Ziel England: ÖFB-Frauen starten in die EM-Quali

Was haben der Herren-Europameister von 2020 und der Frauen-Europameister von 2021 gemeinsam? Beide werden im Londoner Wembley gekürt. Knapp zwei Monate nach dem US-Triumph bei der Frauen-WM startet nun die Qualifikation für die Endrunde von England in zwei Jahren. Für Österreich – bei der EM 2017 im Halbfinale, bei der WM 2019 nicht dabei – ist die erneute Teilnahme das selbstverständliche Ziel.

Adaptierter Qualimodus

„Die beste Nachricht für Holland, England, Frankreich, Spanien und auch alle anderen: Um die europäische Krone zu erobern, muss man nicht die USA besiegen.“ So bilanzierten wir nach der WM. In der EM-Quali gilt aus ÖFB-Sicht: Um sich für die Endrunde zu qualifizieren, wäre ein Punkt gegen Gruppenkopf Frankreich sicher hilfreich, aber zwingend nötig ist er nicht.

Wie 2017 werden 16 Teams teilnehmen, Gastgeber England ist gesetzt. Die Sieger der neun Gruppen fahren direkt zur EM, ebenso wie die drei besten Zweiten – und die verbleibenden sechs Zweiten spielen im Playoff um die drei verbleibenden Plätze. Das ist eine leichte Änderung zur 2017er-Quali, als es weniger Gruppen gab und nur die beiden schwächsten Zweiten in ein Playoff mussten.

„Das heißt für uns, dass wir gegen die drei schwächeren Gruppengegner sechs Siege einfahren müssen und dass jedes Tor zählt“, sagt Teamchef Dominik Thalhammer, „und wenn wir gegen Frankreich etwas mitnehmen könnten, wäre das von Vorteil.“ Dass der zweite Platz das absolute Minimalziel ist, sieht auch Thalhammer so: „Überhaupt kein Zweifel.“

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Adaptierte Schwerpunkte

In den 12 Monaten seit dem letzten Bewerbsspiel gab es deutliche und verdiente Niederlagen in Deutschland und gegen England, dazu zwei 0:0 gegen Belgien, einen zähen Sieg und ein zähes 1:1 gegen die Slowakei sowie einen lange sehr starken Auftritt beim 0:2 gegen den späteren WM-Dritten Schweden und deutliches 4:1 gegen zehn Nigerianerinnen. Außerdem hat Nina Burger ihre große Team-Karriere beendet.

Was hat sich also in dieser Zeit verändert, Teamchef Dominik Thalhammer? „Wir haben viel getestet und viele Grenzen aufgezeigt bekommen. Wir haben gesehen, wo wir mithalten können und wo nicht.“ Konkret heißt das: Gegen die Großen fehlt es an Ballsicherheit und damit am Punch im Angriffsdrittel. Gegen solide verteidigende Mitteklasseteams ist das Problem ähnlich gelagert. Die dynamische Raumbesetzung in der Defensive ist innovativ und wird mittlerweile von Erik ten Hag bei Ajax auch in einer ähnlichen Form eingearbeitet, ist aber auch kompliziert und erfordert ein hohes Maß an geistiger Flexibilität. Es wird, aber es dauert.

Österreich – Slowakei 1:1 (1:1)

Im Sommer gab es einen eher verlorenen Lehrgang mit einem 1:1 gegen die Slowakei während der WM. „Die Spielerinnen kamen teilweise aus dem Urlaub, wir konnten nicht die gewünschten Umfänge trainieren und so einen Gegner müssen wir einfach schlagen“, so Thalhammer, der aber auch sagt: „Es hat in dem Spiel einige Spielzüge gegeben, die vor einem Jahr noch nicht möglich gewesen wären.“

Ein Schwerpunkt in der Vorbereitung lag auf dem Pass- und Kombinationsspiel auf engem Raum. Trotz der verpassten WM ist Österreich längst ein Team geworden, dessen Gegner sich oft hinten einbunkern und bei dem die Konkurrenz um den Variantenreichtum weiß. Das kann, darf und wird gegen Nordmazedonien und Kasachstan kein Problem sein. Beim im negativen Sinn vorentscheidenden 1:1 daheim gegen Serbien vor anderthalb Jahren in der WM-Quali war es das aber durchaus.

