Alles ist relativ

Erster Punkt vorweg: Wenn Pacult Premiere anmotzt, weil Kommentator Martin Konrad Jimmy Hoffer (zu recht) „Standschwierigkeiten“ unterstellt, weil er schon halb am Boden lag, als ihn Sekagya elfmeterreif gerempelt haben soll, ist das nur ein weiteres Zeichen für die völlige Verkennung der Realität beim peinlichsten Meistertrainer aller Zeiten. Doch ansonsten relativiert dieses Wochenede einige Eindrücke vom Mittwoch-Spieltag.

Beim „Spitzenspiel“ Rapid-Salzburg (das nur in der ersten Hälfte als solches durchgehen kann) zeigte sich recht deutlich, dass Salzburg am Mittwoch gegen Mattersburg vor allem auch deshalb so gut aussah, weil Mattersburg so unter aller Sau agierte. Die Qualität der Spieler bei Rapid ist eben doch höher als die der Mattersburger. Das sah hinten, namentlich bei Sekagya und Aufhauser, nicht nur nicht gut aus, sondern zuweilen richtig schlecht. Der Ugander lief Hoffer oft hechelnd hinterher, und Aufhauser ist gegen Maierhofer natürlich mit den schlechteren Karten versehen gewesen. Die Salzburger profitierten aber ebenso von eklatanten Abwehrfehlern: Katzers perfekte Kopfballvorlage an Janko, und dann die abgefälschte Flanke von Zickler. Die gegen Mattersburg noch so starke Kamerun-Connection der Salzburger stand neben sich, Tchoyi brachte kein Bein auf den Boden, und Mahop rastete aus. Sicher, Tokic wird ihm sicher die eine oder andere Nettigkeit gesagt haben, aber so darf man nicht reagieren. Dass Rapid einen Elfer nachgeworfen bekam, die Salzburger aber einen klaren nicht bekamen – sei’s drum. Am Ende steht ein 2:2, dass nach dem Spiel Salzburg mehr hilft als Rapid.

Eine deutliche Steigerung war bei Mattersburg hingegen nicht zu sehen: Der späte 2:1-Sieg gegen Ried kam nicht zu Stande, weil die Burgenländer so gut waren – das waren sie nicht. Selbst mit zwei Spielern in Überzahl konnten sie gegen Ried nicht so spielen, dass man den Sieg am Ende wirklich als verdient ansehen kann. Der LASK bot wieder Durchschnittskost, die zu drei Punkten reichte. Dass der junge Piermayr ein solches Debüt feierte, ist erfreulich – es muss aber dennoch gesagt werden, dass man gegen Kapfenberg und Altach gewinnen muss, wenn man den Anspruch hat, um die UEFA-Cup-Plätze mitspielen zu wollen. Die sechs LASK-Punkte nach zwei Spielen sind eher relativ.

In der Ersten Liga ging der erste Spieltag über die Bühne, und man durfte durchaus geschockt sein. In der Mannschaft von Magna, die gegen weiß Gott nicht überragende Innsbrucker 0:3 unterging, stimmt noch gar nichts. Sariyar ist ein Fremdkörper, Hauser und Hartl auf den Außenbahnen wirkungslos, Kuljic vorne komplett isoliert, und Kolousek spielt nur abenteuerliche Heber, die im Nirvana versanden. Ja, selbst der sonst so gute Fornezzi legte sich ein Ei. Lediglich LV Klapf und der jungen LASK-Leihgabe Margreitter in der IV konnte man zumindest das Bemühen nicht absprechen. Weniger wirr, aber dafür umso erstarrter spielte die neue Admira gegen die Austria Amateure. Hier greift noch kein Rad ins andere, jeder ist in erster Linie damit beschäftigt, seine eigene Position möglichst genau auszufüllen. Funktionierendes Mannschaftsgefüge: Weit und Breit keines zu sehen. Die einzige Mannschaft, die überzeugen konnte (neben den Innsbruckern, die die Magna-Schwächen recht cool ausgenützt haben, ansonsten aber eher bieder daherkamen), war der Aufsteiger aus St. Pölten. Diese spielstarke, freche, junge Truppe kann uns noch sehr viel Spaß bereiten! Das medial hochgepushte Grödig (was nur an der Tatsache liegen kann, dass Heimo Pfeifenberger dort Trainer ist) gewann nach einer erstaunlichen Nicht-Leistung dank zweier Zufallsprodukten von Tor (ein Tausendguldenschuss aus 30 Metern und ein Freistoß, den sich der TW halb selber reingehauen hat) gegen ein schwaches Austria Lustenau, wo Trainer Kleer den Wind, den Regen und diverse andere äußere Umstände für die Niederlage verantwortlich machte, nicht jedoch die Tatsache, dass seine Mannschaft noch schlechter spielte als der Gegner. Das Niveau der Ersten Liga – ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Spiele an Lahmheit kaum zu überbieten sind – ist wahrlich ein erschreckendes.

Das hat schon beim Zusehen fast weh getan.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.