Es war ein hartes Stück Arbeit für die ÖFB-Frauen, ehe der 3:0-Sieg im ersten EM-Quali-Heimspiel gegen Wales feststand. Das lag daran, dass Wales einen genauen Plan hatte, wie man Österreich beikommen wollte und dieser auch lange funktionierte. Für Österreich entschieden Standard-Situationen und die schwache walisische Keeperin.
Drei Innenverteidigerinnen, davor zwei explizit defensive Mittelfeld-Leute: Wales machte gegen Österreich vor allem das Zentrum dicht. Was Österreich aber so richtig Probleme bereitete, war das Positionsspiel der beiden walisischen Halbstürmerinnen.
Walisische Halbraum-Bewegungen
Weil sich Fletcher und vor allem Fishlock so positionierten und bewegten, dass sich die österreichischen Außenverteidigerinnen nicht so recht nach vorne trauten. Durchaus nicht zu Unrecht, denn Fishlock – deutlich erkennbar die international versierteste Spielerin ihres Teams – machte sich immer anspielbar und versuchte auch, Tempo reinzubringen.
Grundsätzlich war sie auf der halblinken Angriffsseite aufgestellt, aber im Laufe der ersten Halbzeit orientierte sie sich zunehmend auf die andere, die Abwehrseite von Viktoria Schnaderbeck – wohl auch, weil sie im Gegensatz zu Carina Wenninger keine gelernte Innenverteidigerin ist.
Wales lief zumeist mit zwei Leuten die österreichische Spieleröffnung an, fast immer mit Harding und Fletcher, während Fishlock zurückblieb und mit ihrer Übersicht die anderen dirigierte. Sie ist die unumstrittene Chefin ihres Teams.
Aus der Spielanlage rausgerissen
Durch die vorsichtige Positionierung der Außenverteidigerinnen fehlten Österreich natürlich vorne die Leute, um sich in die Pressingformationen zu spielen, außerdem fehlten die Pass-Optionen auf den Außenbahnen. Hinzu kam noch die Fünferkette: Hatte Österreich beim 2:0 in Kasachstan noch beinahe im Minutentakt die Pässe in den Rücken der Innenverteidigung anbringen können, fand man diesmal einfach die Schnittstellen nicht.
So entwickelte sich ein recht zähes Spiel, bei dem Österreich die aus den letzten Spielen gewohnte Dominanz in der ersten Hälfte nicht so richtig ausspielen konnte. Immer mehr wurden Risikopässe vermieden und der Ball im Zweifel hintenrum gespielt. Das machte es dem walisischen Team leicht, Aktionen aus dem Spiel heraus zu verteidigen.
Auch wurde in der ersten Halbzeit viel zu selten versucht, Wales-Keeperin Jo Price zu prüfen. Sie ist vereinslos, und man sah auch, warum. Dass das 1:0 nach einer halben Stunde fast nur aus einem Standard fallen konnte, war abzusehen. Katharina Schiechtl, baumlange Außenverteidigerin, versenkte eine Hereingabe von Sarah Puntigam.
Zu wenig Nachrücken
Wales wurde selbst nur höchst selten gefährlich, und wenn, dann waren es Situationen, in denen Puntigam und Zadrazil im Zentrum ein wenig zögerlich im Umschalten auf die Defensive waren. So wie in der 47. Minute, als Fishlock quasi alleine auf das Tor zu lief, auf Ward querlegte, und diese den Ball nur noch versenken hätte müssen – aber ein paar Zentimeter zu weit rechts zielte.
Dafür erkämpfte man sich aus österreichischer Sicht nun zunehmend Bälle gegen die beiden walisischen Sechser, aber weil es noch immer kaum ein Nachrücken gab, rannte danach nicht selten eine Stürmerin alleine in den Dreierblock im Strafraum. Auffällig war zudem, dass sich das 4-2-3-1, in dem Österreich startete, zunehmend zum 4-4-2 auswusch. Logisch: Mit vier Offensiven gegen die Fünferkette war man personell nicht ganz so unterlegen.
Rechte Seite merklich aktiver
Laura Feiersinger ist ihre fehlende Spielpraxis bei Bayern München deutlich anzusehen, dennoch belebte sich das Spiel, als sie zunehmend vom Zentrum auf die rechte Seite ging und Nici Billa nach innen kam. Grund dafür war aber Katharina Schiechtl: Die Rechtsvertedigierin ging nun sehr viel mehr nach vorne, während LV Maierhofer hinten blieb und eine Dreierkette aufpasste.
Durch ihre Vorstöße kam Österreich halb durch die zweite Hälfte immer mehr in Strafraumnähe, bekam auch Bälle hinein und erarbeitete sich Serienweise Eckbälle, mit denen man Goalie Price testen konnte. Gab es in der ersten Hälfte nur einen, waren es in den 30 Minuten nach der Pause alleine sechs. Es war abzusehen, dass Price dabei zu überwinden sein würde. Dass sie sich das 2:0 gleich höchst selbst ins Tor legte, passte irgendwie.
Mit dem 2:0 war das Spiel entschieden und das 3:0 kurz vor Schluss noch Draufgabe. Wales hatte in der Schlussphase nichts mehr zu bieten.
Fazit: Immer cool geblieben
Es war eine nicht gerade glanzvolle Leistung, weit weg von dem gewohnten Pressing-Spiel der Marke Wir-überfahren-euch-wie-ein-Frachtzug. Dazu agierte Österreich zu vorsichtig. Bei Wales ging es nicht darum, was Wales selbst machte, sondern darum, was Wales durch die Formation und durch das geschichte Positionsspiel von Fishlock bei Österreich verhinderte. Das war sehr lange sehr viel.
Natürlich: Wales hatte nur eine einzige ernsthafte Torchance und ist von der individuelle Klasse her deutlich unterlegen. Aber es ist dem ÖFB-Team durchaus anzrechnen, dass man nie die Nerven wegwarf und immer cool blieb, obwohl es ganz deutlich nicht nach Wunsch lief.
Mit dem 3:0 im Rücken kann man nun beruhigt in das letzte Quali-Spiel in einem Jahr gehen, auswärts in Wales. Denn den direkten Vergleich wird Österreich sicher nicht mehr verlieren.