Österreich – Polen: Taktikbesprechung und Einzelkritik

Kurz und knackig, die Heldentat von gestern, die Fußball-Österreich zum Leben erweckte und viel Hoffnung für die nahe und ferne Zukunft übrig lässt.

Taktikbesprechung:
Mutig offensiv, technisch stark, kreativ, kämpferisch, laufstark, jung, super. Done

Einzelkritik
Jürgen Macho: Er ist da, wenn man ihn braucht. Hatte bei dieser EM glaube ich erst 3 oder 4 Bälle zu halten – und die hatte er.

György Garics: Wurde gegen Ende müde, weil er bis dahin verdammt viel gelaufen ist. Konnte dann Mangels Alternative nicht ausgetauscht werden, machte aber trotzdem keine Fehler. Alles in allem eine Superleistung, beim Gegentor war er vielleicht den Tick zu weit vom Gegner weg.
Sebastian Prödl: Mann des Abends. Nicht nur weil er den Elfer herausholte, sondern weil er zeitweise das Gefühl gibt, die Abwehr alleine schaukeln zu können. Und weil er sich nach vorne einschaltet. Bei Werder wird man jubeln, dass man ihn schon im Winter verpflichtet hat. Der Preis wäre jetzt um einiges höher. Wird gegen Deutschland sehr, sehr fehlen.
Martin Stranzl: Hat sich vom Kroatien-Spiel erholt und spielte gestern eine solide Partie.
Emanuel Pogetetz: Extrem sicher und mittlerweile ansatzweise auch vorne zu sehen. Wenn er einen Zweikampf fährt, braucht man keine Angst zu haben, dass der Gegner es leicht hat.

Verteidigung gesamt: Genau das, was man sich von dieser Mixtur an heimischen Spitzenspielern erwartet. Die Abwehrt erlaubt es dem Mittelfeld, ab und zu auch einmal zu sorglos in der Vorwärtsbewegung zu sein.

[ad#bv_test]Christoph Leitgeb: Hat sich aus seiner Jahre dauernden Krise zurück gemeldet. Zeigte zwar zwei kleinere Unsicherheiten, ließ sich aber nicht beirren und war im Spiel nach vorne unendlich wichtig. Schade, dass er das nicht mit einem Tor krönte.
Andreas Ivanschitz: In Ordnung – aber nicht in Topp-Form. Schade. Müsste vor allem dringend Eckbälle üben. Das Problem: Für 90 Minuten gibt es keine Alternative zu ihm.
Ümit Korkmaz: Genial. Fehlerlos.
Rene Aufhauser: Sehr bemüht und nach wie vor im Defensivspiel ein wichtiger Mann. Beim Spiel nach vorne wird man aber den Gedanken zeitweise nicht los, dass der den Anschluss an internationale Entwicklungen verloren hat. Sollte gegen Deutschland durch Säumel ersetzt werden.
Ivica Vastic: Im Spiel eigentlich nicht beeindruckender als Ivanschitz – schwache Eckbälle und Freistöße. Beim Elfer hat er seine Einberufung dann voll und ganz gerechtfertigt. Ich hätte schon auf der Tribüne fast gekotzt. Mir unverständlich, wie man da so cool bleiben kann. Wird für immer ein Nationalheld bleiben, wenn er gegen Deutschland nicht gerade drei Eigentore macht.
Jürgen Säumel: Zu kurz eingesetzt und das auch nur zum Unverständnis des Publikums, das die offensichtlichen Ermüdungserscheinungen in der Defensive nicht bemerkt hat oder bemerken wollte. Dort beginnt aber die Offensive.

Mittelfeld: gesamt Generierte viele Torchancen – überraschenderweise nicht nur über die Flügel. Zeitweise im Vorstoß erwischt und in Gefahr in einen Konter zu laufen.

Martin Harnik: Die zwei vergebenen Chancen tun weh. Dafür hat er permanent für Gefahr gesorgt und geschätzte 47 Eckbälle herausgeschunden. Ist ein ständiger, unkontrollierbarer Unruheherd. Ich bin weiterhin der Meinung, er ist rechts am Flügel noch besser aufgehoben. Kann auch in der 85. Minute noch einem Gegenspieler davonrennen, selbst wenn er das davor schon 20 Mal machen musste. Wehe Hicke, wenn er ihn gegen Deutschland draußen lässt.
Roland Linz: Hat gerackert und damit genau das gezeigt, was er vor einem Jahr noch vermissen lies. Dafür bringt Roligoal momentan keine Torgefahr mit.
Roman Kienast: Das Publikum ist im Moment nicht allzu gnädig mit ihm, dabei präsentiert er sich in einer guten Form. Zeigt mit seiner technisch gar nicht so schlechten Holprigkeit Paralellen zu Peter Crouch, braucht aber vielleicht das eine Erfolgserlebnis. Gefühlsmäßig wäre Hoffer zum Zeitpunkt des Tausches eine bessere Wahl gewesen.

Sturm gesamt: Bemüht und gefährlich, der Knackpunkt war das Toreschießen.

Mannschaft gesamt: Wir brauchen jemanden, der auch mal aus der Distanz draufhalten kann. Und einen, der Freistöße und Ecken schießen kann (und das über 90 Minuten). Das mit den Toren wird schon noch klappen, am Personal mangelt es da jedenfalls nicht. Das Team ist ein bisserl wie die Schweiz 2006. Noch etwas zu jung und nur zu Überraschungen fähig, aber mit einer richtigen Portion Potential.

Die gestrige Leistung lässt gegen Deutschland alles möglich erscheinen: Vom enttäuschenden Debakel bis hin zum Kantersieg. Die große Frage für mich ist, wie man Prödl ersetzen kann. Da sind haarsträubende Varianten möglich.

Josef Hickersberger: Hat vor dem Spiel geblufft – endlich! Ich hatte immer ein wenig damit gerechnet und gehofft, dass er das mit seinem seltsamen Gerede tut, wurde bisher aber bitter enttäuscht. Gestern, das war dann endlich mit der (richtigen und notwendigen) Portion Mut. Auch die Auswechslungen waren in Ordnung. Das beste Spiel seiner Trainerkarriere. Jetzt heißt es, noch einen drauf zu setzen und noch einmal die Brust rauszustrecken, statt sich zu verstecken. Und diesmal ist das angesichts des gesperrten Prödl und der ein bisserl außer Form befindlichen Ivanschitz, Aufhauser und Linz auch eine echte Herausforderung. Dazu aber in einem anderen Beitrag in den kommenden Tagen.

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