Iker Casillas stemmte den Cup in den Wiener Nachthimmel. Der Bann war gebrochen: Spanien, der ewige Under-Achiever, hatte endlich das Potenzial ausgeschöpft. Das Finale der Euro 2008 im Happel-Stadion brach den Bann, fortan etablierten sich die Spanier als bestes Team der Welt. Doch die Spielweise beim 1:0-Sieg über Deutschland war schon untypisch.
Schlagwort-Archive: Klassiker
Euro-Classics 2008 – Die Todesgruppe
Der Weltmeister, Italien. Der Vize-Weltmeister, Frankreich. Die personell großartig besetzten Holländer. Und Underdog Rumänien, der eine starke Qualifikation absolviert hat. Die Gruppe C der Euro2008, in Bern und Zürich ausgetragen, wurde unisono als die „Todesgruppe“ des Turniers bezeichnet…
Holland – Italien 3:0 (2:0)
Womit kann Italien nicht umgehen? Mit Pressing! Die Holländer traten von Beginn an dominant auf und setzten dem Weltmeister mit schnellem Gegenpressing bei Ballverlusten zu. Und mit hohem Tempo vor allem von Sneijder und Van der Vaart, die den personellen Nachteil im offensiven Zentrum des 4-2-3-1 von Bondscoach Marco van Basten so ausgleichen konnten.
Roberto Donadoni, der italienische Teamchef, hatte wie bei italienischen Mannschaften üblich ein Trio vor die Viererkette gestellt. Davor allerdings baute er auf Breite im Spiel: Di Natale und Camoranesi kamen von den Flanken, ganz vorne stand Luca Toni. Die Folge war, dass die Holländer mit De Jong und vor allem Orlando Engelaar im Zentrum seelenruhig das Spiel aufbauen konnten. Van der Vaart und Sneijder versuchten, durch ihre Laufwege Löcher zu reißen, was aber kaum gelang – so musste ein Weitschuss herhalten, den Van Nistelrooy fünf Meter vor dem Tor aufnahm und zum 1:0 versenkte. Nicht aus Abseits-Postion, denn Panucci hob dieses neben dem Tor liegend auf.
Ballverliebt Classics: Als Europa zur Ottokratie wurde
„Otto…!“ Noch heute bekommen Griechen, ganz gleich ob Fußball-Fan oder nicht, leuchtende Augen und ein breites Lächeln im Gesicht, wenn der Name „Rehhagel“ fällt. Der knorrige Deutsche hatte 2001 das seit jeher national und international absolut bedeutungslose Team der Hellenen übernommen. In nur drei Jahren machte er daraus den Europameister – eine der größten Sensationen der Fußball-Geschichte. „Bevor ich kam“, erklärte der schon während der EM 2004 ‚Rehhakles‘ Genannte, „hat jeder gemacht, was er will. Jetzt macht jeder, was er kann!“
Ballverliebt Classics: Finale Pep gegen Sir Alex, die Erste
FC Barcelona und Manchester United in einem Finale der Champions League… gab’s das nicht schon mal? In der Tat: Nur zwei Jahre vor dem Endspiel von Wembley standen sich Sir Alex und Pep Guardiola schon einmal im größten Spiel von Europas Fußball gegenüber. Damals gewann Barcelona. Weil sich United nach dem frühen Rückstand zu weit auseinander ziehen ließ.
Unterschiedlicher hätte die Besetzung auf den Trainerbänken an diesem Mittwoch, es war der 27. Mai 2009, im Olympiastadion von Rom kaum sein können: Auf der einen Seite Sir Alex Ferguson, vierfacher Europacup-Gewinner, davon zwei CL-Titel mit Manchester United, seit 23 Jahren der starke Mann in Old Trafford. Auf der anderen Seite: Pep Guardiola, gefühlt bis gerade eben selbst noch aktiv, in seiner allerersten Saison als Cheftrainer. Als Meister ihrer nationalen Ligen waren zu diesem Zeitpunkt beide schon fest. Barcelona war zudem bereits Cupsieger. Zum Triple in seinem ersten Jahr als Coach fehlte Guardiola nur noch dieses Spiel.
Ballverliebt Classics – Das letzte große Ajax
Mit Johan Cryuff dominierte Ajax die frühen 70er-Jahre. Mit drei Meistercup-Titeln in Folge. Das letzte Ajax-Team von echtem Weltformat war das Mitte der 90er: Louis van Gaal holte mit seiner Rasselbande von Jungspunden 1995 die Champions League. Mit einem 1:0 im Finale von Wien.
