Ein Ausflug nach London, und eine Fallstudie zum Thema fundierte Analysen und Medien.
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Archiv der Kategorie: Taktikbesprechungen
Constantini und Windtner sollten reden
Meine Analyse zur aktuellen Situation im ÖFB und zur gestrigen Leistung des Teams gegen Frankreich gibt es wieder beim Standard.
Salzburg-Villarreal: Alles Schwegler/Tchoyi, oder was?
Wie vor zwei Wochen beim Spiel von Rapid beim 3:0 gegen Hamburg verlegten sich auch die Salzburger (siehe unser Gewinnspiel mit signierten RBS-Trikots) gegen eine objektiv deutlich bessere Mannschaft vor heimischem Publikum auf die Konter. Und auch diesmal ging das Konzept des grundsätzlich defensiv eingestellten Gastgebers voll auf: Die Bullen gewannen doch etwas überraschend 2:0 gegen die international sehr routinierte Truppe aus Spanien.
Die defensive Grundhaltung ist aber nicht die einzige Parallele zu Rapid. Nein, mit Somen Tchoyi verfügen auch die Salzburger über eine sehr zentrale Figur. Der Kameruner zieht die Bälle an wie ein Magnet – praktisch die komplette Mannschaft versuchte immer, Tchoyi ins Spiel zu bringen. Das ging vor allem auch deshalb, weil er (wie Hofmann bei Rapid üblicherweise) seine nominelle rechte Seite sehr oft verlässt und im Grunde einen Freigeist spielt, der beinahe die ganze Platzbreite für sich ausnützt. Doch im Unterschied zu Rapid, wenn Hofmann auf rechts spielt und nicht, wie zuletzt öfter, in der Zentrale, geht das bei Salzburg gut – weil Schwegler im Gegensatz zu Andi Dober die beiden Positionen gleichzeitig spielen kann.
Stichwort Schwegler. Der Schweizer ist der Boss auf der rechten Seite. Er beackert die komplette Flanke, geht sehr oft auch weit in die gegnerische Hälfte mit, ohne jedoch dabei seine Defensivaufgaben zu vernachlässigen – die eigentlich dominante rechte Seite von Villarreal (Capdevila-Cazorla, an sich ein Weltklasse-Duo), spielte überhaupt keine Rolle. Der 25-Jährige ist ein Rechtsverdeitiger von hochmodernem Zuschnitt, der schon jetzt wertvoller für die Mannschaft ist, als es sein Vorgänger Laszlo Bodnár jemals war.
Daher kommt es auch nicht von umsonst, dass die rechte Seite eindeutig die Hauptlast des Salzburger Offensiv- bzw. Konterspiels trägt. Was auch daran liegt, dass mit Leitgeb jemand im rechten Halbfeld spielt, der gut ins Spiel eingebuden wird. Anders die linke Seite: Ulmer und Svento agierten weitgehend isoliert von der restlichen Mannschaft, brachten auch kaum einen Ball wirklich in die Spitze zu (dem gegen Villarreal recht fleißigen) Marc Janko. Gerade Svento hatte wahrlich keinen guten Tag.
So richtig ins Mannschaftsgefüge integriert ist, im Gegensatz zum wesentlich dominanteren Leitgeb halbrechts, Nikola Pokrivac im linken Halbfeld nicht. Auffällig beim kroatischen Neuzugang ist aber: Während er vor der Pause einen kompletten Fremdkörper im Team darstellte, kaum Bälle sah (und wenn doch, die entweder alibimäßig kurz abspielte oder, noch häufiger, gar nicht an den Mann brachte), taute er nach dem Seitenwechsel sichtlich auf und avancierte zu einem ähnlich wichtigen Mann im Umschalten von Defensive auf Offensive wie Leitgeb. Fast doppelt so viele Ballkontakte wie vor der Pause, nur drei (!) davon brachte er nicht an den Mann. Da deutete er an, das er durchaus ein wichtiger Teil der Mannschaft sein kann.
