Archiv der Kategorie: Blog

Rumänien 1, Österreich 0: Die Lust am Motzen ist zurück

So ganz unverdient war sie ja nicht, die 0:1-Niederlage von Österreich in Rumänien. Und sie legte auch (altbekannte) Schwächen offen – dabei haben die Rumänen nichts gemacht, was man nicht seit dem relativ souveränen österreichischen Sieg in Wien im Juni nicht gewusst hätte. Es war sehr wenig Schönes dabei, an diesem Abend in Bukarest, auch sehr wenig Überraschendes.

In der WM-Qualifikation zwingt man sich nun in einen Druck-November, in dem in den beiden Spielen in Limassol gegen Zypern und im Happel-Stadion gegen Bosnien noch vier Punkte her müssen, um das direkte WM-Ticket einzukassiern. Die Ausgangslage ist immer noch sehr gut, und doch war schon während, aber umso mehr nach dem Spiel eines zu erkennen: Die Lust des Österreichers am Motzen.

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Zum Tod von Leo Windtner

Von 2009 bis 2021 war Leo Windtner Präsident des ÖFB. Der Oberösterreicher hatte viele Funktionen und Ämter, in der Wirtschaft (Generaldirektor der Energie AG) und der Politik (Bürgermeister seiner Heimatgemeinde St. Florian) und in der Kultur (als Obmann der Florianer Sängerknaben). Fraglos am Meisten zu seinem öffentlichen Profil beigetragen haben aber seine zwölf Jahre als ÖFB-Präsident.

Am Vormittag des 8. August 2025 ist Leo Windtner verstorben, drei Wochen vor seinem 75. Geburtstag.

Leo Windtner war 12 Jahre lang ÖFB-Präsident (Foto: Steindy)
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Die 8-Sekunden-Regel und ihre taktischen Folgen

Lukas Gütlbauer war mutmaßlich der erste Keeper, den es in Österreich in einem Pflichtspiel erwischt hat: Beim ÖFB-Cup-Match in Wallern hielt der WAC-Torhüter den Ball zu lange in den Händen. Als Referee Philipp Maier zum Eckball pfiff, machte sich auf der Tribüne schnell ein allgemeines Schmunzeln breit: Die Zuschauer wussten sofort, was passiert war.

In den sechs Jahren, seit der Ball beim Abstoß nicht mehr den Strafraum verlassen muss, hat die damalige Regeländerung das Spiel deutlich verändert: Lange Abschläge von den Torhütern haben sich (zumindest im Spitzenfußball) praktisch halbiert, das Herausspielen von hinten wurde zunehmend zum üblichen Modus Operandi, gleichzeitig wurde dieses durch Angriffspressing bis in den Strafraum hinein wiederum erschwert.

Welche Auswirkungen kann nun die 8-Sekunden-Regel haben – sofern sie konsequent angewendet wird?

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Ohne Rudi Assauer kein Hoffenheim und kein Rangnick bei Red Bull?

„Ich bin diese politischen Possenspiele leid!“ Ralf Rangnick war sichtlich emotionalisiert. „Ich werde meinen Vertrag nicht verlängern. Ich habe keine andere Wahl, als mich so zu entscheiden!“

Keine Angst, das hat der ÖFB-Teamchef nicht vor der nun gegen Rumänien beginnenden WM-Qualifikation gesagt. Und er sagte das auch nicht über das nun von Josef Pröll angeführte ÖFB-Präsidium, das nicht nur dem Teamchef in den letzten Jahren so viel Missvergnügen bereitet hat. Er sagte das vor knapp 20 Jahren mit Blick auf Schalke-Boss Rudi Assauer. Dieser den Trainer erfolgreich aus dem Amt gemobbt – mit dramatischen Folgen für den ganzen Fußball in Deutschland und in Österreich.