Heute scheint es wie aus einem anderen Leben. Aber kaum eine Mannschaft rüttelte Mitte der Neunziger so am Establishment aus Italien wie die von Ajax Amsterdam. Das Team von Louis van Gaal war das letzte Team aus einer nicht ganz so finanzstarken Liga, das vor dem Bosman-Urteil und dem schrittweisen Fallen aller Ausländerbeschränkungen geschafft hat, über einen längeren Zeitraum eine dominante Rolle in Europa zu spielen. Heute ist jeder Spieler der größeres Talent zeigt, sofort auf der Insel oder in Spanien. Doch die Rasselband von damals – Durchschnittsalter 24,7 Jahre – liest sich auch viele Jahre danach noch wie ein Who is Who.
Der Höhepunkt dieser Ära? Natürlich der Titel der Champions League. Am Mittwoch, dem 24. Mai 1995 traf Ajax im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf den AC Milan: Die Routiniers (im Schnitt vier Jahre älter als der Gegner) aus Italien mussten zwar in der Gruppenphase zwei Niederlagen gegen Ajax einstecken, galten aber als Titelverteidiger mit viel Erfahrung nicht als Außenseiter.
Ballverliebt Classics – A Tragédia do Sarriá
In Memoriam Enzo Bearzot (1927-2010): Das zentrale Spiel beim italienischen Weltmeistertitel 1982 war das 3:2 im letzten Zwischenrundenspiel gegen die Übermannschaft aus Brasilien im Sarriá-Stadion von Barcelona. Für die Seleção bis heute die zweitgrößte sportliche Katastrophe. Für Bearzot der entscheidende Sieg.
Zwölf Jahre vor diesem Spiel hatten sich Brasilien und Italien im WM-Finale getroffen. Damals, 1970 in Mexiko, behielt die individuelle Genialität der Seleção die Oberhand. Vor diesem Spiel am Montag, dem 5. Juli 1982 waren die grundsätzlichen Vorzeichen ähnlich: Brasilien, mit den überragenden Einzelspielern, der WM-Favorit; gegen Italien, mit den tendenziell eher langweiligen Ergebnis-Fußballern. Noch dazu hatte Brasilien eine komfortable Ausgangsposition: Ein Remis in diesem letzten Zwischenrundenspiel hätte für das Semifinale gegen Polen – gemeinhin als Freilos erachet – gereicht. Aber die Seleção hat es übertrieben. Und Enzo Bearzots Team das ausgenützt.
Ballverliebt Classics: Drama in vier Akten
Es war der Höhepunkt einer Spielergeneration – das 1:0 gegen Schweden im September 1997. Andi Herzogs Traumtor eine Viertelstunde vor Schluss sicherte de facto das WM-Ticket für Frankreich. In einem extrem spannenden Spiel – in dem es nicht nur ein goldenes Tor gab, sondern auch drei Ausschlüsse!
Zur Ausgangslage: Es war dies für beide Teams das drittletzte Qualifikationsspiel zur WM 1998, gespielt im Happel-Stadion am Samstag, dem 6. September 1997. Die Situation in der Gruppe hing voll und ganz von diesem Spiel ab: Bei einem Sieg von Österreich hätte das ÖFB-Team so gut wie sicher das WM-Ticket gelöst, bei einem schwedischen Sieg gilt selbiges für den WM-Dritten von drei Jahre zuvor – beiden Teams standen in den letzten zwei Spielen Pflichtsiege gegen die Gruppen-Nachzügler bevor. Bei einem Remis wären die Schotten, an diesem Tag spielfrei, am Kommandostand der Gruppe geblieben.
Der legendäre Krimi gegen Schweden hatte (bis auf wirklich attraktiven Fußball) alles zu bieten, was ein solches Spiel ausmachen kann: Hohe Spannung, heikle Szenen, drei Ausschlüsse (von einem hervorragenden spanischen Referee, der nicht einen einzigen Fehler machte), ein Traumtor und ein volles Haus. Ein Drama – in vier Akten.
