Nach dem 0:0 in Wales hat sich Österreich erstmals für eine große Endrunde im Frauen-Fußball qualifiziert – bei der EM 2017 in Holland sind die ÖFB-Frauen dabei. Darum blicken wir hier kurz auf die insgesamt sechs Anläufe, die man seit dem Aufstieg in die A-Gruppe 2004 unternommen hat, zurück: Vom Hinauf-Arbeiten vom letzten in den zweiten Lostopf und die Entwicklung unter den Teamchefs Ernst Weber (bis 2010) und Dominik Thalhammer (seit 2011).
Ein für Mitte August ungewöhnlich kühler Tag, über der ohnehin recht öden Landschaft im pannonischen Hinterland von Bratislava hängt eine graue Wolkensuppe, es ist relativ windig. Der letzte Spieltag der EM-Qualifikation, die ÖFB-Frauen brauchen in der Slowakei zumindest einen Punkt, um doch noch den Gruppensieg zu erringen und damit die Chance zum Aufstieg in die „Erste Kategorie“ zu haben.
Nach einem knapp und zwei deutlich verpassten Versuchen hatte Österreich an diesem 21. August 2004 – zeitgleich zu Olympia in Athen – tatsächlich die Chance, sich erstmals aus der Zweiten Liga zu befreien: Damals wurden Qualifikationen für EM und WM noch in zwei Leistungsstufen ausgetragen, ähnlich wie bei der Eishockey-WM. Die Sieger der B-Gruppen spielten dann gegen die Letzten der A-Gruppen Relegation.
Und dann das: Kurz nach dem Start in die zweite Halbzeit des Spiels ging die Slowakei 2:0 in Führung. Um 19.07 Uhr an jenem Samstag sah alles so aus, als hätte man diese Chance vertan. Doch dann schlug die große Stunde von Nina Aigner: Nach sechs Jahren als Nationalteam-Stammkraft war die Bayern-München-Legionärin erstmals von der Bank gekommen, in der 64. Minute erzielte sie den Anschlusstreffer, in der 84. Minute den so wichtigen, erlösenden Ausgleich.
Nachdem Gerti Stallinger mit ihrem 30. und letzten Tor im Nationalteam sogar noch das 3:2-Siegtor erzielte, war Österreich Gruppensieger und hatte als solcher im Oktober bzw. November das Aufstiegs-Playoff vor sich. Zugelost wurde Belgien, aber das Playoff fiel aus: Die UEFA entschied sich, die Zweiteilung aufzuheben. Ein halbes Jahr später revidierte man diese Entscheidung, aber Österreich durfte „oben“ weiter machen.
Gott sei Dank – denn Belgien war in der Weltrangliste 19 Plätze besser klassiert. Ob Österreich da im Playoff eine Chance gehabt hätte? So gab es über ein Jahr kein einziges Ländermatch, denn Freundschaftsspiele verweigerte der ÖFB.
Quali zur WM 2007 in China (ENG, FRA, NED, HUN): Kampf um den Klassenerhalt
Als Aufsteiger war Österreich im fünften von fünf Töpfen und das Ziel war, irgendwie den letzten Platz (und damit die Relegation) zu verhindern – sprich, vor Ungarn zu bleiben. Gruppenkopf England hatte gerade die Heim-EM absolviert und war mehrere Klassen zu stark für das ÖFB-Team. Vor einer recht vorzeigbaren Kulisse von 1.700 Zusehern siegten die Lionesses in Amstetten locker 4:0. Dieses Spiel im September 2005 – einige Tage vor der Demission von Hans Krankl als Herren-Teamchef – war übrigens das Debüt eines 17-jährigen Stürmer-Talents aus Niederösterreich, einer gewissen Nina Burger.
Drei Wochen später ging es nach Ungarn. Das Team unseres Nachbarlandes war in der Weltrangliste etwa dort klassiert, wo auch Belgien gewesen wäre – aber siehe da: Nina Burger nach 8 Minuten mit ihrem ersten Team-Tor per Abstauber, nach einer halben Stunde besorgte Nina Aigner per Weitschuss das 2:0. Österreich siegte auf dem Bezirksliga-Sportplatz von Bük locker mit 3:0. Der Klassenerhalt rückte näher.
