Die sieben Jahre des Jürgen Klopp

Sieben volle Saisonen war Jürgen Klopp in Mainz Trainer. Es folgten sieben Jahre in Dortmund. Aktuell ist er in seiner siebenten kompletten Spielzeit in Liverpool engagiert. Vor allem bei seinen Amtszeiten beim BVB und bei den Reds gibt es frappierende Ähnlichkeiten: Zwei Jahre zur Eingewöhnung, der Gipfel in der vierten Saison, eine Rückkehr an die alte Form nach einem mittelmäßigen fünten Jahr – und eine über weite Strecken verflixte siebente Saison.

Was Klopp geerbt hat

Nach der Beinahe-Pleite von 2005 hatte Dortmund kein Geld und befand sich in einer Lage, in der man einem Graue-Maue-Dasein entgegen schlingerte. Viel Ballbesitz, wenig Tempo, wenig Enthusiasmus. Unter Thomas Doll dämmerte man zu einem apathischen 13. Platz in der Bundesliga. Früh war den Verantwortlichen klar, dass – wenn man schon keine glitzernden Stars kaufen kann – anders für Schwung gesorgt werden musste. Man engagierte für die kommende Saison Jürgen Klopp von Mainz.

In Liverpool war nach die Saison 2014/15 nach dem Beinahe-Titel zuvor enttäuschend: Suárez war weg, Gerrard in seiner Abschiedstour weit über dem Zenit. Da die neue Saison 15/16 kaum besser begann als die alte geendet hatte, trennte man sich von Brendan Rodgers und krallte sich Klopp. Dieser erreichte zwar das Europa-League-Finale, er musste sich aber erst mal in der Liga und mit einem Kader, der seinen Vorstellungen nur bedingt entsprach, zurechtfinden.

Jahr 1: Die Akklimatisierung

Als Klopp in 2008 in Dortmund übernahm, ging es zunächst eher darum, die zwar zahlreichen, aber desillusionierten Fans auf seine Seite zu ziehen. Die alte Innenverteidigung Kovac/Wörns wurde verramscht, Klopp nahm Subotic aus Mainz mit, in Ansätzen war erkennbar, was Klopp wollte. Der Europacup war ein Spiegelbild: Daheim gegen Udiese gegenwehrlos verwelkt, auswärts überragend, im Elfmeterschießen verloren. Eine wechselhafte Saison endete mit dem knappen Verpassen des Europacup-Platzes.

Die Transferes von Mané (Southampton) und Wijnaldum (Newcastle) wurden registriert, aber nicht als brüllender Angriff wahrgenommen, ebenso wie die ablösefreie Verfplichtung von als maximal mittelmäßig eingeschätzte Bundesliga-Verteidigern (Matip und Klavan). Aber Liverpool kam gut in die Saison und konnte zwar Chelsea nicht halten, war aber bis zum Einbruch nach dem Jahreswechsel (kein Sieg im Jänner, als Mané beim Afrikacup war sowie Coutinho und Matip verletzt) Best of the Rest. Am Ende rettete man immerhin Rang vier und die Champions-League-Qualifikation.

Jahr 2: Die Puzzleteile setzen

Alex Frei war nicht der Stürmertyp für das bedingungslose Jagd-Spiel der Marke Klopp, Hajnal war nicht gut genug, Kringe auch nicht. Geld für tolle Neue war immer noch nicht da, also holte man sich Bender (1860) und Großkreutz (Ahlen) aus der 2. Liga, Şahın und Hummels spielten sich ins Team und Barrios kam als neuer Stürmer. Die Folge war erstmal ein komplett verhackter Saisonstart, nur ein Sieg bis Anfang Oktober und ein peinliches Pokal-Aus, schecklich. Aber man blieb ruhig, vertraute der Entwicklung, der „Kinderriegel“ in der Abwehr mit Subotic und Hummels spielte sich ein, der „Heavy-Metal-Fußball“ begann zu greifen. Dortmund kletterte noch auf den fünften Platz.

