Prognose Elfenbeinküste: Georg

Gegen die Elfenbeinküste soll es heute Abend gehen, wieder auf heimischen Boden. Genauer gesagt in Innsbruck, wo man in der neueren Geschichte des ÖFB noch nicht verloren hat. Eingeweiht wird das „Tivoli Neu“, also das etwas renovierte und weitestgehend auf EM-Größe aufgerüstete Tiroler Traditionsstadion. Wer sich daran erinnert, wie man vor nicht allzulanger Zeit das Wörtherseestadion „eröffnet“ hat, wird den Kopf schütteln und sich gruseln. Es war das 0-0 gegen Japan, das wir unverdient im Elferschiessen gewannen. Nach dem Spiel gegen Liechtenstein letztes Jahr war es das zweite Mal, dass die Hickersberger Elf einen statistischen Sieg zu einer wahrgenommenen Brachialbruchlandung machten. Es folgte das 0-2 gegen Chile, in dem wir schließlich auch die verdienten Gegentore erhielten.

Mein grenzenloser Optimismus, den ich vor der Partie im Zürch’er Letzigrund, ob des Siegs im Heimspiel ein Jahr davor noch innehatte, ist verfolgen. Dazu macht Josef Hickersberger, für mich ein kleiner Teil des großen Gesamtübels im und um den ÖFB, frei nach Martin Blumenau, einen auf Kamikaze und plant gegen die Ivoren so aufzulaufen, wie gegen die Schweiz. Das bedeutet unter anderem, dass sich auch ein Martin Hiden, welcher selbst einen Regionalliga-Rasen bestenfalls bei einer Zuseherführung betreten sollte, wieder in der Innenverteidung finden wird. Wo er dann eindrucksvoll demonstrieren darf, wie weit so ein Abwehrspieler geistig und körperlich vom relevanten Spielgeschehen entfernt sein kann. So weich Hicke auch wirkt, so gnadenlos kann er sein, wenn er diesen Fußballzombie immer und immer wieder auflaufen läßt.

Auch wenn eines der besten afrikanischen Teams nicht mit allen Stammspielern aufläuft, so werden da immer noch klasse Kicker am Rasen unterwegs sein, die den meisten unserigen (jedenfalls jenen, die aufgestellt sein werden) technisch mindestens um eine Klasse überlegen sein werden. Ein Didier Drogba wird, auf der richtigen Position, vorzugsweise in der Nähe eines gewissen Hiden, aufgestellt nicht viel Mühe haben um zu Torchancen zu kommen. Einzig vertretbar: Die 4-5-1 Formation, die ich mir gegen ein solches Team einreden ließe, würde das Mittelfeld nicht näher beim 16er als beim Mittelkreis stehen.

Ja, das 1-3 gegen die Schweizer war objektiv gesehen eine Steigerung, was wiederum objektiv gesehen einfach nur abgrundtief traurig ist. Dass Hicke nach der erwarteten Niederlage einen neuen Job suchen muss (geographisch böte sich das das krisengeschüttelte Wacker Innsbruck förmlich an) ist nur ein kleiner Lichtblick, denn Kurt Jara ist auch weit vom Optimum entfernt und war zuletzt beim FC Tirol als Trainer nennenswert erfolgreich, zudem wird sich in den oberen Etagen wohl wiederum nichts bewegen. Was der ÖFB braucht wäre eine Kombination aus Arsene Wenger, Jürgen Klinsmann und Jose Mourinho – also quasi einen Dr. House des Fußballsports. Leider ist sowohl das Princeton General Teaching Hospital als auch selbiger Spezialist für Infektionskrankheiten genauso fiktiv wie eine echte Chance, bis zur EM eine konstant schlagkräftige Fußballertruppe aus dem Boden zu stampfen oder gar ernsthafte ÖFB Reformen zu erwarten. Es sei denn, man glaubt an Wunder, die es hin und wieder ja geben soll.

Realistisch gesehen werden wir heute Abend wohl mit etwa 0 zu 2 verlieren, unter der Annahme, dass wir ein wenig besser Spielen als im Letzigrund und noch etwas von der Tiroler Heimstärke übrig ist. Bitter: Will man zumindest den Trainerwechsel, muss man sich diese Niederlage sogar wünschen, würde Hickersberger die Personaldiskussion bei einem überraschenden Sieg doch als beendet betrachten. Langsam weiß ich nicht mehr, wie das Dilemma noch größer werden könnte.

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Über Georg Pichler

Journalist und zumindest digitaler Superkicker. In echt hütet er meistens das Kastl und das recht gut. Zukünftiger ÖFB-Präsident. Kein Fan, mag aber Sturm Graz.