Aus 12 mach 10 – Zum Saisonstart der Ersten Liga

Wie viel ist über diese Liga in den letzten Wochen und Monaten diskutiert worden! Zwar war das Rennen um die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in der abgelaufenen Saison zwischen Magna Wiener Neustadt und der Admira lange spannend und durchaus Aufmerksamkeit wert, zwar stellte die ADEG-Liga drei der vier Halbfinalisten im ÖFB-Cup, aber im Fokus der Öffentlichkeit stand vor allem die Frage, was wann wie mit dieser Liga geschieht. Continue reading

Das seltsame Regionalliga Mitte-Finish

[ad#bv_test-1]In der 75. Minute brauchte Hartberg ein 5:0 gegen SAK um vor dem GAK zu landen und war 3:0 vorne. Hartberg machte innerhalb von 4 Minuten die benötigten Tore. Zwei Minuten später machte der GAK in Linz ein weiteres Tor und führte dort bis zur 91. Minute mit 0:2. Hartberg benötigte das 6:0 und in der 89. Minute schoß man auch das 6:0. Der GAK konte nicht mehr nachlegen sondern bekam aus einem Konter noch ein Freistoßtor. Continue reading

Erfrischendes Deja-Vu aus Belgrad

Ich weiß nicht, ob Didi Constantini tatsächlich eine Mentalität des Fußballs aus der Steinzeit pflegt, oder uns einfach nur alle verarscht. Denn in diesem Standard-Interview zeigt er eigentlich eine Einstellung, die den Anforderungen des modernen Gekickes diametral gegenübersteht. Summa summarum sagte er: „Teambuilding ist scheiße.“ Und dann spielt die Mannschaft so gut, wie schon lange nicht mehr.

Neben dem Zeitungsgespräch verhieß der Ausfall wichtiger Legionäre (etwa Pogatetz und Prödl) erst einmal nichts Gutes, zusätzlich entschied sich Constantini auch noch für zwei junge Debütanten in Person von Jantscher (offensives Mittelfeld, Sturm Graz) und Dragovic (Innenverteidigung, Austria Wien). Scherzhaft. aber meiner Erwartung durchaus angemessen, stellte ich gestern noch Kollege Schaffer die Frage, wie hoch wir wohl verlieren werden. Auf dem Papier steht heute eine 0:1 Niederlage, in allen anderen Belangen verbuche ich das heutige Spiel als Fortschritt.

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Champions League-Finale: Keine Analyse

Es soll hier nicht Thema sein, dass Thomas König mich fast dazu gebracht hat, den Fernseher während dem Champions League-Finale auszuschalten. Als gelernter ORF-Seher ist man da einiges gewöhnt.

Ich bin im Moment auch nicht fähig eine tiefgehende Analyse des heutigen Spiels zu leisten. Im zentralen Mittelfeld war das zu linienbedachte Manchester-Team heute dem beweglichen Spiel von Barca nicht gewachsen. So genau habe ich aber nicht hingesehen. Heute war Zurücklehn-Tag.

Was ich mir aber zutraue, ist meinen Schmerz über zwei von Herbert Prohaskas Aussagen auszudrücken. Continue reading

„Unsympathisch“

hattenberger

Matthias Hattenberger ist Fußballer. Seit der Saison 2008/09 kickt er bei der Wiener Austria, von wo er nach den Stationen Wörgl, Kärnten und zuletzt Wacker Innsbruck dazustieß. Nächste Runde hat er seine erste Saison als Mittelfeldspieler für die Violetten hinter sich. Doch Hattenberger schreibt auch, nämlich Kolumnen auf sportnet.at. Unter dem Titel „Wer ist Baumgartlinger?“ erzählte er da am 22. Mai von der 0:4 Pleite beim LASK und seinen Erwartungen für das mittlerweile gewonnene Cupfinale gegen die Admira. Und er schilderte seine Gedanken zur Transferpolitik seines Klubs, genauer gesagt zum österreichischen U21-Kicker Julian Baumgartlinger. Titel: „Wer ist Baumgartlinger?“

