Gurkenländerspiele

Ja, es gibt ihn. Den einen Mann, der dem ÖFB-Team eine noch geringere Bedeutung beimisst als Teamchef Constantini: Sein Name ist Pacult. Peter Pacult!

Wenn man schon über die etwas skurrile Einberufungspolitik des Teamchefs für das letzte Länderspiel des Jahres, das gegen den amtierenden Europameister und WM-Mitfavoriten Spanien, diskutieren kann (Leitgeb ist nun doch dabei, weil andere, namentlich der verletzte Christopher Drazan, nicht dabei sein können) – über die Bedeutung kann man das eigentlich nicht. Wann sonst bekommt man die Gelegenheit, gegen einen solchen absoluten Top-Gegner zu spielen, ohne dass man sich über das Ergebnis wirklich den Kopf zu zerbrechen braucht?

Es geht, und da muss ich dem Teamchef ausnahmsweise Recht geben, hier in allererster Linie um das Lernen, und um das Zusammenwachsen der Mannschaft. Daher ist es eine gute Sache, dass es nur dieses eine Spiel gibt (und nicht, wie viele andere Nationen das handhaben, ein zweites). Und selbst das ist erst am Mittwoch, dem zweiten Termin. Damit hat Constantini anderthalb Wochen Zeit, die Spieler zusammen zu ziehen und möglichst weiter zu einer Einheit werden zu lassen – wenn er ihnen schon keine sinnbringenden Spielsysteme vermitteln kann.

Es ist in der Liga gottlob mittlerweile breiter Konsens, dass man das Nationalteam unterstützen sollte, und in einer ohnehin spielfreien Woche die Spieler auch schon mal auf ein Trainingslager mit dem ÖFB samt einem wunderbaren Testspiel geschickt werden können. Sturm-Trainer Foda lässt seine Jungspunde ebenso klaglos ziehen wie Austria-Trainer Karl Daxbacher. Nur der Rapid-Trainer muss mal wieder aus der Reihe fallen. Beklagt sich, wie sinnlos es sei, vor einem „Gurkenländerspiel um die goldene Ananas“ das ÖFB-Team eine Woche lang zusammen zu ziehen, anstatt ihnen eine fußballfreie Woche mit ihren Familien zu gönnen. Und dass es komplett unverständlich sei, warum die U21 vor dem EM-Qualispiel in Albanien überhaupt noch trainiert. Ein Pacult fährt nämlich nicht nur ohne Training nach Albanien, sondern laut eigener Aussage auch noch in Badeschlapfen.

Da bleibt natürlich die Frage offen, wie ein Peter Pacult die Sachlage sehen würde, wäre er selbst Teamchef (wahrlich keine schöne Vorstellung, ich weiß, aber nur mal angenommen). Würde er ohne Trainingslager zu Qualifikationsspielen fliegen? Würde er das auch bei Testspielen gegen Spanien machen – oder würde er sie gleich komplett absagen? Oder benäme er sich ganz anders und würde wie ein Rohrspatz auf die Vereinstrainer schimpfen, die ihm die Spieler nicht zur Verfügung stellen wollen?

Oft hat man bei Pacult den Eindruck, der redet nur, damit er nicht still sein muss. Ob das, was dabei rauskommt nun Sinn macht oder nicht: Komplett wurscht. Laut tun soll es, irgendjemanden muss er angreifen (üblicherweise sind das kritische Journalisten, oft auch Schiedsrichter, jetzt eben der Teamchef). Der Rapid-Trainer als höchste Instanz in einem Land, in dem das Wie einer Aussage (zu) oft wichtiger ist als das Was – bereitfillig unterstützt vom ORF, dem Offiziellen Rapid-Fernsehen. Gut, dass sich Christopher Drazan noch bei Rapid verletzt hat, und nicht schon beim Nationalteam. Auf das Geschrei von Pacult in diesem Fall kann ich gerne verzichten.

Und jetzt vergessen wir einmal für eine Woche das übersteigerte Selbstverständnis des Rapid-Trainers, und freuen uns auf einige wahrhaftige Gurkenländerspiele. Also nicht nur das erste und einzige Länderspiel des Jahres 2009 im Happel-Stadion gegen Spanien (für die verletzten Schiemer und Drazan rücken eben Leitgeb und Klein nach; eventuell muss auch der nicht ganz fitte Janko passen) – sondern auch die elf Spiele, in denen die restlichen sechs Teilnehmer an der WM-Endrunde in Südafrika gesucht werden: Vier aus Europa, und noch zwei aus den interkontinentalen Playoffs.

Wirklich heiße Spiele, mitunter.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.