Auch in Liverpool begann Klopps zweite Saison zäh: Punktverluste gegen Watford und Burnley, grässliches 0:5 bei Man City. Aber auch in Liverpool wurden nun die Puzzleteile gesetzt. Die Fragezeichen waren aber groß: Salah, der bei Chelsea kläglich gescheitert war? Ein schottischer Linksverteidiger von Hull City? Und ist ein Abwehr-Hüne von Southampton, obwohl zweifellos gut, wirklich 80 von den 140 Millionen Pfund wert, die man von Barcelona für Streik-König Coutinho bekommen hat? Turns out: Ja, das war alles gut, ebenso wie andernorts als spinnerter Luxus belächelte Maßnahmen wie die Arbeit mit einem eigenen Einwurf-Trainer. Es begann zu flutschen, in der Champions League eliminierte man City souverän, verlor erst im Finale dank Karius‘ Gehirnerschütterung und Ramos‘ Brutalo-Foul an Salah gegen Real Madrid. In der Liga stand Platz vier zu Buche, für mehr war es noch zu unkonstant, standen zu viele Remis.

Jahr 3: Das Durchstarten

Nach WM- und EM-Turnieren haben die Bayern oft Probleme: 2007 wurde Stuttgart Meister, 2009 Wolfsburg, und auch 2010/11 standen sich Van Gaals Münchner oft selbst im Weg. Der BVB hingegen holte sich ums kleine Geld einen unbekannten Japaner und mit eben jenem Kagawa (bzw. nach dessen Verletzung der ganz junge Götze) hatte die Liga kein Mittel mehr gegen den Dortmunder Hochintensitäts-Powerfußball. Die kollektive Laufleistung war konstant bei 120 Kilometern und darüber, was die ungewöhnlich junge Truppe aber gut wegsteckte. Nervend war nur, dass man jede Gelegenheit und jedes unter die Nase gehaltene Mikrofon nützte, um „das M-Wort“ offensiv nicht in den Mund zu nehmen. Im Pokal verlor man gegen Burghausen und im Euroapcup gegen PSG und Sevilla, aber in der Liga zog Dortmund durch und wurde Meister.

War in Dortmund Kagawa der letzte Puzzlestein, so stellten in Liverpool Alisson und Fabinho die letzten Stücke dar, die noch fehlten. Liverpool gegenpresste nicht nur jegliche Lebenslust aus den Gegnern, sondern war auch im Ballbesitz Weltklasse geworden, Klopp erfand sich die Außenverteidiger – Robertson und Alexander-Arnold – als die eigentlichen Spielgestalter. Die Reds erzielten 89 Tore und kassierten nur 22, es gab 97 Punkte und nur eine einzige Niederlage in der ganzen Liga-Saison. Aber die war entscheidend. Man City, 2:1-Sieger über Liverpool am 3. Jänner 2019, kam nämlich mit 98 Punkten über die Ziellinie. Allen anderen Teams war man zwei Klassen überlegen und mit dem 2:0-Finalsieg in der Champions League über Tottenham – nach der unfassbaren Aufholjagd gegen Barcelona im Halbfinale – war Liverpool Champion of Europe.

Jahr 4: Die große Krönung

Wer gedacht hatte, Dortmund wäre gut, hätte aber doch am Ende vor allem von einer schwachen Bayern-Saison profitiert, hatte 2011/12 schwer zu schlucken. Robert Lewandowski, wieder so ein No-Name-Stürmer zum Billigtarif, um viereinhalb Mille von Lech Posen gekommen, prügelte die Bälle, die sich die Mitspieler eroberten, am Fließband über die Linie. Der Abgang von Nuri Sahin wurde mit Ilkay Gündogan großartig aufgefangen, die Truppe blieb von Verletzungen weitgehend verschont. Der BVB blamierte sich zwar nach Kräften in der Champions League und hatte nach sechs Liga-Spielen schon drei Niederlagen aufgehäuft, blieb in den restlichen 28 Matches aber ungeschlagen – 81 Punkte in 34 Spielen (das hatten selbst die Bayern bis dahin nie geschafft), 80:25 Tore und dann war da ja noch die 5:2-Hinrichtung, die man den Bayern im Pokalfinale überstreifte.

