Ein Dankeschön an Red Bull für’s Preis hochtreiben – aber wenn die nicht nur das meiste bieten, sondern dafür auch noch den Zuschlag bekommen, lassen wir alles hochgehen! So argumentierte Rapid-Manager Kuhn. Servus-TV war im Rechteschacher nie mehr als ein nützlicher Statist.
Nun ist es raus: Der Red-Bull-Sender Servus-TV war Rapid gut genug, um für sky und den ORF den Preis in die Höhe zu treiben – eine Chance hatte der Newcomer am Fernseh-Markt aber nie. Natürlich nicht, wie wäre da vor allem Rapid-Boss Rudi Edlinger dagestanden. Vor zwei Monaten ließ er noch den sky-Vorschlag platzen, weil er um die ORF-Live-Spiele fürchtete, da muss er nun natürlich schauen, dass der ORF dann auch zu den Live-Spielen kommt und nicht statt der von ORF und Edlinger brüsk zurückgewiesenen zwölf Spiele nun gar keines mehr hätte.
Dass sich der Rapid-Boss hier also massiv für den Staatsfunk einsetzt, ist logisch und auch nicht weiter verwerflich. Schließlich hat Edlinger vor allem handfeste wirtschaftliche Interessen, die Spiele seines Vereins beim De-Facto-Monopolisten im frei empfangbaren Fernsehen gesendet zu bekommen. Und auch interne den Rapid-Fans gegenüber, die es den Rapid-Funktionären nicht so ohne weiteres nachsehen würden, müssten sie ihre Partien ausgerechnet über den Kanal des Erzfeindes sehen.
Für die Bundesliga-Vereine schaut nun in den nächsten drei Jahren mehr Geld heraus als bisher, man hat sich mit sky die einzige Pay-TV-Alternative nicht vergrault und ist weiterhin 36-mal im Jahr auch im frei empfangbaren Fernsehen zu bewundern. Unter den TV-Anstalten gibt es aber keine echten Gewinner.
Der ORF nicht, weil er deutlich mehr bezahlt um womöglich weniger zu zeigen und sich als Resultat aus dem Kuhhandel mit den Erstligisten nun sogar ein meist stimmungs- und fast immer niveauarmes Zweitliga-Livespiel in den Rucksack packen musste. Und um dieses zumindest auf TW1 schieben zu dürfen, bedarf es noch einiger Kniffe, um das europäische Medienrecht auszuhebeln, welches das Schieben derzeit sogar noch verhindert. Im schlimmsten Fall für den ORF muss er am Freitag Abend um 18.00 ein Zweitligaspiel im Hauptprogramm zeigen.
Auch sky nicht, weil durch die Highlight-Sendungen zwei Stunden nach Spielschluss (die noch ausgeschrieben werden) die Exklusivität sinkt. Aber immerhin musste die zu bezahlende Summe nicht dramatisch erhöht werden und intern soll man nicht beleidigt sein, künftig nur noch vier statt sechs Erste-Liga-Partien produzieren und zeigen zu müssen. Diese ist für sky ein grandioses Minus-Geschäft.
Und Servus-TV natürlich. Das höchste Angebot, die Aussicht auf Bundesliga-Fußball in HD-Qualität, dazu ein enormer Sprung nach vorne, was Bekanntheit und Marktanteil angeht: Der Red-Bull-Sender hat viel Geld auf den Tisch gelegt, wurde aber von der Rapid-Lobby dennoch ausgestochen. Nicht einmal die Erste-Liga-Rechte gab es, weil die Vereine (warum eigentlich? Aus Angst vor Rapid? Um den sie mit Füßen tretenden ORF nicht noch mehr zu verärgern?) ein Live-Spiel auf TW1 der doppelten Summe wie bisher vorzogen.
Womit die Erste-Liga-Teams ein großes Risiko eingehen. Die 400.000 Euro mehr, die sie von Servus-TV bekommen hätten, aus Sponsorgeldern aufzutreiben, wird garantiert nicht allen zehn Teams gelingen, auch mit der erhöhten Reichweiter durch das Free-TV nicht. Teams wie Innsbruck womöglich schon, aber No-Names wie Gratkorn und Hartberg kaum. Die wahrscheinlichen Aufsteiger Grödig und Wolfsberg hängen ohnehin schon seit Jahren am Tropf ihrer Mäzene Toni Haas und Dietmar Riegler.
Sky konnte nicht auf die Bundesliga-Rechte verzichten, weil nur mit Eishockey und Basketball ihr Österreich-Sport-Ableger nicht zu halten gewesen wäre. Die Bundesliga-Vereine wissen das und können es sich nicht leisten, künftig auf sky zu verzichten – hätte der Sender die Rechte nicht bekommen, wäre er für die Vereine für immer tot gewesen. Darum wurde sky noch am wenigsten rasiert.
Was nun die Ausschreibungen für die Highlight-Sendungen im Free-TV noch bringen, wird man sehen. Sicher ist, dass sich die Bundesliga-Vereine sky bei der Stange hielten, den ORF über das Verhandlungsvehikel Servus-TV zu massiv erhöhten Zahlungen zwangen und so die Reichweite gewahrt bleibt und zudem über die Zweitrechte noch zusätzlich Geld in die Kassen bekommen werden.
Man kann ihnen also vieles vorwerfen – mangelndes Verhandlungsgeschick aber nicht.
(phe)