Die These: Hätte sich Assauer mit Rangnick arrangiert, wäre Hoffenheim niemals in die Bundesliga gekommen und der Schub bei Red Bull – und damit dessen großer Einfluss auch auf Österreich und das ÖFB-Team – vermutlich auch nicht.

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Die Krux mit der Relegation

Da konnte Leon Goretzka im 25 Jahre alten Bochum-Trikot auf der Tribüne noch so leiden: Sein VfL, bei dem der jetzige Bayern-Profi seine Karriere begann, war im Hinspiel der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf 0:3 unterlegen. In Deutschland ist es sehr ungewöhnlich, dass sich der Zweitligist durchsetzt und es passte ins Bild, dass Düsseldorf selbst dieser klare Auswärtssieg nicht reichte – die Fortuna unterlag daheim 0:3 und zog im Elfmeterschießen den Kürzeren.

Damit liegen die Bundes- gegen die Zweitligisten in der Relegation 13:3 in Führung. Was sagt das aus, und wie ist die Lage in anderen Ländern mit Relegation?

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Bayer, Arsenal, Sportclub und Co.: Unbesiegt ein ganzes Jahr

Das hat selbst Bayern München nie geschafft: Bayer Leverkusen wurde ohne eine einzige Niederlage erstmals deutscher Meister und gewann zum Drüberstreuen auch noch den DFB-Pokal, mit einem 1:0 im Finale gegen Kaiserslautern. In schwächeren Ligen kommt das schon mal vor. In jenen Ligen aber, deren Vereine auch international um die Titel mitspielen bzw. mitgespielt haben, ist das äußerst ungewöhnlich. Öfter als einmal alle zehn Jahre kommt das im Schnitt nicht vor.

Hier ein Überblick: Das sind Europas ungeschlagene Teams in Top-Ligen – und der letzte heimische Verein, dem das gelungen ist.

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Rangnick vs. Koller: Die Hermann-Gerland-Frage und das ÖFB-Team

Mit 13 von 15 möglichen Punkten hat Österreich das EM-Ticket schon vor dem Quali-Endspurt schon so gut wie sicher. Einerseits. Andererseits hätten drei der fünf Spiele leicht auch mit einem statt sieben Punkten enden können, dazu gab es das 1:1 im Test gegen Moldawien. Die Entwicklung in den anderthalb Jahren unter Ralf Rangnick macht einen optimistisch, die Erinnerung an die 2016er-EM vorsichtig.

„Immer Glück ist Können“, sagte Hermann Gerland einst. Die Frage ist: Trifft dieses Zitat des legendären Nachwuchs- und Co-Trainers von Bayern München auf das ÖFB-Team (schon) zu?

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Die sieben Jahre des Jürgen Klopp

Sieben volle Saisonen war Jürgen Klopp in Mainz Trainer. Es folgten sieben Jahre in Dortmund. Aktuell ist er in seiner siebenten kompletten Spielzeit in Liverpool engagiert. Vor allem bei seinen Amtszeiten beim BVB und bei den Reds gibt es frappierende Ähnlichkeiten: Zwei Jahre zur Eingewöhnung, der Gipfel in der vierten Saison, eine Rückkehr an die alte Form nach einem mittelmäßigen fünten Jahr – und eine über weite Strecken verflixte siebente Saison.

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20 Jahre WM 2002: Als nicht nur der Fußball zwischen Matura und Studium steckte

Jetzt steht uns also 2022 ins Haus. Das heißt, dass die WM von 2002 in Japan und Südkorea bald zwanzig Jahre auf dem Buckel hat. Ich habe für dieses Gaga-Turnier immer eine gewisse Faszination verspürt. Woran das liegt, habe ich aber nie so genau festmachen können. Vermutlich ist es eine Mischung aus einem in jeder Hinsicht aus dem Ruder gelaufenen Turnier, verbunden mit der Zeit, in der es stattfand – und den persönlichen Umständen der Wahrnehmung.

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