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Der ligenstrukturelle Blick über den Tellerrand

Die Diskussion gibt es so lange, wie es den Fußball in Österreich gibt – und das ist schon recht lange. Die Frage nach der optimalen Ligaenstruktur. Natürlich – kein System der Spielklassenanordnung produziert per se gut geführte Vereine mit ordentlich spielenden Mannschaften, keine Struktur verhindert die Hybris selbstgefälliger Vereinsfunktionäre. Ein Blick über die Grenzen hinaus lohnt aber dennoch. Wie haben andere Länder ihre Spielklassen angeordnet, wie sieht dort das Aufstiegsrecht aus? Nein, ich werde jetzt nicht mit Deutschland, Italien oder Spanien anfangen. Das sind Länder, mit denen sich das Unsere nicht vergleichen darf. Andere Verbände können uns da schon mehr sagen.

Wie die Schweiz. Die Eidgenossen spielen (noch) in einer 10er-Ersten (der „Axpo Super League“, Namenssponsor ist ein Energiekonzern), aus der der Letzte fix absteigt und der Vorletzte eine Barrage gegen den Zweitliga-Zweiten spielt (seit 5 Jahren gibt es die, zweimal ist der Zweitligist aufgestiegen). Darunter gibt es aktuell eine 16er-Zweite (die „Dosenbach Challenge League“, Namenssponsor ist eine Schuhgeschäft-Kette), die vor allem in den hinteren Regionen durchaus auch auf semiprofesioneller Ebene geführt wird. Die letzten beiden steigen direkt ab. Die dritte Spielklasse ist dreigleisig – es gibt keinen Direktaufstieg. Die ersten beiden jeder Liga, also insgesamt sechs Teams, spielen sich die zwei Aufsteiger aus.

In Tschechien gibt es eine 16er-Erste (die „Gambrinus Liga“, benannt nach der Großbrauerei), die letzten beiden steigen ab, in eine 16er-Zweite (schlicht II. Liga). Besonderheit: In Tschechien ist es ausdrücklich gestattet, die Profi-Lizenzen zu kaufen bzw. verkaufen, von diesem Recht wird auch fleißig Gebrauch gemacht. Die letzten beiden der II. Liga steigen in eine zweigleisige Dritte ab, deren Meister direkt aufsteigen.

Belgien verringert ihre 18er-Erste für das kommende Jahr auf eine 16er-Erste (die „Jupiler League“, ebenso benannt nach einer Brauerei), mit einem deutlichen Übergewicht von Klubs aus Flandern (13) gegenüber den 5 aus Wallonien. Die letzten zwei Teams steigen üblicherweise ab in eine 18er-Zweite (die „EXQI League“, benannt nach einem TV-Kanal). Der Aufstiegsmodus ist etwas kompliziert: Der Meister steigt direkt auf, der Zweite spielt in einer Vierergruppe mit dem besten Team der Spieltage 1 bis 10, der Spieltage 11 bis 22 und der Spieltag 23 bis 34 (gewinnt ein Team mehrere, oder wird ohnehin Meister, rücken die in der Liga nächstplatzierten Teams nach) den zweiten Aufsteiger aus. Die 2. Liga in Belgien ist ein ausdrückliche, reine Profliga. Auch beim Abstieg in die zweigleisige Dritte ist nach 34 Spieltagen noch nicht alles vorbei. Die letzten beiden steigen direkt ab, die anderen kommen ins Play-Off. Die zwei Drittliga-Meister steigen direkt auf, während die jeweils drei „Abschnittsmeister“ (analog zur zweiten) mit dem Drittletzten der 2. Liga den verbleibenden Platz in der 2. Liga ausspielen.

