Österreichs Fußballerin des Jahres heißt Nici Billa. Die 23-jährige Tirolerin ist nicht nur im Nationalteam in die Fußstapfen von Nina Burger getreten, sondern hat vor allem auf Klub-Ebene das mit Abstand beste Halbjahr ihrer Karriere hinter sich – Billa hat einen großen Anteil daran, dass Hoffenheim sensationell auf Platz zwei überwintert. Aber auch andere Österreicherinnen spielen bei ihren Klubs in guter Form.
Drei Tore in der Saison 2017/18, immerhin neun in der letzten Saison – und nun das: 14 Billa-Tore in 13 Spielen.
Klubs aus dem Herren-Bereich wie Wolfsburg und Bayern gehen mit vergleichsweise großem finanziellem Aufwand auf die Titel im Frauenfußball los, viele andere (wie Leverkusen, Köln und Gladbach) haben zwar Frauen-Abteilungen, diese fristen bei ihren Vereinen aber ein desinteressiertes Schattendasein.
Nicole Billas TSG Hoffenheim ist kein Spitzenklub. Seit dem Aufstieg in die deutsche Frauen-Bundesliga 2013 pendelte der Verein stets zwischen Platz sechs und acht. Hoffenheim versteht sich als Talenteschmiede. Der Kader hat sich gegenüber der Vorsaison kaum geändert; mit Maximiliane Rall und Lena Lattwein sind nun zwei der Jungen im erweiterten Kreis des DFB-Teams. Nici Billa kann sich nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Kleinkind-Pädagogin im Sommer nun voll auf den Fußball konzentrieren, zudem ist das System jetzt voll auf sie als Sturmspitze zugeschnitten. In vergangenen Jahren hatte sie auch oft auf die Flügel ausweichen müssen.
Die einzige Niederlage kassierte man (logisch) gegen Dominator Wolfsburg, dazu gab es ein Remis in Frankfurt. Alle andere Spiele wurden gewonnen, zuhause hat Hoffenheim noch eine komplett weiße Weste – 4:0 gegen Köln, 7:0 gegen Essen, 5:1 gegen Potsdam, sogar die Bayern wurden 1:0 besiegt.
Hinzu kommen Billas fünf Tore im Länderspiel-Herbst als Burger-Nachfolgerin in der Sturmspitze. Nachdem sie gemeinsam mit Lisa Makas 2014/15 im Trikot von St. Pölten die heimische Liga kaputt geschossen hat (Billa 27 Tore, Makas 20 Tore in 18 Spielen), haben die Jahre danach zur Reife beigetragen. Nun wird geerntet – und nach zweifacher Junioren-Weltmeisterin im Kickboxen (2008 und 2009) ist Billa nun eben auch Österreichs Fußballerin des Jahres 2019.
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Die anderen Österreicherinnen in Deutschland
Sarah Zadrazil (Fußballerin des Jahres 2018) hat ein schwieriges erstes halbes Jahr als Kapitänin von Traditions-Klub Turbine Potsdam hinter sich. Die Abgänge von drei Teamspielerinnen im Sommer (Huth und Rauch, dazu die Schwedin Ilestedt) waren kaum zu kompensieren. Nach zwischenzeitlich vier Niederlagen am Stück robbte sich Turbine zumindest wieder auf den fünften Platz nach vorne und Jung-Teamspielerin Marie Höbinger spielte sich dabei in die Mannschaft.
Laura Feiersinger, Verena Aschauer und Barbara Dunst sind allesamt Stammkräfte beim FFC Frankfurt, der im Sommer mit der Eintracht fusionieren wird und aktuell einige vielversprechende Talente unter Vertrag hat (Freigang, Kleinherne, Pawollek, Mauron, Shekira Martinez); Yvonne Weiharter wird regelmäßig eigewechselt. Carina Wenninger, die einzige verbliebene Österreicherin bei Bayern München, spielt auch unter dem neuen Trainer Jens Scheuer regelmäßig.
Gini Kirchberger ist bei Freiburg absolut gesetzt, ganz nach Wunsch läuft es aber trotz Top-Talent Klara Bühl im Angriff nicht. Bei Sand ist Routinier Nadine Prohaska immer dabei, Stürmerin Viki Pinther meistens (wiewohl sie noch ohne Torerfolg ist); Verteidigerin Marina Georgieva selten. Duisburg kämpft mit Lisa Makas (zwei Tore, davon ein tolles gegen Wolfsburg) wie erwartet gegen den Abstieg, ebenso wie Aufsteiger Köln (Abwehrspielerin Sabrina Horvat Stamm).
