Frauen-EM-Qualifikation für 2013
Stadion Wr. Neustadt, 5. April 2012
Österreich - Portugal
1-0
Tore: 85' Feiersinger

1:0 über Portugal – Für Geburtstagskind Feiersinger wiederholt sich Geschichte

Stolze 2300 Zuschauer waren in Wr. Neustadt dabei – und sie sahen eine eher mühsame Partie. Nach der die mit 1:0 siegreichen ÖFB-Frauen in der EM-Quali weiterhin im Plansoll sind. Matchwinner war Bayern-Legionärin Laura Feiersinger an ihrem 19. Geburtstag. Sie hatte schon im Herbst für den Sieg in Portugal gesorgt…

Österreich – Portugal 1:0

Der Flügel? Nicht die Lieblingsposition von Nadine Prohaska, wie sie selbst sagt. Im EM-Quali-Heimspiel gegen Portugal musste sie aber dennoch raus auf die Flanke. Allerdings weniger, um nach Druck nach vorne zu sorgen – „sondern, um eher nach innen zu ziehen und die Pässe aus der portigiesischen Innenverteidigung raus auf die Flügelstürmerin zu unterbinden“, wie Teamchef Dominik Thalhammer nach dem Spiel erklärte. Das zumindest hat ganz gut funktioniert.

Die Flügel

Der Nachteil bei der ganzen Sache: Offensiv war auf der linken Seite von Prohaska wenig los. Was nicht nur am recht konservativen Positionsspiel von Prohaska lag, sondern auch an der Formation der Mannschaft aus Portugal. Antonio Violante, der die Selecção nach deren 0:1-Niederlage im Herbst gegen Österreich übernommen hatte, ließ seine Mannschaft (genau wie Vorgängerin Monica Jorge) in einem 4-3-3 auf das Feld, in dem die beiden Außenstürmerinnen Ana Borges und Andrea Rodrigues extrem weit nach vorne schoben.

Das führte dazu, dass die österreichischen AV Hanschitz und Gröbner in der Vorwärtsbewegung sehr zurückhaltend waren. Heißt: Die linke Seite war offensiv praktisch nicht vorhanden und auf der rechten war Laura Feiersinger ziemlich auf sich alleine gestellt. Das machte sie allerdings sehr aktiv, suchte 1-gegen-1-Situationen gegen ihre eher überforderte Gegenspielerin Regina Pereira, ihre kurz vor der Grundlinie geschlagenen Flanken fanden in der Mitte allerdings keine Abnehmer.

Feiersinger (Nr. 18) hatte auf ihrer rechten Seite viel Platz zwischen Portugals passiver Linksvertidigerin und der hoch stehenden Linksaußen

Interessanterweise blieben auch bei Portugal beide Außenverteidigerinnen nach vorne eher passiv – das war bei Regina Pereira gegen die quirlige und durchsetzungskräftige Feiersinger noch verständlich. Aber warum Carole Costa auf der anderen Seite aus dem durchaus vorhandenen Platz sehr wenig machte und Rechtsaußen Ana Borges gegen Prohaska nicht unterstützte, ist schon ein wenig rätselhaft.

Die beiden Außenstürmerinnen bei Portugal sorgten, wie erwähnt, für viel defensive Arbeit bei Hanschitz und Gröbner – und immer hatten sie ihre Gegenspielerinnen nicht im Griff. Wie schon im Spiel gegen Tschechien tendierten die beiden dazu, etwas zu weit einzurücken und wurden dabei allerdings nicht von den Mittelfeld-Außen in der Rückwärtsbewegung unterstützt. So war die erste Viertelstunde des Spiels klar in portugiesischer Hand, wiewohl keine klaren Chancen herausgespielt werden konnten.