Einen Monat später gastierte Holland in Kapfenberg, Oranje ging nach einer halben Stunde durch einen Weitschuss in Führung und verwaltete das 1:0 bis zum Ende. Wichtiger aber: Das 0:13 der Ungarinnen in England ruinierte deren Tordifferenz so nachhaltig, dass der Klassenerhalt von Österreich schon so gut wie sicher war. Das nächste Match – ein paar Tage später gegen Frankreich – war dann auch das letzte Länderspiel der fast 39-jährigen Gertrud Stallinger. Ihre 30 ÖFB-Tore waren noch achteinhalb Jahre Rekord. In der Regenschlacht gegen Frankreich in Langenrohr ging Österreich schnell per Elfmeter in Führung, verlor aber dann verdient mit 1:3.
Nach der Winterpause hielt man im April 2006 bei Gruppenkopf England das Ergebnis mit einer kernigen Abwehrschlacht lange knapp bei 0:1, ehe es in den letzten fünf Minuten doch noch drei Gegentore gab. Dennoch: Nach dem 0:4 stand fest, dass ein Punkt im folgenden Heimspiel gegen Ungarn definitiv zum Klassenerhalt reicht. Allerdings fehlten Sonja Spieler und Nina Aigner von Bayern München, womit Ernst Weber eine reine Österreich-Liga-Truppe aufstellen musste.
Im nebelverhangenen Bruck/Leitha drückte Österreich – einmal Aluminium, einmal auf der Linie geklärt, ein Tor wegen eines zweiten Balles auf dem Feld aberkannt – aber traf nicht. So kam, was kommen musste: Vor der Pause holte Keeperin Bibi Reischer noch einen Elfer aus der Ecke, aber nach dem Seitenwechsel schlug es ein. Immerhin: Nina Burger erzielte kurz vor Schluss noch den 1:1-Ausgleich und der Klassenerhalt war fix.
Das 0:4 in Holland (wieder mit drei Gegentoren in den letzten vier Minuten) und das 1:2 in der Abwehrschlacht in Frankreich (mit 9.000 das Spiel mit den meisten Zusehern in der ÖFB-Historie) hatten nur noch statistischen Wert. Österreich beendete die Gruppe als Vierter, hatte das Ziel erreicht.
Quali zur EM 2009 in Finnland (NOR, RUS, POL, ISR): Playoff-Chance schnell vertan
In den vierten von fünf Töpfen aufgerückt, bekam man für die nächste Quali einen „kleinen“ Gegner dazu (Israel) und dank des seltsamen Modus (die sechs Gruppensieger fix qualifiziert, die sechs Zweiten UND die vier besten Dritten auch noch im Play-Off) sogar eine kleine Chance auf eine Playoff-Teilnahme präsentiert.
Die war aber nach dem ersten Spiel in Freistadt im Mühlviertel – im Mai 2007 sogar noch vor der WM ausgetragen – auch schon wieder perdu. Beim Debüt von Viktoria Schnaderbeck (16) und Carina Wenninger (16) von LUV Graz ging Gegner Polen mit der ersten Chance sofort in Führung und hielt dieses 1:0 bis zum Schluss. Danach holte man sich die erwartete Niederlage in Norwegen ab (0:3), ehe man im August 2007 – kurz nachdem die U-20-Burschen in Kanada das WM-Halbfinale erreicht hatten – gegen Russland antreten musste.
Irene Fuhrmann, nunmehr U-19-Teamchefin, erzielte schnell das 1:0, aber dann spielte Russland erst die überlegene Klasse und dann die überlegene Kraft aus – Endstand 1:5. Mehr Gegentore in einem Spiel hat Österreich davor und danach nie kassiert. Immerhin hielt man sich ein paar Tage später beim 5:0 gegen Israel schadlos. Es waren dies auch die einzigen beiden Länderspiele von Kerstin Straka – einer Berlinerin mit österreichischem Vater.
Die nächste Partie fand erst im Mai 2008 statt. An jenem Tag, als Josef Hickersberger seinen Heim-EM-Kader bekannt gab, feierten die ÖFB-Frauen (im insgesamt siebenten Spiel gegen diesen Gegner) in Polen den ersten Sieg – schon zur Halbzeit hatte Österreich durch Gröbner, Aigner und Burger 3:0 geführt, am Ende hieß es 4:2. Drei Wochen später unterlag man Norwegen in Amstetten standesgemäß mit 0:4, ehe Österreich in der Nachmittags-Hitze in Israel ran musste.