Adaptiertes Personal

Nina Burger ist nicht mehr dabei. Damit rückt Nici Billa ins Sturmzentrum, nachdem sie in den letzten Jahren schon praktisch alles neben, hinter und bei Burger gespielt hat. In den diversen Tests hat sich ein 4-3-3 etabliert, in dem Billa vorne spielt und Feiersinger (die sich Burgers Rückennummer 10 geschnappt hat) mit Zadrazil auf den Achter-Positionen dahinter.

Es gibt einige junge Alternativen: Julia Hickelsberger auf der rechten Außenbahn, Laura Wienroither hat ein paarmal Linksverteidigerin gespielt, die in Deutschland aufgewachsene Elisabeth Mayr ist eine Möglichkeit für ganz vorne. Und mit Marie Höbinger ist auch ein komplett neues Gesicht erstmals mit dabei.

Die 18-Jährige aus dem Wiener Umland wechselte vor vier Jahren in den Nachwuchs von Turbine Potsdam, wo sie für die neue Saison auch Teil der Kampfmannschaft wurde und in den ersten beiden Saisonspielen jeweils eingewechselt wurde. Thalhammer hatte Höbinger – als Achter oder Zehner einsetzbar – schon vor ihrem Wechsel auf dem Radar, die Einberufung ist nun eine Belohnung für die gute Entwicklung. Der Teamchef beschreibt Höbinger als „unbekümmerte Spielerin mit gutem Spielverständnis und großem Potenzial“.

Potsdam-Kapitänin Zadrazil gegen Frankfurt mit Feiersinger (die gleich ein Tor erzielte) und Dunst zum deutschen Liga-Auftakt.

Im Großen und Ganzen ist es aber das gewohnte Personal, wenn auch teilweise mit neuem Klub. Torhüterin Zinsberger ist zur etatmäßigen Kapitänin Schnaderbeck zum englischen Meister Arsenal gewechselt (Thalhammer: „Eine kommende Liga, dort passiert viel“), Barbara Dunst von Abstiegskandidat Duisburg zum guten Mittelständler Frankfurt („Ein klarer Schritt nach oben“), wo sie auf der linken Seite auch zum Einsatz kommt – statt der erkrankten Verena Aschauer, die nach schwierigen Monaten an ihrem Comeback arbeitet.

Sarah Zadrazil ist in ihrem vierten Jahr bei Turbine Potsdam zur Kapitänin aufgestiegen, Lisa Makas hat für Duisburg ein starkes Tor gegen Wolfsburg erzielt. Elisabeth Mayr ist von Absteiger Leverkusen in die Schweiz geflüchtet, Sabrina Horvat von Absteiger Bremen zu Aufsteiger Köln; Schiechtl hingegen ist in Bremen geblieben und spielt dort nun in der 2. Liga. Laura Wienroither hat im Frühjahr in Hoffenheim relativ viele Einsätze bekommen, muss nun aber wieder kämpfen; Jenny Klein steckt immer noch bei Hoffenheim II fest. Yvonne Weilharter ist von Sturm Graz zu Frankfurt gewechselt und wird dort sicher einige Zeit brauchen. Nicht nur, aber auch weil sie mit Sophia Kleinherne eines der größten deutschen Defensiv-Talente vor sich hat.

Carina Wenninger hat beim neuen Trainer des FC Bayern und dem neuen System (Vierer- statt Dreierkette) zumindest bislang keinen Platz und hat in der neuen Saison noch keinen Einsatz. Bei Katharina Naschenweng zieht sich die Rekonvaleszenz fast exakt ein Jahr nach ihrem Kreuzbandriss noch immer. Erstmals im Kader ist Kristin Krammer, die Torhüterin jenes U-17-Nationalteams, welches im Mai bei der EM gespielt hat.

Verstärkung gibt es indes im Trainerteam: Zu Co-Trainerin Irene Fuhrmann, Goalie-Trainer Martin Klug und Video-Analyst Wolfgang Fiala kommt nun Maria Wolf in den Stab. Die Niederösterreicherin, die auch schon Herren-Teams trainiert hat, soll „als Schnittstelle zwischen Analyse- und Trainerteam“ fungieren.

