Archiv der Kategorie: Blog

Koller-Nachfolge: Die Fürsten rüsten zur Gegenreformation

Drei Jahrzehnte, nachdem Luther seine Thesen an die Kirche von Wittenberg genagelt hatte, rüsteten die katholischen Kirchenfürsten zur Gegenreformation – vor allem mit Hilfe der in Wien regierenden Habsburger wollten sie ihre alte Macht wieder zurück erobern.

Und sechs Jahre, nachdem ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner mit der Inthronisierung von Marcel Koller klar gestellt hat, dass Fachkenntnis wichtiger ist als Seilschaften, rüsten auch in Österreich vor dem bevorstehenden Ende der Ära Koller die damals Entmachteten zur Gegenreformation.

Das ist brandgefährlich.

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Das ÖFB-Team und die Volksseele zwischen Welteroberung und Weltuntergang

Die österreichische Fußballseele ist ein gequälter Geist. War sie immer. Wenn man vor anderthalb Jahren, im Winter 2014/15 – nach einem guten Start in die Quali – gesagt hätte: Das ÖFB-Team qualifiziert sich für die EM, übersteht dort die Vorrunde und scheidet im Achtelfinale gegen Spanien aus, hätte wohl jeder gesagt: Super, passt, nehmen wir – ist doch ein toller Erfolg.

Und jetzt stellen wir uns vor, Österreich quält sich am Mittwoch zu einem mühsamen 1:0 gegen Island, erreicht als Dritter das Achtelfinale und verliert dort mit einem chancenlosen 0:3 gegen Spanien. Die Reaktionen, auf die man sich einstellen kann, sehen dann eher so aus: Ollas oasch, hatten nix verloren bei der EM, die Wappler; eine Gemeinheit, und überhaupt. Ein „mit einem blauen Auge davongekommen“ wäre vermutlich noch das Wohlwollendste (und treffendste).

Obwohl das blanke Resultat das selbe wäre. Ein Aus im Achtelfinale.

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18 Jahre im Zeitraffer: Wie das ÖFB-Team wurde, was es heute ist

Fünf Trainer versuchten sich vergeblich, zahllose Spieler kamen zum Einsatz, aber das Resultat war immer das gleiche: Österreich verpasst die Qualifikation für die Endrunde. Das war seit der WM 1998 immer so – bis der Bann nun gebrochen wurde. Wir blicken kurz zurück: Das waren die Teams, die die jeweiligen Zwei-Jahres-Zyklen für das ÖFB-Team bestritten haben.

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Die 75-%-Regel, oder: Wer früh glänzt, der früh verliert?

Gruppensieger Portugal: Im Viertelfinale ausgeschieden. Gruppensieger Kroatien: Im Viertelfinale ausgeschieden. Gruppensieger Holland: Auch im Viertelfinale ausgeschieden.

Das war bei der EM-Endrunde 2008 in Österreich und der Schweiz. Wer kennt es nicht, dieses Phänomen: Ein Team zeigt in der Vorrunde mit tollen Spielen auf, begeistert die Fachwelt und schwingt sich damit zum Turnier-Favoriten – nur, um spätestens im zweiten K.o.-Spiel eher sang- und klanglos die Segel streichen zu müssen. Nur: Stimmt dieser Stehsatz „Wer früh glänzt, der früh verliert“ wirklich? Wir haben uns die Zahlen angesehen.

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Ligen-Reform in Österreich: Was hieße das in der Praxis?

haettiwari-604x270Im Rahmen des Cup-Finales zwischen Salzburg und der Admira soll es soweit sein: Die Vertreter der Bundesliga-Klubs wollen jene Ligen-Reform beschließen, an der seit einigen Monaten hinter den Kulissen geschraubt wurde, mit einer Aufstockung der Bundesliga auf 12 oder 14 Teams und der Installierung einer zweiten Leistungsstufe mit 16 Klubs – und zwar schon im Sommer 2017.