27 Spiele, 26 Siege, 1 Remis, 64:17 Tore, bereits 22 Zähler Vorsprung auf City: Was Liverpool zwischen August 2019 und Februar 2020 aufführte, war die unheimlichste Machtdemonstration, die jemals über die Premier League hereingebrochen ist. Beinahe wäre Liverpool wäre schon am 7. März 2020 als Meister festgestanden – vor der Corona-Unterbrechung, in der gegnerische Fans zwischen schadenfreudigem Feixen und panischer Realitätsverweigerung die komplette Annullierung der Saison forderten, damit Liverpool nur ja nicht erstmals nach 30 Jahren Meister würde. Die Annullierung geschah natürlich nicht und Liverpool wurde Champion und nur ein 0:4 gegen City nach Neustart verhinderte, dass man die Dreistelligkeit erreichte – 99 Punkte.

Jahr 5: Die ersten Risse

Die Bayern ließen die Demütigungen nicht auf sich sitzen, Jupp Heynckes schaltete zwei Gänge nach oben, etablierte einen erdrückenden Ballbesitzfußball, der nur eine einzige Liga-Niederlage zeitigte – dafür acht Siege en suite zum Saisonbeginn und dann nochmal 14 hintereinander im Frühjahr. Dortmund hingegen baute schon im Herbst immer wieder Remis ein (Nürnberg, Frankfurt, Hannover, Stuttgart), dazu Niederlagen im Derby und gegen den HSV. Man war über die Saison komfortabel besser als alle anderen, aber die Gegner hatten sich auf das Überfalls-Pressing eingestellt, nach den großen Erfolgen ließ auch der Hunger etwas nach – dafür nahm Klopps Ärger über Vorwürfe, ein „Plan B“ würde fehlen, zu. Mit 25 Punkten Rückstand auf die Bayern wurde Dortmund Zweiter, dafür ging es international dahin, mit dem Last-Minute-Wunder gegen Málaga und einem grandiosen 4:1 über Real Madrid ging es ins Finale. Dort forderte man die Bayern mit der wohl besten Saisonleistung voll, es langte aber nicht ganz.

Nachdem sich Liverpool 2019 keinen einzigen wirklichen Neuzugang geleistet hatte, gönnte man sich 2020 Thiago von den Bayern (als großartig bekannt) und Diogo Jota von den Wolves (was eher als Ergänzung aufgefasst wurde). Es war aber die Defensive – die in den drei Jahren zuvor nur 0,8 Tore pro Spiel zugelassen hatte – die im Jahr nach dem Titel die großen Sorgen bereiten sollte. Van Dijk riss sich das Kreuzband, Gomez die Patellasehne, Matip schleppte sich schon malad durch den Herbst und ruinierte sich dann den Knöchel. Klopp musste hinten Notlösungen zaubern (Fabinho spielte lange hinten, Henderson bis zu seiner Leisten-OP auch, dann holte man sich Kabak von Schalke; Nat Phillips wurde zur Stammkraft), damit fehlte die Basis für das aggressive Mittelfeld und die spielgestaltenden Außenverteidiger, das Werk brach in sich zusammen, zwischendurch verlor Liverpool sechs Heimspiele hintereinander. Ein starker Endspurt – 29 von 33 Punkten in den letzten elf Spielen – rettete zumindest Platz drei.

Jahr 6: Das Aufbäumen

Ein wiederkehrendes Thema bei Dortmund waren die Begehrlichkeiten, welche die jungen Spieler bei finanzkräftigeren Klubs weckten. Sahin ging 2011 zu Real Madrid (und blieb unglücklich), Kagawa ging 2012 zu Manchester United (und blieb unglücklich), Götze ging 2013 zu den Bayern (und blieb unglücklich). Alle drei kamen früher oder später wieder zurück, nur Lewandowski (dessen Wechsel zu den Bayern 2014 früh feststand) nicht. Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang kamen und mit ihnen war Dortmund wieder deutlich besser als der Rest der Liga, aber die erbarmungslose Siegesmaschine der Bayern unter Pep Guardiola (zwischendurch 19 Dreier in Serie) war zu konstant, selbst büßte man mit nur einem Sieg in sieben Spielen zum Hinrunden-Ende alle Chancen ein. Der BVB holte mehr Punkte als 2013, büßte in den letzten 16 Spielen nur noch zwei Zähler auf die Bayern ein. Man war wieder Zweiter, aber mit Optimismus.

