Glücklicher Sieg, verdienter Titel

Wie es die Australier im Finale schafften, die klare Überlegenheit nicht in einen deutlichen Sieg umzumünzen, wissen sie wohl selbst nicht. So freut sich Japan auch dank Zacs kluger Umstellung über einen glücklichen Sieg, der einen verdienten Titel sichert. Dritter wird Südkorea – im ersten Spiel nach Park Ji-Sung.

Japan – Australien 1:0 n.V.

Japan - Australien 1:0 n.V.

Frischer, das war schon vor dem Spiel klar, mussten die Australier sein. Deutlich leichterer Weg ins Endspiel, kräfteschonend im Semifinale – das die Japaner aber so sehr unter Druck gerieten, war nach dem Turnierverlauf nicht in diesem Ausmaß zu erwarten. Die Australier machten in ihrem 4-4-2 nämlich einen tollen Job, den Gegner nie zur Entfaltung kommen zu lassen. Ein Schlüsselspieler war dabei Brett Holman: Er hatte die Mammut-Aufgabe, mit Yuto Nagatomo den äußerst offensivstarken Linksverteidiger der Japaner hinten festzunageln. Das gelang ihm sensationell, was Nippon eine gefährliche Waffe nahm.

Australien überlegen

Das größte Handicap bei Japan war aber das Fehlen von Shinji Kagawa. Der Dortmund-Star, der gegen Südkorea einen Mittelfußbruch erlitten hatte, fehlte an allen Ecken und Enden. Für ihn kam Jungo Fujimoto zu seinem ersten Turniereinsatz – und der 26-Jährige war bis zu seiner Auswechslung in der 56. Minute komplett unsichtbar. Er spielte, anders als Kagawa, auf der rechten Seite, dafür kam der Neo-Stuttgartet Shinji Okazaki ausnahmsweise über links. Das passte beides nicht – Okazaki fehlte die Hilfe von Nagatomo; Fujimoto fand nie Bindung zum Spiel und auch er musste ohne seinen Außenverteidiger auskommen: Atsuto Uchida war gegen Matt McKay auch viel in der Defensive gebunden.

Zudem standen die Australie im Ballbesitz sehr hoch, machten Druck und schafften es sehr gut, den verbleibenden Offensivspielern der Japanern sehr wenig Platz zu lassen. So kamen die Japaner, denen man auch aufgrund des Drucks, dem sie ausgesetzt waren, die Verschleißerscheinungen des langen Turniers ziemlich ansah, nie zur Geltung. Keisuke Honda war bei Jedinak und Valeri in guten Händen, Maeda vorne hing völlig in der Luft.

Ganz anders die Australier. Die Socceroos zeigten die mit Abstand beste Leistung ihres Turniers und kamen zu zahllosen hochkarätigen Torchancen, doch vor allem Harry Kewell zeichnete sich schon vor dem Seitenwechsel im Versieben selbiger aus. Die Japaner retteten sich mit einem 0:0 in die Kabine, das Bild änderte sich aber auch in der zweiten Hälfte nicht – gleich in der 47. Minute etwa schafften es die Socceroos, den Ball aus wenigen Zentimetern Entfernung, den Ball nicht zur längt überfälligen Führung über die Linie zu drücken.

Zaccheroni stellt um

Was Alberto Zaccheroni in der 56. Minute reagieren ließ: Kagawa-Ersatz Fujimoto musste für Innenverteidiger Iwamasa weichen. Das Ziel dieser Maßnahme war klar: Nagatomo sollte von seinen Defensivaufgaben etwas befreit werden. Er übernahm die Rolle links in der offensiven Dreierkette, von dort wechselte Okazaki auf seine angestammte rechte Seite; Konno wanderte vom Abwehrzentrum auf die LV-Position und blieb dort auch – das heißt, es blieben immer drei japanische Abwehrspieler hinten.