Die Zentrale

Personeller Gleichstand im Zentrum oder mehr Druck gegen die gegnerische Viererkette? „Wir haben mit der zweiten Stürmerin nach vorne drücken wollen, weil wir wussten, dass die Innenverteidigung bei Portugal die Schwachstelle ist“, erklärte Teamchef Thalhammer. Macht Sinn. Funktionierte aber im Mittelfeld nicht wirklich. Nicht nur, weil Manhart und Puntigam (die gegenüber dem 4:2 in Armenien von der linken Seite ins Zentrum ging) gegen das enge Dreier-Mittelfeld der Portugiesinnen permanent in Unterzahl waren. Sondern auch, weil die Pass-Sicherheit der beiden oft arg zu wünschen übrig ließ. Was aber, zugegeben, auch an der Jugend der beiden 19-Jährigen liegen mag.

Typisches Bild: Die Stürmerinnen und Feiersinger vorne, dahinter lange nichts

So kontrollierte Portugal das Zentrum und es gelang nicht, wirklichen Druck auf die portugiesische Viererkette auszuüben. Auch, weil die Mannschaft zu wenig nachrückte: Die Stürmerinnen (Nina Burger und Conny Haas) vorne, dazu Laura Feiersinger auf der rechten Seite – und dahinter viel leerer Raum. Die Abwehr aus Portugal verhielt sich in der Rückwärtsbewegung recht gut, ließ nur sehr wenig zu und der Druck, den Thalhammer mit seinem 4-4-2 auf die Kette ausüben wollte, kam nie so recht zu Stande.

Portugal im Angriff

Durch die Dominanz im Zentrum und die aktiv agierenden Außenspielerinnen diktierte Portugal zunächst das Spiel. Aber so sehr das ÖFB-Team im Zentrum Probleme hatte und so unklar in ihren Aktionen die Außen zuweilen waren, in der Innenverteidigung hatten Carina Wenninger und Susanna Höller die absolute Hoheit: Portugals Sturmspitze Laura Luis (die die verletzte Rekord-Teamspielerin Edite Fernandes zu ersetzen hatte) fand de facto nicht statt. Zudem machte Jasmin Pfeiler im Tor einen recht sicheren Eindruck – sie hatte die Position im Tor übernommen, nachdem Anna-Carina Kristler beim 4:2 in Armenien eine eher unglückliche Figur gemacht hatte.

Der erste Schwung war bei Portugal nach einer Viertelstunde entwichen und kam auch nie mehr so richtig zurück. Was sicher auch daran lag, dass die Mannschaft nach vorne recht vorhersehbar agierte: Das Dreier-Mittelfeld hatte eher den Job, österreichische Angriffe zu verhindern und eher risikoarme Pässe zu spielen, als für die öffnenden Bälle zu sorgen. So kann man die Gäste, obwohl mit einem 4-3-3 mit hohen Außenstürmerinnen angetreten, durchaus eher als „bieder“ bezeichnen.

Österreich im Angriff

Das ÖFB-Team war individuell grundsätzlich die bessere Mannschaft, konnte das im strömenden Regen von Wr. Neustadt aber nie so richtig zeigen. Durch die Unterbesetzung und die vielen Fehlpässe im Mittelfeld-Zentrum fehlte es dem österreichischen Spiel an den Impulsen. Aus dem Spiel heraus kamen somit kaum nennenswerte Szenen zu Stande und die (vielen) Standards wurden zumeist von Portugal geklärt – allerdings ohne gleich selbst einen Konter einzuleiten, sondern nur durch blindes Rausdreschen der Bälle.

Die große Chance (40.) – aber aus dem Getümmel will der Ball nicht rein

Vor schnellem Umschalten bei Portugal musste man also keine Angst haben, andererseits aber auch die Portugiesinnen nicht vor allzu gefährlichen Aktionen des Heimteams. Das bekam kaum Zugriff auf den Strafraum, wurde zumeist bei harmlosen Weitschüssen gehalten und kam vor der 85. Minute nur zu zwei nennenswerten Torszenen: Kurz vor der Halbzeit, als es im Gestocher keiner gelang, den Ball über die Linie zu drücken, und in der 53. Minute, als Nina Burger bei ihrem vermeintlichen Tor klar im Abseits stand.

