Conte über Italiens Fußball: „In anderen Ländern verfolgt man Projekte, hier diskutieren wir über Schiedsrichter!“

Juventus Turin ist gegen Bayern München im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Nach dem 0:2 im Hinspiel in München machte der italienische Meister im Rückspiel viel Druck, aber mit dem 0:1 nach einer Stunde war die Aufstiegsfrage endgültig geklärt und das 0:2 in der Nachspielzeit war nur noch Kostmetik.

Zu diesem Rückspiel gibt’s von unserer Seite keine taktische Analyse, sondern die Worte von Juventus-Coach Antonio Conte in der Pressekonferenz. Wo er mit einer nüchternen Brutalität offene Worte zum Zustand des italienischen Fußballs fand, wie sie in anderen Ländern auch nicht schaden würden.

„Leider ist die Situation folgende: Ich sehe keine Möglichkeit für irgendeine italienische Mannschaft, in den nächsten Jahren die Champions League zu gewinnen. Es hat sich ein ganz enormes Loch aufgetan.

Ich muss lachen, wenn ich höre, dass man mit zwei, drei Verstärkungen die Champions League gewinnen könnte. Der italienische Fußball ist stehen geblieben und das muss allen klar werden. In anderen Ländern investiert man und verfolgt Projekte, hier diskutieren wir über Schiedsrichter und über die Frauen, mit denen die Spieler ausgehen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle gemeinsam den italienischen Fußball ändern müssen. Und wenn ich sage ‚alle gemeinsam‘, dann meine ich uns, die Klubs, die Tifosi, die Medien, die verschiedensten Institutionen. Ansonsten bewegen wir uns nicht vom Fleck. So ist die Lage, und es ist besser, der Wahrheit ins Auge zu blicken als uns in die Tasche zu lügen.

Wir sind an dem Punkt angelangt, den ich mir erwartet habe. Ich hatte nicht mehr und nicht weniger gehofft. Wir müssen uns eingestehen können, wenn wir distanziert wurden. Es ist sicherlich noch viel Arbeit zu tun. Wenn man Geld hat, kann man kaufen und gewinnen. Wenn nicht, braucht man Geduld. Es braucht Zeit, um sich in Europa entwickeln zu können, aber das wussten wir vorher.

Ich habe den Burschen gratuliert, weil sie etwas wichtiges vollbracht haben: Sie haben es geschafft, unter die letzten Acht in der Champions League zu kommen, zwei Jahre, nachdem wir nicht einmal in der Europa League waren, das ist außergewöhnlich. Man muss erkennen können, wenn man auf eine Mannschaft trifft, die einfach besser ist.“

– Antonio Conte, 10. April 2013

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.