Basel vermeidet Ungerechtigkeit

Letze Woche gab es das Duell Erster gegen Zweiter in Österreich – Grund genug für uns, eine Woche später eben dieses Spiel in der Schweizer Liga zu betrachten. Und nein, hier geht’s nicht um den Tennisball-Angriff der Basel-Fans. Sondern um das, was in den 90 Minuten danach passierte...

Luzern - Basel 1:1

Eigentlich ist Luzern ja das offensivstärkste Team der schweizer Super League. Und als solches war die Mannschaft von Coach Rolf Fringer auch wochenlang an der Tabellenspitze gelegen, ehe zuletzt die Resultate ein wenig nachließen und mit dem FC Basel von Trainer Thorsten Fink der haushohe Titelfavorit vorbeiziehen konnte. Nun kam es auf der Gersag im Luzerner Vorort Emmenbrücke – ein neues Stadion in Luzern ist nächstes Jahr bezugsfertig – zum Spitzenkampf, Zweiter gegen Erste.

Angesichts der Tatsache, dass Luzern in den letzten Partien gegen Basel recht viele Tore kassiert hatte, setzte Rolf Fringer diesmal auf ein recht rigides Defensivkonzept – drei Innenverteidiger (Puljic, Kibebe und Veskovac), und davor gleich drei Sechser, die auf die Offensivkräfte von Basel aufpassen sollten – Lustenberger aug Shaqiri, Zverotic auf Stocker, und Renggli auf die hängende Spitze Frei. Für die Flanken waren bei den Gastgebern praktisch komplett die beiden nominellen Außenstürmer im 3-3-3-1 zuständig, aber Gygax (gegen Safari) und Ferreira (gegen Inkoom) wurden von den starken Außenverteidigern der Basler so sehr beschäftigt, dass die Offensive der Luzerner praktisch nur auf Hakan Yakin und Sturmspitze João Paiva beschränkt war.

Andererseits kam der Tabellenführer aus Basel gegen diese doppelte Dreierkette im Zentrum überhaupt nicht durch, so waren die Basler auf ihre starken Außenverteidiger angewiesen. Safari und vor allem Inkoom wetzten nach vorne, dass es nur so eine Freude war. Doch selbst, wenn sich gegen Ferreira und Gygax durchgesetzt hatten, warteten immer noch Lustenberger und Zverotic, und dann noch die kompromisslose IV-Kette der Luzerner. Chancen waren Mangelware, das Spiel plätscherte recht ereignisarm vor sich hin und die größten Aufreger waren keine Torchancen, sondern ein fieser Tritt von Stocker gegen Veskovac und eine Tätlichkeit von Abraham gegen Paiva. Ersteres wurde mit Gelb geahndet, Letzteres gar nicht.

Basel-Coach Thorsten Fink vertraute auf sein gewohntes 4-4-1-1. Im zentralen Mittelfeld kümmerte sich Huggel vornehmlich um Hakan Yakin und Gilles Yapi war der Quarterback, der sich oft auch zwischen die nicht selten weit aufrückenden Innenverteidiger fallen; bzw. sich von den beiden flankieren ließ. Durch das Zentrum konnte es nur über hohe Bälle gehen, sodass die Flügel gefragt waren. Hier gab es aber gegen die in eigener Hälfte in massiver Überzahl auftretenden Luzerne kein Durchkommen. Somit ging es mit einem logischen 0:0 in die Halbzeitpause.

Luzern - Basel 1:1 (2. Hälfte)

Fringer muss erkannt haben, dass er Basel zwar im Deadlock hatte, so aber bestenfalls ein 0:0 herausspringt. Da Luzern aber hinter Basel liegt und im Heimspiel tunlichst gewinnen sollte, stellte er auf ein 4-1-4-1 um. Yakin ging in die Spitze, dafür blieb der nicht ganz fitte Paiva für Burim Kukeli in der Kabine. Von der Idee her war diese Maßnahme richtig, aber es krankte ein wenig am Personal. Denn die gelernten Sechser Renggli und Kukeli, die nun die zentralen Positionen in der Mittelfeldkette einnahmen, sind keine Gestalter – und der gelernte Innenverteidiger Veskovac, der jetzt den Sechser gab, schon gar nicht. So bewachten drei Mann in der Mitte die ohnehin defensiven Huggel und Yapi, dafür waren die Flanken plötzlich offen wie ein Scheunentor.

