liga (38,7 Prozent). Bei Wattens gewann man mit 27,7 Prozent, in Altach mit 37,7 Prozent, man entführte einen Sieg in Salzburg. Ried, dem Team mit dem zweitgeringsten Possession-Wert, zwang man beim 1:1 im März 70 Prozent des Ballbesitzes auf.
Gleichzeitig hielten die Expected-Goals-Werte so gar nicht mit den Resultaten mit. Nach neun Spieltagen wären Klagenfurt demnach vier Punkte zugestanden, tatsächlich waren es acht. Am Ende des Grunddurchgangs? Platz elf in der xG-Tabelle, aber Sechster in der echten, und damit die Qualifikation für die Meisterrunde und der bereits fixierte Klassenerhalt.

José Mourinho entwickelte das Credo, dass ohne Ballbesitz auch das Risiko von entscheidenden Fehlern kleiner sei und durch sein aufbrausendes Verhalten lenkte er stets die Aufmerksamkeit auf sich, kreierte damit Ruhe für die Spieler. Wenn man so will, wurde Pacult in dieser Saison zum Alpen-Mourinho. Nicht immer aufbrausend, sondern oft wie der Portugiese auch durch seine spontane Originalität lustig. Do riachts noch Leberkas! Wos is des… alkoholfreies Bier? Na, leg a Malbuch aa nu dazua!
Turgay Gemicibaşi stand praktisch stellvertretend für die Spielweise: Gegen Klagenfurt und seinen Goon auf der Sechs zu spielen, war kein Spaß. Der von Blau-Weiß Linz geholte Deutsch-Türke räumte ab und teilte auch aus, er wurde dreimal ausgeschlossen und saß zusätzlich noch zwei Gelbsperren ab.
Clash der Generationen
Und in einem hatte sich dieser Brummbär an der Seitenlinie auch stets von Mourinho unterschieden: Während der portugiesische Star-Coach eine Wir-gegen-Alle-Wagenburgmentalität etablierte, war es bei Pacult anders, wie Helge Payer einmal erzählte – dass Pacult in seiner großen Zeit bei Rapid als gestrenger und oft unberechenbarer Chef das Team gegen sich zusammen schweißte. Es entstand eine „Dem Alten zeigen wir’s, dass wir keine Idioten sind“-Stimmung. Payer schränkte ein, dass man dafür die richtigen Typen brauchte. Bei Rapid damals hatte Pacult Spieler wir Heikkinen, Dober und Patocka, die so geschnitzt waren.
Mit der nachkommenden Generation an Spielern fremdelte Pacult stets. Er stand für einen Typus Trainer, der sich überholt hatte: Ein Drüberfahrer, Old-School in den Umgangsformen, keiner der den Spielern anschaulich erklärt, welche exakten taktischen Details erwartet werden. Didi Constantini bekam diesen Kulturwandel in seiner Zeit als ÖFB-Teamchef in aller Öffentlichkeit zu spüren und scheitere daran mit Karacho, bei Pacult war das zwischenmenschliche Tischtuch bei Rapid im April 2011 zerrissen.
Die „Generation Akademie“, also die in den von Willi Ruttensteiner forcierten Nachwuchs-Brutstätten zu Matura-Reife ausgebildeten Millennials und später auch Zeddies hier, der Ur-Wiener Pacult, der noch als Nationalspieler als Briefträger gearbeitet hat, dort. Die Smartphone-Natives und der 1959 geborene Trainer, ein Kultur-Clash.

Mit Patrick Greil (Rapid) und Turgay Gemicibaşi (Kasimpaşa) brachen im Sommer 2022 zwei Stützen weg. So gesehen mag es nicht überraschen, dass Klagenfurt ein wenig in die Saison hinein stolperte, aber drei Siege in Folge im Oktober katapultierten die Kärntner in die Top-6 und ein weiterer Sieg-Triplepack im März hievte Klagenfurt wieder in die Meisterrunde. Erfolgsgarant Pink – der in der Aufstiegssaison 18 Tore erzielt hatte, im ersten Bundesliga-Jahr zwölf und der die Torschützenliste zu diesem Zeitpunkt mit 16 Tore angeführt hatte – ging nach Shanghai, die ersten fünf MR-Spiele verlor man allesamt (2:14 Tore), am Ende fehlte dennoch nur ein Punkt auf das Europacup-Playoff.