So dauerte es bis zur 85. Minute, ehe es doch noch das goldene 1:0 für Österreich gab, nachdem das Spiel einem nicht ganz unlogischen torlosen Remis schon verdächtig nahe gekommen war. Nina Burger legte auf Höhe des Sechzehners klug auf Laura Feiersinger quer, um die sich niemand kümmerte – und an ihrem 19. Geburtstag krönte die beste Österreicherin an diesem Tag ihre Leistung mit dem Siegtor. Wie schon im November in Pombal, als sie ebenfalls das entscheidende Tor in Portugal erzielt hat!

Fazit: Teamchef war zufrieden – Vorgaben erfüllt und Geduld gehabt

Die Erleichterung war nach dem 1:0-Sieg groß

Erstaunlicherweise war Teamchef Dominik Thalhammer nach dem Spiel deutlich zufriedener damit (auch mit dem Spiel, nicht nur mit dem Ergebnis), als es die Partie vermuten ließe. Vor allem mit der taktischen Leistung war er überaus zufrieden – jede Spielerin hat die gestellten Aufgaben demnach zur weitgehenden Zufriedenheit des Teamchefs erfüllt.

Kann man so sehen. Feiersinger machte auf ihrer Seite ganz gut Druck, Prohaska ließ (zumindest meistens) defensiv nicht allzu viel zu. Burger und Haas versuchten vorne durchaus, Druck auszüben – was aber mangels Unterstützung von hinten und durch das große Loch zwischen Mittelfeld und Angriff nicht so recht klappen wollte. Manhart und Puntigam im Zentrum ließen, trotz hoher Fehlpassquote, kaum zu, dass aus der portugiesischen Zentrale viel kam. Und Geduld, ja, Geduld hat das ÖFB-Team bewiesen.

Für Portugal bedeutet dieses Resultat auch rechnerisch das Aus im Rennen um den zweiten Gruppenplatz. Teamchef Violante sah „ein ausgeglichenes Spiel, das in beide Richtungen ausgehen hätte können und in dem ein Remis verdient gewesen wäre“ – aber am Ende hat das Pendel halt in die österreichische Richtung ausgeschlagen.

Der Showdown in der EM-Quali-Gruppe 7 findet nun also am 16. Juni (dooferweise mitten während der Herren-EM) in Tschechien statt: Ein Sieg oder ein Remis ab 2:2 aufwärts, und Österreich überholt den großen Kornkurrenten. Alles andere, und es bräuchte schon eine Sensation im letzten Spiel gegen Dänemark.

(phe)

Die Teams:

Österreich: Jasmin Pfeiler (27, Altenmarkt) – Marion Gröbner (26, Herford), Susanna Höller (22, Sindelfingen), Carina Wenninger (22, Bayern), Marlies Hanschitz (26, Innsbruck) – Laura Feiersinger (19, Bayern), Heike Manhart (19, Südburgenland), Sarah Puntigam (19, Bayern), Laura Prohaska (21, Spratzern) – Conny Haas (25, LUV Graz), Nina Burger (24, Neulengbach). Wechsel: Lisa Makas (19, Spratzern) für Haas (79.), Katja Trödthandl (22, Landhaus) für Burger (90.). Teamchef Dominik Thalhammer.

Portugal: Patricia Morais (19, 1° de Dezembro) – Carole Costa (21, Essen/GER), Kimberly Brandão (27, Western NY), Silvia Rebelo (22, Laura Santos), Regina Pereira (19, Vilaverdense) – Mélissa Antunes (22, Joven Mogege), Claudia Neto (24, Saragossa/ESP), Carla Couto (37, Lazio/ITA) – Ana Borges (21, Saragossa/ESP), Laura Luis (19, Santa Clarita/USA), Andrea Rodrigues (20, Central Florida/USA). Wechsel: Ana Leite (20, Essen/GER) für Rodrigues (46.), Cristina García (21, A-Dos-Francos) für Carla (69.), Carolina Mendes (24, L’Estartit/ESP) fr Laura Luis. Teamchef Antonio Violante.

Alle Fotos von L.E.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.