KADER ÖSTERREICH: Tor: Melissa Abiral (25 Jahre, St. Pölten, 0 Länderspiele/0 Tore), Kristin Krammer (17, St. Pölten, 0/0), Manuela Zinsberger (23, Arsenal/ENG, 56/0). Abwehr: Marina Georgieva (22, Sand/GER, 3/0), Sabrina Horvat (22, Köln/GER, 1/0), Gini Kirchberger (26, Freiburg/GER, 70/1), Katharina Schiechtl (26, Bremen/GER2, 48/6), Viktoria Schnaderbeck (28, Arsenal/ENG, 69/2), Yvonne Weilharter (18, Frankfurt/GER, 4/0), Carina Wenninger (28, Bayern/GER, 90/4), Laura Wienroither (20, Hoffenheim/GER, 4/0). Mittelfeld: Barbara Dunst (21, Frankfurt/GER, 28/0), Jasmin Eder (26, St. Pölten, 45/1), Laura Feiersinger (26, Frankfurt/GER, 73/12), Marie Höbinger (18, Potsdam/GER, 0/0), Jenny Klein (20, Hoffenheim II/GER2, 13/1), Nadine Prohaska (29, Sand, 93/7), Sarah Puntigam (26, Montpellier/FRA, 95/13), Sarah Zadrazil (26, Potsdam/GER, 70/9). Angriff: Nici Billa (23, Hoffenheim/GER, 54/20), Lisa Makas (27, Duisburg/GER, 56/18), Elisabeth Mayr (23, Basel/SUI, 5/0), Julia Hickelsberger (20, St. Pölten, 5/0). Teamchef Dominik Thalhammer (48, seit acht Jahren).

Die vier Gruppengegner

Frankreich bei der WM 2019

Frankreich ist bei der Heim-WM im Viertelfinale gegen die USA ausgeschieden, nachdem man sich schon im Achtelfinale gegen Brasilien beinahe selbst ins Knie geschossen hätte. „Von der individuellen Qualität her sehe ich Frankreich aber ganz klar als europäische Nummer eins“, so Thalhammer, „auf jeden Fall vor Deutschland, aber auch vor England und Spanien. Mit diesem Kader kannst du Weltmeister werden, müsstest es vielleicht sogar.“

Die Schwächen von Trainerin Corinne Diacre, die in den oft mit großem Experimental-Charakter versehenen Testspielen in den zwei Jahren vor der WM nicht augenfällig geworden waren, traten bei der Endrunde brutal zu Tage – eben vor allem in den K.o.-Spielen gegen Brasilien (2:1 nach Verlängerung) und das US-Team (1:2). Diacre blieb im Amt, aber gestärkt ist sie aus der WM nicht hervorgegangen.

Der Stamm der Truppe kommt von Olympique Lyon, dem klar besten Team des Kontinents (als Europacup-Sieger von 2011, 2012, 2016, 2017, 2018 und 2019), man ist auf jeder Position Weltklasse besetzt. Griedge Mbock-Bathy ist die vermutlich kompletteste Innenverteidigerin der Welt, sie hat der technisch etwas limitierten Renard den Rang schon ein wenig abgelaufen. Amandine Henry orchestriert das Spiel aus dem Zentrum (wenn sie nicht, wie bei der WM, drei Aufgaben gleichzeitig spielen muss). Auf den Außenbahnen gibt es viel Auswahl.

In Quali-Spielen ist Frankreich seit 12 Jahren unbesiegt, seit 2010 hat man jede einzelne Partie gewonnen. Die Bilanz der letzten 38 Quali-Matches: 37 Siege, 1 Remis, 167:7 Tore. Zwei dieser Gegentore hat es gegen Österreich gegeben – bei den beiden 3:1-Siegen in den Ausscheidungsspielen zur WM 2015. Im ersten Test nach der WM gab es einen 2:0-Sieg gegen Spanien.

Österreich – Serbien 1:1 (1:1)

Serbien ist eigentlich kein Topf-3-Team, eher eines aus dem vierten – aber da es mehr Gruppen gibt, werden die Gruppen selbst sportlich entzerrt. Das macht es auf dem Papier leichter für Österreich, ändert aber nichts daran, dass es zwei Siege geben wird müssen. Und genau das ist in der letzten Quali nicht gelungen – die beiden beim 1:1 verlorenen Punkte waren für das Verpassen des Playoffs nicht alleine maßgeblich, haben aber doch einen großen Teil dazu beigetragen.

Der Kader hat sich gegenüber den beiden Spielen gegen Österreich (0:4 und 1:1) in der Saison 2017/18 nur unwesentlich geändert, weiterhin sind die meisten Spielerinnen in der schwachen heimischen Liga aktiv und das Team wird von einer Handvoll Legionärinnen getragen: Čanković von Schwedens Spitzenklub Rosengård, Blajogević vom deutschen Bundesligisten Sand, Verteidigerin Nevena Damjanović von Sporting und Bayern-Stürmerin Jovana Damnjanović.

