Israel lange sehr schlecht – dennoch 4:2 über Österreich

Für Andi Herzog war es ein besonders süßer Triumph, für Österreich eine besonders dämliche Niederlage: Ein vor allem in der ersten Halbzeit erschütternd schlechtes Team aus Israel besiegt das ÖFB-Team mit 4:2. In der EM-Qualifikation steht Rot-Weiß-Rot damit nach zwei Spielen immer noch bei null Punkten – der schlechteste Start seit der EM-Quali für 1992.

Israel – Österreich 4:2 (2:1)

Die Aufstellungen

Franco Foda überraschte mit einem ungewöhnlichen System – einem 5-Raute-1. Vor der Fünferkette agierte Julian Baumgartlinger auf der Sechs, Xaver Schlager und Marcel Sabitzer auf den Halbpositionen, Peter Zulj auf der Zehn und Marko Arnautovic ganz vorne.

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Andi Herzog vertraute wie gewohnt ebenfalls einer Fünferkette, vor der Bibras Natcho und Dor Peretz den Sechser bzw. den Achter gaben. Davor spielte Beram Kayal einen offensiven Freigeist, Eran Zahavi den Halbstürmer und Salzburgs Munas Dabbur die vorderste Spitze.

Was bei Österreich auffiel

Anlaufen des Ballführenden. Aus der Mittelfeld-Raute heraus versuchte Österreich, den ballführenden Israeli mit jeweils einem Spieler anzulaufen. Zumeist geschah dies relativ frontal, ohne große Schnörkel und recht offensichtlich. Dennoch reichte dieses Anlaufen fast immer völlig aus, um einen überhasteten Pass zu provozieren, der sehr oft gut abgefangen wurde.

Etwas unseriös. Auch ohne eine besonders glanzvolle Leistung zu zeigen, war das ÖFB-Team in der ersten Halbzeit das um Lichtjahre bessere Team, auch wenn die Führung mit 1:0 immer noch recht knapp war. Das ging dann wohl alles ein wenig gar zu einfach – denn im Spiel gegen den Ball wurde Österreich zunehmend sorglos. So sind vor allem die beiden Gegentore vor der Pause zu erklären. Dass Maximilian Wöber bei allen drei Gegentoren, bei denen er am Feld war, auch ursächlich beteiligt war, wird seinem persönlichen Selbstvertrauen sicher auch nicht helfen.

Zu wenige Tore. Ja, Israel hat deutlich gewonnen. Und ja, Österreich hat nicht so besonders gut gespielt – wenn auch, zumindest in der ersten Halbzeit, nicht so schlecht wie das Resultat nahelegen würden. Und auch mit vier kassierten Toren hätte das ÖFB-Team eigentlich noch gewinnen müssen. Die Eckballserie vor der Halbzeit und der auf der Linie geklärte Ball kurz nach Wiederanpfiff waren nur zwei der zahlreichen Situationen, in denen die israelische Abwehr alles andere als eine gute Figur gemacht hat. Gegen dieses Team mit dieser Abwehr nur zwei Tore zu erzielen, ist einfach viel zu wenig.

Was bei Israel auffiel

Null Präsenz im eigenen Strafraum. Es war schon im Herbst in der Nations League zu erkennen, und in diesem Spiel ebenso: Zwar ist bei Israel eine Fünferkette auf dem Feld, deren mittlere drei Spieler im Spiel gegen den Ball relativ eng verdichten, aber dennoch wird keinerlei Präsenz im eigenen Strafraum geschaffen. Das war nicht nur in der Eckball-Serie kurz vor der Halbzeit zu sehen. Die eigentlich recht routinierten Spieler – Yeini ist 32, Dgani ist 30 und Taha 29 – ließen sich etwa auch beim frühen Tor durch Arnautovic wie Schulbuben aus der Position ziehen. Erst, als man Österreich mit acht defensiven Feldspielern hinten erwartete, stand Israel sicherer.

