Ein Spiel, das die Zuschauer vom Hocker reißt, war das ja nun nicht. Österreichs 0:2 gegen Griechenland zeigte einmal mehr altbekannte Schwächen auf (eigene Spielgestaltung) und wurde auch deshalb verloren, weil das rot-weiß-rote Team zuweilen einen eher desinteressierten Eindruck machte. Griechenland spielte soliden Defensiv-Fußball – Räume eng machen, doppeln, schnell umschalten – und kam so zu einem durchaus verdienten Sieg.
Alle Beiträge von Philipp Eitzinger
Die große Ballverliebt-Übersicht 2012/13
Euch ist es sicher aufgefallen: Wir haben die Anzahl unserer Analysen in der abgelaufenen Saison drastisch zurückgeschraubt. Das ist zum einen den beruflichen Verpflichtungen des Redaktions-Teams geschuldet. Zum anderen aber auch eine bewusste Überlegung: Anstatt euch permanent mit sich oft ziemlich ähnlichen Analysen zu bombardieren, haben wir in der Saison 2012/13 versucht, uns eher die Rosinen heraus zu picken. Dass wir einige interessante Partien leider nicht im Angebot hatten – wie etwa das 4:1 von Dortmund gegen Real – ärgert uns selbst, war aber leider nicht anders möglich. Darum gab es in der nun mit dem Confed-Cup und der Frauen-EM zu Ende gegangenen Spielzeit auch „nur“ 50 Spiele, die wir aufbereitet haben. Hier sind sie noch einmal aufgelistet!
Die endgültige Abkehr von der Eigeninitiative: Umschaltspiel nun auch bei den Frauen „in“
Es sah so aus, als wäre Norwegen dazu bestimmt, Schwedens EM-Erfahrungen bei diesem Turnier innerhalb eines Matches im Schnelldurchgang zu absolvieren. Zwei schwache Elfmeter in einem Spiel, beide pariert? Japp. Ein Stellungsfehler zum 0:1 gegen Deutschland? Das vermeintliche 1:1 erzielen, das wegen Abseits nicht zählt? Oh ja. Gegen Deutschland verlieren? Auch.
– Simon Bank, Aftonbladet, 29. Juli 2013

Eingespieltheit zahlt sich aus: Fast gelingt Salzburg Sieg gegen Fenerbahçe
Tempo, Flügelspiel, anständige Defensive, ordentliches Zweikampfverhalten, Schwächen beim Gegner erkennen und auch zu nützen versuchen: All jene Attribute, die Salzburg vor einem Jahr bei der Blamage gegen Dudelange gefehlt haben, waren nun gegen Fenerbahçe da. Die Folge: Eine richtig feine Leistung gegen ein an sich nicht so schlechtes Team, das aber auch nicht seinen besten Tag erwischt hat. Auf jeden Fall aber zeigt es deutlich Wirkung, dass im Bullenstall mal ausnahmsweise nicht im Sommer alles anders wurde.
Ballverliebt Classics: Old-School-Deutsche, im WM-Finale vom hochmodernen Norwegen zerlegt
Deutschland gegen Norwegen im Finale eines großen Frauen-Turniers in Schweden – das EM-Finale 2013 ist nicht das erste Mal, dass es diese Kombination gibt. Im Jahr 1995 fand die Weltmeisterschaft in Schweden statt, und auch damals trafen sich diese beiden Teams im Endspiel von Stockholm. Wenn auch mit anderen Vorzeichen: Norwegen war klarer Favorit und setzte sich auch problemlos mit 2:0 durch.
Weil man unter Trainer Even Pellerud dem deutschen Gegner mit brutalem Pressing und extrem schnellen Umschalten nach Ballgewinn innerhalb kürzester Zeit den Nerv gezogen hatte. Das ist sogar im Jahr 2013, achtzehn Jahre später, ein extrem moderner Zugang.
