Rumänien 1, Österreich 0: Die Lust am Motzen ist zurück

So ganz unverdient war sie ja nicht, die 0:1-Niederlage von Österreich in Rumänien. Und sie legte auch (altbekannte) Schwächen offen – dabei haben die Rumänen nichts gemacht, was man nicht seit dem relativ souveränen österreichischen Sieg in Wien im Juni nicht gewusst hätte. Es war sehr wenig Schönes dabei, an diesem Abend in Bukarest, auch sehr wenig Überraschendes.

In der WM-Qualifikation zwingt man sich nun in einen Druck-November, in dem in den beiden Spielen in Limassol gegen Zypern und im Happel-Stadion gegen Bosnien noch vier Punkte her müssen, um das direkte WM-Ticket einzukassiern. Die Ausgangslage ist immer noch sehr gut, und doch war schon während, aber umso mehr nach dem Spiel eines zu erkennen: Die Lust des Österreichers am Motzen.

Continue reading

Toni, müssen wir reden: Nach Arnautovic‘ Tor-Rekord bei 10:0-Sieg

42, 43, 44, 45 – und Marko Arnautovic, der mit 128 Einsätzen längst Rekord-Teamspieler ist, ist nun auch alleiniger Rekord-Torschütze für Österreich. Er hat beim 10:0-Rekordsieg gegen eine überforderte Mannschaft aus San Marino Geschichte geschrieben, wie auch das ganze Team einfach vor Bock aufs Kicken sprühte, auch nach der eh schon in den ersten zehn Minuten gefallenen Entscheidung nie dauerhaft nachließ.

Über das Spiel selbst groß zu reden, lohnt nicht. Österreich war gedankenschneller, technisch viel besser, hatte eine sehr gute Raumaufteilung, schob die Außenverteidiger nach vorne und hatte so praktisch sieben Leute permanent im Angriffsdrittel, dauernd Überzahl in Ballnähe. Ja, es gab ein paar Gegenstöße der Gäste in eine weitgehend verwaiste österreichische Hälfte, zwei mittelgute Torchancen, aber das war alles nicht der Rede wert.

Continue reading

Was die Siege gegen Zypern und in Bosnien über das ÖFB-Team aussagen

Ehe Österreichs Nationalteam gegen San Marino (im Happel-Stadion) und in Rumänien antritt, nochmal ein kurzer Blick zurück auf die beiden Matches im September: Das ÖFB-Team gewann dabei 1:0 in Linz gegen Zypern und 2:1 in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina, brachte sich damit in eine sehr gute Position im Rennen um den Gruppensieg und damit das direkte Ticket für die WM-Endrunde im kommenden Jahr.

Besonders großen Spaß gemacht haben die beiden Matches aber nicht, vor allem jenes gegen Zypern. Nur: War es wirklich so mau gegen Zypern? War es wirklich so fahrig in diesem hektischen Match in Bosnien? Oder waren es nicht womöglich eher zwei überwiegend seriöse Auftritte, aus denen man sechs Punkte mitgenommen hat und zwei unangenehme Tests, die Österreich letztlich doch bestanden hat – quasi als Zeichen eines verlässlichen Teams?

Continue reading

Sturm in der Europa League: Wiedersehen macht Freude

Wer sagt, dass die Europa League weniger Freude machen muss als die Champions League? Nicht nur, dass Sturm nun die Heimspiele auch wirklich daheim austragen darf und nicht nach Klagenfurt muss – nein, es gibt auch viele attraktive Gegner. Und auch erstaunlich viele Wiedersehen mit Vereinen, die man schon in der Vergangenheit zu großen Spielen getroffen hat.

Oder, anders gesagt: Sturm trifft in den kommenden Monaten viele alte Bekannte.

Continue reading

Rapid bricht den Bann gegen Győr – aller guten Dinge sind sieben

Sechs Mal haben sie’s probiert, sechs Mal sind sie gescheitert. Aber nun, im siebenten Versuch, ist es Rapid gelungen. Nach einer souveränen Quali-Runde und zwei, in denen man sich das Leben deutlich schwerer gemacht hat als notwendig, steht Grün-Weiß wieder in der Liga-Phase der Conference League. Der Viertelfinalist der vergangenen Saison ist damit das erste österreichische Team, das es aus dem liga-internen Europacup-Playoff kommend in den internationalen Herbst schafft.