Denn hatten die Basler Flügelspieler in der ersten Halbzeit oft drei Gegenspieler auf sich kleben, war das Verhältnis nun auf beiden Seiten zwei gegen zwei – also Safari/Stocker gegen Gygax/Zverotic auf der linken Basler Angriffsseite und Inkoom/Tembo gegen Ferreira/Lustenberger auf der anderen. Die Crux für Luzern: Gygax und Ferreira sind Flügelstürmer, die mit der Defensive ihre Probleme haben. Basel übernahm nun also logischerweise von den Flanken aus komplett das Kommando über das Spiel und kam zu diversen Chancen.

So war es dem Spielverlauf völlig konträr, als Luzern aus einem Konter in der 66. Minute durch Ferreira mit 1:0 in Führung ging. Yakin legte von der Grundlinie aus zurück, von hinten kam Ferreira angestürmt, und Basel-Goalie Costanzo hatte keine Chance. Thorsten Fink reagierte umgehend und nahm seinen schwedischen Linksverteidiger Behrang Safari vom Platz, statt seiner sollte nun Scott Chipperfield für noch mehr Dampf über die linke Seite sorgen.

Kurz danach kam mit Federico Almerares auch ein Mann für’s zentrale Offensive Mittelfeld statt Beni Huggel, den es in der Defensive nun schlicht nicht mehr brauchte – auch, weil sich bei Luzern mit der Führung im Rücken Kukeli etwas fallen ließ und die Gastgeber somit in einem 4-2-3-1 weiterspielten. Die Basler warfen in der Schlussphase alles nach vorne, hatten einige Halbchancen – auf der anderen Seite hätte Renggli in der 86. Minute alles klar machen müssen, Costanzo parierte sensastionell.

So dauerte es bis zur 93. Minute und der buchstäblich allerletzten Situation, ehe Almerares den Ball doch noch zum hochverdienten 1:1 im Luzerner Tor unterbringen konnte – einmal hatte die Defensive nicht aufgepasst, einmal rutschte ein Ball durch, einmal war ein Basler ungedeckt. Und schon war der Ball drin.

Fazit: Ein Luzerner Sieg wäre nicht korrekt gewesen

Rolf Fringer konnte mit seinem Würgegriff in der ersten Halbzeit das Spiel des FC Basel zwar ersticken – sein sonst sehr offensives Team zeigte, dass es auch das kann – aber so war der Spitzenreiter nicht zu besiegen. Mit der Umstellung hat sich der Luzern-Coach allerdings insofern vertan, dass Basel den Platz auf den Seiten massiv ausnützte und im Zentrum mindestens ein Spieler zu viel stand.

Dass Luzern dennoch beinahe gewonnen hätte, ist in erster Linie der Unfähigkeit der Basler zu verdanken, aus der Überlegenheit an den Flanken wirklich etwas Gefährliches vor das Tor zu bringen. So war es letztlich der pure Wille, der noch den hochverdienten Ausgleich besorgte.

(phe)

PS: Thomas Prager, Österreicher in Diensten des FC Luzern, kam in dieser Partie ausnahmsweise mal nicht zum Einsatz. Üblicherweise kommt er immer etwa eine Viertelstunde vor Schluss ins Spiel.

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Über Philipp Eitzinger

Journalist, Statistik-Experte und Taktik-Junkie. Kein Fan eines bestimmten heimischen Bundesliga-Vereins, sondern von guter Arbeit. Und voller Hoffnung, dass irgendwann doch noch alles gut wird.