Europacup 2020/21: Die Klubs stehen fest

Am 3. August ist sie abgelaufen: Die Nennfrist für die kommende Europacup-Saison 2020/21 ist verstrichen. 15 der 54 Meisterschaften wurden abgebrochen, die restlichen wurden beendet – manche schon vor einigen Wochen (Deutschland hatte das Pokalfinale vor exakt einem Monat), andere am allerletzten Drücker (Rumänien änderte sogar kurzfristig das Prozedere). Drei Cups wurden nicht zeitgerecht beendet.

Hier eine Übersicht.

Mit den Finalturnieren in Champions League (Endspiel am 23. August in Lissabon) und Europa League (Endspiel am 21. August in Köln) werden noch zwei zusätzliche Fix-Plätze für die CL-Gruppenphase der kommenden Saison ermittelt.

Mögliches Aufrücken

Da sich noch zwei Teams im laufenden Champions-League-Bewerb befinden, die sich nicht ohnehin über die Liga qualifiziert haben (Napoli und Lyon), ergeben sich Komlikationen für das Aufrücken. Wenn der CL-Sieger auch über die Liga qualifiziert ist, rückt ein Team aus der Qualifikation nach. Das war letztes Jahr Salzburg, das wäre diesmal Ajax Amsterdam.

Sollten Lyon (Hinspiel 1:0 gegen Juventus) und Napoli (Hinspiel 1:1 gegen Barcelona) nach ihren Achtelfinal-Rückspielen ausgeschieden sein, wäre die Sache einfach: Ajax rückt in die Gruppenphase nach, Slavia Prag ins Playoff, Dinamo Zagreb in die vorletzte Qualirunde und Omonia Nicosia sowie Roter Stern Belgrad in die zweite.

Sollten entweder Lyon oder Napoli ins Viertelfinale kommen, wird’s kompliziert, weil die Auslosung für die Qualifikationsrunden vor diesem Viertelfinale stattfindet. In diesem Fall würde die UEFA einstweilen so tun, als wäre nicht gewesen, und passt die jeweilige Einstiegsrunden in der Auslosung für die letzten beiden Qualirunden am 31. August an.

In der Europa League sind noch fünf Teams im Bewerb, die sich über die Liga für die kommende CL-Gruppenphase qualifiziert haben – Manchester United, Inter Mailand, Sevilla, Shachtar Donetsk und İstanbul Başakşehir. Wenn einer aus diesem Quintett den Bewerb gewinnen sollte, rückt Stade Rennes in die CL-Gruppenphase auf und Krasnodar wäre direkt im Playoff.

Von diesem Mechanismus profitierte letztes Jahr der LASK, der sich dadurch eine Quali-Runde in der Champions League ersparte.

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Nationale Ligen

In den Niederlanden und Zypern wurden die Ligen abgebrochen, ohne den Meistertitel zu vergeben. In Frankreich, Belgien, Schottland und Aserbaidschan wurden die jeweiligen Tabellenführer zum Abbruch-Zeitpunkt zum offiziellen Meister erklärt. In Nordmazedonien darf sich Vardar Skopje zwar Meister nennen, wegen fehlender Europacup-Lizenz aber nicht international spielen.

Besonders lustig hatten sie’s in Rumänien, wo sich am 3. August die Top-2 zum direkten Duell trafen (Tabellenführer Cluj und Verfolger Craiova), es aber wegen Corona-Fällen bei anderen Klubs nur für Cluj tatsächlich das letzte Spiel war. Stunden vor dem Anpfiff gab dann der Verband bekannt:

Cluj hat 3:1 gewonnen, die Sonderregel kam also nicht zur Anwendung und es gibt einen tatsächlich regulär ermittelten Meister. Für Cluj ist es der dritte Titel in Folge.

Nationale Cups

Drei Cup-Bewerbe sind weder vollständig abgebrochen noch bis zum 3. August beendet worden: In Spanien, Griechenland und der Schweiz.

In Spanien weigerten sich die Finalisten (Real Sociedad und Athletic Bilbao), das Match ohne Zuschauer auszutragen. Es wäre das erste große Basken-Derby im Finale der Copa del Rey gewesen, dafür verzichteten sie sogar auf den dafür zu vergebenden Europacup-Platz. Real Sociedad landete in der spanischen Liga auf dem sechsten Platz und hat sich damit so oder so für die Europa-League-Gruppenphase qualifiziert.

In Griechenland wäre das Finale zwischen Meister Olympiakos und AEK Athen am 26. Juli angesetzt gewesen, aber einige Tage davor fand die Polizei 18 Molotov-Cocktails und 12 Baseball-Schläger, die in strategisch günstiger Position in Stadionnähe versteckt worden waren. Um gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern, wurde das Match auf Ende August verlegt. Für den Europacup hätte es ohnehin keinen Unterschied gemacht – als Liga-Dritter würde AEK auf jeden Fall in der 3. EL-Qualirunde angefangen.

Und in der Schweiz wurde man schlicht nicht fertig. Weil die Liga schon ab Ende Februar pausierte, statt wie überall sonst ab Mitte März, brauchte es schon ein Mammut-Programm, um überhaupt die Liga zu beenden. Zusätzlich verschärft wurde die Liga durch Corona-Fälle beim FC Zürich, der die während der Quarantäne angesetzten Matches mit der U-21 absolvierte, um die zeitgerechte Beendigung der Liga nicht zu gefährden.

