Alle Beiträge von Philipp Eitzinger

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.

Österreich vor der EM 2024: Zwischen Vorfreude und Vorsicht

Zur Routine werden sie nie, die österreichischen Teilnahmen bei großen Endrunden. Positiv wie negativ, die Gefühlswelt der Fans ist in Aufruhr, eben weil es keine Selbstverständlichkeit ist. Nach allem, was man in den letzten zwei Jahren gesehen hat, könnte die aktuelle Truppe die am besten auf so einen Anlass vorbereitete der österreichischen Nachkriegsgeschichte sein.

„Unsere Spielweise lässt Selbstzufriedenheit gar nicht zu“, bestätigte Teamchef Ralf Rangnick in einem großen Interview mit dem „Kicker“ noch einmal, und: „Die Menschen identifizieren sich wieder mit ihrer Nationalmannschaft!“ So wird dem ÖFB-Team trotz der schweren Gruppe mit Frankreich, Polen und den Niederlanden viel zugetraut. Die Datensammler von Opta sehen beispielsweise eine 24-Prozent-Chance auf das Viertelfinale.

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Starke Saison endet mit Reinfall in Reykjavík

„Fakt ist: Wir haben heute das einfach echt verkackt! Wir haben’s zuhause auch verkackt. Es ist einfach… net gut.“ Wenige Minuten nach dem Abpfiff in Reykjavík nahm sich Barbara Dunst wie gewohnt kein Blatt vor den Mund, als sie ÖFB-Pressesprecher Jonas Dormann dieses Statement ins Aufnahmegerät diktierte. Vorangegangen war ein Spiel im nordatlantischen Sturmwind, das aus österreichischer Sicht noch wesentlich ernüchternder verlaufen war, als das Resultat von 1:2 aussagt.

Der missratene Doppel-Spieltag mit nur einem statt der erhofften mindestens vier Punkte gegen den direkten Gegner um ein Fix-Ticket für die EM war das Ende einer für die meisten Spielerinnen an sich recht guten Saison.

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Österreich 1, Island 1: Des Gegners Spiel aufgedrückt bekommen

Nein, die Entscheidung auf Hand-Elfmeter für Island war nicht leicht zu verdauen. Aber nein, ein Sieg für die ÖFB-Frauen gegen Island wäre auch nicht verdient gewesen. Österreich lag im EM-Qualispiel in Ried lange vorne, doch waren die Gäste aus dem Nordatlantik dem Sieg näher. Dass das kein Glanztag war, stritt im rot-weiß-roten Lager niemand ab.

Dafür regierte ein beinahe schon mantra-artiges Sich-Selbst-Gut-Zureden. Tenor: Wir gewinnen jetzt halt in Reykjavík und unter Druck sind wir sowieso stark. Ist es wirklich so einfach?

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Die Krux mit der Relegation

Da konnte Leon Goretzka im 25 Jahre alten Bochum-Trikot auf der Tribüne noch so leiden: Sein VfL, bei dem der jetzige Bayern-Profi seine Karriere begann, war im Hinspiel der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf 0:3 unterlegen. In Deutschland ist es sehr ungewöhnlich, dass sich der Zweitligist durchsetzt und es passte ins Bild, dass Düsseldorf selbst dieser klare Auswärtssieg nicht reichte – die Fortuna unterlag daheim 0:3 und zog im Elfmeterschießen den Kürzeren.

Damit liegen die Bundes- gegen die Zweitligisten in der Relegation 13:3 in Führung. Was sagt das aus, und wie ist die Lage in anderen Ländern mit Relegation?

