3:1 gegen Färöer stellt wieder Frage nach dem Spielstil

Nein, großen Spaß hat das nicht gemacht. Den Zusehern an den TV-Geräten nicht. Und den österreichischen Spielern, die beim 3:1-Sieg gegen die Färöer auf dem Feld standen auch nicht. Das lag zum einen an der giftigen Spielweise der Färinger, die Spielfluss und Rhythmus beim ÖFB-Team effektiv störten. Und aber auch einmal mehr daran, dass die überwiegend offensiv denkenden Spieler erneut von Franco Foda zum Nachlaufen angehalten wurden, anstatt die Initiative zu behalten.

Österreich – Färöer 3:1 (3:1)

„Warum, Andi, warum???“ brüllte Franco Foda halb durch die zweite Hälfte Andi Ulmer zu, der nach einem Pressball am gegnerischen Strafraum den in seine Richtung springenden Ball annehmen wollte. Stattdessen sollte ein 50:50-Ball aufgegeben werden, den Färöer-Team der Ball überlassen und diesem nachgelaufen werden. Der innere Ärger über diesen Coaching-Schwachsinn ist Andi Ulmer anzusehen – lieber lässt Foda also daheim! gegen die Färöer!! die eigenen Spieler 80 Meter dem Ball nachlaufen!!!, als ihn mit einem 5-Meter-Laufweg direkt am gegnerischen Sechzehner zu sichern.

So also kam Österreich nach zwischenzeitlichem Rückstand zu einem 3:1. Ein Eckball und zwei Kontertore (daheim gegen die Färöer, wohlgemerkt) drehten das Spiel nach einem Rückstand um.

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Unangenehme Spielweise der Färinger

Natürlich: Die Gäste von den Färöer-Inseln spielten mit einem Konzept, dass zwar laufintensiv war und viel Hingabe erforderte, das aber gut funktionierte. Man stellte sich nicht einfach nur in einem 4-4-2 hin und verteidigte im Block. Es hängte sich, wann immer möglich, ein Färinger Spieler an den österreichischen Ballführenden dran, wenn dieser vor oder in diesem Block ein paar Schritte mit dem Ball laufen wollte.

Zusätzlich versuchten die beiden Stürmer, österreichische Pässe in die Tiefe schon im Keim zu ersticken, indem sie situativ die Spieleröffnung anliefen bzw. Grillitsch die Zeit am Ball nahmen. Die Folge war, dass Österreich zwar einiges an Ballbesitz bekam, aber relativ wenig freie Pässe. So kam nie ein Spielfluss auf und schon gar kein Tempo.

Kaum ein Durchkommen

Die Spielanlage bei Österreich war, auch wenn das System von 3-1-4-2 (gegen Schottland) auf 4-1-4-1 (gegen Färöer) geändert wurde, zunächst gleich: Grillitsch als Anker sollte die Angriffszüge eröffnen und lenken. Da nur noch zwei Innenverteidiger statt drei da waren, war Österreich aber ein wenig anfälliger für das gegnerische Anlaufen (es fehlten ein Spieler, um die Situationen aufzulösen), zudem rieben sich Alaba und Sabitzer im engmaschingen Block der Färinger auf.

Zudem wurden damit überhastete Abspiele provoziert und Gelegenheiten, einen öffnenden Wechselpass zu spielen – wie gegen Ende der ersten Halbzeit und zu Beginn der zweiten öfter zu sehen – wurden verpasst.

Die Folge war, dass Grillitsch mit Fortdauer der ersten Halbzeit immer weniger involviert war und stattdessen Chips aus dem Achter- bzw. Zehnerraum in den Strafraum gehoben oder Schüssen aus der Distanz abgegeben wurden – beides ohne jede Torgerfahr. Es brauchte einen Eckball, um zumindest den Rückstand (ebenfalls aus einem Eckball gefallen) zum 1:1 nach einer halben Stunde auszugleichen.