Der Cup wird nun in den kommenden Wochen beendet – die genauen Termine sind vom Abschneiden des FC Basel in der Europa League abhängig. Das Team von Marcel Koller ist der erste feststehende Cup-Halbfinalist. Die drei verbleibenden Viertelfinals gehen bis 6. August über die Bühne und weiter geht’s erst, wenn Basel aus der Europa League ausgeschieden ist. Da das EL-Achtelfinal-Hinspiel in Frankfurt im März 3:0 gewonnen wurde, wird das Ende wohl frühstenens am 10. August gegen Donetsk oder Wolfsburg kommen.

In Liechtenstein wurde der Cup abgebrochen, aber der FC Vaduz – der als Zweiter der Schweizer Zweiten Liga noch Relegation um den Aufstieg spielen darf – wurde als klar bester Klub des Fürstentums zum Europacup-Starter ernannt. Und in der Türkei hat Trabzonspor den Cup gewonnen, muss aber eine Europacup-Sperre absitzen.

Wann sind Österreichs Teams dran?

Am 7. August 2019 startete der LASK in die internationale Saison, am 5. August 2020 wird sie enden. Eine Zeitspanne von 363 Tage innerhalb einer Spielzeit ist ein absolutes Novum für österreichische Klubs in internationalen Bewerben. Für die Linzer ist das Rückspiel de facto das erste Match der neuen Saison, mit dem neuen Trainer (Dominik Thalhammer), aber noch ohne die noch nicht spielberechtigten Neuzugänge (Madsen, Tcheberko, Karamoko, Grgic), aber auch ohne die Abgänge Joao Klauss und Samuel Tetteh, deren Leihverträge endeten.

Seit dem letzten LASK-Bewerbsspiel wird auf den Tag genau ein Monat vergangen sein. Seit dem 5:0-Sieg von United im Hinspiel am Tag vor dem Lockdown hat das Team von Ole Gunnar Solskjær von elf Pflichtspielen sieben gewonnen und nur eines verloren.

Die Europa-League-Qualifikation für 2020/21 beginnt für den LASK am 24. September in der vorletzten Runde – in einem Einzelspiel. Würde dieses überstanden, stünde am 1. Oktober das ebenfalls in nur einem Match ausgetragene Playoff an. Eine Runde früher als der LASK gibt der TSV Hartberg sein internationales Debüt, und zwar am 17. September.

Vizemeister Rapid müsste ab 25./26. August in der CL-Quali drei Runden überstehen, um erstmals seit dem Herbst 2005 in der Königsklasse auftreten zu dürfen. Wird die erste Hürde übersprüngen, hätte Rapid die EL-Gruppenphase fix, anonsten müsste dort noch das Playoff überstanden werden. Meister Salzburg steigt im Playoff ein. Dieses wird in der Champions League mit Hin- und Rückspiel am 22./23. und 29./30. September ausgetragen.

Und der WAC hat, wie letztes Jahr, das Ticket für die Europa-League-Gruppenphase schon sicher. Hier geht’s am 22. Oktober los.

Gegen wen können Österreichs Teams spielen?

Hartberg ist in seiner Einstiegsrunde (Auslosung: 31. August) gesetzt. Die namhafteren möglichen Gegner sind Aris Thessaloniki, der IFK Göteborg, Honvéd Budapest, Vojvodina Novi Sad, Servette Genf, Anorthosis Famagusta und Maccabi Haifa. Es kann auch der FC Vaduz werden, aber auch Klubs aus Gibraltar, Färöer, Aserbaidschan und Kasachstan sind möglich. Wird diese Hürde genommen, könnte es prominent werden: AC Milan, Tottenham Hotspur, Sporting aus Lissabon, PSV Eindhoven und Galatasaray wären im Lostopf. Aber auch Apollon Limassol oder Hapoel Be’er-Sheva.

Der LASK ist in dieser Runde (Auslosung: 1. September) dank der starken EC-Auftritte von 2019/20 gesetzt. Die Pallette der möglichen Gegner reicht vom Schweizer Vizemeister St. Gallen und HNK Rijeka über Stade Reims, Dinamo Moskau und Lech Posen bis zu Zalgiris Vilnius und Alashkert aus Armenien.

Für Rapid gibt es in der ersten Runde (Auslosung: 10. August) genau drei Möglichkeiten: PAOK Thessaloniki mit Stefan Schwab, Lokomotiva Zagreb mit dem einstigen ÖFB-U21-Teamspieler Petar Gluhakovic (ein Austrianer) und AZ aus Alkmaar. In der nächste Runde würde es einer aus dem Quartett Benfica, Dynamo Kiew, Beşiktaş und KAA Gent. Unter gewissen Umständen wäre auch Krasnodar möglich.

Salzburg kann bis auf Ajax, Olympiakos und Celtic theoretisch jedes andere Team aus der Meister-Qualifikation bekommen. Auslosung für das Playoff ist am 1. September.

Das Heimrecht wird in allen Spielen ausgelost und alle Spiele haben ohne Zuschauer stattzufinden.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.