Einst gab es in Österreich die Bundesländer-Meisterschaft: Auswahlteams aus den neun Ländern, lange auch plus einem Staatsliga-Team, spielten in einer Liga (bzw. am Ende als Cup) den Sieger aus. Ende der Sechziger wurde der Bewerb, der nie wirklich ernst genommen wurde, zu Grabe getragen. Heute gibt es ihn noch auf Nachwuchs-Ebene, aber: Wie stark wären „Nationalteams“ aus den Bundesländern heute?
Dazu hier ein nicht ganz ernst gemeintes Experiment.
Den breitesten Kader hätte die Steiermark, Rekordsieger des alten Bundesländer-Bewerbes. Gefühlt jeder zweite Bundesliga-Spieler kommt aus der grünen Mark. Alleine in der Innenverteidigung stünden noch Routinier Prödl und der in Frankreich unter Vertrag stehende Maresic zur Verfügung. Die Außenpositionen sind vernünftig besetzt, das Zentrum kann mit dem Ball umgehen, die Offensive kann sich auch sehen lassen.
Dank Arnautovic und Alaba verbreitet Wien wohl den größten Star-Faktor und verglichen mit anderen Bundesländern gibt es relativ wenige Positionen, für die man wirklich suchen muss. Gut, die Hauptstadt ist auch das einwohnerstärkste Bundesland.
Auch Niederösterreich kann sich auf ein relativ breites Reservoir stützen. Vor allem die Mittelfeld-Zentrale und die Abwehr sieht relativ stark aus. Bei den offensiven Außen-Positionen wird’s dafür relativ dünn.
Ein spürbarer LASK-Einschlag ist in Oberösterreich zu erkennen: Bis auf Kevin Stöger hat jeder schon mal ein schwarz-weißes Dress angehabt. Hinter Andi Ulmer gibt es mit Maximilian Ullmann noch einen weiteren guten Linksverteidiger. Es gibt keine offensichtliche Schwachstelle, das Team sieht recht ausgeglichen aus. Es ist nicht die große Star-Power dabei, aber es ist alles sehr solide.
Genau anders herum ist es bei Salzburg. Auf recht vielen Positionen kommen die wohl besten Österreicher aus diesem Bundesland, dafür ist das Reservoir links hinten und ganz vorne, nun ja, sehr übersichtlich. Mit dem pressingstarken Mittelfeld, der soliden Abwehr und der gemeinsam mit den Steirern vermutlich besten rechten Seite lässt sich aber arbeiten.
Vier WAC-Stammkräfte, dazu Martin Hinteregger hinten, Junuzovic davor und patente Achter – Kärnten wäre kein Titelkandidat, aber sicher solides Mittelfeld. Auf einigen Positionen fehlt das Personal: Vor allem auf der Sechs (wo es außer Junuzovic, der mit 12 Jahren nach Graz ging, genau niemanden gibt) und, ganz markant, auf den offensiven Flügeln. Es gibt diverse Mittelstürmer, aber die Breite müsste von den Außenverteidigern kommen.
Die Delegation aus Tirol kann auf einige routinierte und auch international erfahrene Kicker stützen, dazu gibt es viele Optionen für das Mittelfeldzentrum – nicht nur Talent Matthäus Taferner, der in Dresden bisher noch nicht so recht zum Zug kommt. Die Defensive kann jedoch sicher nicht mit den Top-Bundesländern mithalten.
Wäre das Team Burgenland eine Bundesliga-Truppe, würde sie wohl irgendwo zwischen Platz sechs und neun herum mitschwimmen: Acht der elf Spieler in der ersten Formation kommen von Hartberg und Mattersburg, ebenso wie fast alle Optionen im zentralen Mittelfeld. Christopher Trimmel und Peter Haring bringen internationale Erfahrung auf mittlerem Niveau mit, aber realistisch betrachtet, wäre in einer Bundesländer-Meisterschaft kaum mehr als der vorletzte Platz drin.
Sorry, liebe Leser aus dem Ländle: Obwohl Vorarlberg fast ein Drittel mehr Einwohner hat als das Burgenland, sieht ein Vorarlberg-Team einigem Abstand wie jenes mit dem geringsten Potenzial aus. Ein starker Goalie, einige Defensiv-Leute mit Bundesliga-Erfahrung, aber sowohl die Außenpositionen als auch alles, was irgendwie mit Offensive zu tun hat (bis auf den routinierten und gefühlvollen, aber auch nicht mehr ganz schnellen Liendl), kann nicht mit anderen Bundesländern mithalten.
… und ein zehntes Team
Nicht völlig überraschend haben jene Bundesländer mit mehr Einwohnern tendenziell bessere Teams. Um die zehn Teams voll zu machen, spielte einst auch ein Staatsliga-Team mit – for the sake of the argument, machen wir hier mal ein Legionärs-Team. Weil Salzburg alleine ein ungemein schlagkräftiges Team aus Nicht-Österreichern spielen lassen könnte (es fehlt eigentlich nur ein Linksverteidiger), machen wir mal eine Mannschaft aus Legionären ohne Salzburger.
Man könnte noch gefühlt zehn andere Mittelstürmer aufstellen – Fountas und Badji von Rapid, Klauss vom LASK, Balaj von Sturm, Turgeman und Edomwonyi von der Austria, Pak von St. Pölten, Berisha von Altach, Bakis von der Admira, Dedic und Yeboah von Wattens. Dafür ist Ferdinand Oswald tatsächlich der einzige der zwölf Stamm-Torhüter in der Bundesliga, der kein Österreicher ist.
Daran erkennt man auch, wo bei den Bundesliga-Klubs die Prioritäten liegen.
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