Warum spielt der Sieger des Asien-Challenge-Cups für Fußballzwerge beim Asiencup mit? Denn der Auftritt von Indien war einfach nur peinlich, Australien kam mit halber Kraft zu einem viel zu knappen 4:0. Eine starke Leistung bot danach Südkorea, das 2:1 gegen Bahrain drückt die Kräfteverhältnisse ebenfalls nicht aus.
Australien – Indien 4:0 (3:0)
Es war vor dem Turnier schon klar, dass die über ein eigenes Qualiturnier asiatischer Fußballzwerge qualifizierten Inder das schwächste Team des Asiencups sind. Aber dass die Mannschaft aus dem Land mit dem Milliardenvolk so dermaßen weit weg von jeder Konkurrenzfähigkeit ist, zieht bis zu einem gewissen Grad die Glaubwürdigkeit des ganzen Turniers nach unten. Der englische Teamchef Bob Houghton stellte sein Team in einem unbeweglichen 4-4-2 auf’s Feld. Die Außenpositionen wurden dabei aber de facto nicht eingenommen – alles drängte sich in die Mitte, sodass Carney und Wilkshire auf Seiten der Australier ins Mittelfeld aufrückten konnten, ohne gehindert zu werden; und auch Holman und Emerton waren wohl erstaunt über den Platz, den ihnen die indischen Außenverteidiger gewährten.
Auch die Australier traten in einem 4-4-2 an, sie machten das Spiel aber naturgemäß sehr breit und kamen konsequent über die Außen. Dafür deckten die Inder konsequent den Mittelkreis ab – dort, wo mit Culina und Jedinak die beiden von Haus aus unkreativsten Australier standen und nach hinten kaum etwas machen mussten. Die Australier gingen nicht mal Vollgas, aber schon damit kamen die Inder nicht mit. Sie waren oft meterweit von ihrem Gegenspieler entfernt, gingen nicht in die Zweikämpfe, ließen Räume ohne Ende. Und kamen die Flanken von Holman bzw. Emerton, fühlte sich in der Mitte keiner bemüßigt, die Australier am Kopfball zu hindern.
Andereseits aber ließen sich die Außenverteidiger von Cahill und Kewell immer wieder aus der Position ziehen, wodurch im Zentrum wiederum massive Räume entstanden. Die Socceroos hatten einen Riesenspaß und das 3:0 für die Favoriten zur Pause schmeichelte den Indern ganz enorm. Wären die Australier in ihrem Überschwang nicht permanent ins Abseits gelaufen, hätte es zweifellos schon sechs oder sieben Tore gegeben.
Nach der Pause schaltete das Team des deutschen Weltenbummlers Holger Osieck (also, die Australier) noch einen Gang zurück, das 4:0 gelang ihnen noch. Damit gab man sich dann zufrieden – schließlich ist die Tordifferenz irrelevant, es zählt der direkte Vergleich. Und der wird bei diesen beiden Teams nicht entscheidend werden.
Fazit: Im Grunde ein völlig uninteressantes Spiel, weil die Australier selbst im Schongang um drei Klassen stärker waren. Eine Beurteilung der wahren Leistungsstärke der gegenüber der WM kaum veränderten Socceroos ist nach diesem Spiel natürlich nicht möglich. Die Inder waren absolut heillos überfordert und haben sportlich überhaupt nichts bei einem solchen Turnier verloren. Teams wie Liechtenstein oder die Färöer wären gegen Indien, nach den Erkenntnissen dieses Spiels, beileibe kein Außenseiter. Ganz ernsthaft.
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Südkorea – Bahrain 2:1 (1:0)
Konsequent über die Außen – so legte Turnierfavorit Südkorea (4-2-3-1) das Spiel gegen Bahrain (4-1-4-1) an. Vor allem Cha Du-Ri marschierte von Beginn an nach vorne, dass es nur so eine Freude war. Der bemitleidenswerte Abdulrahman machte gegen Cha überhaupt keinen Stich und viel besser sah Bahrain-LV Al-Hooti auch nicht aus. Beinahe im Minutentakt flogen die Flanken in den Strafraum. Auf der anderen Seite war Lee Young-Pyo nicht so auffällig, wiewohl ihm von Park Ji-Sung die Bühne dafür durchaus auch bereitet wurde: Der Star von Manchester United ging immer wieder nach innen und zog so Bahrain-RV Omar aus der Position, zudem hatte so Baba (und nach dessen früher Verletzung Ersatzmann Rakea) die Mammut-Aufgabe, neben Park auch Koo Ja-Cheol aufpassen zu müssen. Letzterer spielte in der offensiven Zentrale und ging immer wieder steil in die Spitze.
