Wer wird Meister, wer steigt ab? Rückrundenstart der deutschen Bundesliga

Spannung, Titelkampf und viel Spekulation – die Rückrunde der deutschen Bundesliga beginnt. Nach einer ereignisreichen und teilweise überraschenden Hinrunde, gab es sowohl für Mannschaften aus der oberen als auch unteren Tabellenhälfte während der Winterpause in Deutschland viel Gesprächsstoff.

Wer wird am Ende der Saison an der Tabellenspitze stehen? Diese Frage wird nach der erstmaligen Herbstmeisterschaft von RB Leipzig und dem vorläufigen dritten Platz des schwächelnden FC Bayern München immer lauter.

Unter all den Hochs und Tiefs konnte man zu Beginn nicht erkennen, wer sich in den Top-4 in der Tabelle etablieren würde und wer nicht. Sowohl Rekordmeister Bayern als auch Vize-Meister Borussia Dortmund erwischten zwischenzeitlich eine Schwächephase, welche von vergleichsweise kleineren Teams eiskalt ausgenutzt wurde.

Es haben sich zwei eindeutige Gewinner der Hinrunde herauskristallisiert: Leipzig und Mönchengladbach waren in der Lage über die gesamte Hinrunde hinweg konstant ihre Leistung zu erbringen und sicherten sich daher beide mit jeweils elf Siegen die ersten zwei Tabellenplätze. Die Roten Bullen kassierten außerdem lediglich zwei Niederlagen (gegen Schalke und Freiburg) und stehen deshalb mit 37 Punkten und einer beeindruckenden Tordifferenz von 48:20 verdient am ersten Platz.

Rechtzeitig zum Rückrundenstart muss man nun einen Blick auf jene Teams werfen, die sich im Titelkampf weiterhin Chancen ausrechnen können, da es vor allem diese Saison keine eindeutige Angelegenheit ist und auch Experten in der Titelfrage in der Meisterschaft unterschiedlicher Meinung sind.

Die Kandidaten im Überblick:


Borussia Mönchengladbach

Mit der Verpflichtung von Ex-Salzburg-Trainerer Marco Rose und der allgemeinen Neuaufstellung der Mannschaft vergangenen Sommer, legten die Fohlen einen furiosen Start hin. Zu verdanken ist dies vor allem auch den Neuzugängen Marcus Thuram und Breel Embolo, die sich schnell in das System etablieren konnten und somit gemeinsam mit Alassane Pleá für mehr als die Hälfte der Tore der Gladbacher verantwortlich sind.

Taktisch steht vor allem das schnelle Umschaltspiel im Vordergrund. Speziell bei ihrem 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern war zu erkennen, dass Gladbach vor allem das Konterspiel nach Ballverlusten des Gegners für sich nutzen möchte.

Ob die Gladbacher ihren Erfolgslauf in der Rückrunde weiterführen können? Oft hat es Gladbach in den vergangenen Jahren an Konstanz gefehlt und wenn man einen Blick auf die Abwehr der Mannschaft wirft, wird deutlich: Diese nicht so gut aufgestellt wie die bisher gut funktionierende Offensive. Meisterchance: 15%

RB Leipzig

Von der Schwächephase zu Beginn der Saison konnte sich RB Leipzig samt neuen Trainer Julian Nagelsmann sehr schnell wieder erholen. Mit 48 erzielten Toren nach 17 Spieltagen stellt das Team momentan die beste Offensive der Liga. Das liegt unter anderem an Stürmer Timo Werner, der sich in seiner bisher besten Form befand (18 Tore in 17 Spielen).

Bei den Sachsen stehen ständiges Gegenpressing und nahezu perfekt ausgeführte Konter im Vordergrund, denn laut Nagelsmann zählt nicht viel Ballbesitz, sondern qualitativ hochwertiger. Auch bei Leipzig stellt sich allerdings die Frage, ob die junge, noch realtiv unerfahrene Mannschaft trotz der – nach Erreichen des Champions-League-Achtelfinals – vorherrschenden Dreifachbelastung dem Druck der Bundesliga standhalten kann. Meisterchance: 30%

Bayern München

Der Rekordmeister steht nach 17 Spieltagen mit 10 Siegen bisher auf Tabellenplatz drei. Damit ist man nach sieben Meistertiteln in Folge nicht zufrieden. Nach der Entlassung von Trainer Niko Kovač nach zehn Runden war mit dem beförderten Co-Trainer Hansi Flick eine positive Trendwende erkennen. Diese hielt allerdings nicht lange an: Neben immer wiederkehrenden Verletzungssorgen (Süle, Hernandez, Martinez, Coman) büßten die Bayedrn mit Niederlagen gegen Leverkusen und Gladbach Boden ein.

