Major League Soccer | Finale 2012
Home Depot Center, Los Angeles, 1. Dezember 2012
Los Angeles Galaxy - Houston Dynamo
3-1
Tore: 60' O. Gonzalez, 65' (p) Donovan, 90' (p) Keane bzw. 44' Carr

Schlecht gespielt, trotzdem gewonnen – und nach dem Titel zerfällt L.A. Galaxy

Beckham geht, Donovan hört vermutlich auf, Mittelfeld-Staubsauger Juninho muss wahrscheinlich zurück nach Brasilien, und auch Team-Besitzer Anschutz hatte seinen Rückzug bekannt gegeben – für die „Generation Beckham“ bei den L.A. Galaxy war das Endspiel um die MLS-Meisterschaft gegen Houston der letzte Auftritt. Viel hat man dabei aber nicht getan, um ein extrem schwaches Spiel letztlich dennoch nicht unverdient 3:1 zu gewinnen.

Los Angeles Galaxy – Houston Dynamo 3:1 (0:1)

Schon letztes Jahr trafen sich diese beiden Teams im Endspiel um die MLS-Meisterschaft, da hatten die L.A. Galaxy mit 1:0 die Oberhand behalten. Im Laufe dieser Saison zeigte sich aber immer mehr, dass das verhältnismäßig alte Team seinen Zenit überschritten hatte. Beckham ist mittlerweile 37 Jahre alt, Landon Donovan wirkte überspielt (weshalb er nun sogar das Karriere-Ende überlegt), Robbie Keane legte erst nach der EM so richtig los. Und dann kam auch noch Christian Wilhelmsson, der überall wo er war den Eindruck größtmöglicher Ineffektivität hinterließ. Mit 12 Niederlagen in den 34 Spielen stolperte man in die Play-Offs, wo sich die Routine dann doch bezahlt machte.

Wilhelmsson – eine Katastrophe

Die Ähnlichkeit der Spielanlagen der beiden Teams bedeutete weitgehende Neutralisation: Sowohl Bruce Arena von den Galaxy als auch Greg Kinnear von Houston lassen in einem flachen 4-4-2 spielen, in dem es im Zentrum jeweils einen Ballverteiler gibt (Beckham bzw. Clark). Weil Becks aber auch im gesetzten Alter noch deutlich besser ist als der in Deutschland kläglich gescheiterte Clark, war Houston noch mehr auf die Flügel angewiesen. So wurde das Spiel in erster Linie von den Duellen an den Außenbahnen bestimmt.

14 angekommene Pässe in 74 Minuten: Wilhelmssons Leistung war eine Gemeinheit.

Houston zog sich von Beginn an weit zurück und überließ den Hausherren das Spiel, die Pässe von Beckham von der Zentrale aus waren wegen der geschlossenen Mitte ohne echte Wirkung. Auf der rechten Seite spielte Wilhelmsson sehr viel Alibi, vermied Zweikämpfe mit Corey Ashe und brachte nichts Konkretes vor das Tor. Im Gegenteil: Die wenigen Pässe, die er doch spielte, gingen nach hinten, nahmen das Tempo aus dem Spiel oder landeten, oft extrem schlampig gespielt, gleich beim Gegner.

Auf der anderen Seite zeigte Mike Magee deutlich mehr Zug zum Tor und versuchte durch relativ frühes Einrücken, Houston-RV Sarkodie aus der Position zu ziehen bzw. dessen relativ progressives Stellungsspiel zu nützen. So kam auch die einzige echte Torchance der Galaxy vor der Pause zu Stande, Donovan schob den Ball völlig freistehend aber am Tor vorbei.

Houston: Behäbig, aber effizient

Das Tempo des Spiels war erschreckend niedrig, die Passgenauigkeit ebenso – aber Houston war das augenscheinlich nicht ganz unrecht. Auch die „Orange Crush“ agierten behäbig und zuweilen schlampig, aber eiskalt vor dem Tor: Kurz vor der Pause wurde Calen Carr von Moffat in den Rücken des Galaxy-Verteidigers Meyer geschickt, ehe er zum 1:0 verwertete. Ein Tor, das sich nicht angekündigt hatte, aber die gerechte Strafe für eine ziemlich schwache Leistung der Galaxy war.

