Österreich – England: Vorsicht Vaterlandsverräter!

Es gibt eigentlich nur etwas, das mich gestern noch mehr enttäuscht hat als die österreichische Nationalmannschaft und die Lustlosigkeit der Engländer in der zweiten Hälfte: die Zuseher. Für ein Publikum, das bei einer fremden Nationalhymne ohne Grund ein Pfeifkonzert loslässt, muss man sich als Mitbürger einfach schämen (warum das ein Phänomen ist, dass man bei Schirennen ganz und gar nicht verfolgen kann, weil dort in jedem heimischen Rennen jeder einzelne Fahrer ungeachtet seiner Nation angefeuert wird, bleibt mir vorerst ein Rätsel). Wenn man nach 60 Minuten ob der Glanzlosigkeit des eigenen Teams beginnt, den sich immer fair verhaltenden und schlichtweg einfach besseren Gegner zu verhöhnen („Ohne England fahrn wir zur EM“), beweist man geistigen Dünnschiss. Wenn ein Spieler des Gegners sich wie ein Idiot verhält, dann verdient er es ausgepfiffen zu werden. Dem österreichischen Publikum reicht es allerdings schon, wenn ein Gegner erfolgreich und berühmt ist. Denn purer fußballerischer Penisneid ist die einzige mir ersichtliche Erklärung dafür, dass sich David Beckham gestern bei jedem Ballkontakt beschimpfen und ausbuhen lassen musste.

Zwei Sachen muss man aber auch dem Publikum zugute halten:
1. Mittlerweile dürften rund 20% des Stadions bei den „Hicke raus“-Sprechchören mitgemacht haben (dass orf.at von „vereinzelten Rufen“ schreibt, ist nicht erklärbar). Und wenn das bis jetzt nicht gerechtfertigt war, dann ist es das seit gestern. Denn Kienast entlarvt, dass Hickersberger keine Ahnung und kein Gespür führ Einberufungen hat. Und die Einwechlsung der wandelnden Defensiv-Katastrophe Martin Hiden beim Stand von 0:1 zeigt, dass der Trainer auch keinen Mut zum Risiko und keinen Willen zu gewinnen oder zu punkten hat.
2. Selbst beim größten Mistkick wird das eigene Team noch angefeuert, jeder noch so kleine Lichtblick goutiert.

Was bleibt ist dennoch reines Fremdschämen. Ich hatte eigentlich geplant einfach beide Mannschaften anzufeuern. Schon vor dem Anpfiff hat mich der Großteil des Stadions davon überzeugt, dass dieses Österreich meine Unterstützung nicht verdient (Ja, nennt mich Vaterlandsverräter, wenn ihr es nicht kapiert – mir wurst). Vereinzelt bin ich trotzdem schwach geworden und hab in die Anfeuerung eingestimmt – aber diese Schwächen wird mir das Team und das Publikum bestimmt beim nächsten Mal austreiben.

Cool? Sag das doch anderen!