Das Kärntner Publium ließ sich aber nicht mitreißen, das blieb eisern in seiner Ignoranz. War es das Schindluder, das in den Jahrzehnten zuvor – Absturz in die Kärntner Liga, Fusion mit dem VSV und Umbenennung, Installierung und Liquidierung von Austria Kärnten, Neugründung und die Fieberschläge der Svetits-Jahre – mit dem Standort Klagenfurt getrieben wurde? Zudem ist Klagenfurt nun mal traditionell eine Eishockey-Stadt. Das riesige Stadion blieb in den meisten Spielen zu 85 Prozent leer, was auch Pacult sichtlich zunehmend frustrierte.
Klagenfurt wird ein Ballbesitz-Team
Pacult berichtete im recht persönlichen Sky-Interview im Wiener Riesenrad, dass die Öffentlichkeit seine zahlreichen – und oft sehr kurzen – Engagements auf dem Balkan zwar gerne belächelte, diese für ihn selbst aber vor allem persönlich sehr erhellend waren. Das mag ein Grund sein, warum es in seiner Klagenfurter Zeit augenscheinlich zwischenmenschlich recht gut funktionierte. Und auch taktisch entwickelte er das Team weiter. Der Mann, der uns das Hofmann-Loch gegeben hat und das Aus gegen Anorthosis Famagusta, weil Rapid im Vergleich zu den Zyprioten wie ein komplettes taktisches Nackerbatzl dahergekommen war, transformierte das praktisch reine Konter-Team dramatisch.

Es war schon in der zweiten Bundesliga-Saison kaum zu übersehen, in der dritten wurde es dann eine der großen taktischen Auffälligkeiten der Liga: Klagenfurt hat sich heimlich, still und leise zu einem Ballbesitz-Team entwickelt. Die Zeiten, als man sich hinten reinstellte, auf Hexentaten von Phillip Menzel und ein rasantes Umschalten über die wieselflinken Flügelspieler baute, welche die Strafraumkobra Pink bedienten, waren vorbei. Schon 22/23 agierte Klagenfurt höher und versuchte aktiver, Räume und Passwege zu schaffen, um zu Pink durchzukommen.
Brandbeschleuniger war dann natürlich, dass eben Pink nicht mehr da war. Mit Andy Irving und Rico Benatelli waren im Mittelfeld Spieler da, die den Ball zirkulieren lassen konnten, die Stürmer Karweina und Arweiler machten, was ihnen Pink an Präsenz voraus war, mit mehr Involvierung im Aufbau wett. Die kleinen Wing-Backs Bonnah und Schumacher sorgten für die Breite. Ein Pacult-Klagenfurt, das sich den Gegner geduldig herrichtet, auf die Lücke wartet und dann zuschlägt? Ja, in diesem Herbst 2023 war das kaum zu biegen.
Spiele mit 60 Prozent Ballbesitz wurden zur Regel, sogar beim 2:2 gegen Salzburg (!!!) waren es 55 Prozent. Bis man sich Anfang November eine Derby-Niederlage in Wolfsberg abholte, hatte Austria Klagenfurt nur ein einziges Spiel verloren. Sämtliche 22 Spieltage verbrachte man in den Top-6 und auch wenn es übertrieben wäre zu sagen, die dritte Meisterrunden-Teilnahme wäre nie in Frage gestanden – dafür gab es zu viele Punkteteilungen – so beendete Klagenfurt den Grunddurchgang doch als starker und verdienter Vierter.

In der Meisterrunde selbst waren die Kärntner dann doch wieder eher Punktelieferant, sorgten mit ihrem einzigen Sieg – einem 4:3 gegen Salzburg mit drei Toren von Irving – dafür, dass man Sturm Graz am Weg zum Titel etwas Schützenhilfe leistete. In der letzten Runde machte man dann den Grazern, die einen Sieg zur Meisterschaft brauchten, das Leben ziemlich schwer. Dass man am Ende 0:2 verlor und Sturm Meister war, nahm Pacult mit einem Lächeln hin.