Der Plan im Spiel nach vorne war kaum erkennbar. Weil viele Bälle schon früh relativ billig verloren wurden, wurden viele Sololäufe angezogen – zumeist mit dem Kopf durch die Wand und nicht selten mitten hinein ins österreichische Getümmel. Auch lange Bälle waren ein Mittel, um Dabbur und Zahavi in Szene zu bringen – fast immer ohne Erfolg. Dennoch nützte man Nachlässigkeiten in der österreichischen Defensive zu einem äußerst schmeichelhaften 2:1 zur Pause.

Geordneter Rückzug. Mit dieser Führung im Rücken zog sich Kayal zur zweiten Hälfte etwas weiter ins Mittelfeld zurück, womit sich ein 5-3-2 bildete. Israel zwang Österreich so, selbst vermehrt Aufzubauen. Die Löcher zwischen den Linien, die man zuvor noch selbst offenbarte, rissen nun bei Österreich auf, was Israel zum 3:1 und zum 4:1 nützte.

Umstellungen

Nach einer Stunde vollzog Foda einen Doppelwechsel mit Systemtausch, indem Janko und Onisiwo für Wöber und Schlager ins Spiel kamen – bevor die Umstellung irgendeine Wirkung zeigen konnten, erzielte Israel aus einem Konter gar das 4:1.

Was wohl auf dem Papier als 4-4-2 oder 4-2-3-1 gedacht war, stellte sich in der Praxis als eher planlose Brechstangen-Formation heraus. Die vier Offensiven – Onisiwo, Janko, Arnautovic und Sabitzer – knubbelten sich oft im Zentrum zusammen. Dies geschah jedoch ohne erkennbare Idee und ohne jegliche Abstimmung aufeinander, das mit Almog Cohen (für Kayal) aufmagazinierte israelische Zentrum stellte die Versuche zumeist recht gut.

Neben den vier Gegentoren wird vor allem diese Phase vom 2:4 in Israel in Erinnerung bleiben: Als man außer panischem Nach-vorne-Werfen aller möglichen Spieler keinerlei inhaltliche Antwort auf einen unglücklichen Spielverlauf hat. Und dabei auch noch mehr gelbe Karten kassiert als ordentliche Torschüsse zusammen bringt – denn mit dem vierten Gegentor war Österreich tot.

Daran änderte auch das Tor, das Arnautovic zum 2:4-Endstand markierte, nichts.

Fazit: Fehlstart bestätigt Nations-League-Herbst

Null Punkte nach zwei Spielen – so schlecht ist Österreich zuletzt im Herbst 1990 in eine Qualifikation gestartet. Damals gab es das 0:1 gegen die Färöer in Landskrona und danach ein 1:4 in Belgrad gegen Jugoslawien. Anders als damals, wo nur der Gruppensieger ein EM-Ticket löste, ist jetzt noch längst nicht alles verloren. Ein Platz unter den Top-2 ist immer noch möglich. Nur: Viel darf nicht mehr schief gehen.

Was sich in diesen beiden Spielen, dem 0:1 gegen Polen und dem 2:4 in Israel aber gezeigt hat: Auch Foda-Österreich kann nicht ewig auf der Glückswelle reiten und mit fast durchgängig schlechten Leistungen sieben Punkte aus vier Pflichtspielen einfahren, wie in der Nations League. Letztlich bestätigen die beiden Niederlagen jetzt den schlechten Nations-League-Herbst. Selbst wenn die beiden ersten Halbzeiten in Wien und Haifa nun rein von der Leistung her eh okay waren: Das ist das ÖFB-Team unter Foda. Es war das neunte Spiel in Folge, in der man maximal eine gute Halbzeit zu Stande brachte.

Neun Spiele. Davon eines (Brasilien) gegen einen wirklich starken Kontrahenten. Ansonsten: Nordirland, Bosnien, die B-Teams von Dänemark und Schweden, biedere Polen und ein lange Zeit erschütternd schlechtes Israel.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.