In der Freiluft-Sauna von Beit-She’an hatte es 42 Grad und eine extreme Luftfeuchtigkeit, aber mit zwei Toren vor der Pause war die Entscheidung früh gefallen. Nach dem 2:0 in Israel bestand noch eine Mini-Chance auf das Play-Off – dafür brauchte es einen Sieg im abschließenden Match in Russland. Der Traum war aber schnell ausgeträumt: Schon nach einer halben Stunde rannte Österreich einem 0:3-Rückstand hinterher. Nach der 1:3-Niederlage in Krasnoarmeisk war Österreich zwar Dritter, aber wegen der Auftakt-Pleite gegen Polen nicht im Play-Off.
Quali zur WM 2011 in Deutschland (ENG, ESP, TUR, MLT): Auf verlorenem Posten
Immerhin rückte man aber für die Auslosung zur nächsten WM-Quali vom vierten in den dritten Topf auf. Die Ausgangslage vorne blieb wie bei bei der letzten Quali: Ein gar nicht (England) und ein fast nicht zu schlagender Gegner (Spanien). Von hinten drohte aber keine Gefahr, die Matches gegen die Türkei und Malta waren im Grunde vier Pflichtsiege.
Schon die Nominierung für den ersten Doppelspieltag verdeutlicht das ganze Drama des Teams damals: Teamchef Ernst Weber musste zwei separate Einberufungslisten für die Spiele am 24. und 29. Oktober führen – aufgrund „schulischer und beruflicher Verpflichtungen“, wie es der ÖFB damals formulierte. Nina Burger etwa war beim ersten Spiel nicht dabei, beim zweiten schon. Bei Sonja Spieler zum Beispiel war es umgekehrt.
Ohne zu glänzen kam Spanien im ersten Match zu einem 2:0-Heimsieg gegen die ÖFB-Frauen, fünf Tage später zu einem 1:0-Erfolg über Österreich in Amstetten – beide Male enttäuschte Österreich nicht, holte aber auch nichts. Die ohnehin kleine Chance auf den zweiten Platz (der unter Umständen zum Play-off gereicht hat) war damit schon Makulatur. Daran änderte auch der (enttäuschend magere) 2:0-Pflichtsieg auf Malta nichts.
Nach der Winterpause, im März 2010, verkündete Kapitänin Nina Aigner ihren Abschied aus dem Nationalteam – und der ORF, dass er erstmals ein Match der ÖFB-Frauen live übertragen würde. Auf TW1 (dem späteren ORF Sport plus) übernahm man das BBC-Signal des Spiels an der Loftus Road, dem Stadion der Queens Park Rangers aus London. Teamchef Ernst Weber war nicht dabei: Er betreute die U-17-Burschen bei ihren zeitgleich ausgetragenen Matches.
So lange die Kräfte da waren, hielt Österreich in England das Ergebnis eng, das Endresultat lautete 0:3. Seit diesem letzten Spiel von Nina Aigner und Susi Gahleitner spielte keine einzige Oberösterreicherin mehr im Nationalteam. Dafür fand immerhin das nächste Match in Oberösterreich statt: Malta wurde vor knapp 1.500 Zusehern in Ottensheim 6:0 vom Platz geschossen. Lisa Makas erzielte gleich bei ihrem Debüt drei Tore, auch Laura Feiersinger kam erstmals zum Einsatz – und zwei Wochen später, beim 4:0 in Anger gegen die Türkei, traf sie auch erstmals. Der dritte Gruppenplatz war damit abgesichert.
Beim Heimspiel gegen England in Krems im August 2010 rekrutierten sich die Einlaufkinder aus dem Goldhauben-Nachwuchs. Das sah süß aus, wirkte aber auch irgendwie harmlos – genauso wie das österreichische Team in den folgenden 90 Minuten. Rot-Weiß-Rot (mit sechs Deutschland-Legionärinnen – gegen Ungarn vier Jahre davor spielte keine einzige) unterlag England 0:4.
Vier Tage später schrammte man in der Türkei an einer Total-Blamage vorbei: Österreich ging (beim Debüt von Sarah Zadrazil) mit einem 0:2-Rückstand in die Pause, rettete immerhin noch ein 2:2. Ein Remis in der Türkei ist aber auch keine Heldentat.
Quali zur EM 2013 in Schweden (DEN, CZE, POR, ARM): Gunst der Stunde genützt
Ein halbes Jahr danach starb Teamchef Ernst Weber. Dominik Thalhammer übernahm und hatte auch das Glück, die wahrscheinlich leichteste Quali-Gruppe für die kommende EM zugelost zu bekommen – Tschechien war davor eher durch glückliche Umstände als durch große Qualität in den zweiten Topf gerutscht.
