Es geht nun endgültig in die entscheidende Phase der Frauen-EM und die Favoritinnen sind raus. Frankreich scheitert klar überlegen gegen Dänemark im Elfmeterschießen. Die Däninnen, die in der Qualifikation nur knapp vor Österreich blieben, spielen nun im Halbfinale gegen Norwegen, das ein 3:1 gegen Spanien feierte. Schweden und Deutschland treffen im ersten Semifinal-Spiel aufeinander. Zeit für eine grundsätzliche Diskussion über den Frauen-Fußball an sich.
– „Ich würde gegen Andy Murray kaum einen Ballwechsel gewinnen, mit etwas Glück vielleicht ein Game“ – das sagt Serena Williams, Weltranglisten-Erste im Tennis und Gewinnerin von 17 Grand-Slam-Turnieren. Trotzdem würde niemand auf die Idee kommen, Frauen-Tennis nicht als ganz normalen Teil der Szene anzuerkennen.
– Mirna Jukic holte 2008 Olympia-Bronze über 100m Brust – in 1’07,41 Minuten. Auf Bronze bei den Herren in der gleichen Disziplin hätten ihr damit acht Sekunden gefehlt, in der Männer-Konkurrenz wäre sie mit dieser Zeit 59. von 63 Starten gewesen. Trotzdem kam niemand auf die Idee, diese Medaille deshalb kleinzureden.
– Je nach Strecke und Disziplin verlieren die alpinen Ski-Damen auf ihre männlichen Kollegen auf der gleichen Piste sechs bis zehn Sekunden. Trotzdem wäre der Aufschrei unter den Ski-Fans – und deren gibts hierzulande ja einige – groß, sollte der ORF beschließen, Frauen-Rennen deshalb nicht mehr zu übertragen.
– Weibliche Teams im Beach-Volleyball würden gegen ihre männlichen Kollege kaum einen Ball sehen, aus der Sandkiste geschossen werden. Dennoch bekommen in Österreich die Schwaiger-Schwestern mindestens gleich viel mediale Coverage wie ihre im Verhältnis zur Konkurrenz nur unwesentlich schwächeren Landsleute Doppler/Horst. Findet niemand komisch.
– So richtig arg viele Chancen hätte ein weiblicher Judoka gegen einen männlichen auch nicht. Trotzdem: Gab es deshlab einen Unterschied in der Bewertung der Olympia-Medaillen von Claudia Heill 2004 und Lupo Paischer 2008? War objektiv keiner feststellbar.
– Wenn männliche Biathleten schon im Ziel sind, haben die Frauen üblicherweise noch rund 20 Prozent der Strecke vor sich. Dennoch: In Deutschland sind und waren Magdalena Neuner und Miriam Gössner größere Stars als Arnd Peiffer und Andi Birnbacher.
Gemeckert wird nur beim Fußball
Wirklich über den Unterschied genörgelt, den es zwischen Männern und Frauen in praktisch jedem Sport gibt, bei dem es auf Körperlichkeit ankommt, wird nur im Fußball. Da aber dafür umso heftiger. Viele begnügen sich nicht mit passivem Desinteresse, sondern kommentieren Artikel über Frauen-Fußball mit zum Teil ätzendem Negativismus.
Warum ist das nur beim Fußball so? Vielleicht kriegen wir hier ja eine ersthafte Diskussion zu Stande. Jeder ernst gemeinte Kommentar zum Thema ist willkommen!