Welche Auswirkungen hätte das in der Praxis? Machen wir den Reality Check.

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Cup der Cupsieger: So sähe er 2015/16 aus

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Wer zumindest 30 Jahre alt ist, wird sich noch bewusst an ihn erinnern: Den Europapokal der Cupsieger. 1999 wurde dieser zu Grabe getragen, weil die meisten Gewinner der nationalen Pokalbewerbe auch in der gerade innerhalb von zwei Jahren von 16 auf 32 Teams erweiterten Champions League qualifiziert waren.

Passend zur Cup-Halbfinal-Woche (in Deutschland, England, Frankreich, Russland und auch in Österreich steht diese Runde am Programm) spielen wir ein bisschen „Hättiwari“: Wie würde der Cupsieger-Bewerb in der Saison 2015/16 aussehen, gäbe es ihn noch?

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Crotone in der Serie A: Grüße aus der Vorhölle

Grünbraune Hügel, wohin das Auge reicht. Bahnhöfe, die diesen Namen nicht verdienen, für Rotten mit kaum einer Handvoll Häuser. Man könnte sich nicht einmal streiten, ob es eine schöne Gegend ist oder nicht. Es ist einfach Gegend. Selbst Weidevieh sucht man vergeblich. Eine Stunde lang tuckert der Zug quer durch die kalabrische Einöde, ehe man von der Provinzhauptstadt Catanzaro aus – das auch schon eine schöne Stunde abseits der einzigen echten Durchzugsroute durch Kalabrien liegt – in Crotone ist.

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Crotone in Serie A: Greetings from purgatory

The grass on the hills appear in a dreary mixture of green and brown. There are railway stations that don’t deserve that name, each for hardly more than a couple of houses. You couldn’t even argue if it’s a beautiful scenery or not, it’s just scenery. There’s not even grazing animals. Starting in the Calabrian capital of Catanzaro – itself an hour off the only real route through the region – it takes a train ride of about an hour through the southern Italian wasteland to arrive in the town of Crotone.

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20 Jahre, 22 Klubs: Österreichs Fußball-Konkursmasse

Bei Austria Salzburg geht es weiter: Der Zwangsausgleich ging durch, der Spielbetrieb für die restliche Erste-Liga-Saison ist gesichert, ab Sommer soll es in der Regionlliga weiter gehen. Damit haben es die Violetten aus der Mozartstadt besser als viele andere Klubs, die in den letzten 20 Jahren Bundes- oder Erste Liga gespielt haben: 22 Vereine schlitterten seit 1996 in den Konkurs, mussten den Spielbetrieb einstellen, wurden von der Bildfläche wegfusioniert oder wurden gleich ganz liquidiert.

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Gibt es mehr Nicht-Ex-Profis als Trainer als früher?

Die Entwicklung gefiele ihm überhaupt nicht, gab Mehmet Scholl im vergangenen Herbst zu Protokoll. Immer mehr würde der Fußball von „Laptop-Trainern“ überschwemmt, wie er mit kaum verhohlener Geringschätzung formulierte, die für die ihre Taktik und ihre Matchpläne das Wichtigste seien, die aber keine Ahnung haben, wie es im Profi-Fußball wirklich zu ginge.

Auf der anderen Seite war es in Österreich eines der größeren Themen der letzten Jahre, dass gerade zurückgetretene Idole die Trainer-Posten geradezu nachgeworfen bekommen, ohne Lehrjahre in der Jugend, und dass sie sogar bewusst eher in Trainerkurse kämen als womöglich innovatiere, bessere Trainer, die über eine solche Karriere nicht verfügen.

Wir haben mal einen Blick auf die Zahlen geworfen und vergleichen kräftig: Die Lage der Ligen und die Postenverteilung in verschiedenen Ländern jetzt und im Vergleich mit der Vergangenheit.

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