1. Akt: Beide Teams nach vorne extrem rechtslastig
Teamchef Herbert Prohaska war gezwungen, sein Stamm-Mittelfeld umzubauen: Statt Andi Heraf (Achillessehne) musste Roman Mählich ran, statt Didi Kühbauer (Schlüsselbeinbruch im Training) Heimo Pfeifenberger und statt Arnold Wetl (keine Spielpraxis beim FC Porto) wurde Gilbert Prilasnig in seinem zweiten Länderspiel auf die linke Seite beordert. Und Letzterer war der große Schwachpunkt im ÖFB-Team, was die Schweden natürlich schnell ausmachten und ihre Angriffe konsequent über seine Seite aufzogen. Roland Nilsson und Niclas Alexandersson narrten den nervösen Prilasnig, zudem orientierte sich Spielgestalter Zetterberg ins rechte Halbfeld und unterstützte die beiden. So war Toni Pfeffer immer wieder gezwungen, Kennet Andersson alleine zu lassen und auszuhelfen. Logisch somit, dass die einzigen zwei echten Torchancen der Schweden von einem schlimmen Stellungsfehler von Prilasnig (Andersson in der 18. Minute) und einer Überzahlsituation gegen den kampfstarken, aber unbeweglichen Pfeffer (Zetterberg, 25.) zu Stande kamen. Kein Wunder auch, dass sich Toni Pfeffer, der bis dahin eine sehr ordentliche und umsichtige Leistung gezeigt hatte, in der 31. Minute nach einem taktischen Foul an Zetterberg die gelbe Karte abholte.
Ursprünglich wäre Heimo Pfeifenberger als Kettenhund für Zetterberg vorgesehen gewesen, in den ersten zehn Minuten war es auch so – aber weil Zetterberg von der Zentrale immer wieder ins rechte Halbfeld zog, übernahm Roman Mählich (in seinem erst zweiten Länderspiel von Anfang an) diese Aufgabe. Pfeifenberger orientierte sich nun vermehrt ins eigene rechte Halbfeld, um den Platz auszunützen, den Zetterberg dort ließ – und um den schwedischen LM Håkan Mild zu binden. Somit fand der pfeilschnelle Harald Cerny, vor allem von Pfeifenberger geschickt, immer wieder extrem viel Platz vor, um seine Flankenläufe zu zeigen – der langsame Pontus Kåmark war mit dem Sechzger-Legionär heillos überfordert. Alleine, seine Flanken landeten eher bei Björklund und Patrik Andersson, als bei Vastic und Polster. Es gab zwar immer wieder Eckbälle – sieben in der ersten Hälfte – in der Mitte räumte die robuste schwedische Verteidigung diese aber problemlos auf.
Von den beiden österreichischen Spitzen war wenig überraschend Ivica Vastic derjenige mit dem größeren Laufpensum, immer wieder ließ er sich weit ins Mittelfeld fallen, um sich dort Bälle zu holen. Er tat dies als Reaktion darauf, dass Andi Herzog konsequent (mindestens) gedoppelt wurde, mitunter pressten gar drei Schweden gegen den österreichischen Spielmacher (Alexandersson, Thern und Nilsson), der somit nur bei Eckbällen und Freistößen sinnvoll zum Ball kam.
Die Schweden traten in genau jenem 4-1-3-2 auf, das für sie typisch war, auch Svenssons Nachfolger Lars Lagerbäck rückte von dieser Formation nicht ab. Das Tor hütete Routinier Thomas Ravelli in seinem 140. Länderspiel, davor stand eine klassische Viererkette, aus der vor allem Roland Nilsson auf der rechten Seite der zentrale Spieleröffner war: Immer wieder trug er den Ball bis zur Mittellinie, um ihn dort weiterzugeben – entweder an Alexandersson an der Linie, zu Spielgestalter Zetterberg, oder – sollten beide nicht gefahrlos anzuspielen sein – zu Sechser Jonas Thern. Auffällig war, dass LM Håkan Mild überhaupt keine Bindung zu Spiel fand, von Pfeifenberger immer wieder beschäftigt wurde, Cerny nie in den Griff bekam und Dahlin nie einsetzen konnte. In seinem Frust ging er schon nach einer halben Stunde immer wieder ins Zentrum oder gar auf die rechte Seite, versuchte Fouls zu schinden, und keppelte mit dem Schiedsrichter.
Der in der 41. Minute Toni Pfeffer berechtigterweise mit dessen zweiter gelber Karte vom Platz schickte – der Manndecker von der Austria musste die Zeche dafür zahlen, dass Peter Schöttel bei einem mäßigen Abschlag von Konsel geschlafen hatte und Dahlin in Richtung Tor zog. Da Feiersinger zwei Meter dahinter gestanden wäre, war das Foulspiel aber nicht notwenig. Somit ging’s für Österreich mit nur noch zehn Mann weiter.
2. Akt: Schweden zieht kaum spielerischen Nutzen
Dass die Schweden nun in Überzahl waren, merkte man aber kaum. Pfeifenberger ging nun zurück und übernahm die Position von Pfeffer, Vastic ging nun endgültig ins Mittelfeld und agierte im rechten Halbfeld, wo zuvor Pfeifenberger spielte. Prilasnig zog sich etwas weiter zurück, um den Bremen-Legionär in der Defensive zu helfen, und auch Harald Cerny begann nach Seitenwechsel zunächst deutlich zurückgezogener.
