Keine Frage

Ich bin gestern abend schweissgebadet vom Wellenbad der Gefühle, ohne ein Abschiedsbier, aus dem Pub gestürmt. Ich lag mit der Enttäuschung im Bauch im Bett und konnte lange nicht schlafen. Nicht einmal Seinfeld un Garfield konnten mich aufheitern. Ich werde richtig traurig, wenn ich heute die Nachrichten sehe oder über Newsportale scanne. Ich will von der Europameisterschaft gerade überhaupt nichts wissen. Ich bin am Boden.

Keine Frage, es ist schön, ein Fan zu sein.

Come on England! You’ll never walk alone.

Wie cool ist Hicke eigentlich?

Um mal kurz zum heutigen Spiel zu senfen:

Das Team spielt ca. 65 Minuten recht gut mit. Bis auf zwei Aussetzer hält die Abwehr solide, so wie zumeist auch gegen England. Der Sturm bleibt weiter sehr harmlos, auch wenn man als Optimist eine leichte Steigerung attestieren kann. Kienast war bemüht, ist aber halt von der Fuß- und Oberkörperarbeit ein „Holzpupperl“. Das Mittelfeld hat phasenweise ebenfalls passabel gespielt, jedenfalls deutlich weniger fehlpassanfällig als wir es gewohnt sind.

Dann naht das letzte Spielviertel und der Herr Bundestrainer hat nichts Besseres zu tun, als ein funktionierendes Gefüge durch defensiv orientierte Einwechslungen mit fragwürdiger Qualität (abgesehen von Sariyar – Kavlak) zu zerstören, und verwandelt am Ende sogar noch die wie gesagt brauchbare Viererkette in eine Dreierkette als er Hiden aufs Feld schickt. Ab der 75ten ist ein Knackpunkt feststellbar, die Mannschaft beginnt wieder unruhig zu spielen, wirkt hinten wieder schlecht organisiert, und geht ziemlich scharf am Gegentreffer vorbei.

Logische Konsequenz: Pfiffe und „Hicke Raus!“ Rufe, immerhin hat er es mit den Wechseln verbockt. Und dann sagt der erfolgloseste Bundestrainer seit Ewigkeiten über eben jene (durchaus vernehmbaren) Rufe aus den Zuseherrängen: „Jaaa, das waren vielleicht drei oder vier Schreier… und 25 haben sich angeschlossen weil ihnen kalt war.“

Trotz der Leistungssteigerung und der Tatsache, dass die Konzentrationsspanne des Teams deutlich länger als zur 20ten Minute gereicht hat: Das pack‘ ich echt nicht.

Zumal, wollte er sein „Spiel des Jahres“ nicht eigentlich gewinnen?!

PS: England ist raus. Russland ist weiter. Und auch wenn ich von den unbelehrbaren Britenjunkies gleich eins auf den Deckel kriege: Ich freue mich, endlich einmal kriegen sie die Rechnung für sehr mäßige Qualileistungen und erreichen nicht durch pures Glück die Endrunde…

Vaduz, wir kommen nicht!

Kommenden Sonntag ist es soweit: Die WM 2010 nimmt auch für Europa konkrete Formen an, indem die neun Qualifikationsgruppen ausgelost werden. Der ORF wird, so wie es derzeit aussieht, dieses Ereignis nicht live übertragen, weil zeitgleich das mit Sicherheit hochkarätige Wiener Derby läuft. Das mag man bedauern oder auch nicht – aber bevor ich mir dieses Ereignis (die Auslosung, nicht das Derby) mit den mehr oder weniger kompetenten Worten von Thomas König oder Oliver Polzer anschaue, hätte ich ohnehin eher auf den Kollegen Reif (Premiere) umgeschaltet. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf was ich hinauswill, ist etwas ganz anderes. Da die Auswahlmannschaft des ÖFB in der Weltrangliste (auch von der mag man halten, was man will) mittlerweile auf dem 88. Platz angekommen ist, landet das Team im fünften Topf. Von Sechs. So, wie sich das derzeit darstellt (also vorbehaltlich der letzten Ergebnisse aus der Euro-Quali) befinden wir uns in diesem Topf in der Gesellschaft von Slowenien und Lettland (immerhin Euro-Teilnehmer 2000 bzw. 2004), mit Island, Litauen, Armenien. Auch mit Aserbaidschan (gegen die wir 05/06 immerhin vier Punkte geholt haben) und Weißrussland (gegen die wir 02/03 sogar zwei Mal klar gewonnen haben). Und mit Liechtenstein.
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Constantini im Interview