Ähnlich kompliziert ist der Modus in Holland. Die „Eredivisie“ wird als 18er-Erste ausgespielt, der Letzte steigt direkt ab in die „Eerste Divisie“, der Meister aus dieser 20er-Zweiten steigt direkt auf. Dann wird’s lustig: Der Vor- und der Drittletzte der Eredivisie kommt ins Relegations-Play-Off – gemeinsam mit sechs Teams aus der Zweiten, nämlich den (siehe Belgien) Abschnittsmeistern aus den Spieltagen 1-6, 7-12, 13-18, 19-24, 25-30 und 31-36. Unterschied zu Belgien: Hier rückt erst ein Team aus der Liga nach, wenn auch der Zweite eines Abschnitts auch anderweitig fürs Play-Off qualifiziert ist (was nichts daran ändert, dass es am Ende üblicherweise die Teams auf den Plätzen zwei bis sieben sind). Die K.o.-Runden im Play-Off werden übrigens nicht mit Hin- und Rückspiel, sondern in Serien Best-of-3 ausgetragen, zwei Teams qualifizieren sich am Ende für de Eredivise. (Umgelegt auf Österreich hieße das, dass nach aktuellem Stand Magna aufsteigt, und der Bundesliga-Neunte mit der Admira, Innsbruck und Austria Lustenau als sonstige Beste der drei Saisondrittel den freien Bundesliga-Platz ausspielen würde).
Das Besondere in Holland: Aus der 2. Liga gibt es keinen Absteiger, aus der 2x dreigleisigen Dritten keinen sportlichen Aufsteiger. Man kann nur an den Profiligen teilnehmen, wenn man sich um eine Lizenz bewirbt – eine Akademie wie die zugesperrte in Hollabrunn ist da die absolute Minimal-Anforderung. Die Ersten der insgesamt sechs Drittliga-Staffeln (witzigerweise unterteilt in Teams, die samstags spielen und solche, die sonntags spielen) ermitteln quasi einen Amateur-Meister. Der Verband plant, auch sportlich den Aufstieg in die 2. Liga zu erlauben, konkret ist da aber noch nichts.

In Schweden ist das wiederum viel einfacher. Die „Allsvenskan“ wurde zuletzt von 14 auf eine 16er-Erste aufgestockt. Die letzten beiden Teams steigen direkte in die „Supertrettan“, die 16er-Zweite, ab und der Drittletzte spielt Barrage gegen den Zweitliga-Dritten. Die letzten beiden der 2. Liga steigen direkt in die zweigleisige Dritte ab. Hauptunterschied zu den mitteleuropäischen Ligen: Die Saison startet im März und endet im Oktober.

Wie auch in Norwegen. Dort wird die „Tippeligaen“ (auch „Eliteserien“ genannt) als 16er-Erste gespielt, aus der die letzten beiden absteigen und von den ersten beiden Teams der als 16er-Zweiten gespielten „Adeccoligaen“ (benannt nach dem Personaldienstleister). Neu nach einer kleinen Reform: Der Drittletzte aus der 1. Liga und die Teams 3 bis 5 aus dern 2. Liga spielen ein Barrage-Play-Off. Ordentlich brutal ist dafür der Abstiegskampf in der Zweiten: Da müssen 4 der 16 Teams den Gang in die viergleisige dritte Stufe antreten.

In Ungarn gibt es eine 16er-Erste, aus der die letzten zwei Teams absteigen, und zwar in eine 2x 16er-Zweite – aus der die Meister direkt aufsteigen. Die jeweils letzten drei dieser beiden Staffeln steigen in die sechsgleisige Dritte ab, aus der wiederum die Meister aufsteigen.