Volte der Geschichte: Dieses Spiel fand fast auf den Tag genau 20 Jahre, nachdem der Vorgängerverein FC Kärnten aus der Bundesliga abgestiegen war, statt. Unter Trainer Peter Pacult. Gegenüber Sturm Graz.
Und dann war einfach nichts mehr da
Die recht sicher beste Saison der Klagenfurter war nicht zu wiederholen, das schien früh klar. Menzel, Karweina und Schumacher wollten sich in ihrer deutschen Heimat beweisen, West Ham holte sich Andy Irving zurück. Nicolas Wimmer, über Jahre eine Fixgröße in der Abwehr, entschied sich gegen eine Vertragsverlängerung und wechselte ausgerechnet nach Wolfsberg.
Die Meisterrunde war unerreichbar, aber mit dem unmittelbaren Abstiegskampf hatte Klagenfurt im Herbst doch nichts zu tun. Siege bei Wattens und dem GAK, ein Dreier gegen Blau-Weiß, ein Punkterl in Altach, ein Sieg im Derby gegen den WAC. Man tat, was man tun musste, um nicht ernsthaft ins Schwitzen zu kommen; die Großen konnte man aber kaum ärgern.
— BRUDER MARTIN (@BRUMA161) September 2, 2024
Die spielerische Note war komplett weg, der Ball wurde zumeist nur blind nach vorne gedroschen. Ein Torjäger vom Pink-Format war weit und breit nicht zu sehen; bei Bobzien wechselte ein Doppelpack mit drei wirkungslosen Spielen, Binder riss es nicht heraus, Toshevski hatte mit Verletzungen zu kämpfen. Ein 0:7-Debakel bei Sturm Graz sollte zum endgültigen Knackpunkt werden.
Im Winter sicherte man sich die Dienste von Martin Hinteregger, der zweieinhalb Jahre nach seinem Karriereende doch wieder höherklassig kicken wollte. Dem jungen Jannik Robatsch war die Bundesliga doch etwas zu steil, was sprach also dagegen? Doch die Realität ist ernüchternd: Hinteregger agierte langsam im Denken und Handeln, wirkte zuweilen desorientiert und erstaunlich zweikampfschwach. Nicht nur einmal war Hinteregger eher ein Risiko als eine Hilfe.

Der Grunddurchgang endete mit dem neunten Platz, ein (schmeichelhafter) Sieg im Hartberger Regen verschaffte zum Start in die Qualirunde etwas Luft. Aber es war ein letztes Zucken. Schon nach dem 1:4 daheim gegen den LASK wirkte Pacult resignierend: Tagelang redet er sich den Mund fusslig, was zu tun ist, und dann wird einfach nichts davon umgesetzt. Vier Tage später in Linz war es noch schlimmer, da hieß es sogar 0:6. Punktgleich mit Schlusslicht GAK ist Klagenfurt nur deshalb nicht Letzter, weil man das Abrunde-Sternderl von der Punkteteilung stehen hat.
Wo geht die Klagenfurter Reise hin?
Die Verweigerung der Lizenz in erster Instanz potenzierte die Angst im Verein. Der Senat 5 meldete finanzielle Bedenken an, in Rekordzeit wurde mit Investor Helmut Kaltenegger ein Deal festgezurrt. Seine 1,5-Millionen-Finanzspritze sichert zumindest das strukturelle Überleben – wiewohl Hauptgesellschafter Karajica angibt, dass der Verein heuer erstmals mit einem Plus abschließen werde.
Carsten Jancker, der schon bei Kalteneggers letztem Verein DSV Leoben als Trainer fungiert hatte, ersetzt Peter Pacult nun für die letzten vier Spiele als Coach. Die Optik ist bei dieser Personalie nicht ganz parallel zur Erdoberfläche, Jancker fühlte sich sogar zur Aussage „Ich habe einen Vertrag mit Klagenfurt, nicht mit dem Herrn Kaltenegger“ genötigt. Aber die sportlichen Argumente für einen Trainerwechsel waren zweifellos da. Von der fast unerschütterlichen Stabilität der Vorsaison und dem gepflegten Fußball war nichts mehr übrig, Klagenfurt fiel in den letzten Wochen wie ein Stein dem Abstieg entgegen.
