Valentino Lazaros Tor praktisch mit Ablauf der Nachspielzeit sicherte Österreich den ersten Sieg überhaupt in Belfast. Mehr als ein mittelmäßiger Auftritt war aber auch das 2:1 in Nordirland nicht, mit dem die Nations League für den ÖFB endete. Man schaffte es gegen einen engagierten, aber eindimensionalen Gegner wieder zu selten, in gute Abschlusspositionen zu kommen
ÖFB-Teamchef Franco Foda legte das 4-4-2 wieder ins Regal und schickte seine Mannschaft in Belfast in einem 4-2-3-1 auf das Feld. Gregoritsch startete statt des nicht ganz fitten Arnautovic im Angriff. Alaba rückte links eine Position nach vorne, dafür kam Ulmer als Linksverteidiger ins Team. Ilsanker durfte zunächst statt Zulj ran und Schlager spielte, wie schon am Ende des Bosnien-Spiels, auf der Zehn.
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Michael O’Neill vertraute jenem 4-1-4-1, das er in den meisten Spielen einsetzt. Gegenüber dem Hinspiel (1:0 für Österreich) waren aber nur vier Spieler wieder dabei – für die bereits abgesteigenen Nordiren ging es tatsächlich um nichts mehr. Auffälligste Änderung: Dallas, eigentlich Flügelstürmer, gab den Linksverteidiger – und zwar einen recht aktiven.
Nordirlands Plan
Das Spiel der Nordiren bestand aus Druck auf den ballführenden Österreicher und relativ radikaler Vertikalität. Wie schon im Hinspiel liefen die nordirischen Offensivspieler die Spieleröffnung des ÖFB-Teams an und verhinderten so von Beginn an, dass sich ein geordneter Aufbau etablieren kann.
Wenn die Nordiren den Ball hatten, ging es geradewegs nach vorne, mit Querpässen hielt man sich genauso wenig auf wie mit dem Stellen von Optionen. Vor allem Stuart Dallas, der in Leeds von Marcelo Bielsa trainiert wird, agierte auf der linken Außenbahn sehr aktiv und offensiv – wie seine Mitspieler auch jedoch zumeist eher mit dem Kopf durch die Wand.
Das war kraftvoll und voller Einsatz, es war aber auch sehr eindimensional und berechenbar. Allzu viele ernsthafte Tormöglichkeiten erarbeiteten sich die Nordiren nicht.
Wenige Löcher gerissen
Das auffälligste Merkmal des österreichischen Spiels war, dass der erste Passempfänger fast immer mit dem Rücken zum gegnerischen Tor ausgerichtet war. Immer wieder spielten Dragovic und Hinteregger, oft auch Baumgartlinger, einen kurzen Vorwärts-Pass, nur um den Ball sofort wieder zurückgespielt zu bekommen. Das verhinderte, selbst Tempo in den Aufbau zu bekommen, dürfte aber sehr wohl geplant gewesen sein.
Die Überlegung dahinter war vermutlich, dass der vom nordirischen Tor weglaufende Österreicher (der den Ball dann sofort wieder zum Ausgangspunkt zurück gab) seinen nordirischen Gegenspieler mitzieht und so ein Loch reißt, in den dann wiederum sofort schnell reingespielt werden kann. Zwei Details verhinderten aber, dass dies oft funktionierte: Zum einen ließen sich die Nordiren nicht narren, zum anderen startete auch selten ein Österreicher in den sich potenziell öffnenden Raum.
Aber immerhin, das 1:0 kurz nach dem Seitenwechsel wurde durch genau so einen Decoy-Run, also einen Lockvogel-Laufweg, eingeleitet.
Eher Verhindern statt Erobern
Davon abgesehen war im Spiel nach vorne bei Österreich nicht viel los. Es gab zwar ein gezieltes Pressing, dieses war aber eher auf Verhindern nordirischer Angriffe ausgelegt, weniger auf das Erobern von Bällen in aussichtsreicher Position: So wurde versucht, die Außenverteidiger der Nordiren anzulaufen und zu isolieren. Bei Michael Smith – Rechtsverteidiger vom schottischen Überraschungsteam Hearts of Midlothian und dort Teamkollege von Peter Haring – funktionierte das sehr gut. Gegen Alaba und Gregoritsch kam er überhaupt nicht zur Geltung.