Dennoch spielten die Salzburger de facto nur mit neun Feldspielern. Denn zwischen den routinierten Innenverteidigern Afolabi/Sekagya und dem defensiven Mittelfeld (eben der durchgängig ordentilche Leitgeb und der immer besser werdende Pokrivac) nahm Fränky Schiemer im Grunde nicht an der Partie teil. In der kompletten Spielzeit wurde er von seinen Mitspielern nur sieben Mal angespielt – also im Schnitt einmal alle zwölf Minuten. Ich möchte nicht sagen, dass das Platzieren eines Spielers zwischen einer dominanter IV und einem ballsicherem DM pure Verschwendung war, aber diesen elften Spieler hätte man wohl auch gewinnbringender einsetzen können.
Zum Beispiel als zusätzlichen Mann in einer zentralen Mittelfeldrolle, den da klaffte im Gegensatz zur überbevölkerten Defensivzentrale ein riesiges Loch. Klar, Somen Tchoyi übernahm diese Position bis zu einem gewissen Grad mit, aber während über ihn viel ging und über Svento links wenig, aber doch hin und wieder etwas, war das zentrale offensive Mittelfeld komplett inexistent. Bezeichnend, dass der häufigste Passweg im Salzburger Spiel der Abschlag von Torhüter Gustafsson zu Janko war.
Eine bemerkenswerte Tatsache fiel dann noch in den letzten etwa zehn Minuten auf, als Zickler für Janko ins Spiel kam. Der Deutsche ging nämlich nicht, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre, in die Sturmzentrale, sondern übernahm die rechte Mittelfeldposition von Somen Tchoyi, der wiederum in der Schlussphase den Mittelstürmer gab. Was ihn letztendlich auch in die Position brachte, das zweite Tor zu erzielen.
Fazit: Das Duo Schwegler/Tchoyi hat, in Verbindung mit einem braven Leitgeb den offensiven Löwenanteil an dem 2:0-Sieg gegen Villarreal, neben einer enorm zweikampfstarken Innenverteidigung mit gutem Stellungsspiel. Über Svento und Ulmer ging diesmal weniger, durch die Mitte (in Ermangelung eines Spielers auf dieser Position) gar nichts.
Ballkontake
49 – Schwegler
47 – Gustafsson
45 – Tchoyi
40 – Sekagya
39 – Leitgeb
Passgeber
32 – Gustafsson
29 – Sekagya
25 – Tchoyi
25 – Ulmer
24 – Leitgeb
Passempfänger
40 – Tchoyi
27 – Janko
26 – Schwegler
25 – Leitgeb
22 – Sekagya
(phe)
Rapid gegen HSV: Eine Analyse
Das Spiel der Rapidler war deutlich auf Konter ausgelegt – den Ball hatten überwiegend die Gäste, die aus dieser klaren Überlegenheit aber kaum echte Chancen herausspielen konnten. Durch das Überlassen des Spielgeräts an den Gegner kommt es, dass Steffen Hofmann und Veli Kavlak führende Rapidler in dieser Statistik auf international eigentlich lächerliche 47 Ballkontakte kommen. Minutenlang spielte sich der HSV den Ball in den eigenen Reihen hin und her, ohne dass ein Rapidler selbigen unter Kontrolle bringen konnte. Im Ballbesitz jedoch sind zwei Routen bei Rapid die dominierenden:
[ad]Die linke Seite über Boskovic, oft bedient von Katzer und Homfann, aber auch Pehlivan. Boskovic kannte nur den Weg nach vorne, in die Spitze zu Jelavic oder über das Dribbling. Über seine linke Seite ging viel Gefahr aus. Daran änderte sich auch nichts, als Drazan seine Position nach einer Stunde einnahm. Die andere Haupt-Achse bestand zwischen dem zentralen Hofmann und Kavlak auf der rechen Seite, unterstützt von Kulovits. Auffällig: Während Boskovic immer wieder auch Jelavic suchte, ging Kavlak meist alleine nach vorne. So bereitete er das 2:0 vor, blieb aber oft auch hängen. Die Hälfte seiner Ballkontakte brachte er nicht zu einem Mitspieler weiter.
Was ebenfalls sofort ins Auge fällt: Steffen Hofmann in der zentralen Rolle ist der unumstrittene Chef auf dem Platz. Er ist Schaltzentrale, Anspielstation und Taktgeber auf eine Art und Weise, wie er das auf der rechten Seiten nie sein kann. Den Part auf rechts spielte Kavlak bemüht und auffällig. In der zentralen Defensive ist Pehlivan dank seines Einsatzes und seines Stellungsspiels mehr ins Spiel eingebunden als Heikkinen, der vornehmlich Löcher stopfte und Passwege zuzustellen versuchte.
