Der Ball rollt wieder: In fast allen europäischen Ländern sind nun, rund zwölf Wochen nach der coronabedingten Unterbrechung des Spielbetriebes, entweder die Pausen beendet oder zumindest die Daten für die restliche Meisterschaft fixiert. Darum hier nun wiederum eine kurze Übersicht: So sieht die restliche Saison 2020/21 in den einzelnen Ländern aus.
Deutschland: Spielbetrieb seit 16. Mai
Als erste große Fußball-Liga setzte die deutsche Bundesliga den Anfang. Die Erlaubnis der deutschen Regierung, „in der zweiten Mai-Hälfte“ spielen zu dürfen, wurde sehr wörtlich genommen und der 15. Mai (ein Freitag) bewusst noch ausgelassen, weil dieser ja noch nicht unbestreitbar zur zweiten Mai-Hälfte gehört hat.
Vier Spieltage sind mittlerweile in der ersten und zweiten Liga absolviert, am vergangenen Wochenende hat (nach viel Gezänk) auch die 3. Liga ihren ersten Spieltag mit verschlossenen Türen absolviert. Fünf der neun Mitte März noch fehlenden Runden sind noch zu absolvieren, die Liga selbst endet sogar noch im Juni.
Der Start für die kommende Saison ist um einige Wochen nach hinten geschoben worden und soll im September erfolgen.
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England: Spielbetrieb ab 17. Juni
Die Premier League legt am 17. Juni, also in zwei Wochen, mit den ausstehenden Nachtragspartien (City gegen Arsenal und Villa gegen Sheffield) los. Da die Termine für den FA Cup schon stehen, sind die Daten für die Spieltage der Premier Leauge eine logische Konsequenz daraus, auch wenn die genauen Ansetzungen noch nicht erfolgt sind – nur der 25. Juli als Datum für die letzte Runde.
Auch für die Championship (der wie der PL noch neun Spieltage fehlen) ist mit dem 20. Juni schon ein Tag für den Re-Start festgelegt. Da auch in Englands zweiter Liga das Ende der Saison – also inklusive Playoff – noch im Juli erfolgen soll, ist das Format des Turniers um den dritten Aufstiegsplatz noch nicht ganz klar.
Spanien: Liga ab 11. Juni, kein Cup-Finale
Das Titelrennen zwischen Real Madrid (spielt die restlichen Saisonpartien im kleineren Staion im Trainingszentrum) und FC Barcelona findet ab dem 11. Juli mit einem auf vier Tage ausgedehnten Restart-Spieltag seine Fortsetzung, auch die meisten der verbleibenden Spieltage werden – wie in Spanien üblich – eher vier statt zwei Tage dauern. Es sind sogar Mittagsspiele geplant, also mit Anstoß um 13.00 Uhr im spanischen Hochsommer. Allerdings wurde angekündigt, dass auf die Temperaturen Rücksicht genommen und diese Matches im Zweifel auf den späten Nachmittag verschoben werden sollen.
Das Finale der Copa del Rey, ein Baskenland-Derby zwischen Athletic Bilbao und Real Sociedad, wurde auf ausdrücklichen Wunsch beider Vereine vorläufig ausgesetzt und soll erst ausgetragen werden, wenn Zuseher ins Stadion dürfen. Der korrespondierende Platz im Europacup dürfte wohl über die Liga vergeben werden. Die Segunda Division ist noch in der Warteschleife, die neue Erstliga-Saison soll am 12. September losgehen.
Italien: Spiele ab 13. Juni, Liga ab 20. Juni
Gerade am 2. Juni erst wurde der restliche Kalender der Serie A veröffentlicht, die nach besonders wortreichen Diskussionen zwischen Liga, Verband und Regierung nun doch weiter gehen darf – und zwar am 20. Juni. Schon zuvor sind die beiden Semifinal-Rückspiele sowie das Endspiel der Coppa Italia angesetzt.
In der Folge gibt es, wie in den anderen Ländern auch, zwei Spieltage pro Woche – auch in Italien oft eher auf drei Tage aufgeteilt – um bis zum 2. August die nationale Saison beendet zu haben. Auch die Serie B legt am 20. Juni wieder los, hier fehlen noch zehn Runden plus das (ähnlich wie in England abgehaltene) Aufstiegs-Playoff.
Besonders lustig wird es für Inter: 14 Spiele sind schon fix, weil die Nerazzurri noch im Cup sind und im Nachtrag auch ran müssen. Womöglich muss Inter dann auch im August noch im Europacup antreten – sofern der am 12. März vom Klub ausgesprochene Rückzug vom Spielbetrieb von der UEFA nicht als Europacup-Aus gewertet wird.
Österreich: Liga-Fortsetzung am 2. Juni
Vier Tage nach Salzburgs 5:0 im Cup-Finale gegen Lustenau und fünf nach dem Sechs-Punkte-Abzug für Grunddurchgangs-Meister LASK legt Österreich mit den beiden Finalrunden los. In den kommenden fünf Wochen werden die zehn Spieltage absolviert, im Anschluss folgt das Europacup-Playoff mit dem Top-Duo der Abstiegsrunde und dem Fünften der Meisterrunde. Erstaunlich: Diese drei Spiele erhalten einen längeren Zeitraum (in zehn Tagen nach Liga-Ende) als in der regulär absolvierten letzen Saison (in sieben Tagen nach Liga-Ende).