Wenn Österreich im Ballbesitz war, gab es sehr wenig Bewegung ohne Ball. Das machte es den Nordiren leicht. Daher war auch viel abhängig von den langen Eröffnungs-Pässen von Martin Hinteregger, was gegen Insel-Teams selten eine gewinnbringende Option ist. Wenn es doch gelang, mal flach ein wenig nach vorne zu kommen, wurde zumeist das Tempo sehr schnell wieder herausgenommen. Das war womöglich auch eine Folge davon, dass so gut wie jeder Vorwärts-Pass, der nicht völlig ohne Risiko gespielt wurde, den Empfänger nicht fand.
Arnautovic kommt
Zwanzig Minuten vor Schluss kam beim Stand von 1:1 Marko Arnautovic aufs Feld, er ersetzte Michael Gregoritsch und orientierte sich tendenziell eher in Richtung rechte Seite, wo in den letzten halben Stunde David Alaba postiert war.
Gregoritsch zeigte gegen den Ball eine vorzeigbare Leistung, aber Anspiele halten konnte er nicht. Bei Arnautovic hingegen – als Premier-League-Stürmer hat er in Belfast halt doch einen anderen Namen als der Augsburger Gregoritsch – klebten sofort drei nordirische Verteidiger, was Alaba den Raum für einen Torschuss liefert (73.). Da war Arnautovic gerade zwei Minuten mit dabei.
Man merkte Arnautovic seine Knieblessur zwar an, aber auch danach reichte oft seine bloße Präsenz aus, um für Flattern in der nordischen Defensive zu sorgen. So auch tief in der Nachspielzeit, als Alaba in der eigenen Hälfte den Ball eroberte, in Richtung Tor zog, Arnautovic anspielte und dieser Lazaro sah. Der Herthaner zog von der Strafraumgrenze ab und traf zum 2:1.
Fazit: Mehr rausgeholt als verdient war
Von der Kaderbreite her ist Österreich das beste Team der Gruppe. Dennoch fehlte viel, um ernsthaft für sich reklamieren zu können, dass der Aufstieg verdient gewesen wäre. Im Gegenteil: Gegen Nordirland wären zwei Remis korrekt gewesen, es gab zwei glückliche Siege. Im Heimspiel gegen Bosnien ließ man relativ viel zu und erarbeitete sich selbst so gut wie nichts, rettete zumindest einen schmeichelhaften Punkt. Und selbst die Katastrophen-Leistung zum Auftakt in Zenica hätte beinahe zu einem Unentschieden gereicht.
Der Output von sieben Punkten ist in Ordnung. Angesichts der Leistungen hätten es aber genauso gut zwei sein können.
Ich als Sturm Fan, wenn sich alle über den typischen #Foda Kick aufregen #AUTBIH pic.twitter.com/zB5mz6ngAL
— Gerald (@ger_fru) 15. November 2018
Das Punkten über die leistungstechnischen Verhältnisse ist nicht über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Man kann nicht davon ausgehen, dass es nächstes Jahr auch zwei Zufallssiege gegen das Topf-3-Team geben wird, wie jetzt gegen Nordirland.
„Erfolgsstabilität“, so schrecklich das Wort auch ist, gibt es nur, wenn der Erfolg auch durch entsprechende Leistung untermauert wird. Und genau das passierte in diesem Herbst nicht. Es gab drei Siege, ein Remis und zwei Niederlagen – davon eine mit einer B-Elf in einem Testspiel. Die Zahlen sind okay. Aber es war tatsächlich keine einzige wirklich ordentliche Leistung dabei. Das wird in der EM-Quali 2019 so nicht gutgehen. Nicht gutgehen können.
Wenn der Teamchef sagt, man dürfe „nicht alles schlechtreden“, so kann man Franco Foda nur entgegnen: Viel gefährlicher ist es, diesen Katastrophen-Herbst schönzureden.
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