Japan - Australien 1:0 n.V. (ab Min. 56)

So sollte zum einen eben die Offensivstärke von Nagatomo besser zur Geltung kommen, und andererseits der unangenehme Brett Holman unter Kontrolle gebracht werden. Holger Osieck sah sich das zehn Minuten an und nahm dann seinerseits Holman runter und brachte mit dem bulligeren Brett Emerton eine frische Kraft für diese Flanke. Die Folge der japanischen Umstellung: Die Flanken (vor allem jene von Nagatomo) atmeten deutlich auf und der australische Druck aus dem Spiel heraus – dieser kam aufgrund der defensiv besetzten Zentrale ja auch nur von den Flanken – nahm ab. Was zwar nichts daran änderte, dass die Australier weiterhin die besseren Chancen hatten (die neue de-facto-Dreierabwehr wackelte, aber mehr aus Müdigkeit, weniger wegen Systemfehlern), aber die Japaner beruhigten das Spiel und vermittelten den Australiern den Angst machenden Eindruck, dass auch sie sich keinen Fehler mehr erlauben durften.

Es war dennoch vor allem Torhüter Eichi Kawashima, der seine Mannschaft mit einigen sensationellen Paraden vor allem gegen Kewell, aber auch gegen Cahill im Spiel hielt – da waren auch seine unterirdischen Abschläge, die regelmäßig im Seitenaus landeten, zu verschmerzen. Nach dem Umstellungen gelang es den stehend K.o. wirkenden Japanern, sich mit einem 0:0 in die Verlängerung zu schleppen – Australien hätte da schon deutlich führen müssen.

Japan bestraft Socceroos

In der Verlängerung hatte Osieck allerdings bald einmal genug von der brutalen Fahrlässigkeit, mit der vor allem Harry Kewell sensationelle Chancen vernebelte – der Galatasaray-Legionär, der mit seinem späten Tor gegen den Irak den Sieg im Viertelfinale gesichert hatte, musste in Minute 103 für Robbie Kruse weichen. Auch auf der anderen Seite gab es einen Wechsel in der Spitze, aber aus einem anderen Grund: Ryoichi Maeda war viel gelaufen, konnte aber wenig bewirken, weswegen mit Tadanari Lee in der 99. Minute eine frische Sturmspitze kam.

Was ein Goldgriff sein sollte. Denn in der 109. Minute wurden die Australier doch noch dafür bestraft, derart stümperhaft mit ihrer Überlegenheit umgegangen zu sein – einmal konnte sich Nagatomo doch gegen Wilkshire durchsetzen, seine Flanke fand in der Mitte den völlig freistehenden Lee, und dieser netzte mit einem sensationellen Volleyschuss ein. Der einzige echte Abwehrfehler der Australier, die in dieser Situation unsortiert waren. Die Australier warfen nun alles nach vorne, aber nach diesem Schockmoment fehlte es an der Ruhe, das Spiel noch einmal zu wenden und mit einem Tor noch ins Elfmeterschießen zu kommen. Auch, als Okazaki mit einem unbedachten Handspiel in der Strafraumgrenze in der 121. Minute noch einen gefährlichen Freistoß hergab – es blieb beim 1:0 für Japan.

Fazit: Glücklicher Sieg, verdienter Titel

Dass es für Japan ein schwerer Weg und ein langes Turnier war, war unübersehbar. Australien hatte das Spiel im Grunde 120 Minuten lang voll im Griff und hätte (mindestens) 3:0 gewinnen müssen. Doch die unglaubliche Schwäche vor dem gegnerischen Tor und ein gut haltender japansicher Torhüter verhinderten jenen Sieg, den sich die Australier in diesem Finale absolut verdient gehabt hätte.

Was aber nichts daran ändert, dass Japan über das Turnier gesehen zweifellos das beste Team war und sich absolut verdient zum vierten Mal den Pokal überreicht bekommt. Auch, wenn sie im Finale eigentlich chancenlos gewesen waren – sie machten aus ihrer handvoll Chancen das Tor, Australien aus ihren zahllosen eben nichts. So müssen sich die Australier die späte Niederlage selbst zuschreiben.

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Spiel um 3. Platz: Südkorea – Usbekistan 3:2 (3:1)

Südkorea - Usbekistan 3:2

Das Spiel um den dritten Platz – für Südkorea wohl das Spiel eins nach Park Ji-Sung. Der Star von Manchester United hat nach diesem Turnier seine internationale Karriere beendet, und wegen einer Verletzung konnte er an diesem kleinen Finale auch gar nicht mehr teilnehmen. Seine Kollegen haben ihm einen versöhnlichen Abschied bereitet, in einem Spiel, das nicht in die Geschichte eingehen wird.