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Bayer, Arsenal, Sportclub und Co.: Unbesiegt ein ganzes Jahr

Das hat selbst Bayern München nie geschafft: Bayer Leverkusen wurde ohne eine einzige Niederlage erstmals deutscher Meister und gewann zum Drüberstreuen auch noch den DFB-Pokal, mit einem 1:0 im Finale gegen Kaiserslautern. In schwächeren Ligen kommt das schon mal vor. In jenen Ligen aber, deren Vereine auch international um die Titel mitspielen bzw. mitgespielt haben, ist das äußerst ungewöhnlich. Öfter als einmal alle zehn Jahre kommt das im Schnitt nicht vor.

Hier ein Überblick: Das sind Europas ungeschlagene Teams in Top-Ligen – und der letzte heimische Verein, dem das gelungen ist.

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Polen 1, Österreich 3: Pflicht erfüllt, schön war’s nicht

Trójmiasto, die „Dreistadt“ an der Ostsee, ist das urbane Zentrum Nord-Polens. Danzig, Sopot und Gdynia gehen quasi fließend ineinander über – Danzig, charmant und pittoresk, zieht die auswärtigen Touristen an. Sopot, wo die ÖFB-Frauen untergebracht waren, ist ein wenig das Caorle Polens – das nette, kleine Seebad mit Sandstrand, Hotels und Flanierstraße. Und Gdynia im Norden ist irgendwie nichts. Die Stadt, einziger Meereszugang Polens vor dem 2. Weltkrieg, wurde erst vor knapp 100 Jahren vom Fischerdorf zur Marine-Basis ausgebaut. Gdynia ist eine konturlose Groß-Siedlung ohne Eigenschaften.

Hier wird gearbeitet, auch wenn’s nicht immer Spaß macht. Das galt auch für die ÖFB-Frauen beim EM-Qualifikations-Spiel eben gegen Polen.

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Österreich 2, Deutschland 3 – so sind sie, die Deutschen

30 Minuten vor Mitternacht, über eine Stunde nach Spielschluss. Barbara Dunst, wie Sarah Puntigam neben ihr immer noch im roten Trikot und der schwarzen Hose, eruiert gestenreich und mit verzagtem Gesicht wieder und wieder das Geschehene mit ORF-Expertin Lisi Tieber, selbst ehemalige Teamspielerin. Was da zuvor passiert ist, in den 95 Minuten auf dem Rasen, ließ niemanden im österreichischen Lager so leicht los.

Und die Deutschen? Sie rennen der Musik eine Halbzeit lang hinterher, wirken phasenweise hilflos. Spielidee gibt’s keine. Und dann nützen sie zwei Unachtsamkeiten, verwerten einen schwindligen Elfmeter und fahren doch mit den drei Punkten nach Hause. Tja, so sind sie, die Deutschen.

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Salzburg 3, Sturm Graz 4: Reife Blackies kochen Bullen ab

Das nackte Ergebnis legt eine richtig wilde Partie nahe. Das Cup-Halbfinale zwischen den beiden deutlich besten Vereinsteams Österreichs lieferte viel Intensität und am Ende auch einige Tore, war aber doch nicht ganz so spannend, wie man bei einem 4:3 glauben könnte. Sehr wohl aber zeigte Sturm Graz, dass man eine sehr reife Truppe stellt, die sehr präzise gecoacht ist und sein Spiel auch gegen Widerstände durchziehen kann.

Zumindest einen Titel hat man den Bullen damit schon mal geraubt.

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Im Sprint oder mit Nachsitzen: Start zur Frauen-EM-Quali

103 Tage, 6 Spiele, 1 angestrebtes EM-Ticket: In Rekordtempo wird ab Freitag die Hauptphase der EM-Qualifikation für die ÖFB-Frauen durchgepeitscht. Mit dem ersten Heimspiel gegen Deutschland in Linz beginnt sie mit einem öffentlichkeitswirksamen Kracher, wichtiger sind aber wohl die Partien gegen Polen und Island. Die Rechnung ist klar: Der Gruppensieger und der Zweite fahren direkt zur EM in die Schweiz 2025, die anderen beiden müssen in zwei Playoff-Runden im Herbst.

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