Und nicht selten haben sich die österreichischen Vertreter dabei richtig angeschüttet. Klingelt etwa beim Namen FC Vaduz etwas? Oder bei Breiðablik? Oder bei Ilves Tampere? Oder… beim FK Haugesund?

Continue reading

Zum Tod von Leo Windtner

Von 2009 bis 2021 war Leo Windtner Präsident des ÖFB. Der Oberösterreicher hatte viele Funktionen und Ämter, in der Wirtschaft (Generaldirektor der Energie AG) und der Politik (Bürgermeister seiner Heimatgemeinde St. Florian) und in der Kultur (als Obmann der Florianer Sängerknaben). Fraglos am Meisten zu seinem öffentlichen Profil beigetragen haben aber seine zwölf Jahre als ÖFB-Präsident.

Am Vormittag des 8. August 2025 ist Leo Windtner verstorben, drei Wochen vor seinem 75. Geburtstag.

Leo Windtner war 12 Jahre lang ÖFB-Präsident (Foto: Steindy)
Continue reading

Die 8-Sekunden-Regel und ihre taktischen Folgen

Lukas Gütlbauer war mutmaßlich der erste Keeper, den es in Österreich in einem Pflichtspiel erwischt hat: Beim ÖFB-Cup-Match in Wallern hielt der WAC-Torhüter den Ball zu lange in den Händen. Als Referee Philipp Maier zum Eckball pfiff, machte sich auf der Tribüne schnell ein allgemeines Schmunzeln breit: Die Zuschauer wussten sofort, was passiert war.

In den sechs Jahren, seit der Ball beim Abstoß nicht mehr den Strafraum verlassen muss, hat die damalige Regeländerung das Spiel deutlich verändert: Lange Abschläge von den Torhütern haben sich (zumindest im Spitzenfußball) praktisch halbiert, das Herausspielen von hinten wurde zunehmend zum üblichen Modus Operandi, gleichzeitig wurde dieses durch Angriffspressing bis in den Strafraum hinein wiederum erschwert.

Welche Auswirkungen kann nun die 8-Sekunden-Regel haben – sofern sie konsequent angewendet wird?

Continue reading

Proper England, Schweizer Aufbruch: So gehen die Teams aus der Frauen-EM

Wie ist die EM für die 16 Teilnehmer verlaufen, wer hat positiv überrascht, wer negativ? Um den Kreis zu schließen mit unserer Vorstellung der in der Schweiz vertretenen Teams, blicken wir zum Abschluss unserer Berichterstattung zur Frauen-EM 2025 noch einmal auf die Teams, ihre Performance bei diesem Turnier und auf den Ausblick auf deren unmittelbare bis mittelbare Zukunft.

England, wieder Europameister

Continue reading

Volle Stadien, enge Spiele und ein Sieger mit Comeback-Qualitäten: Die Bilanz der Frauen-EM 2025

Die nüchternen Schweizer, traditionell nobel-zurückhaltend, als enthusiastisches Kollektiv? Nein, so richtig war nicht damit zu rechnen, was in den letzten drei Wochen zwischen Genf und St. Gallen passiert ist. Die Eidgenossen ließen sich von der EM mitreißen wie man es bei unseren Nachbarn sonst nur bei einer Alpinen Ski-WM oder den Odermatt-Siegen in Adelboden kennt.

Und so kennt diese Endrunde – mit einigen wenigen Ausnahmen, Salut France, Hej Sverige! – nur Gewinner. Die nicht niederzuringenden Engländerinnen natürlich, die sich nach dem im Elfmeterschießen errungenen Final-Sieg von Basel über die erfolgreiche Titelverteidigung freuen dürfen. Spanien, trotzdem, weil man wieder im Finale war und seinen Anspruch auf den Status als Klassenprimus glaubhaft untermauert hat. Semifinalist Italien, so gut wie seit drei Jahrzehnten nicht. Die UEFA, die mit den Bildern ausverkaufter Stadien ein optisch großartiges Produkt verkaufen konnte, dass vor allem in den Ländern der Favoriten auch im TV ein Quoten-Erfolg war.

Und die Schweiz selbst. Die mit der ehrlichen, positiven Begeisterung für dieses Turnier und für ihre Fußballerinnen einerseits diese EM vor Ort zu einem echten Fest gemacht haben. Spätestens mit dem emotionalen Last-Minute-Einzug ins Viertelfinale haben sie sich die Liebe der Schweizer gesichert und dank der vielen aufstrebenden Talente steht die Truppe vor einer vielversprechenden Zukunft.

Continue reading