Auch die 2. Liga legt wieder los, ab dem 5. Juni werden bis 11. Juli die elf noch ausstehenden Spieltage absolviert. Weil der Abstieg wegen der Annullierung aller unteren Ligen ausgesetzt wurde, ist der Aufstieg die einzige noch zu treffende Entscheidung – hier hat Ried sieben Punkte Vorsprung auf Klagenfurt. Im Lichte der Relevanzlosigkeit für 14 der 16 Teams hat Schlusslicht Kapfenberg bereits den Kader praktisch komplett ausgetauscht und beendet die Saison mit der U-19.
Frankreich: Abbruch, neue Saison ab 19. August
Die französische Regierung hat am 30. April die Saison der Ligue 1 – die eine Woche vorher noch auf einen Neustart am 17. Juni gehofft hatte – für beendet erklärt und de facto mit dem Stand nach 28 Runden als offiziell gewertet. PSG wurde überlegen Meister, Marseille und Rennes dürfen in der Champions League spielen; Amiens und Toulouse steigen ab, Lorient und Lens auf und die Relegation zwischen Zweitliga-Drittem und Erstliga-Drittletztem entfällt.
Unklar ist noch, was mit den Endspielen im Ligacup (PSG-Lyon, ursprünglich am 4. April) und im Coupe de France (PSG-St. Etienne, ursprünglich am 25. April) passiert. Dafür wurde der bereits vor dem Corona-Lockdown geplante Start der Saison 2020/21 am 19. August beibehalten.
In Holland wurde der Rest der Saison 2019/20 bereits am 21. April gestrichen und die am 2. April für beendet erklärte Meisterschaft in Belgien wurde am 15. Mai offiziell anerkannt, die Liga von Schottland am 18. Mai.
In Tschechien hat der Liga-Betrieb hinhegen ebenso wieder eingesetzt wie etwa in Dänemark, Serbien, Ungarn, der Ukraine oder Polen. Die Weißrussen haben nie aufgehört. Am 3. Juni geht es in Portugal wieder los, in Griechenland am 6. Juni, in der Türkei am 12. Juni und in Russland soll es am 21. Juni so weit sein.
Schweiz: Noch mehr nachzuholen (ab 20. Juni)
In der Schweiz wurde der Spielbetrieb schon Ende Februar eingestellt. Darum haben die Eidgenossen auch noch zwei Runden mehr auszutragen als fast alle anderen Ligen, die ja erst Mitte März eingestellt wurden. Der angedachte Start wurde mehrmals hinausgezögert, soll nun aber am 19. oder 20. Juni über die Bühne gehen. Es fehlen noch 13 Spieltage und drei Cup-Runden plus die Abstiegs-Relegation.
Wie immer ist es auch jetzt der berüchigte Sion-Präsident Christian Constantin, der sich gegen alle anderen stellt. Er hatte im März den Kader entlassen, weil er nicht einsah, warum die Spieler bezahlt werden sollten, wenn sie nicht spielen. Nun hat die Liga beschlossen, dass (wie überall anders auch) keine Neu-Anmeldungen erlaubt sind – bis auf jene Spieler, die während des Corona-Lockdowns arbeitslos geworden sind. Das regt „CC“ auf – ebenso wie die Tatsache, dass überhaupt über den 30. Juni hinaus gespielt wird.
Die angedachte Aufstockung der Liga auf 12 Klubs mit der Umstellung auf den österreichischen Modus mit Meister- und Abstiegsrunde wurde aufgrund der Unsicherheit in der Corona-Krise zumindest für die nächste TV-Rechte-Periode abgeblasen.
Europacup: Turniere im August?
Klar erkennbar ist, dass alle Ligen versuchen, die Saison tatsächlich – wie am 1. April intern von der UEFA erbeten – bis zum 2. August beendet zu haben. Bis auf Frankreich gedenkt derzeit auch keine Liga, vor 11. September die Saison 2020/21 zu beginnen (Spanien fix, Schweiz so gut wie, Deutschland detto).
Das lässt den August offen für eine, wie auch immer geartete, Beendigung der Europacup-Bewerbe. Sowohl Champions League als auch Europa League befinden sich in den Achtelfinals (CL fehlen noch vier Rückspiele, EL zwei Hinspiele und alle Rückspiele). In der Champions League sind noch Teams aus fünf Ländern vertreten, in der Europa League aus elf Ländern.
Am 17. Juni ist eine Sitzung des UEFA-Exekutivkommitees anberaumt, in der eine Entscheidung fallen soll. Im August werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in ganz Europa noch keine Zuseher in den Stadien erlaubt sein und die Reiselogistik ist aufgrund der verschiedenen Einreisebestimmungen der Länder auch – nun ja, herausfordernd.
Daher würde ein zumindest mehr oder weniger zentralisiertes Final-Turnier durchaus Sinn machen – es geht ja nur darum, die Bewerbe zu beenden und TV-Übertragungen von den Matches zu haben. Dass die Final-Orte Istanbul (CL) und Danzig (EL) stehen bislang nicht zur Debatte.
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