Dennoch waren die Tschechinnen im ersten Spiel im September 2011 in Vöcklabruck das recht deutlich reifere Team, drückten auf den Führungstreffer, der nach einer Stunde dann auch gelang. Postwendend erzielte Österreich aber den Ausgleich und hatte am Ende sogar Kräfte-Vorteile, es blieb beim 1:1. Damit war die Chance (anders als zwei Jahre zuvor) auf Platz zwei und das Play-Off zumindest nicht nach dem ersten Spiel schon dahin.
Ohne die verletzte Kapitänin Hanschitz und die ebenso angeschlagene Nina Burger war man bei Gruppenfavorit Dänemark chancenlos und verlor 0:3, gegen Punktelieferant Armenien taten sich die ÖFB-Frauen in Bruck/Mur lange schwer und gewannen „nur“ mit 3:0. Im November 2011 folgte dann die nächste Schnittpartie: Auswärts in Portugal, bei einem der stärkeren Topf-4-Teams.
Laura Feiersinger brachte Österreich nach einer Viertelstunde in Führung und es gab auch noch Chancen, das Spiel frühzeitig zu entscheiden, aber nach einer Stunde kam Portugal auf und übte großen Druck aus. Nur mit sehr viel Zittern brachten die ÖFB-Frauen das 1:0 über die Zeit, dafür war man weiterhin an den Tschechinnen dran und damit weiterhin voll im Geschäft.
Mehr Zittern als notwendig musste man dann auch nach der Winterpause, beim Spiel in Armenien im April 2012 – nach zehn Minuten war das armenische Team, das heillos überfordert sein hätte müssen, schon 2:0 voran. Natürlich: Schon eine halbe Stunde später war Österreich 3:2 in Führung und gewann am Ende 4:2, aber so stand das nicht im Drehbuch. Ein paar Tage später kam es in Wr. Neustadt zu einer veritablen Regenschlacht gegen Portugal. Man kam nie ernsthaft in Gefahr zu verlieren, aber ein 0:0 wäre im Fernduell gegen Tschechien ein ziemlicher Rückschlag gewesen. Doch dann kam Laura Feiersinger: Tor in der 85. Minute zum 1:0-Sieg.
Die Ausgangslage vorm Auswärts-Match in Tschechien war simpel: Ein Sieg reicht fix zum Playoff, bei einem Remis wäre alles offen und bei einer Niederlage ist alles aus. In der brütenden Hitze von Prag hatten die Tschechinnen zunächst mehr vom Spiel, aber kurz vor der Pause gab es Rot für die tschechische Kapitänin und Elfer für Österreich – das 1:0. Dem Ausgleich folgte postwendend das 2:1 und nach einer Stunde dank eines Goalie-Bocks das 3:1 für die ÖFB-Frauen. Tschechien brach völlig zusammen, nach dem Anschlusstreffer kurz vor Schluss hieß es noch Bangen, aber Österreich gewann 3:2 und hatte das Play-Off sicher – der größte Erfolg der Teamgeschichte.
Im letzten Spiel gegen Dänemark konnte man ohne jeden Druck gehen. Österreich traute sich auch durchaus, den Favoriten zu attackieren, hatte ein paar Schrecksekunden zu überstehen, aber ging kurz vor der Pause durch Verena Aschauer in Führung – das erste Gegentor für Dänemark in der ganzen Quali. Kurz nach der Halbzeit legte Nina Burger vor 2.600 Zusehern in St. Pölten das 2:0 nach, Dänemark machte auf, Österreich konterte, in Minute 78 fiel sogar das 3:0 – eine Riesen-Sensation. Nach dem 3:1-Sieg ging man als Außenseiter, aber mit Selbstvertrauen ins Play-Off gegen Russland.
2007/08 war Österreich gegen Russland noch arg unter die Räder gekommen, im Oktober 2012 war man zumindest von den Spielanteilen her gleichwertig. Die größere Routine in solchen Do-or-Die-Spielen, die größere internationale Erfahrung gab allerdings immer noch den Ausschlag für die Russinnen: Im Hinspiel, vor 3.600 Zusehern in St. Pölten, nützte man zwei Chancen zur zwei Toren und einem 2:0-Sieg, im Rückspiel in Rostov drückte man bis zur 1:0-Führung an und verwaltete dann. Das 1:1 (Ausgleich durch einen Puntigam-Freistoß) war ein nettes Ergebnis, aber zu wenig.