Für die neue Saison waren Van Dijk und Matip wieder da, Liverpool verstärkte die defensive Tiefe mit Ibrahima Konaté, Jota wirkte als patenter Ersatz für Firmino, der verletzungsbedingt zum Teilzeit-Arbeiter wurde und auch Winter-Neuzugang Luis Díaz fügte sich rasch ein. Und tatsächlich war Liverpool mit fitter Defensive wieder dort, wo man vorher war. Die Reds jagten City die ganze Saison vor sich her, Lichtjahre vor dem Rest der Liga, es war eine Wiederholung der Saison 2018/19. Der Titel entschied sich erst in der Schlussphase des letzten Spieltages, als City sein Match gegen Villa nach 0:2 noch noch 3:2 gewann, damit das Titelrennen 93:92 gewann. Für Liverpool blieben die Siege in FA Cup und Liga-Cup (beide im finalen Elferschießen gegen Chelsea) sowie die bittere – und nicht dem Spielverlauf entsprechende – Niederlage im Champions-League-Finale gegen Real Madrid.

Jahr 7: Der Kollaps

Ciro Immobile sollte im BVB-Sturm den abgewanderten Lewandowski ersetzen, aber der Italiener war nicht kompartibel mit dem intensiven und komplexen Klopp-Kick. Der rein für den Flügel vorgesehene Aubameyang musste nach vorne, Mkhitaryan auf die Seite, alles kleine Details und Dortmund war in der Form kein Bayern-Jäger mehr. Die unglaubilche Pechsträhne aber, die noch dazu kam – vorne ging nichts rein, hinten dafür die unmöglichsten Dinger – sorgte für eine beispiellose Pleitenserie. Nach 14 Runde war Dortmund Letzter, in der Winterpause auf einem Abstiegsplatz – obwohl man nach Statistiken doch immerhin Top-6 hätte sein müssen. Im Frühjahr renkte sich vieles wieder ein, der BVB fuhr nun die den Leistungen entsprechenden Ergebnisse ein und rettete sogar noch einen Europacup-Platz. Aber im April kündigte Klopp seinen Abschied an: „Ich habe immer gesagt: Wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, der perfekte Trainer für diesen Verein zu sein, werde ich es sagen!“

Das langwierige Theater um die Vertragsverlängerung von Salah, der Verkauf von Mané an die Bayern und die teure Verpflichtung von Darwin Núñez – das alles deutete an: Es steht ein Umbruch bevor. Hatte Klopp bei Dortmund immer wieder auf prominente Abgänge reagieren müssen, war die Sachlage bei Liverpool umgekehrt: Über so viele Jahre mit einer beinahe unveränderten Truppe zu spielen, heißt auch, dass der irgendwenn nötige Generationswechsel umso härter ausfallen würde müssen. Dann verletzte sich Diaz im Herbst am Knie und es gab nur noch Notlösungen auf der linken Seite. Dazu fehlt im Mittelfeld die ordnende Hand, weil Henderson über dem Zenit zu sein scheint und Klopp vermehrt auf den 13 Jahre jüngeren Harvey Elliott setzt, man schiebt extrem hoch und die Absicherung hinter Alexander-Arnold ist nicht immer gegeben, es hagelt Gegentore. Der Unterschied zur letzten Saison in Dortmund: Dort waren die Zahlen besser als die Ergebnisse. Das sind sie nun in Liverpool nicht. Ein Europacup-Platz ist immer noch voll im Bereich des möglichen, einer in der Champions League aber wohl nicht mehr.

Und es ist wieder die siebente Saison, in der es für Klopp am schlechtesten läuft.

Sieben Jahre Mainz

Die Verlockung ist groß, diese Parallelen zwischen Klopps Zeit in Dortmund und jener in Liverpool auch mit seinen – ebenso sieben! – Jahren in Mainz zu überlagen und tatsächlich sind auch hier zahlreiche Gemeinsamkeiten zu erkennen. Klopp übernahm im Frühjahr 2001 in akuter Abstiegsgefahr, am 25. Februar beim 1:3 gegen Fürth hat er noch gespielt und wurde verletzt ausgewechsel, am 28. Februar beim 1:0 gegen Duisburg war er schon Trainer, der Klassenerhalt ging sich aus.