Und bei allem wären wir wieder beim Schindluder, der mit dem Klagenfurter Fußball in den letzten 40 Jahren getrieben wurde. Verdopplung des Budgets, Angriff auf den Europacup – wie oft hat man solche Ambitionen von Investoren im heimischen Fußball schon gehört. Von Richard Trenkwalder (Schwadorf) bis Egon Putzi (Bad Bleiberg), von Orhan Valiev (Karabakh) bis Majid Pishyar (Admira). Wie oft endete alles in Tränen.
Wechselhafte Geschichte
Die alte Klagenfurter Austria war nach dem Bundesliga-Abstieg 1989 bis in die 4. Liga abgestürzt, nach der Fusion mit dem VSV als „FC Kärnten“ 2001 wieder zurück in der Bundesliga – und Cupsieger. Trainer Schachner wurde von der Wiener Austria abgeworben, nach drei Jahren schlitterte der Klub dem Abstieg entgegen. Im Winter 2003/04 kam Peter Pacult, es war nach seiner Zeit als Spieler, Co-Trainer und Trainer bei 1860 München seine erste Station in Österreich. Es folgte ein solides Frühjahr, aber zu viele Remis und zu wenige Siege, um den Abstieg noch zu verhindern.

Pacult blieb, der direkte Wiederaufstieg war das Ziel, aber gegen die gnadenlosen Rieder und ihre Verfolger aus Kapfenberg war der FC Kärnten 2005 chancenlos. Landeshauptmann Jörg Haider – lange selbst Präsident des FC Kärnten – besorgte sich 2007 die Paschinger Bundesliga-Lizenz für das neue Stadion, nannte den Verein „SK Austria Kärnten“ und ließ den FC Kärnten als inoffiziellen Junior-Partner verhungern, klare Kompetenzverteilung gab es nicht. Damals erklärten wir:
„Dass der FCK der Träger der Spielgemeinschaft bei den Regionalliga-Amateuren ist, aber damit die Akademie-Statuen für die Austria abgedeckt waren, sorgt seit Saisonbeginn für Verwirrung. Umso mehr, weil der FCK aus der Ersten Liga abzusteigen droht. Was passiert also nun mit dem heuer im sicheren Mittelfeld platzierten Team in der Regionalliga? „Wüssten wir selber gerne“, heißt es aus der Akademie, „Das regelt wahrscheinlich die Austria“, von FCK-Manager Hafner.“
2008 stieg der FC Kärnten tatsächlich aus der 2. Liga ab, kroch mit einem 14-Mann-Kader im Herbst unter Trainer Nenad Bjelica noch zum bemerkenswerten dritten Tabellenplatz in der Regionalliga, musste dann aber zusperren. Anderthalb Jahre später war es auch um Austria Kärnten geschehen.
Schon 2007 wurde ein neuer Verein mit dem Namen „SK Austria Klagenfurt“ beim KFV eingetragen, der aber nicht am Spielbetrieb teilnahm. Als der Wolfsberger Regionalligist St. Stefan 2010 in finanzielle Troubles schlitterte, ging diese neue SK Austria erst eine Spielgemeinschaft ein und fusionierte einige Monate danach komplett, womit man den St. Stefaner Platz in der Regionalliga einnahm. Im Herbst 2011 wurde der aus seiner Zeit beim GAK und vor allem der Wiener Austria berüchtichte Peter Svetits zum Präsidenten, 2015 stieg man in die 2. Liga auf, die Saison endete mit dem Lizenzentzug. Grund? Finanzielle Engpässe.

Im Zuge der LigaZwa-Aufstockung von 10 auf 16 Teams konnte Klagenfurt 2018 als Regionalliga-Fünfter aufsteigen, dann eben als Dritter hinter den lizenzlosen Linzer Blau-Weißen und den De-facto-Red-Bull-Juniors des FC Liefering in die Bundesliga.