Und in Polen möchte ich meinen Streifzug beenden. Dort spielt die „Ekstraklasa“ als 16er-Erste, aus der die letzten beiden Teams absteigen, der Drittletzte spielt Barrage gegen den Dritten der als 18er-Liga ausgespielten 2. Liga. In der die hinteren Teams in ein Kalter-Krieg-gleiches Wettrüsten geschickt werden! Die letzten vier Teams steigen automatisch ab, die Plätze 13 und 14 spielen dieses Jahr im Play-Off den fünften Absteiger aus. Die jeweils Ersten und Zweiten der zweigleisigen Dritten steigen auf.

Man sieht also: Systeme gibt es, so viele es Verbände gibt. Jeder muss für sich selbst das eigene Optimum bestimmen. Aber es kann ja nicht falsch sein, zumindest Bescheid zu wissen.

(phe)

97 Minuten reines Nägelkauen

Liverpool und Arsenal duellierten sich gestern in einem Wahnsinns-Fußballspiel. Hier mein Bericht für derStandard.at. Auszug: „In der 35., 67., 70. und 91. Minute hatte Arsenal vier seiner acht nennenswerten Torchancen. Jedes Mal war im Nachtragsspiel der 33. Premier League-Runde irgendwo Andrej Arschawin an der richtigen Stelle und jedes Mal zappelte der Ball im Netz. Aber weil Liverpool die Maschen zum sechsten Mal in den vergangenen acht Spielen ebenfalls vier Mal tanzen ließ, endete der höchstattraktive Klassiker an der Anfield Road mit 4:4.“

Der ORF und die Champions League

[ad#bv_test-1]Arsenal und Villareal fetzen sich am Mittwoch (nach einem unglaublich tollen Hinspiel) in London um den Aufstieg.
Manchester United muss in Porto nach dem 2:2 in Old Trafford wohl gewinnen um aufzusteigen.
Liverpool hat gerade bei Chelsea ein unvergessliches 4:4 gespielt (es war vorhersehbar, dass Liverpool das 1:3 aus dem Hinspiel ausgleichen könnte, nachdem zuletzt Manchester United, Aston Villa, Blackburn und Real Madrid mit 4 oder 5 Gegentoren bedient wurden).
Der ORF zeigte Bayern München gegen Barcelona. Nach dem knappen 4:0 im Hinspiel ein hochbrisantes und spannendes Duell.

Hier meine kleine E-Mail an den ORF-Kundendienst:

Sehr geehrte Damen und Herren vom Kundendienst!

Richten Sie doch bitte den Verantwortlichen des Sportprogramms ein kurzes Dankeschön aus, dass der ORF gestern das hochbrisante Duell Bayern München gegen Barcelona zeigte, anstatt dem unerwartet langweilgen Spiel in London (oder gar den beiden von der Ausgangslage her völlig offensichtlich unspannenden heutigen Spielen). Der ORF ist wenigstens noch ein Sender, der sich bei der Auswahl seiner Fußballspiele nicht von der Relevanz des Ereignisses und der zu erwartenden Qualität von Spielen verwirren lässt.

Ich bin mir der Schwierigkeiten bewusst, aber bitte übertragen Sie auch in der Halbfinalrunde keinesfalls ein Spiel mit den besten Mannschaften aus der besten Liga der Welt. Die Östereicher wären ohnehin nur verwirrt, welche Sportart der ORF nun ins Hauptabenprogramm hievt. Und zeigen sie bitte auch in der Rückrunde keinesfalls jenes Spiel, in dem es noch um etwas geht. Die überalterte Bevölkerung würde die ungewohnte Spannung in der Prime Time wohl nicht verkraften.

Es ist jedenfalls sehr schade, dass Ihr Sender die kommende Champions League-Saison nicht mehr übertragen wird – wo werden österreichische Fußballfans die Spiele der sympathischen Bayern dann wohl mitverfolgen können? Warum sonst sollten wir den Weg ins Pub auf uns nehmen? Danke noch einmal – auch für die Stromersparnis durch den ausgeschalteten Fernseher.

Viele Grüße
Tom Schaffer