Seltsames auf beiden Seiten

Das Wort „seltsam“ trifft es wohl am Besten – beim 0:2 gegen Man City wurde nicht ganz klar, was Huub Stevens mit seiner Aufstellung bezwecken wollte. Augenscheinlich wurde nicht nur die mäßige Form der letzten Wochen. Sondern auch, dass die Verletzung von Andi Ulmer das Bullen-Spiel zerstört hat.

Salzburg - Man City 0:2

Ohne den Dauerläufer, der verletzt fehlt, hat es im Salzburger Spiel viel mehr zerschossen als nur die Position des Linksverteidigers. Nun muss Dušan Švento, gelernter Außenstürmer, dort spielen – was ihm nach vorne jede Gefährlichkeit nimmt, und man ihm hinten ganz deutlich ansieht, dass dies nicht seine Position ist. Vor ihm musste gegen die Citizens Nikola Pokrivač auflaufen. Der ist eigentlich ein defensiver Mittelfeldspieler und auf der Flanke eine ziemliche Vorgabe. Die kuriose Situation, der der nominell defensivere der beiden im Mittelfeld spielt, und der Offensivere den LV geben muss, bringt sie komplette linke Seite um.

Die Bullen rückten vom 4-2-3-1 das ganze Spiel über nicht ab, lediglich (der diesmal schwache und gegen Ende durch Augustinussen ersetzte) David Mendes da Silva rückte hie und da in die offensivere Reihe auf. Er ist ganz klar der Spieleröffner der beiden Sechser; während Schiemer das tut, was er am besten kann: Zerstören. Allerdings immer noch oft ziemlich weit vor dem IV-Duo Sekagya/Afolabi, das abgesehen von einigen wenigen Szenen recht ordentlich agierte. Schiemer hingegen verschuldete mit seinem schlechten Stellungsspiel jenen Schuss von Tévez, der das entscheidende 2:0 einleitete.

Aber nicht nur die linke Seite und das defensive Mittelfeld spielten nicht auf der Höhe der Möglichkeiten, auch die rechte Seite kam nicht zur Geltung. Gonzalo Zárate machte gegen Wayne Bridge überhaupt keinen Stich und konnte zudem die häufigen Vorstöße des City-LV nie unterbinden. Der schmächtige Christoph Leitgeb, als zentraler Offensivmann im Mittelfeld aufgeboten, hatte gegen die Monster De Jong und Yaya Touré niht den Funken einer Chance. Und Boghossian in der Spitze, nun ja, war halt Boghossian. Der Scout, der den Kauf dieser Immobilie zu verantworten hat, gehört eigentlich sofort eliminiert. Ein Ziegelstein wäre nicht entscheidend unbeweglicher. Der Uru hält keinen Ball, ist technisch extrem limitiert, bremst jeden Konterversuch. Eine Zumutung. Als kurz nach der Halbzeit endlich Wallner kam, gab es sofort eine sinnvollere Anspielstadion. Leider setzte andererseits der für Pokrivač eingewechselte Jantscher nahtlos an seine unterirdische Performance im Nationalteam an.

Dabei spielte Man City ja beileibe keine überragende Partie. Aber Mancini vermittelte seiner Elf zumindest einen Plan, an den sich alle hielten – und machte das beste aus der Tatsache, dass er keinen natürlichen Mittelstürmer zur Verfügung hatte. Und er stellte sein Team so schief auf, dass man es nicht ausreichend auf drei, vier Zahlen darstellen könnte – vorne agierte Tévez zunächst als Spitze, Jô leicht links versetzt dahinter und Silva, eher rechtslastig, mit allen Freiheiten. Diese nützte er zu Beginn wunderbar aus, aber nach etwa 20 Minuten tauchte Silva völlig ab. Er war nicht mehr zu sehen, hatte in seiner verbleibenden Stunde noch zwei, drei ernsthafte Ballkontakte; war sonst immer dort, wo der Ball nicht war. Kurz: Einer der schlechtesten Spieler bei City. Mir unverständlich, warum die englische Presse so begeistert tut.

Die Flanken besetzte Mancini im Mittelfeld gar nicht, RV Zabaleta und LV Bridge mussten die ganzen Seitenlinien beackern – bis ganz nach vorne, weil ja lange auch auf echte Außenstürmer verzichtet wurde. Die Positionen im Halbfeld nahmen mit Gareth Barry (sehr lauffreudig, mit riesigem Aktionsradius) und Yaya Touré (extrem gutes Stellungsspiel, Fehlpassquote praktisch Null) die zwei wohl besten Citizens an diesem Tag ein; Nigel de Jong war der Sechser vor der Viererkette mit den IV Kompany und Kolo Touré.

Einigermaßen seltsam mutete es an, dass City die schwachen Salzburger Seiten nicht konsequenter anbohrte – und wenn, dann mit der rechten Abwehrseite noch die bessere. City baute auf Ballgewinne im defensiven Mittelfeld und schnelle Flachpässe nach vorne, in die Schnittstellen der Abwehr, hier waren die schnellen Tévez und Jô dankbare Abnehmer. Mancini wusste, dass die beiden gegen Sekagya und Afolabi im Luftkampf nicht viel holen würden, deshalb setzte er – mit Erfolg – auf die technische Überlegenheit seiner Offensive. Je länger das Spiel lief und je mehr Silva abtauchte, desto mehr ging auch Tévez auf die Seiten, um (wie Jô von der anderen Flanke) nach innen zum Tor zu ziehen und seine Tempo-Vorteile zu nützen.

Im Endeffekt reichte Man City nach der frühen Führung eine abgeklärte, laufstarke, aber gemessen an den Möglichkeiten eher durchschnittliche Leistung zu einem nie ernsthaft gefährdeten 2:0-Erfolg, bei dem es sich Mancini gegen Ende sogar erlauben konnte, die Ordnung im Mittelfeld komplett zu opfern, um Reservisten bei Laune zu halten. Am Ende standen sich Wright-Phillips und Barry rechts auf den Füßen, Yaya Touré spielte in der Mitte; De Jong und Vieira zentral defensiv – wobei Vieiera nicht selten der am weitesten links agierende Spieler im Mittelfeld war.

Etwas seltsam, wiederum – aber ohne Auswirkungen.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.