Auch die 2:5-Testspiel-Niederlage gegen Nürnberg vergangene Woche zeigt: Es ist eindeutig noch Luft nach oben. Dennoch ist der FC Bayern dafür bekannt, aus Schwächephasen stärker zurückzukehren – Konstanz ist jenes Merkmal der Münchner, das ihnen immer einen Vorteil gegenüber anderen Bundesligakonkurrenten verschafft hat. Die nächste und somit achte Meisterschaft in Folge ist deshalb nach wie vor noch lange nicht in ernstlicher Gefahr. Meisterchance: 35%

Borussia Dortmund

Nach Verkündung der überraschend hoch gesteckten Ziele des BVBs („Wir wollen Meister werden“), waren die Erwartungen an das Team von Lucien Favre sehr groß. Jedoch machten verheerende Defensiv-Fehler in der Defensive und daraus resultierende Rückschläge (wie die 1:3-Niederlage gegen den Aufsteiger Union Berlin) den holprigen Start in die Hinrunde perfekt. Nur acht Siege, aber dafür sechs Unentschieden, damit sind die Schwarzgelben ganz klar nicht zufrieden.

Mit der Verpflichtung von Ex-Salzburger Erling Håland holte man einen jungen, 1.94m großen Mittelstürmer und viele im Umfeld sind der Meinung, dass damit ein Schritt in die richtige Richtung gelungen ist. Die Frage ist jedoch, ob der 19-jährige Norweger direkt einschlagen wird, denn auch er muss sich erst an die deutschen Bundesliga gewöhnen. Außerdem muss weiter intensiv an der Abwehr des BVB geschliffen werden. Meisterchance: 20%

Wer spielt international…

Chancen auf die Europa-League-Plätze dürfen sich wieder einige Teams aus dem oberen Mittelfeld ausrechnen. Schalke 04 konnte sich von der vergangenen Horror-Saison rasch erholen und hat bei gleichbleibender Stabilität einen internationalen Tabellenplatz sicher in der Tasche. Die direkten Konkurrenten Hoffenheim und Leverkusen müssen sich ebenfalls untereinander ausmachen, wer den Platz in der Europa-League-Qualifikation haben möchte.

Nicht zu vergessen ist außerdem der SC Freiburg. Nach einem überraschend guten Start in die Hinrunde mit nunmehr sieben Siegen auf Rang acht steht. Bisher enttäuschend und weit unter dem Potenzial agierend liegt Eintracht Frankfurt mit einer sogar negativen Tordifferenz von 27:29 nur auf Tabellenplatz 13.

…und wer steigt ab?

Wirft man nun einen Blick auf den Relegations- und die Abstiegsplätze, ist noch lange kein Vorentschiedung zu erkennen. Sowohl der 1. FC Köln als auch Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen sowie das Tabellenschlusslicht Paderborn liegen knapp beieinander.

Auch Mainz 05 befindet sich nach wie vor in der Gefahrenzone, weshalb schwer vorauszusagen ist, welche Mannschaften es am Ende treffen wird. Für eine weitere Überraschung sorgte bisher auch Aufsteiger Union Berlin, der sich nach Erfolgen gegen Dortmund und Mönchengladbach auf dem 11. Platz in der Tabelle befindet. Aber trotz der 20 erreichten Punkte befinden sich die Abstiegsplätze nach wie vor in Sichtweite.

Da sich eine Reihe an qualitativ hochwertigen Teams hohe Chancen auf den Meisterschaftstitel ausrechnen kann, ist die momentane Spannung an der Tabellenspitze aus Sicht der Beobachter hauptsächlich als positiv zu betrachten. Bei aller Spekulationen müssen dennoch noch 17 Spieltage ausgetragen werden

Genug Zeit, dass sich die Tabellensituation sowohl im oberen als auch im unteren Drittel noch entscheidend verändern kann.


Dieser Artikel stammt aus der Feder unserer Gastautorin Michelle Steiner.

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