Angebotene Räume bespielen

Die Färinger rückten, wenn es die Situation erlaubte, schon zuvor weiter nach vorne und stellte Österreich damit vor einige Schwierigkeiten – schon vor dem 1:0 nach 20 Minuten hatte es einige Eckbälle gegeben. Auch nach dem 1:1 machten die Gäste damit weiter, zweimal konnte Österreich die damit entstehenden Räume im Mittelfeld und in der Gästeabwehr nützen. Zunächst fiel nach einem (weder besonders schnell noch besonders präzise vorgetragenen) Konter das 2:1 für das ÖFB-Team, kurz vor der Pause fiel aus einem weiteren schnellen Gegenstoß das 3:1.

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte konnte man zweimal nach einem Ballgewinn im Mittelfeld und schnellem Umschalten in den freien Raum Chancen kreieren (48. und 52. Minute, jeweils nach Alaba-Assist), die Chancen zum 4:1 und 5:1 wurden aber ausgelassen.

Kräftezährendes Nachlaufen statt vorne festsetzen

Nach etwa einer Stunde schliefen die Ambitionen spürbar ein. In dieser Phase des zunehmenden Abwartens fiel auch die eingangs beschriebene Szene, als Foda seinen Spieler anwies, eben nicht in aussichtsreicher Position den Ballbesitz zu sichern, sondern sich zurück fallen zu lassen. Alaba – der schon früh viel auswich, auch nach vorne, um sich zu involvieren, ein Tor und zwei gute Chancen aufgelegt hatte – war nach einer Stunde vom Feld genommen worden. Auch Kalajdzic wurde für das Dänemark-Spiel geschont.

Färöer-Trainer Håkan Ericson hingegen brachte drei frische Kräfte (Bjartalið, Andreasen und Johannessen), um die Intensität hoch halten zu können. Bis zum Schluss wirkte das österreichische Team hingegen hin- und hergerissen zwischen der inneren Ambition, nicht daheim gegen die Färöer auf abwarten zu spielen und der offenkundigen Vorgabe, nur ja nicht mit zu viel Ambition zu spielen.

Dass defensives Abwarten und Nachlaufen mehr Laufweg bedeutet, als sich bei jedem Ballverlust zurück fallen zu lassen, spielte bei diesen Überlegungen wohl keine Rolle.

Fazit: Es bleibt dabei: Spielstil konterkariert Stärken

Lainer, Ulmer und Sabitzer spielen bei Red-Bull-Teams. Grillitsch und Baumgartner sind unter Julian Nagelsmann zu Bundesliga-Spielern gereift. Dragovic kennt Pressing-Fußball von Leverkusen; Trauner vom LASK, von Alaba müssen wir ohnehin nicht reden. Und doch sagt Foda: Abwartend spielen, nicht in lohnenden Situationen ins Gegenpressing gehen.

„Das ist Fußball… leider“, sagte Paul Scharner zuletzt im Interview bei den Kollegen von 90minuten: „Die Ausrichtung vom Trainer wird über die Spieler übergestülpt. Da hat man relativ wenig Handhabe.“ Das Unbehagen, das den Spielern bereitet wird, ist darüber auch immer wieder sichtbar – man erinnere sich zum Beispiel an die haarsträubenden Vorgaben beim Muss-Sieg gegen Israel.

Ja, es war der Pflichtsieg. Aber wenn man im ÖFB wirklich der Meinung ist, dass der Foda-Stil wirklich derjenige ist, der das Optimum aus den zur Verfügung stehenden Spielern heraus holt, ist Sportdirektor Peter Schöttel mittel- und langfristig vermutlich das größere Problem für das österreichische Nationalteam als Franco Foda.

Nicht umsonst sagt auch Scharner: Gerade in Phasen des sportlichen Erfolgs muss man danach trachten, sich zu zu positionieren und gegebenenfalls zu verändern, damit der Erfolg auch bleibt.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.