Österreich verliert 2:3 gegen geschickte Rumänen

Drei Tage nach dem sehr ordentlichen 2:1-Erfolg in Olso verlor Österreich das zweite Nations-League-Spiel daheim gegen Rumänien mit 2:3. Neben individuellen Schnitzern in der österreichischen Abwehr trug auch ein punktgenau eingestelltes rumänisches Team dazu bei, dass dies auch ein verdientes Resultat darstellt.

Österreich – Rumänien 2:3 (1:1)

Das rumänische Team

Für Mirel Rădoi war dies der erste Doppel-Spieltag als rumänischer Teamchef und es ist bereits eine klare Handschrift zu erkennen. Bei seinem Debüt gegen Nordirland (wo Rumänien als klar besseres Team in Überzahl kurz vor Schluss noch einen sicher scheinenden Sieg verschenkt hat) zeigte Rumänien ein zielgerichtetes Spiel gegen den Ballführenden, nahm dem Gegner dadurch Zeit und vor allem Passoptionen weg und setzte im Ballbesitz auf schnelle, kurze Pässe.

Nun, gegen Österreich, änderte Rădoi sein System (4-1-4-1 statt 4-3-1-2), blieb dem Spielstil vom 1:1 gegen Nordirland jedoch im Wesentlichen treu und adaptierte auf jede Stärken, die Österreich beim Erfolg in Norwegen an den Tag gelegt hatte.

Rumänien mit Blitzstart

Das Team von Franco Foda lief gegenüber Oslo personell leicht verändert auf (Baumgartlinger und Grillitsch im DM, Schlager als Zehner, dafür Sabitzer rechts); ein geduldiger Spielaufbau gegen einen defensiven Gegner wie in Norwegen ging sich gegen die Rumänien aber von Anpfiff an nicht aus. Sie zeigen einerseits sofort ihr Angriffspressing, während sie sich aus jenem des ÖFB-Teams recht sicher befreien konnten.

So bot sich schon in der 3. Minute ein Gegenzug hinter die österreichische Pressingwelle und die entblößte Restverteidigung konnte das 1:0 für Rumänien nicht mehr verhindern. Auch in der Folge wirkte Österreich eher gehetzt, sichtlich überrumpelt von der rumänischen Spielweise und im Bemühen, schnell den Ball weiter zu spielen, auch sehr ungenau.

Flügel frei, Secherraum zu

Wenn sich die Gelegenheit bot, Österreich an der Spieleröffnung zu hindern, machte Rumänien das. Wenn das ÖFB-Team Ballbesitz etabliert hatte, zogen sich die Gäste jedoch weit zurück und machten das Zentrum eng. Damit überließ man Österreich zwar die Außenbahnen, gerne auch bis zur Grundlinie, verdichtete aber den Sechserraum so geschickte, dass Österreich hier keinen Zugriff fand.

In Norwegen hatte Österreich genau diesen Raum vor dem gegnerischen Strafraum selbst in den Griff bekommen und bespielte die Außenbahnen nur so weit, dass Ulmer und Lainer 20 bis 30 Meter vor der Grundlinie zwischen die Linien passen konnten. Diese Möglichkeit wurde ihnen nun aber von den Rumänen genommen.

Nur einmal fand das ÖFB-Team etwas Platz, als die Schnittstelle zwischen rumänischem LV und LM aufging, Lainer durch dieses Loch bedient und seine Hereingabe von Baumgartner sehenswert zum 1:1 verwertet wurde.

Stärken genommen, Chancen genützt

Grillitsch und Baumgartlinger fiel es, selbst wenn sie Zeit am Ball bekamen, wahnsinnig schwer, Räume für Pässe zu finden, die das Spiel nicht auf die Außenbahn lenkten. Gleichzeitig blieb die Gefahr eines schnellen rumänischen Konters durch einen Fehlpass in der eigenen Vorwärtsbewegung stets präsent – so fehlte Österreich der Punch und damit auch die echten Torchancen.

Und Rumänien hatte nach der Halbzeitpause zudem den Vorteil, zwei Geschenke zu Toren zu nützen: Erst ein Freistoß (der eher keiner war, aber sei’s drum), bei dem vor dem Tor eher zufällig Grigore zum Ball kommt und ihn verwertete. Dann Poschs verhungerter Querpass, den Maxim abfing. Das ermöglichte dem früheren langjährigen Deutschland-Legionär Maxim das Tor zum 3:1.

Versuch einer Aufholjagd

Schon vor dem dritten Gegentor hatte Foda umgestellt; Baumgartlinger ging raus, dafür kam Onisiwo für den rechten Flügel, Sabitzer ging ins Zentrum und Schlager auf die Acht zurück. Österreich setzte in dieser Phase vermehrt auf weite Diagonalpässe, aber das Grundprinzip blieb: Rumänien lenkt das ÖFB-Team auf die Flügel, um die Österreicher dort zu isolieren. Einmal, in der 80. Minute, bekam Baumgartner ein wenig Zeit, seine Flanke nützte Onisiwo zum 2:3-Anschlusstreffer.

Das mag auch damit zusammen gehängt sein, dass Österreich nun versuchte, von weiter hinten heraus die Offensivspieler steiler zu schicken, um die Staffelung der rumänischen Ketten auseinander zu ziehen. Onisiwo und Baumgartner konnten dadurch vermehrt mit Tempo auf den rumänischen Strafraum zulaufen. So verlegte sie Rumänien darauf, den Strafraum selbst zu verteidigen, umso mehr, als mit Monschein (statt Grillitsch) ein zweiter echter Stürmer neben dem für Gregoritsch eingewechselten Grbic gekommen war.

Dies zwang Rumänien in den letzten zehn Minuten zu einer Abwehrschlacht, Grbic vergab in der Nachspielzeit noch die Ausgleichs-Chance für Österreich. Es blieb beim rumänischen 3:2-Sieg.

Fazit: Rumänien hat’s gut gemacht

In Oslo war es nicht ins Gewicht gefallen, dass einige Stammkräfte fehlten, weil gegen das hölzerne und berechenbare norwegische Team der gut ausgelegte Plan funktionierte und den Sieg brachte. Nun, gegen die wesentlich stärkere rumänische Mannschaft, war dies ein wenig anders.

Mirel Rădoi stellte seine Truppe punktgenau auf die Stärken des ÖFB-Teams, wie sie sich ohne Arnautovic, Alaba, Laimer und Lazaro boten, ein. Österreich wurde zunächst überrumpelt, danach auf die ungefährliche Außenbahn gelenkt. Dennoch gab es den Ausgleich und am Ende war es auch der Spielverlauf mit den zwei Gegentoren, die zwar ärgerlich waren, aber nichts mit der Spielweise der beiden Teams an sich zu tun hatten.

Mit den individuellen Einfällen eines Marko Arnautovic und der Übersicht eines David Alaba hätte Österreich noch hochklassige Elemente gehabt, um dam individuelle fraglos schlechter besetztem, aber eben sehr geschickt eingestelltem rumänischem Team noch mehr zum Überlegen zu geben.

So ist es eine ärgerliche Niederlage, die allerdings weniger durch dramatische inhaltische Schwächen heraufbeschworen wurde, sondern durch einen cleveren Gegner und individuelle Schnitzer. Solche Spiele gibt es nun mal.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.