Milito und die Mourinho-Rolle

Inter Mailand holt sich mit einem souveränen und nie gefährdeten 3:0-Erfolg über das kongolesische Überraschungsteam TP Mazembe den Titel bei der Klub-WM. Neben der deutlich höheren Klasse führt vor allem ein Schachzug von Benítez zum Sieg: Milito darf wieder in seiner Mourinho-Rollen agieren.

Inter Mailand - TP Mazembe 3:0

Inter war natürlich der klare Favorit, und entsprechend stellte sich das Spiel auch von Beginn an dar: Mazembe stand tief und erwartete das Team von Rafa Benítez weit hinter der eigenen Mittellinie. Inter fiel zunächst nicht allzu viel anderes ein als sich den Ball in der Defensive hin- und herzuschieben. Allzu viele Löcher gewährten die Kongolesen in ihrem schon gewohnten 4-1-4-1 nicht. So war auch das Tempo in den Anfangsminuten äußerst überschaubar. Ehe Inter für einmal mit einem weiten Ball das Spiel schnell machte, und Pandev sich gegen den zu spät kommenden Mihayo durchsetzen konnte – das 1:0 für den Favoriten in der 13. Minute.

Auffällig bei Inter: Diego Milito durfte wieder in jener Rolle spielen, in der er unter Mourinho in der Rolle des Quasi-Spielmachers in der Sturmzentrale spielen. Er lief hier sehr viel, schloss Lücken und setzte seine nach innen ziehenden Stürmerkollegen Eto’o und Pandev immer wieder gut ein, band zudem Abwehrspieler und gewährte dadurch den Außenstürmern und auch den aufgerückten Außenverteidigern Räume.

Mazembe musste nun natürlich ein wenig aufrücken und auch aufmachen. Bei Ballgewinn rückten die Afrikaner schnell mit sieben Mann auf, um die Inter-Defensive so unter Druck setzen zu können. Vergeblich: In der 17. Minute setzte sich Milito auf der linken Seite durch und flankte den Ball zurück zur Strafraumgrenze zu Eto’o – der Kameruner war völlig frei, weil die Mazembe-Abwehr sich näher zum Tor orientiert hatte. Das 2:0 spielte Inter natürlich in die Hände, und Milito hätte ganz alleine auf Mazembe-Goalie zulaufend in der 24. Minute schon das 3:0 erzielen können. Hätte.

Inter schaffte es im 4-3-3 durch geschicktes Stellungsspiel, praktisch in jedem Bereich des Feldes eine Überzahl herzustellen, bzw. die Räume extrem eng zu machen. Die Außenverteidiger Maicon und Chivu rückten viel auf (vor allem Maicon), Thiago Motta wetzte als zentraler (grundsätzlich defensiver) Box-to-Box-Midfielder rauf und runter, Zanetti und Cambiasso verschoben viel, halfen den Außenverteidigern – und die drei Stürmer leisteten viel Defensiv-Arbeit. Gegen den Ball brachte Inter blitzschnell alle Mann hinter selbigen und drückten die Entfernung zwischen vordestem Stürmer und Innenverteidigung oftmals auf weniger als 30 Meter.

Durch die nun deutlich defensivere Spielweise der schon 2:0 führenden Europäern fehlte es Mazembe schilcht und einfach an der Klasse, sich konstruktiv und gefährlich vor das Inter-Tor zu spielen. Was den Nerven sichtlich nicht gut tat und gegen Ende der ersten Hälfte die Gangart um einiges rauer werden ließ.

Mazembe fehlen die Mittel

In der Halbzeit brachte Mazembe-Coach Lamine N’Diaye mit Mukok Kanda einen Stürmer für Mittelfeld-Mann Kasongo; der Neue reihte sich in offensiverer Rolle in die Mittelfeld-Kette ein, spielte somit eher eine hängende Spitze als einen echten zweiten Zentrumsstürmer. Nachhaltigen Effekt blieb diese Umstellung aber schuldig: Inter spielte die Partie recht trocken herunter, ließ die Kongolesen weiterhin kaum zu Chancen kommen und kamen so auch kaum einmal in echte Gefahr. Bezeichnenderweise hatte der aufgerückte Innenverteidiger Mihayo mit einem Weitschuss die erste halbwegs nennenswerte Torchance für Mazembe.

Benítez stellte im Laufe der zweiten Hälfte zweimal innerhalb seines Systems um: Zanetti rückte in die LV-Position zurück, als Stankovic für Chivu kam; später ersetzte Jungspund Biabiany den fleißigen Milito. Das hieß, dass Eto’o in die Mitte rückte und Pandev auf die linke Seite. Und nachdem Biabiany in der 85. Minute mit einer technisch äußerst sehenswerten Aktion das 3:0 für Inter erzielte, war das natürlich die endgültige Entscheidung.

Fazit: Inter in allen Belangen besser

Kaum darf Milito wieder in seiner Mourinho-Rolle spielen, läuft das Spiel von Inter Mailand – wobei in diesem Spiel natürlich nicht nur die konzentrierte Leistung und das gut umgesetzte taktische Grundkonzept von Inter zum souveränen und nie auch nur im Ansatz gefährdeten 3:0-Sieg führten, sondern in erster Linie natürlich die deutlich höhere individuelle Klasse. Die beiden guten Spiele und der Titel bei der Klub-WM haben Rafa Benítez seinen Posten wieder etwas sicherer gemacht. Und die Kongolesen sollten sich über das Finalresultat nicht grämen – alleine das Erreichen des Endspiels ist für den afrikanischen Fußball im Allgemeinen und für TP Mazembe im Speziellen schon ein sensationeller Erfolg.

(phe)

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.