Featurette: Das Problem von Libero und zwei Manndeckern gegen ein 4-3-3

Taktisches Positionsspiel ist in unteren Klassen nicht relevant? Stimmt nicht! Hier ein konkretes Beispiel, wie man als vom Potential her gleichwertige Mannschaft einen Gegner mit einer Dreierabwehr (in diesem Fall mit Libero und zwei Manndeckern) ausmanövriert.

Man beachte das Positionsspiel von Dionysen-Rechtsaußen Claudia Hammerschmied.

3-5-2 mit Libero gegen ein 4-3-3 mit zwei Flügelstürmern – so die systematische Ausgangsposition zwischen Dionysen Traun, dem 5. der zweiten Frauen-Liga West, und Taufkirchen, dem 4., im Halbfinale des OÖ-Landescups.

Der entscheidende Faktor war in dieser Partie die Raumaufteilung der drei Stürmer von Dionysen und dabei vor allem das Positionsspiel von Dionysen-Rechtsaußen Claudia Hammerschmied. Weil Taufkirchen gegen ein Team mit nur einer zentralen Stürmerin auf Libero und Manndeckung setzte, war eine im Defensiv-Zentrum zu viel – der zweite Manndecker.

Weil Vanessa Danninger keinen direkten Gegenspieler hatte, hing sie völlig in der Luft und wusste nicht so recht, was sie nun tun sollte. Blieb sie in ihrer Position im Halbfeld und ließ Hammerschmied auf der Außenbahn gewähren (während Taufkirchens linker Flügel von Dionysen-RV Rammer beschäftigt wurde), konnte diese ungehindert durchgehen. Ließ sich Danninger aus der Position ziehen – also entweder auf die Außenbahn oder Richtung Mittellinie – entstanden Kanäle, die die aufrückenden Majovski und Kern bearbeiten konnten.

Taufkirchen-Trainer Hofer nahm zur Pause beide Manndecker vom Feld, stellte auf ein 4-4-2 um (im Abwehrzentrum mit Libero und einem neuen Manndecker), aber seine Mannschaft war da schon längst unaufholbar 0:3 im Rückstand. In der zweiten Hälfte machte Taufkirchen zwar mit jeweils zwei Spielerinnen auf den Flügeln die Außenbahnen zu und stand im Zentrum auch kompakter, aber das Spiel war im Grunde schon tot. Durch Tore in der Schlussphase hieß es am Ende 1:5.

Was zeigt: Mit einem überzähligen Spieler in einer Dreier-Abwehr gegen nur einen zentralen Stürmer hat man automatisch einen zu viel hinten, der dann im Mittelfeld oder auf den Außenbahnen fehlt. Vor allem ein Manndecker, der ohne Gegenspieler ohne Aufgabe im leeren Raum hängt, kann zu einem größeren Problem werden als man zunächst annimmt – was dieses Spiel auch für das nicht-professionelle Level beweist. Das in der Tabelle leicht besser platzierte Team aus Taufkirchen hatte gegen Dionysens System-Vorteil nicht den Hauch einer Chance.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.