Dritter Trainer mit zweimal 100
Zu Beginn der laufenden Saison wurde Pacult nach Otto Baric und Ernst Dokupil der erst dritte Trainer seit dem Bundesliga-Rebranding 1973, der für zwei verschiedene Teams jeweils 100 Bundesliga-Spiele gecoacht hat (Hans Pesser schaffte das davor wie Baric sogar mit drei, nämlich Rapid, Sportclub und Admira).
Pacult hat Klagenfurt in die Bundesliga geführt, das Team mit Konter-Fußball in der Liga gehalten, mit zunehmendem Ballbesitz-Fußball in der Liga etabliert und ist letztlich daran gescheitert, dass der Verein die Qualität des Kaders nicht über mehrere Transferperioden hinweg halten konnte. Was wird von den (bisher?) vier Bundesliga-Jahren der neuen Klagenfurter Austria bleiben, wie wird sie mit der erfolgreichen Zeit der 1980er vergleichbar? Die sieben Bundesliga-Jahre damals haben den Kärntner Fußball nachhaltig geprägt.
Kärntner Urgesteine / Wenig verwurzelt
Ludeschers Stützen wie Heli König, die Hrstic-Brüder, Walter Schoppitsch, Gogo Golautschnig und natürlich Publikumsliebling Kassim Ramadhani hatten und haben in Kärnten noch über Jahrzehnte einen klingenden Namen. Frenkie Polanz war wie Schoppitsch selbst Trainer der neuen Austria, wie ihr damals noch sehr junger Teamkollege Heimo Vorderegger. Hans-Peter Buchleitner war insgesamt vier Jahre WAC-Trainer, Hannes Haubitz hatte zwei Stints als FC-Kärnten-Coach. Nationalspieler Ewald Türmer wurde später Sportreporter bei der Kärntner „Kronen Zeitung“.
Und die Namen… Andreas Cvetko, der Vater von Christopher, war in den 1980ern Stammspieler. Kai Schoppitsch, Walters Sohn, hat fast 200 Bundesliga-Spiele für den FC Kärnten, Salzburg, Pasching und Altach absolviert. Werner Bürgler ist der Vater von Stephan, der es immerhin zum Zweitliga-Fußballer gebracht hat.
Der Kader von damals ist quasi das Who-is-Who des Kärntner Fußballs geworden – natürlich auch, weil es (abgesehen vom Osttiroler Bürgler, dem Nordtiroler Oberacher und dem Tansanier Ramadhani) allesamt Kärntner sind und damit auch nach der aktiven Zeit dort gelebt haben. Mit Kärntnern sieht es in den Bundesliga-Kadern aus den letzten Austria-Jahren dünn aus: Markus Pink natürlich, Florian Jaritz und eben Christopher Cvetko, dazu Wuschi Wernitznig und in der laufenden Saison Jannik Robatsch. Das war’s.
Womöglich auch ein Grund, warum das Publikum nie so richtig angesprungen ist.
Pacults alte Wahrnehmung hinterfragen
Peter Pacults vier Jahre als Klagenfurt-Trainer werden den Lauf des österreichischen Fußballs nicht verändern, der Verein ist – und die mausgrauen Auswärtstrikots sind hier durchaus sinnbildlich – immer eine Randerscheinung in der öffentlichen Wahrnehmung geblieben. Wenn, ging es meist um das leere Stadion und Pacult selbst. Aber diese vier Jahre haben gezeigt, dass man Pacult nicht eindimensional sehen darf, als alten Schleifer, als mit dem heutigen Fußball inkompatiblen Grantler.
In seinem Altweibersommer in Kärnten, den Jahren des Indian Summer in Klagenfurt, hat er seinem Erbe als Trainer mehr als nur einen Epilog hinzugefügt – nicht nur, weil ja gar nicht klar ist, dass es nicht anderswo vielleicht noch weiter geht. Sondern es ist ein eigenes, großes und wichtiges Kapitel in seiner eigenen Biographie. Die etablierte Wahrnehmung, die man von ihm hatte, verdient es, hinterfragt zu werden.
Hut ab, Peter Pacult.