Der Teamchef ist mal wieder neu (Predrag Grozdanovic), die Aussichten mal wieder mau. Damnjanovic gab kürzlich zu Protokoll, pessimistisch in die Zukunft des serbischen Frauenfußballs zu blicken, weil „selbst das Team aus Nordirland, das wir immer besiegt haben, uns mittlerweile überholt hat – weil sie investieren, auch im Jugendbereich.“ Bei einem Balkan-internen Turnier vor einem halben Jahr verlor Serbien das Finale gegen Slowenien. Man kann sich also nicht mal mehr als klare Nr. 1 aus der Region bezeichnen.

Kasachstan – Serbien 0:3 (0:1)

Auch Kasachstan ist ein alter Bekannter für die ÖFB-Frauen. Sowohl in der Quali für die EM 2015 als auch für die WM 2017 mussten sie gegen dieses Team antreten, es gab vier ungefährdete Siege (5:1 und 6:1 daheim sowie 3:0 und 2:0 auswärts). „Und besser ist das Team seither auch eher nicht geworden“, vermutet Thalhammer.

Der kasachische Abo-Meister BIIK Kazygurt ist zwar Stammgast in der Europacup-Hauptrunde und sorgt dort auch mitunter für kleine Überraschungen, dort spielen allerdings US-Amerikanerinnen, Spielerinnen aus Nigeria und Sambia, aus Georgien und Algerien – aber nicht besonders viele aus Kasachstan.

Dass selbst das zweitschwächste Team der Gruppe ein Punktelieferant ist, zeigt nicht zuletzt der 3:0-Auswärtssieg von Serbien zum Auftakt. Matches in Kasachstan sind meist zäh, wegen der mühseligen Anreise, der oft holprigen Plätze und der bewusst gesetzten extra-frühen Anstoßzeiten plus vier Stunden Zeitverschiebung (gegen Serbien war der Ankick um 12 Uhr Mitteleuropa-Zeit gelegt, das letzte Österreich-Gastspiel gar schon auf 11 Uhr). Aber wenn die Zentralasiatinnen nach Europa reisen, wird die fehlende Klasse oft ziemlich deutlich.

Österreichs Auftaktgegner ist Nordmazedonien. Einerseits sagt Dominik Thalhammer: „Videomaterial von dieser Mannschaft aufzutreiben, war so gut wie unmöglich – und das, was wir in die Finger bekommen konnten, war von ziemlich schlechter Bildqualität.“ Andererseits kommt es gegen dieses Team ohnehin eher darauf an, was man selbst macht. „Wir hätten nur schon gerne genauer gewusst, wie die agieren, wenn man sie über außen bespielt, oder über das Zentrum, wie und ob sie aufrücken, und so weiter“, so Thalhammer.

An der letzten Qualifikation hat Nordmazedonien (da noch ohne das „Nord-„) gar nicht erst teilgenommen, davor bekam man regelmäßig über’s Haupt. In den letzten 28 Pflichtspielen gab es drei Remis und 25 Niederlagen bei insgesamt 15:174 Toren, der letzte Punkt war ein 1:1 in Estland vor fünf Jahren. Immerhin aber konnte man Nataša Andonova zu einem Comeback überreden. Sie ist eine Spielerin der erweiterten europäischen Klasse und war bereits bei Klubs wie Potsdam, Rosengård, Paris St. Germain und dem FC Barcelona aktiv.

KADER NORDMAZEDONIEN: Tor: Magdalena Lekoska (Istatov), Viktoria Pančurova (Tivernia), Suarta Roči (United Struga). Abwehr: Ane Bošeska (Tivernia), Jovana Gjorgjioska (Despina Prilep), Pavlinka Inkolovska (Dragon Skopje), Dragana Koleska (Istatov), Dragana Kostova (Dragon Skopje), Simona Krstanoska (Bresnica/MNE). Mittelfeld: Nataša Andonova (Levante/ESP), Jana Čubrinovska (Despina Prilep), Alexandra Markovska (Despina Prilep), Katerina Mileska (Despina Prilep), Julia Živić (Dragon Skopje). Angriff: Teodora Dimoska (Tivernia), Eli Jakovska (Konak Belediyespor/TUR), Ulsa Maksuti (United Struga), Hava Mustafa (Škendija Tetovo), Gentjana Roči (Kuopio/FIN). Teamchef Kiril Isov.