„Für jede Krankheit gibt’s bestimmte Pillen. Bei Fußball-Taktik ist es ganz genauso!“
Die nackten Zahlen beeindrucken kaum: Zwei Punkte aus drei Gruppenspielen, per Los-Entscheid überhaupt nur ins Viertelfinale gekommen. Dann im Viertel- und Halbfinale jeweils 1:1, einmal das Elferschießen gewonnen (gegen Frankreich), dann verloren (gegen Norwegen). Da ist kein „echter“ Sieg dabei.
Dennoch: Dänemark war durchaus verdient im Halbfinale. Obwohl das Team auf dem Papier sicher nicht zu den besten vier der Frauen-EM gehört. Wohl auch nicht zu den besten sechs. Womöglich nicht mal zu den besten acht. Aber Teamchef Kenneth Heiner-Møller verpasste seinem Team in jeder Partie eine andere taktische Marschroute. Und inhaltlich war das Team des 42-Jährigen immer der Punktsieger. Continue reading
Wieder verloren! Seit 18 Jahren heißt Schwedens Albtraum „Tyskland“
Schweden drückte.Warf alles nach vorne, traf einmal aus Abseitsstellung, einmal den Pfosten, mehr als einmal rettete Nadine Angerer in höchster Not. Nachdem man selbst den offensivsten Fußball des Turniers gezeigt hat und sich Deutschland ins Halbfinale gewurschtelt hatte, war am Ende doch alles wie immer: Es ist knapp, es ist eng, aber am Ende hat die DFB-Elf die Nase vorn. Diesmal, im Halbfinale der schwedischen Heim-EM, hieß es 0:1. So war es in den letzten 18 Jahren immer: Nie konnte Sverige in diesem Zeitraum ein wichtiges Spiel gegen Tyskland gewinnen…
Diskussion: Warum wird im Frauen-Sport nur über Fußball so gemeckert?
Es geht nun endgültig in die entscheidende Phase der Frauen-EM und die Favoritinnen sind raus. Frankreich scheitert klar überlegen gegen Dänemark im Elfmeterschießen. Die Däninnen, die in der Qualifikation nur knapp vor Österreich blieben, spielen nun im Halbfinale gegen Norwegen, das ein 3:1 gegen Spanien feierte. Schweden und Deutschland treffen im ersten Semifinal-Spiel aufeinander. Zeit für eine grundsätzliche Diskussion über den Frauen-Fußball an sich.
Deutschland im Halbfinale: Durchwurschteln, schönreden, Favoritenrolle wegschieben
Hauptsache gewonnen. Deutschland war zwar einmal mehr weit von einer überzeugenden Leistung entfernt, für Italien reichte es in diesem EM-Viertelfinale aber. Viel Selbstkritik war nach dem 1:0-Sieg aber nicht zu hören, obwohl es dazu reichlich Grund gegeben hätte – nur eine starke Simone Laudehr rettete mit ihrer sehr präsenten Leistung ein Team, das von der schlechten Vorrunde gezeichnet schien. Am offensivsten war Deutschland, wenn es darum ging, sich für das Halbfinale gegen Schweden in die Außenseiterrolle zu reden.
Beim DFB beliebt – aber unter Beobachtern gibt’s kaum noch Neid-Fans
Ein müdes 0:0 gegen jenes Team aus Holland, das danach sang- und klanglos Gruppenletzter wurde. Das 0:1 gegen Norwegen, mit einer ganz mauen Leistung, die erste deutsche EM-Endrunden-Niederlage seit 20 Jahren. Für DFB-Präsident Niersbach kein Grund zur Besorgnis. Das wäre auch ein Viertelfinal-Aus gegen Italien nicht. Der DFB wird Silvia Neid nicht fallen lassen, hat er angekündigt. „Sie weiß, wie sie das Team einstellen muss“, sagte er.
Aber: Praktisch jeder mitgereiste Deutsche, dem man hier in Schweden über den Weg läuft, sagt das genaue Gegenteil. Abgehoben und beratungsresistent, dabei aber ahungslos in Taktik-Fragen und das Einsetzen von Spielerinnen an völlig falschen Positionen, lauten die Hauptvorwürfe. Sie sind sich einig: Silvia must go.