Die Schweden versuchten nun, höher zu stehen und früher zu pressen, weil aber die Österreicher – die schon zuvor Überzahl im Mittelfeld hatten – durch ihre Umstellungen nicht mehr Raum ließen als vor dem Pfeffer-Ausschluss, änderte sich am Spiel sehr wenig. Roman Mählich machte gegen Zetterberg eine herausragende Partie und nahm dem Gegner somit den wichtigsten Spieler in der Offensive. Wolfgang Feiersinger erhöhte nun sein ohnehin schon ordentliches Laufpensum noch weiter, und war nun noch mehr die zentrale Figur in der österreichischen Spieleröffnung.
Zwar hatten Schweden kurz nach Wiederbeginn zwei gute Tormöglichkeiten, diese entstanden jedoch durch anfängliche Abstimmungs-Probleme in der neu formierten Abwehr und wurden zudem kläglich vergeben. Sobald sich das ÖFB-Team aber wirklich an die neuen Gegebenheiten gewöhnt hatte, wurde wieder einen Gang nach vorne geschalten – vor allem bei Harald Cerny. Er wurde auf seiner rechten Seite nun immer mehr zum Alleinunterhalter, dem von Mild weiterhin nie Einhalt geboten werden konnte. Weswegen der Schwede auch nach etwa einer Stunde vom jungen Jesper Blomqvist ersetzt wurde. Womit das Offensivspiel von Cerny im Grunde auch beendet war, denn Blomqvist schaltete den Flügelflitzer komplett aus.
Sobald sich Pfeifenberger mit den Gegebenheiten seiner neuen Rolle im Spiel angefreundet hatte, wirkte nur noch Ivica Vastic im Mittelfeld etwas deplaziert und, weil ihm das ganze Spiel über schon sehr wenig gelungen war, zunehmend frustriert. Daher war der Arbeitstag von Vastic in der 66. Minute auch beendet. Der für ihn gekommene Peter Stöger fügte sich mit einem gefährlichen Weitschuss in die Partie ein und sorgte drei Minuten nach seiner Einwechslung indirekt für die nächste Zäsur im Spiel: Nach einem Pass von Herzog riss Roland Nilsson eben jenen Stöger nieder. Zwar liefen sowohl Patrick Andersson als auch Björklund in kürzester Distanz mit, dennoch sah Nilsson vom spanischen Referee López Nieto die rote Karte – hart, aber vertretbar. Somit ging’s mit zehn gegen zehn weiter.
3. Akt: Österreich wieder obenauf
Mit dem Ausschluss von Nilsson verloren die Schweden nicht nur einen ihrer wichtigsten Spieler im Aufbau, sondern waren somit auch gezwungen, hinten auf eine Dreierkette umzustellen. Da die beiden Flügel immer noch sehr hoch standen – Blomqvist, um Cerny die Gefährlichkeit zu nehmen und Alexandersson, um weiterhin für Druck nach vorne zu sorgen – pressten auch die drei verbliebenen Abwehrspieler weiter nach vorne. Wodurch sich einige Räume ergaben.
Mählich spielte nun den Vorstopper vor Feiersinger, Stöger war der letzte verbliebene Mann im zentralen Mittelfeld. Er brachte zwar keine wirklich starken Aktionen auf den Rasen, durch seine bloße Anwesenheit beschäftigte er aber Zetterberg, da Thern sich vermehrt um den nun als hängende Spitze agierenden Herzog kümmern musste. Somit war die schwedische Offensive ziemlich auf Alexandersson zusammengeschrumpft, allenfalls Blomqvist konnte noch vereinzelte Aktionen zeigen.
Und dass Zetterberg kein geborener Defensivspieler ist, zeigte er in der 76. Minute, als er einen gerade gewonnen Ball gegen Stöger direkt wieder verlor und der Ball zu Polster sprang, der ihn wiederum an Herzog weitergab. Der österreichische Zehner zog von der Mittellinie unbehelligt bis kurz vor die Strafraumgrenze und zog dort ab. Das wohl bekannteste Tor seiner Karriere, an Ravelli vorbei ins lange Eck – das 1:0 für Österreich! Und man muss es so deutlich sagen: Es war die einzige wirklich gute Aktion eines nicht ganz fitten Herzog, der ansonsten ein äußerst dezentes Spiel abgeliefert hatte.