Billas Hoffenheim-Kolleginnen haben hingegen einen schweren Stand. Linksverteidigerin Katharina Naschenweng ist anderthalb Jahre nach ihrem Kreuzbandriss zumindest schon zweimal eingewechselt worden, aber Laura Wienroither und Jenny Klein hängen bei der Zweitliga-Reserve in der Warteschleife. Katharina Schiechtl ist mit Bremen auf dem überlegenen Weg zum direkten Wiederaufstieg.
Das Arsenal-Duo: Zinsberger und Schnaderbeck
Die ÖFB-Kapitänin und die ÖFB-Torhüterin sind gemeinsam in England unter Vertrag – bei Meister Arsenal. Für Schnaderbeck ist es nach einer wegen Verletzungen verlorenen Saison 2018/19 die erste echte für Arsenal, für die von den Bayern gekommene Zinsberger ist sie das tatsächlich. Und, naja, es läuft.
🔝 @ArsenalWFC topping the 🎄 for Christmas
How’s the table looking for your side? pic.twitter.com/KPIkTSpdjH
— Barclays FA Women’s Super League (@BarclaysFAWSL) December 15, 2019
Die Bilanz zu Weihnachten: 27 von 30 möglichen Punkten in der Liga (nur gegen Chelsea ging’s daneben), 13 von 15 möglichen Punkten in der Ligacup-Vorrunde, vier Siege in vier Spielen in der Champions League.
Zinsberger ist die Nummer eins in der Liga (9 von 10 Spielen absolviert), ihre Konkurrentin Pauline Peyraud-Magnin im Ligacup. Im Europacup kam Zinsberger bisher einmal zum Einsatz, die Nr. 2 des französischen Nationalteams dreimal.
Schnaderbeck gehörte zu Saisonbeginn an sich nicht zur ersten Elf, spielte aber dann doch fünfmal von Anfang an (in der Innenverteidigung bzw., ungewohnt, als Linksverteidigerin) und kam in der Ligacup-Gruppenphase regelmäßig zum Einsatz. In der Champions League war die 28-Jährige beim Rückspiel gegen die Fiorentina im Einsatz.
Arsenal wird getragen von einer staken Achse von Europameister Holland: Torjägerin Miedema (die 14 der 29 Liga-Tore Arsenals erzielt hat), Van de Donk (die als Achter, Zehner und Außenstürmerin zum Einsatz kommt) sowie Neuzugang Roord als offensiv denkender Sechser. Hinzu kommen die drei besten schottischen Spielerinnen (Kapitänin Little, Flügelspielerin Evans und Verteidigerin Beattie).
In der Liga thront Arsenal an der Spitze, in der Champions League steht man nach deutlichen Erfolgen über die Fiorentina (4:0 und 2:0) sowie Slavia Prag (5:2 und 8:0) im Viertelfinale gegen Paris St. Germain, im Ligacup ist man als souveräner Gruppensieger ebenso im Viertelfinale und in den FA Cup ist man noch nicht eingestiegen. Theoretisch sind also noch alle vier Titel möglich.
Und in Frankreich: Sarah Puntigam
Eben gegen den französischen Vizemeister Paris St. Germain hat Montpellier zuletzt auswärts in der französischen Liga ein 1:1 erreicht. Das ist für sich ganz gut. Und die Saison läuft für Sarah Puntigam auch besser als die letzte, die nach vier Pleiten in den ersten sechs Spielen schon im Oktober verloren war.
Und doch: Neben der einkalkulierten Niederlage gegen Lyon gab es noch eine weitere gegen Bordeaux sowie Punkteteilungen gegen Guingamp und Soyaux, und schon hat man als Liga-Vierter fünf Punkte Rückstand auf den angepeilten zweiten Rang und damit die Qualifikation zum Europacup.
Die 28-jährige Steirerin kann in Montpellier auch ihre Vielseitigkeit ausspielen: Sie kommt zumeist links hinter der defensiv, nun ja, zuweilen eher passiven Sakina Karchaoui zum Einsatz, aber auch im Mittelfeld-Zentrum. Die Liga ist wohl etwas stärker als die deutsche und dürfte in der Breite die aktuell beste in Europa sein, auch hinter Abonnement-Meister Lyon ist durchaus Qualität da.
Frankreich, England, Deutschland: Dies sind aktuell zweifellos die besten Frauenfußball-Ligen des Kontinents (vor Spanien und Schweden). In allen drei sind Österreicherinnen am Ball. So darf es bleiben.