Niemand hat eine glanzvolle Vorstellung und einen begeisternden Kantersieg von Österreich in Moldawien erwartet. Eher eine mühsame Partie, die man halt irgendwie gewinnen muss. Genauso ist es gekommen. Ein geschenkter Elfer und ein eigentlich irreguläres Tor nach einem Eckball sorgten für einen 2:1-Sieg. In einem Spiel, in dem Gegner Moldawien aber eine deutlich inspiriertere Herangehensweise hatte.
Geduld zeigen gegen ein destruktiv agierendes Team: Das war die Marschroute, die Marcel Koller vor dem Spiel in Moldawien ausgegeben hatte. Dass die Gastgeber erstmals mit dem neuen Teamchef Curtianu antraten und in einem wohl so nicht ganz erwarteten 5-1-2-2 ohne echten Mittelstürmer antraten, hat die Sache nicht erleichtert – grundsätzlich begann das ÖFB-Team aber gut und richtig.
Durchdachter Start des ÖFB-Teams
Denn die Außenverteidiger in der moldawischen Fünferkette – vor allem Ion Jardan rechts – ließen immer wieder gut Raum hinter sich, den ihre Nebenleute nicht richtig schlossen. So kamen die österreichischen Außenspieler immer wieder gut in den Rücken der Kette. Erst sorgte eine Flanke von links für große Gefahr (8.), eine Minute später sorgte eine Flanke, die baugleich von rechts kam, für den (geschenkten) Elfmeterpfiff und das 1:0 für Österreich.
Zudem versuchten es die Gäste mit weiten Seitenwechseln, den moldawischen Verbund zusätzlich auseinander zu ziehen und zweite Bälle am gegnerischen Strafraum gehörten, wie auch schon über weite Strecken beim 1:1 gegen Schweden, sehr oft Österreich.. Risiko-Bälle wurden im Aufbau, vor allem nach der Führung, aber eher vermieden. Bis zur Führung wurde Österreich vom Gegner an der Mittellinie erwartet und dann der Ballführende gedoppelt, nach Alabas Elfmeter-Tor gingen die Moldawier aber schnell deutlich höher die Gegenspieler an.
Moldawien bearbeitet unbesetzte Halbräume
Vor allem zeigte sich immer mehr der Clou hinter Curtianus ungewöhnlicher System-Variante. Vor der Fünfer-Abwehrkette stand ein Sechser (Cojocari), rechts leben ihm spielte Ionita. Der nominell halblinke Achter (Gatcan) aber spielte viel höher als Ionita, oft zwischen den beiden nominellen Stürmern (Dedov und Picusciac, später Sidorenco). Die beiden Achter versuchten, in den Rücken der aufrückenden Baumgartlinger und Alaba zu kommen, während die von außen kommenden Stürmer die Kanäle in den Halbräumen ebenso bearbeiteten.
So zwangen sie die österreichische Viererkette immer wieder zu so sicher nicht geplanten Verrenkungen, was natürlich Räume in Zonen schuf, in denen man als Abwehrkette eigentlich keine Räume schaffen will. So machten Dragovic und Prödl (dessen Trikot-Zupferl den Elfmeter zum 1:1 zur Folge hotte) nicht selten einen ziemlich verwirrten und reichlich unsicheren Eindruck. Ihr Glück war nur, dass die Moldawier nicht gerade die geborenen Vollstrecker vor dem Tor zur Verfügung haben.
Österreich lässt unbesetzte Halbräume ungenützt
Ganz anders ging das ÖFB-Team mit ganz ähnlichen Räumen um. Weil bei den Moldawiern vor allem nach dem Rückstand die Kompaktheit zwischen der Fünfter-Abwehr und dem Mittelfeld davor fehlte, hätte es jede Menge Raum gegeben, in den die Mittelfeld-Außen reingehen hätten können. Arnautovic machte das hin und wieder, während ihn Fuchs hinterlief – die linke Seite von Österreich war die deutlich produktivere. Die rechte mit Klein und dem komplett unsichtbaren Sabitzer war de facto tot.
Man kam leicht hinter die Außenverteidiger, man bekam in den Halbräumen oft ziemlich viel Platz angeboten, aber es fehlte Österreich das Auge oder die Eigeninitiative oder auch die Phantasie, um diese eigentlich eklatanten Schwächen konsequenter anzubohren. Es blieb immer alles Schema-F-artig, ein wenig uninspiriert. Die verordnete Geduld wurde gezeigt, aber mit Geduld alleine ließ sich Moldawien nicht aufreißen.
Wieder nichts aus dem Spiel heraus
So gab es auch, wie schon gegen Schweden, zwar ein optisches Übergewicht mit deutlich mehr Ballbesitz als der Gegner, aber wiederum so gut wie keine ernsthafte, herausgespielte Torchance. Gegen Schweden sorgte ein Elfer für das Tor, in diesem Spiel erneut ein Elfer, ehe aus einem Eckball das (wegen Arnautovic‘ Positionierung praktisch auf den Zehen des sonst exzellenten moldawischen Keepers Cebanu eigentlich irreguläre) 2:1-Siegtor resultierte.
Nach dem Österreich es sich erlauben konnte, die eigenen defensiven Halbräume besser abzudecken und so den Moldawien weniger Raum und auch weniger Gelegenheit zu geben, diese zu bearbeiten. Das hieß aber im Gegenzug: In der Vorwärtsbewegung wurde beim ÖFB-Team deutlich weniger aufgerückt, was es gegen die Fünferkette plus Sechser zusätzlich erschwerte.
Zittern erst zum Schluss
Dennoch: Aufgrund der defensiveren Anlage nach dem 2:1 musste man eigentlich keine wirkliche Angst mehr vor einem Gegentreffer haben, bis sich der bis dahin alles andere als schlecht spielende Marc Janko zehn Minuten vor Schluss zu einer Dummheit provozieren ließ und nach seinem Hieb in Cebanus Rücken völlig zu Recht vom Platz flog.
Was aber weniger ein inhaltlich-taktisches Problem hervorrief, sondern ein nervliches. Im 4-4-1 am Ende (mit Leitgeb vorne und der Mittelfeld-Kette mit Harnik, Baumgartlinger, Ilsanker und Alaba dahinter) wären die Räume an sich gut abgedeckt gewesen und eine gute Pressing-Aktion von Harnik, Leitgeb und Alaba hätte auch beinahe für das 3:1 gesorgt. Aber gerade bei den letzten beiden moldawischen Standards reagierte die pure Panik, nicht doch noch einen reingekugelt zu bekommen.
Fazit: Hauptsache gewonnen
Inhaltlich zeigte sich Moldawien mit dem neuen Teamchef Alexandru Curtianu deutlich inspirierter als die zuweilen etwas gar viel auf die „Geduld“-Vorgabe setzende österreichische Mannschaft. Jeder versucht, so gut wie möglich die mitgegebenen Vorgaben umzusetzen, aber das Kreieren von Torchancen gegen einen grundsätzlich eher defensiv und reaktiv spielenden Gegner fällt extrem schwer.
Immerhin: Die drei Punkte sind da und das ist im Endeffekt alles, was in solchen Spielen zählt. Will man zu einer EM, muss man solche Partien einfach nur überleben, zumal die Tordifferenz ja bei Punktgleichheit ohnehin nicht zählt. Dass Österreich gegen bessere Gegner auch selbst besser spielt, weil man mehr Räume hat und nicht so sehr selbst zur Gestaltung gezwungen ist, ist ja nicht neu.