Was wiederum die nominelle Solo-Spitze Ji Dong-Won dazu verleitete, gerne auf die linke Seite zu gehen und selbst für die Flanken zu sorgen, um Park Ji-Sung und Koo Ja-Cheol in der Mitte zu bedienen. Kurz gesagt: Bahrain kam hinten mächtig ins Schwitzen und hatte kaum Gelegenheit, sich wirklich nach vorne zu bewegen. Und waren die Spieler von der Wüsteninsel doch einmal im Ballbesitz, pressten die Koreaner sofort und der Ball war wieder weg. Selbst spielte Bahrain aber nur halbherziges Pressing, wenn überhaupt: Die Koreaner wurden 35 Meter vor dem eigenen Tor erwartet. Dass der Favorit nicht schnell klar in Führung lag, hatte Bahrain vor allem der körperlich starken und umsichtigen Innenverteidigung mit Marzooqi und Kapitän Meshkhas zu verdanken.
Erst als Koo Ja-Cheol bei einem seiner Läufe in die Spitze durch die beiden durchgehen konnte und der Ball ankam, fiel kurz vor der Pause doch noch das schon längst überfällige 1:0 für die Koreaner. Die auch nach dem Seitenwechsel mit ihrem hohen Tempo und der hohen Flexibilität innerhalb ihres Systems das Team aus Bahrain ziemlich beschäftigten. Und schnell das 2:0 nachlegen konnten: Ein scharfer Flatterball von Cha Du-Ri (der vor Tatendrang weiterhin nur so sprühte) konnte von Bahrain-Goalie Mansoor nur kurz nach vorne abgewehrt werden, wiederum stand Koo Ja-Cheol goldrichtig und drosch den Ball über die Linie.
Mit dem zweiten Tor im Rücken lehnten sich die Koreaner nun ein wenig zurück, der Druck ließ etwas nach und Bahrain konnte das umgehend nützen, um eine höhere Verteidigungslinie herzustellen, zudem zeigte ihre robuste Spielweise (vor allem Park Ji-Sung wurde ziemlich abgeklopft) ein wenig Wirkung. Dennoch: Chancen aus dem Spiel heraus blieben absolute Mangelware und die Koreaner zeigten mit kleinen Drehungen an der Daumenschraube immer wieder, dass sie jederzeit könnten, wenn sie nur wollten. Auch Umstellungen innerhalb des Systems seitens des Bahrain-Teamchefs Salman Sharida (mit Ayyad ein neuer RV statt Abdulrahman, dafür ging Omar ins Mittelfeld und Abdullatif auf die linke Seite) als auch seine Maßnahme, mit Al-Dakeel (statt Abdullatif) einen zweiten Stürmer zu bringen, fruchteten aus dem Spiel heraus nicht.
Dass die Koreaner tatsächlich am Ende noch ein wenig in Bedrängnis kamen, liegt ein einer Unachtsamkeit in der Abwehr – Innenverteidiger Kwak wusste sich gegen den Richtung Tor stürmenden Al-Dakeel nur mit einem Rempler zu helfen – die einen berechtigten Elfmeter nach sich zog. Dass der omanische Schiedsrichter den Übeltäter allerdings wegen einer vermeintlichen Notbremse auch noch vom Platz stellte, war überzogen.
Nach dem von Aaish verwandelten Elfer zum 1:2 aber spielten die Koreaner (nun in einem 4-4-1 mit Yeom als Solo-Spitze) ihre internationale Erfahrung und Park Ji-Sung seine Führungsqualitäten aus. Er nahm das wackelnde Spiel seiner Mannschaft nun in die Hand, bot sich viel an, hielt Bälle und gab die Richtung vor. Womit der Sieg auch über die Zeit gerettet wurde.
Fazit: Die Koreaner waren die in allen Belangen bessere Mannschaft und gewinnen hochverdient. Dass es am Ende noch einmal eng wurde, lag einzig an der in den letzten 20 bis 30 Minuten etwas laxeren Gangart und der Tatsache, dass nicht vorher schon alles klar gemacht wurde. Für Bahrain war realistischerweise nicht mehr möglich, zu limitiert war das Spiel nach vorne, zu lange hielt nur die starke Innenverteidigung das Ergebnis offen bzw. immerhin knapp.
Südkorea ist zweifellos neben Japan die bisher beste Mannschaft des Turniers, jene aus Australien kann nach dem eher sinnlosen Trainingsspiel gegen Indien noch nicht wirklich bewertet werden. Aber sie als stark genug zu betrachten, um für Bahrain eine Nummer zu groß zu sein, ist keine gewagte Prognose.
(phe)