Liga zündest Aufmerksamkeits-Rakete

Das ÖFB-Nationalteam hat seit dem EM-Erfolg 2017 ein solides Level an öffentlicher Aufmerksamkeit erreicht. Das Team ist bis zu einem gewissen Grad präsent, die Stärke relativ zur europäischen Konkurrenz ist auch Nebenbei-Konsumenten bekannt. Die Partien werden im TV übertragen – das zu erwartende Schützenfest gegen Nordmazedonien sogar auf ORF1 – und mit der Südstadt hat man nun auch endlich so etwas wie eine etablierte Heimstätte gefunden, die international immerhin 4.700 Zuseher fasst. Also: Völlig ausreichend groß genug und gleichzeitig nicht überdimensioniert und auch noch vor den Toren Wiens gelegen.

Die Liga kann da nicht ganz mit. Die fliegt völlig unter dem öffentlichen Radar.

Darum hat der ÖFB in Person des Frauen-Presseverantwortlichen Kevin Bell und der Social-Media-Experten Christian Wiesmayr und Simon Charamza – die beiden haben gemeinsam bei Rapid den Abschied von Steffen Hofmann inszeniert und selbiges mit jenem von Nina Burger gemacht – ein umfassendes Social-Media-Paket für und mit den Klubs der „Planet Pure Frauen-Bundesliga“ geschnürt.

Es gibt jeden Tag frischen Content über die Instagram– und Facebook-Kanäle der Liga sowie über ÖFB-TV auf YouTube. Die zehn Klubs konnten sich individuell vorstellen, die Sponsoren präsentieren und/oder irgendwas Ungewöhnliches machen, um sich zu zeigen. Diese Spots werden jeweils an Dienstagen und Donnerstagen auf ÖFB-TV ausgespielt, und wenn diese Beiträge versendet sind, ist auch schon ein Nachfolge-Programm fixiert.

An Freitagen wird die kommende Runde angeteasert, samstags und sonntags gibt’s dann die Spiele (ORF Sport+ und ÖFB-TV teilen sich die Spiele auf, es gibt an jedem Spieltag ein Live-Spiel; dazu zeigt Ländle-TV alle Heimauftritte des FFC Vorderland). Montags wird es einen Zusammenschnitt von allen Toren der Runde plus Voting des Tores des Spieltags präsentiert – das geht, weil auch erstmals alle 180 Spiele komplett gefilmt werden. Am Mittwoch wird schließlich das Tor der Runde aufgelöst.

Es wurde auf dem Sportclub-Platz in Hernals mit Spielerinnen aller zehn Klubs ein einheitliches TV-Intro produziert, ein eigener Hashtag kreiert (#MitHerz) und auch die ganze Ligenstruktur wurde adaptiert.

Die bisher zweigleisige 2. Liga, wo in den letzten Jahren vor allem die West-Staffel bis in den Koma-Zustand ausgeblutet war, wird nun eingleisig gefahren (womit auch das Aufstiegs-Playoff der beiden Staffel-Meister entfällt) und die 1b-Teams der Bundesligisten spielen in der „Future League“ nun eine eigene Meisterschaft aus, anstatt in der 2. Liga mitzuspielen. Der ÖFB unterstützt die Klubs mit Fahrtgeld und stellt für die Bundesligisten zudem ein Analyse-Tool (produziert vom deutschen Anbieter „Die Ligen“) mit allen Matches zur Verfügung.

Dieses Maßnahmen-Paket ist ein Quantensprung für eine Liga, die bis vor zwei Jahren noch de facto völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt hat. Es bringt einen losen Haufen von Klubs – die es zum Teil nicht einmal geschafft haben, simple Kaderlisten an die Handvoll Enthusiasten zu senden, die sich um Berichterstattung bemüht haben – auf eine gemeinsame Linie, was den Auftritt nach Außen angeht.

Die heimische Meisterschaft wird eine klare Ausbildungsliga bleiben und mit der vom steirischen Verband und Sturm Graz getragenen neuen Frauenfußball-Akademie in Graz wird sich das noch verstärken. Aber es wird nun einiges unternommen, um Öffentlichkeit herzustellen – vor allem auf jenen Wegen, die junge Mädchen erreichen.

Die Zahl der angemeldeten, Fußball spielenden Frauen und Mädchen ist in Österreich nämlich immer noch zu klein.

 

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.