Im Rahmen des Cup-Finales zwischen Salzburg und der Admira soll es soweit sein: Die Vertreter der Bundesliga-Klubs wollen jene Ligen-Reform beschließen, an der seit einigen Monaten hinter den Kulissen geschraubt wurde, mit einer Aufstockung der Bundesliga auf 12 oder 14 Teams und der Installierung einer zweiten Leistungsstufe mit 16 Klubs – und zwar schon im Sommer 2017.
Welche Auswirkungen hätte das in der Praxis? Machen wir den Reality Check.
Bundesliga mit 14 Teams:
Red Bull Salzburg
Rapid Wien
Austria Wien
Sturm Graz
Admira Wacker
Wolfsberger AC
SV Ried
SCR Altach
SV Mattersburg
SKN St. Pölten
LASK Linz
Wacker Innsbruck
Austria Lustenau
Kapfenberger SV
Sieht grundsätzlich ganz okay aus. Dahinter wäre, so oder so, eine 2. Leistungsstufe mit 16 Teams geplant, ohne Ausschluss von Zweitteams. Wenn man davon ausgeht, dass die Lizenz-Bestimmungen da gegenüber jetzt ein wenig aufgeweicht werden (was, wir sind schließlich in Österreich, anzunehmen ist), wäre die Besetzung beispielsweise folgedermaßen:
SV Grödig
FC Liefering bzw. RB Salzburg Juniors
SC Wr. Neustadt
Austria Klagenfurt
Floridsdorfer AC
SV Horn
Blau-Weiß Linz
WSG Wattens
First Vienna FC
TSV Hartberg
FC Dornbirn
SC-ESV Parndorf
FC Pasching/LASK Juniors
Wacker Innsbruck Amat.
Austria Wien Amat.
SV Lafnitz
Wir sehen: Da wird’s mit den Kandidaten schon ziemlich dünn. Es gibt natürlich schon noch ein paar Teams in der Hinterhand: Austria Salzburg (Konkurs), Vorwärts Steyr (gerade erst von Voll-Amateur-Betrieb zurückgefahren), den Wiener Sporklub (chronisch klamm und ein verschimmeltes Stadion), Schwarz-Weiß Bregenz (Regionalliga-Abstiegskampf, aber zumindest ein BL-taugliches Stadion), dazu die Reserve-Teams von Rapid, Admira, Sturm, Altach und St. Pölten.
Auch kann man davon ausgehen, dass sich dahinter nicht eine dreigleisige 3. Leistungsstufe, wie derzeit, ausgeht (die v.a. in den Staffeln Mitte und West schon jetzt einige Klubs an ihre Grenzen bringen) – eher eine viergleisige oder gar nur noch die Landesligen. Hier müsste man eine geeignete Variante finden.
Natürlich: Wenn man sich für eine 12er-Bundesliga entscheidet, fallen aus der 16er-Zweiten hinten zwei Teams aus der Auflistung weg, das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Fragestellung.
Die Frage nach dem Modus
Die 16er-Zweite würde in jedem Fall als normale Liga mit Hin- und Rückrunde absolviert werden, alles andere wäre Humbug. 30 Runden gehen sich auch ohne Rasenheizung ohne Stress aus, man müsste nicht sinnlos früh irgendwann Anfang Juli anfangen. Wie in den Regionalligen aktuell halt.
In der Bundesliga aber wird es tricky. Ein Modus mit drei Durchgängen ist zwar in einigen europäischen Ländern üblich und auch kein Problem (z.B. Dänemark), wurde aber in Österreich in den Nullerjahren breit abgelehnt, nachdem man die 2. Liga einige Jahre so gespielt hat. 33 Runden bei einer 12er-Liga wird es sicher nicht geben.
Wahrscheinlicher ist eine Trennung in Meister- und Abstiegsrunde nach einer gewissen Anzahl von Spieltagen. Bei einer 12er-Liga bietet sich da natürlich der 22. Spieltag an (wie es zwischen 1986 und 1993 auch gemacht wurde). Problem dabei: Diese 22 Runden müssten realistischerweise im Herbst durchgepeitscht werden. Derzeit sind es normalerweise 19 oder 20, und da ist schon ein absurd früher Saisonstart nötig. Außerdem sind im Herbst (im Optimalfall) noch ein paar Teams im Europacup aktiv.
Nachteil: Im Frühjahr stünden dann nur noch zehn Runden auf dem Programm. Alternativ könnte man natürlich noch vier Hauptrunden im Frühjahr spielen und dann die Teilung vollführen. Vorteil: 18 Spiele im Herbst und 14 im Frühjahr wären eine ausgeglichenere Balance. Nachteil: Teams könnten im Winter für vier Spiele aufrüsten, um noch irgendwie über den Strich zu kommen.
