Nach 78 Minuten wurde Matthias Sammer ausgewechselt. Enttäuscht vom aussichtslosen Spielstand von 0:3 ließ er sich auf einer Erste-Hilfe-Box nieder. Innerhalb von Sekunden saß ein Mann mit Fotographen-Leibchen neben ihm. „Sach ma, willste nich zu Bayer Leverkusen kommen?“ Es war kein Fotograph, sondern ein als solcher getarnter Scout des Bundesligisten, eingeschleust von Bayer-Manager Reiner Calmund. Alle anderen Beobachter der westdeutschen Vereine saßen derweil auf der Tribüne und waren damit schon im Hintertreffen.
Diese Szene, die Calmund und Sammer kürzlich in einer Sky-Doku bestätigten, zeigt nur, unter welch ungewöhnlichen Umständen das letzte Qualifikation-Spiel der DDR zur WM 1990 im Wiener Prater ablief, sechs Tage, nachdem die Mauer gefallen war. Das 0:3 sollte das letzte Pflichtspiel der Verbandsgeschichte werden. Es ist 25 Jahre her.