Im Verfolgerduell der Serie A setzte sich Lazio mit 2:1 gegen Inter durch. Nach einer intensiven und ausgeglichenen ersten Halbzeit waren es schlaue Adaptionen, die das Spiel in Richtung Lazio kippen ließen: So kam das dominante Mittelfeld-Zentrum mit Sergej Milinkovic-Savic noch besser zur Geltung und die starken Inter-Flügel wurden neutralisiert.
Sowohl Simone Inzaghi als auch Antonio Conte vertrauen standardmäßig einem 3-5-2, und auch innerhalb dieses Systems war die Aufgabenverteilung recht ähnlich. So ließ sich bei beiden Teams ein Stürmer etwas fallen (Ciro Immobile bzw. Lautaro Martinez), um den jeweils gegnerischen Sechser (Lucas Leiva bzw. Marcelo Brozovic) in Manndeckung zu nehmen.
Der Kampf im Zentrum
Die beiden Achter von Lazio (Milikovic-Savic und Luis Alberto) orientierten sich gegen den Ball höher, zwangen Inter somit eher auf die Flügel. Es bedeutete auch, dass die beiden nach Ballgewinnen rund um die Mittellinie schneller involviert waren. Das Lazio-Duo agierte konstruktiver, stellte sich besser zum Ball und sicherte Lazio somit einen klaren Vorteil im Zentrum.
Bei Inter wurde dieser Nachteil vom großen Aktionsradius von Brozovic einigermaßen ausgeglichen. Der Kroate rückte oft weit auf, entzog sich so der Manndeckung und sorgte zeitweise über Überzahlsituationen im gegnerischen Sechserraum. Im Kampf darum, sich im Zentrum Platz zu verschaffen, hielt Brozovic Inter damit aber nur am Leben. Ein nachhaltiger Vorteil ergab sich daraus nicht.
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Der Kampf um die Flügel
Anders sah die Lage auf den Außenbahnen aus. Vor Wochenfrist hatte Inter gegen Milan eine Halbzeit lang damit zu kämpfen, dass man auf den Flügeln eine systembedingte 1-gegen-2-Unterzahl hatte. Gegen Lazio herrschte Gleichstand und damit kam Inters Stärke auf den Flügeln eine Halbzeit lang voll zur Geltung
Lazio lenkte das Aufbauspiel Inters auf die Flügel, das war Inter aber ganz Recht. Candreva und Young spielten ihre Qualitätsvorteile gegen Marusic und Jony voll aus: Sie drängten ihre Gegenspieler weit nach hinten, negierten deen Offensivdrang und die Hereingaben beschäftigten die Lazio-Defensive.
So ergab sich in der ersten Hälfte ein feines Gleichgewicht: Lazio gehörte eher das Zentrum, Inter kontrollierte die Außenbahnen. Kurz vor der Pause ging Inter 1:0 in Führung: Young mit einem Wechselpass auf Candreva, dessen Schuss wird abgeblockt, Young verwertet den Abstauber. Die Flügelspieler waren’s.
Lazio adaptiert und bekommt Oberhand
Für die zweite Halbzeit adaptierte Lazio den Plan ein wenig. Die äußeren Verteidiger der Dreierkette, die nun etwas höher stehenden Wing-Backs und der jeweilige Achter isolierten die Inter-Wingbacks, sobald diese am Ball waren bzw. wurde von der Nachschub von der Dreierkette nach außen unterbunden. Godin tauschte relativ bald mit Skriniar die Seite, aber auch das half nicht.
Der Effekt davon war, dass die Römer – die auch recht flott per Elfmeter zum Ausgleich gekommen waren – das Spiel vom Flügel weg hielten und mit den eigenen Vorteilen im Zentrum das Match zunehmend in den Griff bekamen. Vor allem Sergej Milikovic-Savic spielte nun seine Klasse am Ball und seine Spielübersicht voll aus. Vecino und Barella, die schon vor der Pause kaum einen Fuß in die Tür bekommen hatten, waren nun endgültig nur noch Passagiere.
Zudem brachte Inzaghi nach einer Stunde einen frischen, schnellen Stürmer (Correa) für den bulligen Caicedo, der kaum zur Geltung gekommen war, sowie einen neuen Flügelspieler (Lazzari) für Jony. Wenig später ging Lazio 2:1 in Führung, nach einer Ecke traf Milikovic-Savic aus dem Hinterhalt.
Auch Inter wechselt
Conte brachte in der Folge Victor Moses statt Candreva für mehr Frische auf dem rechten Flügel sowie Christian Eriksen für Brozovic; Barella übernahm dafür die Position auf der Sechs. Contes Überlegung, damit im Kampf um das Zentrum Oberhand zu gewinnen, ging aber kaum auf. Eriksen war zwar gut involviert, brachte auch einige gute Pässe an und er leitete auch ein Tor ein, das aber wegen einer klaren Abseitsstellung von Lautaro nicht zählte.
Aber ohne die defensive Umsicht von Brozovic fehlte die Kompaktheit, um die Kreise von Milikovic-Savic einzuengen und auch Luis Alberto genoss den größeren Raum. Sein Pass auf Immobile zwischen zwei Inter-Verteidigern hindurch hätte kurz vor Schluss beinahe die endgültige Entscheidung gebracht. In der Nachspielzeit konnte Inter eine Unkonzentriertheit in der Lazio-Abwehr auch nicht nützen – so blieb es beim Lazio-Sieg.
Fazit: Stärken betont und gewonnen
Lazio hat sich mit dem 19. ungeschlagenen Liga-Spiel in Folge an Inter vorbei geschoben und ist mit einem Punkt Rückstand auf Juventus nun erster Verfolger des Abo-Meisters.
Die Adaptionen von Inzaghi ließen ein zuvor umkämpftes und fein balanciertes Spiel in die Richtung seines Teams kippen. Er schaffte es, für die zweite Hälfte die Stärken seines Teams – das starke Mittelfeld-Zentrum – optimal ins Spiel zu bringen und gleichzeitig die Pluspunkte des Gegners zu neutralisieren.
Womöglich ist dieses Zentrum mit einem gereiften Sergej Milinkovic-Savic und mit Luis Alberto sogar das beste Achter-Paar der Serie A. Damit ist es durchaus möglich, die Sensation zu schaffen und Juventus nicht nur zu ärgen, sondern (wie schon im Dezember) zu besiegen.
Inter ist noch nicht aus dem Rennen. Aber ein Statement in Richtung Turin war dieses Spiel sicherlich eher von Lazio als von den Nerazzurri.