Eine Trennung nach 33 Runden in zwei Sechsergruppen, wo jeder noch einmal gegen jeden spielt (wie seit vielen Jahren in Schottland praktiziert), würde dieses Problem beheben, aber andere aufwerfen. Hier gäbe es nämlich 38 Runden (statt bisher 36), was den ohnehin schon vollen Kalender noch weiter zukleistern würde.
Bei einer 14er-Liga wäre der logische Cut nach 26 Spieltagen. Das geht sich natürlich nie und nimmer im Herbst aus, einige Runden vor der Teilung müssten auf jeden Fall im Frühjahr gespielt werden – was natürlich die Gefahr birgt, dass sich Teams, wo es eng wird, für eine handvoll Spiele im Frühjahr aufrüsten.
Auch müsste man sich überlegen, wo genau der Cut liegt: Nach Platz 7 wäre es ungut, weil dann in den Finalrunden immer ein Team spielfrei wäre. Der logische Schnitt wäre eher nach Platz acht – mit acht Teams in der oberen Runde um Titel und Europacup-Plätze und sechs Teams unten gegen den Abstieg. Da würden dann 33 Runden für die Teams in der oberen Runde bedeuten (26 + 7, oder halt 40 mit 26+14 und einer Doppelrunde – eher unwahrscheinlich) und 31 oder 36 (26 + 5 oder 26+10) für die untere Runde.
Vorteile
Die Vorteile einer Teilung nach zwei bzw. drei Durchgängen liegt auf der Hand: Man hätte den Top-Teams weiterhin vier Duelle pro Saison gegen andere Top-Teams garantiert (z.B. eben die Wiener Derbies), hätte gleichzeitig eine breitere Liga mit mehr Teams, die in der Auslage stehen und eine größere Bündelung infrastruktureller Gegebenheiten.
Der Kampf um die Qualifikation an der oberen Runde wäre für die Teams rund um den Strich eher ein ökonomisches als ein sportliches Thema (weil die echten Abstiegskandidaten ja ohnehin noch viel tiefer hinten hängen). Das ist ein Pseudo-Druck, der sich mit dem Gedanken einer Ausbildungsliga nicht spießt. Es ist ja ein Anreiz, noch einmal gegen Salzburg, Rapid, Austria und Sturm spielen zu dürfen.
Die Abstiegsfrage
In der schottischen 12er-Liga steiger der Letzte fix ab und der Vorletzte spielt Relegation gegen den Zweitliga-Zweiten. Erfahrungsgemäß beißt ein Team eh fast immer komplett ab, sodass es auch in der unteren Runde praktisch nur gegen den Relegations-Platz geht, da der Fix-Absteiger gefühlt schon recht bald feststeht – in Österreich ist der Abstiegskampf in zwei von drei Jahren ja auch eher ein Non-Event.
Egal, ob mit 12 oder 14 Teams: Die Bundesliga wäre in sich wunderbar lebensfähig, zumal auch etwas mehr Planungssicherheit besteht als mit der aktuellen 10er-Liga. Das Problem ist die Liga darunter. Wer aus der Bundesliga absteigt, fällt finanziell (TV-Einnahmen, Sponsoren, Eintrittsgelder, etc.) einigermaßen ins Bodenlose. Hier müsste man, etwa nach englischem Vorbild, so etwas wie „Parachute Payments“ einführen, also quasi eine Art Abfindung, damit der Sturz etwas abgefedert wird und damit der Klub ein oder zwei Jahre noch ein Team finanzieren kann, mit dem man um den Wiederaufstieg kämpft.
Sonst züchtet man sich in dieser 2. Leistungsstufe genau jene Masse an Klub-Konkursen, die man mit der Reform eigentlich verhindern möchte.
Diese „Solidarzahlung“ fiele natürlich in einer 12er-Bundesliga leichter als in einer 14er-Bundesliga. Andererseits braucht man als Aufsteiger in einer 12er-Liga von Haus aus mehr, um sich zu etablieren.
Kompromiss
Wie alles im Format der österreichischen Bundesligen ist auch die aktuelle Reform ein Kompromiss. Durch wie viele Teams ist man bereit, den Einnahmen-Kuchen zu teilen? Wie streng ist man in der 2. Leistungsstufe, die mit Sicherheit – so oder so – nicht weniger konkursanfällig sein wird wie die aktuelle Version? Wie gestaltet man die Schnittstelle zwischen der 2. Liga und den Klassen darunter?
Sicher ist nämlich eines: Wenn die Klubs nicht vernünftig geführt werden, ist die Ligenstruktur völlig egal. Natürlich gab es massive Fortschritte gegenüber den dunklen Zeiten der 90er- und 00er-Jahre, als die Klubs wie die Fliegen wegstarben, aber es sind immer noch genug Vereine übrig, deren Wohl und Wehe an Einzelpersonen hängt.