Für langjährige Stammkräfte wie Kapitänin Marlies Hanschitz, Susi Höller, Marion Gröbner, Jasmin Pfeiler und Maria Gstöttner war in der Folge die Team-Karriere vorbei – die ÖFB-Frauen näherten sich immer mehr ihrem aktuellen Gesicht.
Quali zur WM 2015 in Kanada (FRA, FIN, HUN, BUL, KAZ): Erstmals EM-Teilnehmer überholt
Hatte man 2011/12 die Tatsache genützt, dass man eine relativ leichte Gruppe hatte, kam es 2013/14 umso dicker: Frankreich (trotz des Viertelfinal-Aus bei der EM die da wohl beste Truppe Europas) und Finnland – 2005 im EM-Halbfinale, 2009 im Viertelfinale und auch 2013 mit dabei. Der Gruppensieg war illusorisch, Platz zwei sollte es sein, womöglich reicht das zum Play-Off. Finnland war der Gradmesser, wie weit man wirklich war.
Das Auftaktspiel, daheim in Vöcklabruck gegen Bulgarien, konnte einem aber schon ein wenig den Appetit verderben. Österreich zeigte eine fürchterliche Leistung, statt des angestrebten Kantersieges stand bis zehn Minuten vor Schluss ein kümmerliches 1:0 zu Buche, erst kurz vor dem Ende wurde der 4:0-Sieg fixiert. Dennoch trat man in Finnland im Ballbesitz mit einem flotten 3-1-6-System an, presste die Spielerinnen aus Finnland nieder, dass denen Hören und Sehen verging. Der Überlegenheit zum Trotz rannte man bis zur 79. Minute einem Rückstand nach, dem Ausgleich folgte gleich wieder der Rückstand und die 1:2-Niederlage.
Einen Monat später musste Österreich in Ungarn nur auf die Fehler der Gegner warten, um beim Debüt von Nici Billa zu einem recht unbemerkenswerten 3:0-Sieg zu kommen. Das Heimspiel ein paar Tage später gegen Frankreich – ausgetragen in Ritzing inmitten des burgenländischen Nichts – brachte immerhin eine starke Anfangsphase. Nach dem französischen Doppelschlag zum 2:0 nach zwanzig Minuten war Österreich geschlagen, ließ sich aber nie hängen. Frankreich gewann 3:1.
Über den Winter verletzten sich Wenninger und Feiersinger schwer und fielen die restliche Quali aus, auch ohne die beiden gabe es ein (noch viel zu knappes) 6:1 in Bulgarien. In Le Mans agierte man bei Gruppenkopf Frankreich ungemein furchtlos, attackierte das Weltklasse-Team in deren eigener Hälfte und brachte die 8.000 Zuseher zum verstummen. Auch nach drei Gegentoren in kurzer Zeit hörten die ÖFB-Frauen nie auf Frankreich zu nerven, kamen nach einer Stunde zum Anschlusstreffer und trafen dann noch einmal den Pfosten. Es blieb beim 1:3, aber Frankreich war schwer beeindruckt.
Das war auch Finnland. Im Juni kam Suomi nach Wr. Neustadt und agierte von Beginn an wie das Kaninchen vor der Schlange – obwohl Österreich eigentlich viele Räume anbot. Der 3:1-Sieg der ÖFB-Frauen sieht knapper aus als das Spiel war. Damit war auch klar: Wenn Österreich programmgemäß die restlichen drei Spiele gewinnt und Finnland beide Matches gegen Frankreich verliert, ist Österreich Zweiter. Beim 3:0-Arbeitssieg in Kasachstan kam Rot-Weiß-Rot auch nie ernsthaft ins Wanken.
Daheim gegen Ungarn aber sehr wohl – obwohl man nach 20 Minuten schon 3:0 in Front lag. Da ging alles zu einfach, Leichtsinn kam dazu, und zack, kurz nach der Halbezeit hatte Ungarn zum 3:3 ausgeglichen. Ein Glückstor von Nina Burger und viel Dusel danach retteten Österreich den 4:3-Sieg – und ein paar Tage später gab es zum Abschluss trotz einer wieder nicht besonders guten Leistung ein 5:1 über Kasachstan.
Weil Finnland tatsächlich beide Spiele gegen Frankreich verlor, schloss Österreich die Gruppe vor dem EM-Stammgast auf dem zweiten Platz ab. Für das Play-Off reichte es nicht ganz, dazu hätte man in Finnland zumindest einen Punkt gebraucht. Aber nun hatte man auch in einer eher schweren Gruppe zeigen können, dass der Aufwärtstrend tatsächlich da ist.
