Einerseits ging es erstmals ins EM-Achtelfinale und es steht für Franco Foda nach viereinhalb Jahren als ÖFB-Teamchef der beste Punkteschnitt zu Buche. Andererseits wurde in 48 Partien kein einziges Bewerbsspiel gegen ein in der Weltrangliste besser klassiertes Team gewonnen (es gab da überhaupt nur ein einziges Remis – ein 0:0 in Polen) und in der WM-Qualifikation ist man in einer schwachen Gruppe krachend gescheitert.
Wie schon bei Constantini 2011 und Koller 2017 hatte sich das Ende der Teamchef-Amtszeit über Monate abgezeichnet. Wirkte die Zeit unter Koller zumindest vier Jahre lang wie ein geöffnetes Fenster, dass dringend benötigte Frischluft brachte und eine modernde Bude in eine moderne verwandelte, war die Zeit unter Foda wieder von lähmendem Stillstand geprägt. Die Lust, den Gegner zu Fehlern zu zwingen, wich dem Ziel, eigene Fehler zu vermeiden.
Am Tag vor dem Match gegen Schottland, seinem 48. und letzten als ÖFB-Teamchef, kündigte Foda den Rücktritt von seinem Amt an – drei Tage, bevor sein Vertrag ohnehin ausgelaufen wäre. Damit ist die „Ära Foda“ vorbei. Das waren seine Matches als oberster Auswahltrainer des Landes.
Es folgt schon einer gewissen größeren Gerechtigkeit: Österreich hat es geschafft, die Playoff-Chance, die nach dem katastrophalen vierten Platz in einer desaströsen WM-Quali eigentlich ohnehin nicht verdient war, nicht zu nützen. Und zwar gegen einen sicher guten, aber auch beleibe nicht unschlagbaren Gegner aus Wales, der – im Gegensatz zu Österreich – den Gegner millimetergenau kannte und auch entsprechend agierte.
Mit einem 4:2 gegen Israel und einem 4:1 gegen Moldawien beschließt das ÖFB-Nationalteam die WM-Qualifikation und liegt am Ende auf dem vierten Platz, hauchdünn hinter Israel. Am März geht es ins Playoff, man ist dort jenes Team mit der schlechtesten Bilanz aller zwölf Teilnehmer. Welche Bedeutungskraft haben die beiden Erfolge in den letztlich völlig bedeutungslosen letzten beiden Matches?
Nach dem 2:0-Pflichtsieg auf den Färöern gab es für das ÖFB-Team in Dänemark ein 0:1. Ein Ergebnis, der den Grad der völligen dänischen Kontrolle und der kompletten Harmlosigkeit des ÖFB-Teams nicht einmal im Ansatz ausdrückt. Denn während der EM-Halbfinalist und nunmehr fixe Gruppensieger nach einer überlegen gestalteten Stunde mehrere Gänge zurück schaltete, kam Österreich nicht einmal ordentlich in den gegnerischen Strafraum.
Es ist nicht einmal so sehr das bloße Ergebnis, die 0:1-Niederlage gegen Schottland, die einen so dermaßen mit schüttelndem Kopf zurück ließ. Nein, es war das „Wie“, denn in all seiner chaotischen Fahrigkeit erinnerte die Darbietung beim ersten Bewerbs-Heimspiel vor Zusehern seit November 2019 an Constantini-Zeiten.
Trotz unzähligen Ballgewinnen im Offensivdrittel schaffte es Österreich, in Israel 0:3 im Rückstand zu sein als 3:0 in Führung. Danach verteidigte Israel so, wie man gegen ein Team mit viel Ballbesitz und wenigen Ideen verteidigen muss und kam letztlich zu einem 5:2-Sieg. Für Israels Teamchef Willi Ruttensteiner, einst von den ÖFB-Landespräsidenten nach 15 Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit mit einem Tritt in den Hintern verabschiedet, ein süßer Sieg.
Österreich hat in Chişinău den schwachen Gegner Moldawien stets im Griff, verbreitet aber nicht viel Inspiration und noch weniger Torgefahr. Tore jeweils am Ende der beiden Halbzeiten bringen den 2:0-Erfolg, der in der WM-Quali auch Pflicht war: Ein glanzloser Arbeitssieg, bei dem wohl, wenn überhaupt etwas, dann die drohnenbedingte Verschiebung des Anpfiffs in Erinnerung bleibt.
Mit einem 1:0-Sieg über die Ukraine springt Österreich zum Abschluss der EM-Gruppenphase auf den zweiten Platz der Gruppe C und hat damit erstmals seit der WM 1982 die Vorrunde eines großen Turniers überstanden. Schlüssel zum Erfolg war ein mutiger Auftritt in der ersten Halbzeit: Hier nagelte man die Ukrainer hinten fest, sorgte mit wirksamem Offensiv- und giftigem Gegenpressing für viele Ballgewinne im Angriffsdrittel. Zwar lehnte sich das ÖFB-Team etwas gar früh zurück, aber es reichte zum Sieg.
Die EURO 2020 geht in die heiße Phase – und das nicht nur wegen der Hitzewelle. Die ersten Teams müssen die Heimreise antreten. Wird Österreich nach dem Spiel gegen die Ukraine dabei sein? Und wie enttäuschend war eigentlich der Auftritt gegen die Niederlande? Und ist Deutschland nach dem Sieg gegen Portugal plötzlich wieder Favorit? Tom und Philipp schwitzen sich durch Folge 3 des Ballverliebt EURO Podcasts.
Mit einer ausgesprochen dünnen Vorstellung verliert Österreich das zweite Gruppenspiel der EM gegen Holland in Amsterdam mit 0:2. Nach dem frühen Rückstand gab es keine Idee, wie man in Abschlusspositionen kommen sollte. Je länger das Match dauerte, umso mehr fiel das österreichische Spiel in sich zusammen. Letztlich muss man nach dieser erschütternd harmlosen Darbietung froh sein, nur 0:2 verloren zu haben.