Die Innenverteidigung hingegen war im Spielaufbau als einzige wirklich außen vor. Soma und Eder spielten rein nur die Abräumer in der Defensive, ihre Anspiele waren oft ungenau. Die Balleroberung, um daraus auch etwas zu machen, oblag anderen. Soma zeigte gegen den HSV ein gutes Stellungsspiel, antizipierte gut und ließ das Hamburger Sturmduo kaum zu entfaltung kommen.
Sehr erfreulich: Der HSV-Außenbahnturbo Eljero Elia machte gegen Kulovits überhaupt keinen Stich. Das ist insofern erstaunlich, weil Kulovits ja kein gelernte Außenverteidiger ist. Gleiches gilt für Katzer über Trochowski auf der andern Seite.
Alles in allem also eine ziemlich runde Leistung, mit der Rapid nach dem Spiel gegen Aston Villa einmal mehr bewiesen hat, dass das aktuellen Spielermaterial mit dem richtigen Gameplan absolut in der Lage ist, auch gegen einen objektiv deutlich besseren Gegner nicht nur mitzuhalten, sondern diesen dann auch zu schlagen. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal über eine Mannschaft sagen könnte, die von Peter Pacult trainiert wird.
Ballkontakte
47 – Hofmann
47 – Kavlak
44 – Pehlivan
37 – Katzer
36 – Boskovic (ausgewechelt 60.)
Passgeber
28 – Hofmann
28 – Pehlivan
25 – Katzer
24 – Kavlak
19 – Boskovic (ausgewechselt 60.)
Passempfänger
37 – Hofmann
26 – Boskovic (ausgewechselt 60.)
24 – Kavlak
24 – Pehlivan
24 – Jelavic
Nachbesprechung: Österreich 3 – 1 Frankreich
Wer sagt, dass dem Spielverlauf nach – besonders im Bezug auf Feldüberlegenheit – der Sensationssieg gegen „Les Bleus“ nicht verdient war… ja, der hat Recht. Ohne eine Statistik gesehen zu haben bin ich mir sicher, dass die Franzosen nicht nur im Ballbesitz Sieger waren. Auch was herausgearbeitete Chancen, Raumbeherrschung etc. angeht findet man den Sieger in blauen Dressen. Brückners Spielanlage (ein 4-3-2-1 bzw. 4-2-3-1, je nach Situation), gepaart mit dem nötigen Quentchen Glück in der Auswertung eigener Chancen, beweist dafür eindrucksvoll, wie wertlos derlei Messwerte sein können.
Live vor Ort: Sturm Graz – FC Zürich 1:1 (2:4 n.E.)
Der Sturmlauf auf die UEFA-Cup-Hauptrunde ist gestoppt, die österreichische Zukunftshoffnung ist draußen. Gestern abend hat Sturm Graz in der UPC-Arena vor ausverkauften Haus im Elfmeterschießen gegen den FC Zürich verloren. Gescheitert ist die Mannschaft vorrangig an sich selbst. Continue reading
Österreich – Polen: Taktikbesprechung und Einzelkritik
Kurz und knackig, die Heldentat von gestern, die Fußball-Österreich zum Leben erweckte und viel Hoffnung für die nahe und ferne Zukunft übrig lässt. Continue reading
Prognose Elfenbeinküste: Georg
Gegen die Elfenbeinküste soll es heute Abend gehen, wieder auf heimischen Boden. Genauer gesagt in Innsbruck, wo man in der neueren Geschichte des ÖFB noch nicht verloren hat. Eingeweiht wird das „Tivoli Neu“, also das etwas renovierte und weitestgehend auf EM-Größe aufgerüstete Tiroler Traditionsstadion. Wer sich daran erinnert, wie man vor nicht allzulanger Zeit das Wörtherseestadion „eröffnet“ hat, wird den Kopf schütteln und sich gruseln. Es war das 0-0 gegen Japan, das wir unverdient im Elferschiessen gewannen. Nach dem Spiel gegen Liechtenstein letztes Jahr war es das zweite Mal, dass die Hickersberger Elf einen statistischen Sieg zu einer wahrgenommenen Brachialbruchlandung machten. Es folgte das 0-2 gegen Chile, in dem wir schließlich auch die verdienten Gegentore erhielten. Continue reading