Quali zur EM 2017 in Holland (NOR, WAL, ISR, KAZ): Souverän durchgezogen
Durch die beiden zweiten Plätze war man in der Setzliste für die von EM 2017 in den zweiten aufgerückt. Sechs der acht Zweiten qualifizieren sich wie die Gruppensieger direkt, die zwei verbleibenden Zweiten spielen sich einen weiteren Platz aus – die Erfahrung hat gezeigt: Wenn man gegen die drei „kleineren“ Teams alles gewinnt, wird man dabei sein. Und unter Thalhammer wurde noch jedes einzelne Spiel gegen Teams aus schwächeren Töpfen gewonnen. Jedes.
Das 2:0 in Kasachstan zum Auftakt war eine zähe Angeleigenheit, bei der auf einem Krautacker und mit einem von EM-Quali-Standards meilenweit entfernten Umfeld nur die drei Punkte zählten. Endgültig den Ton setzte dann das Heimspiel gegen Wales, den einzigen echten Gegner um den zweiten Platz.
Es bestand nie die realistische Gefahr, dass das schief gehen könnte. Gegen das flexible 3-4-3 der Waliserinnen tat sich Österreich zwar schwer und Glanzpunkte gab es kaum, aber durch ein Kopfball-Tor von Schiechtl war der Sieg nach einer halben Stunde auf Kurs und nach einem De-facto-Eigentor zum 2:0 eine Viertelstunde vor Schluss auch endgültig fixiert. Nach dem 3:0 war der einzige echte Gegner um den zweiten Platz schon klar distanziert. Es folgte ein unendlich mühsames 1:0 beim ultra-defensiven Team aus Israel. Mit drei Siegen und null Gegentoren ging es in die Winterpause.
In dieser gewann Österreich den Cyprus-Cup, die letzte Niederlage war mittlerweile zwei Jahre her. Kasachstan wurde im nächsten Heimspiel in Steyr eine Halbzeit lang vorgeführt, nach der 5:0-Pausenführung ließ man es ruhiger angehen und gewann „nur“ mit 6:1. Es folgte dan Heimspiel gegen Norwegen – 2007 war man noch chancenlos, nun waren die ÖFB-Frauen auf Augenhöhe. Ein Elfmeter brachte Norwegen entgegen des Spielverlaufs halb durch die erste Hälfte in Fühung, mehr als Verwalten zeigte der Vize-Europameister auch danach nicht – Österreich verlor eher wegen fehlender internationaler Routine als wegen fehlender Klasse mit 0:1.
Zwei Monate Später, im Juni 2016, wollte man in Oslo Versäumtes nachholen. Ein schlimmer norwegischer Schnitzer ermöglichte Nina Burger nach 13 Minuten das 1:0, wenig später traf Norwegen per Weitschuss zum Ausgleich, daraufhin fuhr die österreichische Pressing-Maschine auf Hochtouren und Norwegen war nur noch Passagier. Dennoch geriet Österreich nach einer Stunde wieder in Rückstand. Die Genauigkeit und die Ruhe fehlte, aber der Wille war immer da – und siehe da, tatsächlich kam man noch zum 2:2. Der erste Auswärts-Punkt gegen ein Topf-1-Team – und ein Bonus im Ranking der Gruppenzweiten.
Der zweite Platz, der ohnehin nie in Gefahr war, wurde durch das konzentrierte 4:0 in Horn gegen Israel auch rechnerisch fixiert, womit ein Remis zum Abschluss in Wales definitiv für die direkte Qualifikation reichte und selbst eine deutliche Niederlage die erstmalige EM-Teilnahme nicht mehr verhindert hätte. Es gab ein 0:0 – die robusten Waliserinnen, deren Langball-Geholze, die seltsame Ausgangslage zwischen „eigentlich eh schon durch“ und „noch nicht rechnerisch fix“ half mental auch nicht direkt weiter.
Long story short: Das Spiel selbst muss man nicht bejubeln und die Tatsache, dass es damit das EM-Ticket gab, ist das, worauf es ankommt.
Endrunde in Holland
Und jetzt? Jetzt ist es an Rumänien und Portugal, sich den sechzehnten und letzten Platz für die EM im Holland auszuspielen. Mit dabei sind Deutschland, Frankreich, Schweden, Endland, Norwegen, Spanien, Island, Schweiz, Schottland, Belgien, Dänemark, Italien, Russland… und Österreich!
Die Auslosung erfolgt am 8. November. Man darf gestpannt sein.