Das hätte für die Schweden das sichere Aus in der WM-Qualifikation bedeutet, darum versuchten sie nun wieder, mehr nach vorne zu tun. Was ihnen aber kaum gelang, so schwer wog der Ausfall den zuvor sehr starken Roland Nilsson. Bis Michael Konsel den Gegner wieder ins Spiel brachte: Er legte den alleine auf ihn zu stürmenden Kennet Andersson zwanzig Metern vor seinem Tor – logischerweise die berechtigte rote Karte. Die dritte in diesem Spiel.
4. Akt: Über die Zeit zittern
Kurz nach seinem Führungstor musste Andi Herzog das Feld räumen, um Franz Wohlfahrt ins Spiel bringen zu können. Der Stuttgart-Goalie entschärfte mit seiner ersten Aktion gleich den fälligen Freistoß, und wirklich beschäftigt wurde er in den letzten Minuten nicht mehr. Die Schweden packten nun die Brechstange aus und machten hinten komplett auf, was Roman Mählich – der das wohl beste Spiel seiner Karriere ablieferte – beinahe in der 86. Minute zur Entscheidung genützt hätte, aber sein Schuss traf nur die Stange.
Aber ohne Nilsson im Spielaufbau; mit Zetterberg, dem Mählich das Spiel zur Hölle machte, ohne Blomqvist, dem Cerny kaum Flanken erlaubte, und mit den müden Dahlin und Andersson vorne schaffte es Schweden nicht mehr, einen Lucky Punch zu setzen. Das Spiel war gelaufen, und somit auch die Chance für die Nordländer, sich für Frankreich zu qualifizieren.
Nachwirkungen
Und es war auch das Ende von Tommy Svensson als schwedischer Teamchef – einer erfolgreichen Ära, in die die Semifinals bei der Heim-EM 1992 und der Weltmeisterschaft 1994 in den USA fielen. Zwar gewannen sie noch erwartungsgemäß ihre letzten beiden Heimspiele gegen Lettland und Estland, am Ende reichte es aber nur zum dritten Gruppenplatz – hinter Österreich, gegen die Schweden somit beide Spiele verloren hatte; und den Schotten, die als bester Gruppenzweiter ohne Play-Off zur WM durften.
Für Österreich bedeutete dieser Sieg den Höhepunkt einer Ära – es war der vorentscheidende Schritt zur WM in Frankreich, die vier Tage späte mit dem Sieg in Weißrussland endgültig erreicht wurde, um mit dem abschließenden 4:0 gegen die Weißrussen gab’s sogar den Gruppensieg. Die Mannschaft hatte in den Jahren 96/97 ihren Zenit erreicht, mit einem Durchschnittalter von 29,1 Jahren musste aber klar sein: Es war das letzte Ausrufezeichen dieser Generation.
Bei der WM in Frankreich gab’s zwei 1:1 gegen Kamerun und Chile, sowie ein 1:2 gegen Italien und mit dem dritten Gruppenplatz das Aus vor dem Achtelfinale. Und anderthalb Jahre später sollte jener Kegelabend in Valencia folgen, welcher der letzten erfolgreichen Spielergeneration, die Österreich hatte, ein jähes Ende setzen sollte – sieben der Akteure vom 1:0 über Schweden am 6. September 1997 sollten in Valencia dabei sein.
Hintergrund…
Das Personal bei Österreich: Michael Konsel (35, Roma); Wolfgang Feiersinger (32, Dortmund); Toni Pfeffer (32, Austria), Peter Schöttel (30, Rapid); Harald Cerny (23, München ’60), Heimo Pfeifenberger (30, Bremen), Roman Mählich (25, Sturm), Andi Herzog (28, Bremen), Gilbert Prilasnig (24, Sturm); Ivica Vastic (27, Sturm), Toni Polster (33, Köln). Peter Stöger (31, Rapid), Franz Wohlfahrt (33, Stuttgart). Teamchef: Herbert Prohaska (42, seit drei Jahren).
Das Personal bei Schweden: Thomas Ravelli (38, IFK Göteborg); Roland Nilsson (34, Coventry), Patrik Andersson (27, M’gladbach), Joachim Björklund (26, Glasgow Rangers), Pontus Kåmark (28, Leicester); Jonas Thern (30, Glasgow Rangers); Niclas Alexandersson (25, Sheffield Weds), Pär Zetterberg (26, Anderlecht), Håkan Mild (26, Real Sociedad); Kennet Andersson (29, Bologna), Martin Dahlin (29, Blackburn). Jesper Blomqvist (23, Parma). Teamchef: Tommy Svensson (53, seit sieben Jahren).
(phe)