Im ersten vollen Jahr in Mainz war kein Zurechtfinden nötig, das von Wolfgang Frank gut vorbereitete Team war empfänglich für modernen Viererketten-Fußball. Mainz gab drei Viertel der Saison lang das Tempo vor, am Ende ging die Luft aus, in einem dramatischen letzten Spieltag wurde der Aufstieg verpasst. Im Jahr darauf lief es ähnlich und wieder ging es in der letzten Runde nicht nach oben, weil Frankfurt im Fernduell in den letzten zehn Minuten aus einem 3:3 gegen Reutlingen ein 6:3 machte und um ein Tor besser über die Ziellinie kam als Mainz.

Das dritte Jahr, als Klopp in Dortmund und Liverpool durchstartete, rettete man dann doch den Bundesliga-Aufstieg. Auch in Mainz wurde das vierte Jahr zum Höhepunkt, als man auch in der Bundesliga mit guter Laune und aggressivem Forechecking-Fußball begeisterte. Nach 14 Spielen war Mainz Siebenter, ehe man mit sieben Niederlagen am Stück noch in die Abstiegskampf abrutschte, letztlich war der Bundesliga-Verbleib aber relativ souverän schon am drittletzten Spieltag fixiert. Für den kleinen „Karnevals-Klub“ beim ersten Ausflug in der höchsten Liga ein großartiger Erfolg.

Im fünften Jahr, wo es in Dortmund und Liverpool wechselhaft wurde, war Mainz von Beginn an im Abstiegskampf verstrickt, blieb aber sich und seiner Herangehensweise treu und schaffte erneute den Ligaerhalt. Im sechsten Jahr, als Dortmund und Liverpool wieder im Aufschwung waren, ging bei Mainz dafür nichts mehr – man war da schon dort, wo Klopp bei seinen weiteren Stationen ein Jahr später ankommen sollte. Mainz stieg 2007 aus der Bundesliga ab und 2008 – auch wegen der starken Konkurrenz von Mönchengladbach und Hoffenheim – nicht wieder auf. Dass Klopps Zeit am Bruchweg zu Ende gehen würde, deutete sich in seiner letzten Mainz-Saison früh an: Die Bayern fragten an, beim HSV wurde er zum Vorstellungsgespräch geladen

Dortmund bekam den Zuschlag.

Wie geht es in Liverpool weiter?

In Mainz war nach dem siebenten Jahr der Abgang zu einem großen Klub nicht mehr zu verhindern. Für Dortmund war das von den Bayern unter Heynckes und Guardiola dramatisch nach oben gesetzte Level unmöglich mitzugehen, weil man ständig den eigenen personellen Substanzverlust auszugleichen hatte, anstatt sich um das Steigern der eigenen Stärke kümmern zu können.

In Liverpool steht Klopp nun vor der Herausforderung, nach vielen Jahren mit annähernd unveränderter Mannschaft einen Generationswechsel moderieren zu müssen. Alisson, Salah, Henderson, Van Dijk, Milner, Firmino und Matip sind schon über 30, Fabinho folgt heuer. Liverpool hat sowohl einige vielversprechende junge Spieler (Elliott und Bajcetic, dazu Winter-Neuzugang Gakpo) als auch mehr als genug Geld am Konto, um sich fast nach Belieben weiter teure Spieler der Marke Núñez, Díaz, Konaté oder Gakpo zu leisten.

Die Frage ist also nicht, ob Liverpool eine neue Mannschaft für eine neue Generation aufbauern kann. Sondern sie ist eher, ob Jürgen Klopp – der im Sommer 56 Jahre alt wird – sich dieser Herausforderung nach über zwei Jahrzehnten permanentem Vollstress im Trainerjob mit über 1.000 Pflichtspielen annehmen will und, wenn ja, wie dieses Klopp-Liverpool 2.0 aussieht und welche auch inhaltlichen Veränderungen es gibt.

Das kann niemand anderer beantworten als Klopp selbst.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.