Die sich auch nach der Pause zunächst nicht besserte. Im Gegenteil: Houston stand nun höher, attackierte früher und versuchte, das zweite Tor zu suchen um den routinierten Gegner gar nicht erst wieder zurück ins Spiel zu lassen. Seltsamerweise zeigten die Galaxy überhaupt keine Eile, ja, nicht einmal wirkliches Interesse daran, einen Gang höher zu schalten und auf den Ausgleich zu gehen.

Null Kreativität bei den Galaxy

Es gab auch keinen, der das Spiel an sich riss. Beckham versuchte es zwar, und wie man das von ihm gewohnt ist, gab es auch nur Pässe nach vorne. Doch fehlte es komplett an einem Bindeglied zwischen den beiden Viererketten und den beiden Stürmern vorne – sodass die Galaxy schon nach 50, 55 Minuten anfingen, die Bälle nur lang und weit nach vorne zu dreschen und darauf zu hoffen, dass Donovan und Keane schon etwas damit anfangen. Es spricht auch nicht gerade für Houston, dass dieser Plan nach einer Stunde sogar aufging: Keane holte mit einer feinen Einzelleistung eine Ecke heraus, in deren Folge Omar Gonzalez seine Kopfball-Stärke ausspielte und das 1:1 besorgte.

Houston wirkte davon durchaus geschockt, und keine fünf Minute später kam es bei einem Beckham-Freistoß zu einem ziemlichen Durcheinander in der Dynamo-Abwehr, in dem Clark den Ball an die Hand bekam – Elfmeter. Landon Donovan machte seinen eher peinlichen Fehlschuss aus der ersten Hälfte gut und verwandelte sicher zum 2:1.

Null Kreativität bei Houston

Bei Houston stellte Greg Kinnear um. Erst musste Torschüten Calen Carr, dessen gute Laufwege die Galaxy-Abwehr immer wieder verunsicherten, verletzungsbedingt raus; dann löste er die Viererkette auf und brachte mit Brian Ching einen neuen Stürmer. Damit stellte er auch auf ein 3-5-2 um, das er aber nicht zum Funktionieren bekam.

Schon zuvor war die einzige Gefahrenquelle von Houston Brad Davis auf der linken Seite. Vom hochgelobten Oscar Boniek auf der rechten Außenbahn kam gar nichts, der war absolut unsichtbar. Die Zentrale war mehr damit beschäftigt, Beckham auf den Füßen zu stehen, als etwas nach vorne zu machen. Nun stand Davis im neuen System auf der Zehn, während Kandji (der für Carr gekommen war) auf der linken Seite stand – nominell. Denn auch er orientierte sich sehr zentral, wodurch Houston die Breite fehlte.

Und so auch praktisch gar nicht mehr in die Position kamen, doch noch den Ausgleich zu erzielen. Das Kreativitäts-Defizit wurde überdeutlich, und als Keane bei einem Konter in der Nachspielzeit von Houston-Goalie Hall gelegt wurde und der Gefoulte den Elfmeter zum 3:1 verwandelte, war der Deckel drauf.

Fazit: Ein schreckliches Spiel, in dem die weniger schwache Mannschaft siegt

Das Finale vor zwei Jahren war hochinteressant, jenes aus der letzten Saison spannend und dramatisch – aber, ohne lange drumherum zu reden, dieses Spiel war schlicht und einfach fürchterlich. Das Tempo war inexistent, Kreativität nicht vorhanden, das Passspiel schlampig und Ideen gab’s de facto keine.

Als die Galaxy nach dem Rückstand etwas machen musste, fiel dem Team nicht viel mehr ein als 50-Meter-Bälle in die ungefähre Richtung von Donovan und Keane. Als Houston nach dem 1:2 etwas machen musste, machte man sich das Spiel selbst eng und es damit dem Gegner leicht. Ein Eckball und zwei (korrekte) Elfmeter reichten den Galaxy, um als weniger schlechte Mannschaft 3:1 zu siegen.

Unübersehbar aber, dass diese Mannschaft am Ende ist und, so hart das klingt, rechtzeitig zerfällt. So läuft man nicht in Gefahr, sich als Altherren-Combo mit einer schlechten Saison das Image zu verhageln, sondern geht mit dem zweiten Titel in Serie.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.