Habe mir heute den neuen „Ballesterer“ (Nr 30 Oktober/November 2007) gekauft (übrigens eines der ganz weingen ernst zu nehmenden Fußballmedien in diesem Land und die aktuelle Ausgabe widmet sich ausgiebig Ernst Happel) und das Interview mit Didi Constantini gelesen. Eine Passage hat dafür gesorgt, dass mir spontan die Zornesröte ins Gesicht stieg:

„Wir haben eine Playstation-Generation. Früher haben die Spieler probiert, dass sie die Kellnerin herumkriegen, jetzt spielen sie lieber Playstation. Das ist maximal für den Cosmos gut, aber nicht für den Fußball.“

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Österreich – England: Vorsicht Vaterlandsverräter!

Es gibt eigentlich nur etwas, das mich gestern noch mehr enttäuscht hat als die österreichische Nationalmannschaft und die Lustlosigkeit der Engländer in der zweiten Hälfte: die Zuseher. Für ein Publikum, das bei einer fremden Nationalhymne ohne Grund ein Pfeifkonzert loslässt, muss man sich als Mitbürger einfach schämen (warum das ein Phänomen ist, dass man bei Schirennen ganz und gar nicht verfolgen kann, weil dort in jedem heimischen Rennen jeder einzelne Fahrer ungeachtet seiner Nation angefeuert wird, bleibt mir vorerst ein Rätsel). Wenn man nach 60 Minuten ob der Glanzlosigkeit des eigenen Teams beginnt, den sich immer fair verhaltenden und schlichtweg einfach besseren Gegner zu verhöhnen („Ohne England fahrn wir zur EM“), beweist man geistigen Dünnschiss. Wenn ein Spieler des Gegners sich wie ein Idiot verhält, dann verdient er es ausgepfiffen zu werden. Dem österreichischen Publikum reicht es allerdings schon, wenn ein Gegner erfolgreich und berühmt ist. Denn purer fußballerischer Penisneid ist die einzige mir ersichtliche Erklärung dafür, dass sich David Beckham gestern bei jedem Ballkontakt beschimpfen und ausbuhen lassen musste. Continue reading

Österreich – England

Entweder Österreich spielt heute gut, dann freuts mich. Oder England schießt dem Team den Käse raus, dann freuts mich auch. Es ist das Spiel meines sportpatriotischen Herzens gegen meine ewige Fußballliebe. So oder so, ich freu mich auf heute abend. Es ist lange her, dass ich ein ausverkauftes Happel-Stadion miterlebt habe. Es muss bei einem Wiener Derby vor fast 15 Jahren gewesen sein. Damals war die Austria, unter Hermann Stessl, noch mein Lieblingsklub (und Rapid ist bis heute der Lieblingsklub meines noch jüngeren Bruders, der damals auch mit und sehr enttäuscht war) und wurde Meister. (Das Derby ist mir auch negativ in Erinnerung geblieben, weil ich kleiner Wicht nach dem Spiel eine Rauferei zwischen violetten und grünen Idioten miterlebt habe.

Wer ist noch vorfreudig nervös?

Zahlenspiele nach Reading – Arsenal (1:3)

Im modernen Fußball muss es schnell gehen, sagt man. Da muss man flott laufen, technisch funkionieren und im Kopf fix schalten. In anderen Ligen lernt man das auch.

„Das Taktik- und technische Training dort bringt sehr viel. Man lernt, früher abzugeben und damit das Spiel schnell zu machen. Je weniger Ballkontakte, desto besser.“

Zelebriert wird der fast-perfektionierte One-Touch-Football seit Jahren bei einer Mannschaft wie bei keiner anderen: Arsenal. Das ist sogar dann beeindruckend, wenn man es gar nicht sehen kann, sondern sich den Yahoo/Eurosport-Liveticker ansehen muss. Der bietet nämlich mehr Echtzeit-Statistiken als österreichische Portale überhaupt zur Verfügung haben und verrät deshalb auch Dinge über das Spiel, die der Kommentator nicht tippt. Continue reading