Denn während das kleine Finale bei der WM ein flammendes Plädoyer für diese Partie war, litt dieses Spiel über weite Strecken und der Luft, die nach den Semifinals bei beiden Mannschaften deutlich entwichen war. Die Usbeken mussten erst einmal schauen, nach dem 0:6-Desaster gegen Australien sich wieder zu finden; die Südkoreaner waren nach dem Out im Elferschießen und dem Fehlen von Park Ji-Sung auch nicht von Beginn an mit höchstem Elan bei der Sache.

Personell rückte Lee Yong-Rae von der Achter-Position im 4-2-3-1 in die Offensivzentrale auf, Ki Sung-Yueng dafür von der Sechs auf die Acht. Am grundsätzlichen Spiel der Koreaner änderte das aber wenig: Auch in diesem Spiel zog sich das Offensivzentrum gerne zusammen, für die Breite im Spiel sorgten in erster Linie die Außenverteidiger (von denen Cha Du-Ri diesmal die Kapitänsbinde übernommen hatte). Bei den Usbeken kehrte Alexander Geinrich in die Mannschaft zurück, er ließ sich wiederum oftmals etwas fallen und spielte einen Center wie etwa im Eishockey, um die vor ihm nach innen ziehenden Außenstürmer zu bedienen. Hinter diesem Trio deckte Djeparov wiederum die gesamte Breite des Spielfelds ab. Innenverteidiger Achmedov ging auch in diesem Spiel oftmals mit nach vorne.

Alles also mehr oder weniger wie gehabt, und so plätscherte das Spiel vor sich hin, mit klaren Vorteilen bei den Koreanern vor sich hin. Die sich dann auch als effizienter im Nützen der gegnerischen Fehler zeigten: Platz beim Konter wegen Achmedovs Ausflug, 1:0. Nicht aggressiv genug gestört im usbekischen Strafraum, 2:0. Karpenko viel zu halbherzig im Kopfballduell, 3:0. Schon vor der Pause schien das Spiel zu Gusten der eiskalten Südkoreaner (die entsprechend auch ihre Tore eher schaumgebremst feierten) entschieden zu sein, ehe ein harter Elfmeter, verwandelt von Alexander Geinrich, die Usbeken kurz vor der Halbzeit wieder ins Spiel brachten.

Ansonsten war von den Zentralasiaten in der Vorwärtsbewegung wenig zu sehen, zu behäbig wurde nachgerückt, zu langsam etwaige Konter vorgetragen, zu groß war die Vorsicht, sich nicht wie gegen die Australier hinten zu entblößen. Das änderte sich erst nach dem Seitenwechsel, als es wiederum Geinrich war, der in seinem fünften Einsatz nun doch noch ein Tor aus dem Spiel heraus erzielen konnte – Lee Chung-Soo ließ ihn gewähren – um so das Spiel wieder eng zu machen.

Aber die Koreaner ließen sich nicht noch einmal überrumpeln. Mit Yoon Bit-Garam und Son Heung-Min kamen frische Kräfte für die einschlafende Offensive, und sofort hatte Korea das Spiel wieder im Griff. Ein Spiel, das nun immer mehr einschlief: Minutenlanges Ballgeschiebe in der eigenen Abwehr prägten weite Strecken der letzten halben Stunde, nun auch wieder mit einem leichten Chancenplus auf Seiten der Koreaner. Tore gab’s aber keine mehr.

Fazit: Kein großes Spiel. Der Fixplatz für den nächsten Asiencup in Australien 2015, der dem Sieger der Partie zustand, war ganz offensichtlich keine übermäßige Motivation. Es fehlte dem Spiel über weiter Strecken am Tempo und nach dem langen Turnier und den für beide Teams bitter verlaufenden Semifinals schlicht und einfach der Wille, noch einmal ein Feuerwerk anzuzünden. Die Koreaner nützten die Fehler, die ihenen die Usbeken anboten, in einem auch taktisch nicht besonders abwechslungsreichen Match besser und gehen daher als verdienter Sieger vom Platz. Immerhin also Platz drei im letzten Turnier mit Park Ji-Sung.

Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.